31.10.2022

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 Abbildungserklärungen - Oben links: keltisches Relief (trifrons) aus einer franz. privaten Sammlung; Kalkstein, Höhe 21 cm. - Unten links: Dreigesicht im Zwickauer Mariendom, einmal als Deckengewölbe-Schlussstein und einmal als Eckstein außen. - Mitte: Der Autor G.Hess mit dem Dreigesichterkopf von Glejbjerg bei Ribe. - Oben rechts; die Dreierspirale wie sie auf der Wand der Heiligen Kammer im Ganggrab von Newgrange, Irland (um 3.150 v.0) zu sehen ist. - unten rechts: Keltischer Dreikopf-Altar von Reims, 1. Jh. n.0. (Espérandieu Nr. 3652), 44 cm hoch.

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Das Dreigesicht am Zwickauer Dom, der im 12. Jh. erbaut wurde, als sich der Kirchenchristismus im gemeinen Volk noch keineswegs durchgesetzt hatte, darf als altgläubiges bzw. heidnisches Symbol betrachtet werden. Die offiziellen Erklärungen verschweigen den zugehörigen Bildkontext ! Da ist von kirchlicher Seite zu lesen: „Das Dreigesicht am Zwickauer Dom hat Seltenheitswert. Es stand im Mittelalter für die Heilige Dreifaltigkeit Gottvater, Gottsohn und Gott heiliger Geist.“ Tatsächlich aber wurde das Relief als Mittelspross eines Baumes dargestellt, nämlich der Metapher der Heidenbaumes, dem rundum die Äste abgesägt worden sind und der mithin keine Chance hat weiterzuranken, weiter zu leben.

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Der vatikanisch-katholische Christismus ist eine Pflanze die im Wesentlichen auf dem Dung des fanatischen Rabbiners Schaul-Paulus in den hellenistisch-römischen Metropolen Alexandrien und Rom, im Zeitraum der ersten zwei Jahrhunderte n.0, gezüchtet wurde, aber zwangsläufig auch manche Mainstream-Substanzen ihrer Entstehungszeiten aufnahm. Dazu gehören die griechisch-platonisch-pythagoreische Seelenlehre, die indogermanische Trinitätslehre, die immer im Widerstreit mit dem ägyptisch-hebräischen bzw. echnatonisch-mosaischen Monotheismus stand. Dass die Geschehnisse und Dinge der Kosmogonie nicht allein aus einer einzigen Urkraft erklärt werden können, vielmehr einem Zusammenspiel mehrerer Kräfte zu verdanken sind, lehrten über etliche vorchristischen Jahrtausende zahllose Weisheitslehrer und Religionsgründer. Die Niederschläge der indogermanischen Trinitätslehre finden wir in Form vom Artefakten und Quellenzeugnissen von Indien bis Island; auch im alten Ägypten. Der Dreierwirbel, auch Triskele geheißen, findet sich schon in der nordischen Steinzeit, beispielsweise auf der Wand der heiligen Kammer im Ganggrab von Newgrange, Irland. Die Anlage wurde um 3.150 v.0 erbaut. Sie ist eine der weltweit bedeutendsten Großsteinanlangen.

Ein Kenner der Materie schreibt darüber (Airell Viros Pendragon de Stadelov, „Indoeuropäische Literaturgeschichte. Das indoeuropäische Erbe in Literatur & Mythologie Teil VII: Die indoeuropäische Trinität“, 2014): „Die göttliche Triade ist eines der ältesten Motive in der indoeuropäischen Religions- & Literaturgeschichte. Triaden ziehen sich seit Jahrtausenden wie ein roter Faden durch fast alle indoeuropäischen Kulturen. Aber nicht nur in religiösen Belangen sondern auch in vielen Gesellschaftsordnungen. Doch die Kelten trieben den Trinitätsgedanken, wie es kein anderes Volk getan hat, weit über die Spitze hinaus.“ Der Autor übertreibt an dieser Stelle: „Über die Spitze hinaus“ trieben es die Kelten zwar keineswegs, aber aus ihrem religiösen Kulturschaffen haben etliche schöne Trinitäts-Beweise die Zeiten überdauert. Ein keltischer Schutzzauber lautet: „Die Heil‘ge Drei mein Schutzwall sei, der mich Umwehrt, komm rings herbei um mein Haus, meinen Herd.“ - „Göttliche Triaden (Dreiheiten, d. h. drei verschiedene, zusammengehörende Gottheiten), oft bestehend aus Vater, Mutter und Kind, sind aus den meisten Mythologien bekannt, beispielsweise in der römischen Mythologie Jupiter, Juno und Minerva oder Osiris, Isis, und Horus in der ägyptischen Mythologie. […] Daneben gibt es auch Triaden mit dem Konzept des Modalismus: Eine Gottheit erscheint in verschiedenen (oft auch drei) Gestalten: So wurden vorchristliche Göttinnen im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum (wie z. B. die keltische Morrigan oder die Matronen) oft als drei verschiedene Personen abgebildet: als Jungfrau („Liebesgöttin“), als Mutter („Fruchtbarkeitsgöttin“) und als Altes Weib („Todesgöttin“) - jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter - alles Manifestationen derselben Göttin. Der Trinitätsgedanke im Vedismus tritt schon früh auf. Die älteste Triade bildeten drei der Adityas, nämlich Varuna, Mitra und Aryaman.“ Bekannt ist die Triade Agni (Feuer), Surya (Sonne) und Vayu (Luft), die man, entsprechend den drei Bereichen des Universums, auch als Erdraum, Lichtraum und Luftraum zusammenfassen darf. „Im Hinduismus ist eine Trimurti die Einheit der drei Aspekte von Gott in seinen Formen als Schöpfer Brahma, als Erhalter Vishnu und Zerstörer Shiva. Diese Dreiheit in der Einheit repräsentiert das formlose Brahman und drückt die schöpfenden, erhalt enden und zerstörenden Aspekte des höchsten Seienden aus, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen. Shakti - Verehrer, die Anhänger der weiblich dargestellten Form Gottes, kennen auch eine weibliche Trimurti mit Saraswati der Schöpferin, Lakshmi der Erhaltenden und Kali der Zerstörerin.“

„Aller guten Dinge sind Drei“, sagt der Volksmund. Unseren germanischen Vorfahren galt Wotan-Wodin-Odin als ein Dreigewaltiger: „Wodan-Wili-Weh“ = Geist-Wille-Weihe“ oder wie in Gylfaginning, 20: „Hár, Jafnhar und Þriði /Thridi“ = „der Hohe, der Gleichhohe und der Dritte“. Bei den Slawogermanen, den heute sog. Slawen, spielte der Gott dreihäuptige Triglaw eine bedeutende Rolle. In altgerm. kalendarischen Runensystematik des Oding-Futhark steht Mitte Januar - auf Position 3 - der Sonnengeist Ingo-Frō bzw. altnord. Ingvi-Freyr. Die Deutung der „magischen Zahl“ Drei, die in so vielen Mythologien gewichtig ist, spielt ihre große Rolle für die Bezeichnung der Zeit und des Raumes: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Geburt, Leben und Tod, Körper, Geist und Seele, Erde, Wasser und Luft. Die Triade von männlichen und weiblichen Göttern: Generationenfolge bzw. Lebensalter (beispielsweise: junges Mädchen, Mutter, Greisin, entsprechend den Aspekten der dreifaltigen Göttin. Und, im Bezug auf den Raum, kann man vom Ich-Punkt ausgehend, auf Bewegungslinie und überschaubare Fläche schließen, bis zur Raumgröße der dritten Dimension.

Einer der Dreihäupter-Funde stammt aus der mitteljütländischen Gemeinde Glejbjerg bei Ribe, Dänemark (siehe Bildmitte oben). Er besteht aus Granit und ist 21 cm hoch. Nach Einschätzung der Wissenschaft stammt er aus dem 2. Jh. n.0. Kinder fanden den Kopf mit den drei Gesichtern im Kies, nahe des Bauernhofes, beim Spielen im Jahr 1880. Sicherlich stand er vormals erhöht auf einer Säule innerhalb einer volksgläubigen germanischen Tempelanlage. Dazu liest man auf einer dänischen Seite:

In einem Garten, der zu einem Bauernhof in Glejbjerg in Südjütland gehört, steht ein Steinkopf mit drei Gesichtern, der bisher unbeachtet geblieben ist. Er ruht auf einem großen dreieckigen Stein, auf dem ebenfalls ein Gesicht in Relief zu sehen ist. Der Steinkopf wurde um 1880 von spielenden Kindern in einer Kiesgrube in der Nähe des Hofes gefunden, in der auch andere Steine gefunden wurden, die zum Bau von zwei Gebäuden auf dem Hof verwendet wurden. Der Steinkopf und der dreieckige Stein wurden zunächst zusammen in die Wand eines dieser Gebäude eingebaut, aber später, als es 1906 wieder aufgebaut wurde, wurden die beiden in den Garten versetzt. Die Steinskulpturen wurden wegen ihres eigentümlichen und mystischen Aussehens mit Aberglauben betrachtet. Der Kopf ist aus feinkörnigem Granit geschnitten und hat einen Durchmesser von etwa 11 Inch [27,94 cm]. Zwei der Gesichter sind sorgfältig ausgearbeitet, das dritte ist nur skizziert. Das Haar scheint angedeutet zu sein und weist einige Spuren eines Ornaments auf. Auf der Oberseite des Kopfes gibt es keine ebene Fläche, die darauf hindeuten könnte, dass der Kopf als tragendes Element in einem Gebäude verwendet wurde, und es gibt auch kein Loch in der Unterseite zur Befestigung. Auf der Stirn eines der Gesichter ist eine eigentümliche dreieckige Figur mit einem Knauf zu sehen, während sich auf der Stirn des nächsten ein Dreieck ohne Knauf befindet. Dieses Gesicht ist außerdem von einer Art Schnur umgeben. Bis vor kurzem befand sich ein Brunnen in der Nähe der Stelle wo der Kopf gefunden wurde.