23.03.2025
Armin der Cherusker (17 v.0 bis 21 n.0)
ARMIN DER CHERUSKER
Kohlschwarze Nacht, ohne Himmelslicht,
Fackelbrände leuchten ins weiße Gesicht.
Am Felsenfuß, im zuckenden Schein,
steht der Armin jetzt am Agisterstein.
Der Cherusker, im römischen Waffenrock,
oben auf dem umleuchteten Redner-Block.
Weithallend die markige Stimme schallt,
von mitreißender, wohliger Wortgewalt.
Er redet von Runen, von Runenreligion,
von Romas Joch und Fron und Hohn:
„Wenn wir Germanen uns nicht befrei’n,
werden wir Knechte auf ewiglich sein !“
Er beschwört Gesandte von jedem Stamm:
„Werdet kein römisches Opfer-Lamm !
Ich kenne dies‘ Rom und seine Gewalt,
nicht einer wird fürder in Frieden alt !“
Die Germanen kamen aus Gau, um Gau:
„Was Armin kündet stimmt haargenau !“
Beifall wird laut und es dauert nicht lang,
da brummen Burschen den Kriegsgesang.
Nicht dem hohen Tiu woll‘n wir uns weih’n,
möge der Himmel uns einmal verzeih’n.
Unser Ahnengott Wodan erlaubt auch List,
weil der Feind nicht anders zu schlagen ist.
„Kein Gottesurteil auf dem freien Feld“,
so rät es der Armin, was allen gefällt.
„Wir locken die Legionen in Sümpfe hinein,
dann bringen wir ihnen der Speere Pein.
Sie seien zermalmt, mit Haut und Haar,
machen wir Germaniens Befreiung wahr !“
Und so ist es geschehen im Jahre neun,
wir dürfen uns ewig des Sieges erfreu’n !
Denn hätte Held Armin nicht Rom besiegt,
dass der deutsche Adler in Freiheit fliegt,
keiner spräche Deutsch, wir wären dahin,
sich wehrend kämpfen macht allzeit Sinn !
Ohne Zweifel muss Armin der Cherusker Absprachen mit befreundeten Stammes-Oberhäuptern geführt haben, anders ist seine Aufstandsbewegung gegen die Römer nicht vorstellbar. Das bedeutendste Zentralheiligtum, schon wegen seiner strukturellen grandiosen Auffälligkeit, waren die Sandsteintürme des Agistersteins, den man heute Externstein bei Horn-Bad-Meinberg, zu nennen pflegt. Es liegt auf der Hand, dass der „Befreier Germaniens“, wie ihn Tacitus bezeichnete, sich hier mit seinen geheimen Anhängern getroffen und ihnen zugesprochen haben wird, sowie sie hier gleichzeitig die rituelle Weihe für das gewagte Unternehmen geholt haben mögen. Das entscheidende Treffen muss in einer finsteren Schwarz- oder Neumondnacht geschehen sein, denn nach altem Glauben wachsen aus den Neumonden die erhofften und magisch beschworenen Geschehnisse hervor. Zu dieser Zeit, des beginnenden Jahrtausends heutiger Zeitrechnung, muss der junge germanische Runen-Glauben, mit seinen neuen Werteschwerpunkten, Norddeutschland und mithin die Cherusker, schon erreicht haben. In der germanischen Glaubens-Reformation, die mit der Verbreitung der 24er Ur-Runen-Lehre ODING-FUÞARK begann und sich darauf stützte, verlor der indogerm. Himmelsgott Tiu (Dyaus-Pita, Zeus, Jupiter) seine dominante Position und wurde durch den indogerm. Geist-Seelengott Wodan (Vāta, Vayu, Wāta, Wayu, Vai) ersetzt, der seitdem im Glaubenszentrum gesehen wurde. Deshalb standen sich zunächst unversöhnlich in Konfrontation gegenüber, die Vertreter des alten Tiu-Kultes und die neuen Gläubigen, deren Glaubenssicht den göttlichen Ahnen-Geist Wodan-Odin an erster Stelle favorisierten. Diese enormen innergermanischen Spannungen erklären zweierlei:
1.) Den rasanten Zuspruch zum Aufstand der germanischen Jugend und ihre kämpferische Hingabe ohne Todesangst, weil sie von der erhofften Wiederauferstehung des Wodan-Glaubens inspiriert war.
2.) Die Ablehnung der Person des Armin, seitens der älteren Stammesmitglieder, wie durch Segestes, dem Vater seiner Frau Thusnelda. Auch deren Auslieferung an die Römer zeugt von einem sonst unerklärlichen Hass, der nur durch schwelende Glaubensstreitigkeiten motiviert werden kann.
Mit vollem Recht lebt in unserem deutschen Volk bis auf den Tag die Genugtuung und der Stolz auf die Befreiungstat des Cheruskerprinzen Armin aus dem Jahre 9 n.0. Er ist der unvergessliche deutsch-germanische Heldenjüngling. Er gewann die sagenumwobene Varusschlacht im Teutoburger Wald gegen einen schier übermächtigen Gegner, die Militärmaschine der römischen Sklavenjäger und Völkermörder.
Der Cheruskerfürst musste, wollte er der Befreier seines Vaterlandes werden, ein Verräter an dem Schergen Roms sein, dem ruchlosen Statthalter Quinctilius Varus. „Arminius“ - so der romisierte Name - hat im Jahr 9 nach Null die Römer auf ihrem Eroberungszug Richtung Weser-Ems vernichtend überlistet, geschlagen und ausgebremst. Die Beweggründe dafür, die Umstände der sog. „Varusschlacht“ und auch das Wissen um die Person von Armin blieben bis heute ungelöst. Der Grund dafür ist weder nebulös noch unverständlich. Germanische Aufzeichnungen hat der christenkirchliche Ausrottungswahn systematisch vernichtet, was davon auf uns gekommmen ist, sind klösterlich übersehene Zufallserhaltungen. Die römische, volksvernichtende Christenkirche hatte in spätkarolingischer Zeit eine geistige Atmosphäre geschaffen, in der systematisch jede Erinnerung an die väterlich-heidnische Vorzeit ausgelöscht wurde. So hat auch der Sohn des Frankenkaisers Karl, der sog. Ludwig der Fromme (778-840) das wunderbare metallene Reiterstandbild von Theoderich dem Großen, das Karl aus Ravenna nach Aachen schaffen ließ, nach des Vaters Tod aus christlichem Heidenhass zerschlagen lassen.
Was wir erfuhren geht auf röm. Quellen zurück. Fest steht, dass Armin um 17/18 v.0 als Sohn des Cheruskers Segimer geboren wurde, einem cheruskischen Anführer, der zur übermächtig erscheinenden Seite des römischen Imperiums neigte. Dass sein Sohn später einmal dieser Politik entgegentreten würde, hätte sich Segimer sicher kaum träumen lassen – ebenso wenig wie Armin selbst, der lange Zeit - nicht unbedingt ganz freiwillig - im röm. Heer diente und hier germanische Hilfsverbände anführte. Er bekam für seine Verdienste das röm. Bürgerrecht und sprach selbstverständlich Latein.
Erst um das Jahr 7/8 n.0 kehrte Armin in seine Heimat, dem Stammesgebiet der Cherusker am oberen Weserlauf, dem heutigen Ostwestfalen und Niedersachsen, zurück. Es ist nicht überliefert, ob seine kurz darauf folgende Heirat mit Thusnelda, Tochter des Cheruskerführsten Segestes, ursprünglich der Beilegung von Streitigkeiten innerhalb der Führungsriege des Germanenstammes dienen sollte. Belegt ist hingegen, dass Segestes die Hochzeit ablehnte, weshalb Armin seine Geliebte kurzerhand entführte und die beiden trotzdem ein Paar wurden. Eine Entwicklung, die von den schnöden und intriganten Römern im späteren Verlauf der Geschichte noch gegen Armin verwendet wurde. Als die Römer unter Statthalter Quinctilius Varus sich entschlossen, vom Rhein aus stärker in Richtung Norden vorzurücken, änderte sich das Verhalten von Armin schlagartig. Es liegt auf der Hand warum, er begriff, was die Stunde geschlagen hatte. Die endgültige Unterjochung der Germania war in Rom geplant worden. Der röm. Geschichtsschreiber Tacitus spricht in seinen „Annalen“ ehrlich davon, dass Armins Werte wie Vaterland, Ahnen, Tradition, Ruhm und Freiheit verteidigen wollte. Hämische Quellen vermuten auch eigenes, völlig legitimes Machtstreben von Seiten Armins als weitere Gründe für den dann folgenden Aufstand.
Durch seine römische Vergangenheit und seinen Status besaß Armin den Zugang zum Feldlager von Statthalter Varus. Er nahm an dessen Tafel teil und erwarb sich sein Vertrauen als geschätzter Verbündeter. Die Warnung von Cheruskerfürst Segestes, dass seitens Armin ein Verrat bevorstehe, ignorierte Varus. Schließlich war das nicht gerade freundschaftliche Verhältnis zwischen Segestes und Armin weithin bekannt. Eine fatale Fehlentscheidung von Varus, die kurz darauf in einer militärischen Katastrophe endete. Denn statt auf dem Weg an die Weser neue Verbündete zu gewinnen, lockt Armin die Legionen des Varus in einen sorgfältig geplanten Hinterhalt. Unwegsames Gelände, dichter Wald und morastiger Untergrund machen den Römern die sonst gewohnte Kriegsführung mit geschlossenen Verbänden unmöglich. Immer wieder aus dem Dickicht vorstoßend, dezimieren die Germanen die Römer Angriff um Angriff. Tausende Legionäre ließen ihr Leben. An eine Kommandostruktur war nicht mehr zu denken. Heilloses Chaos, Flucht, Kampf Mann gegen Mann, die Armeeführung des Varus brach zusammen. Historiker sprechen von 15.000 bis 20.000 Toten in der röm. Armee. Varus selbst nahm sich noch auf dem Schlachtfeld das Leben. Für Armin die Gelegenheit, den Kopf des römischen Statthalters abzutrennen und als Beweis seines Sieges zu verschicken, auf der Suche nach neuen germanischen Verbündeten, denn die Rache der Römer war zu befürchten.
Der Markomannenkönig Marbod bekam das eindeutige Paket, lehnte ein Bündnis mit Armin jedoch ab. Stattdessen schickte er den Kopf von Varus weiter, an den röm. Kaiser Augustus. Als der in Rom eintraf, soll sich Augustus die Kleider vom Leib gerissen und gerufen haben: „Quinctilius Varus, gib mir meine Legionen zurück!“. Doch dafür war es nun zu spät. Insgesamt ein Achtel des Römischen Heeres haben die Germanen in der Varusschlacht vernichtet. Das Ende der römischen Bestrebungen auf Unterjochung der rechtsrheinischen Gebiete bis hinauf zur Elbe war damit eingeläutet.
Zwar kam es in den Folgejahren noch zu mehreren röm. Angriffen. Der Feldherr Nero Claudius Germanicus, Großneffe des röm. Kaisers, versuchte die verlorenen Gebiete wiederzuerobern. Als größten Erfolg wird jedoch lediglich die Gefangennahme von Thusnelda, der Ehefrau von Arminius, in den Geschichtsbüchern vermerkt. Ihr eigener Vater, der Cheruskerfürst Segestes, hat Thusnelda den Römern ausgeliefert. Sie brachte in der Gefangenschaft einen Sohn zur Welt, dessen Lebensweg sich aber im Lauf der Zeit ebenso verlor, wie ihr eigenes Schicksal. Trotzdem hat Thusnelda die politischen Wirren ihrer tragischen Geschichte zunächst überdauert.
Wo genau die Varusschlacht stattgefunden hat, ist bis heute ist nicht abschließend aufgeklärt. Archäologische Funde haben in den 1980er-Jahren die Region Kalkriese am Wiehengebirge im Osnabrücker Land zu einem wahrscheinlichen Ort für die Schlacht gemacht und zum Bau eines Museums geführt. Inzwischen gibt es von wissenschaftlicher Seite Zweifel daran und Vermutungen, die Goldmünzen und Ausrüstungsgegenstände könnten mit den späteren Rachefeldzügen von Germanicus in Verbindung stehen.
Armin selbst hat sich mit seinem Aufstand gegen die Römer selbst ein unsterbliches Denkmal gesetzt. Gut 1870 Jahre später, im Jahr 1875, hat Kaiser Wilhelm I. das Hermannsdenkmal bei Detmold im Teutoburger Wald eingeweiht. Die gut 27 Meter hohe, schwertreckende Figur steht auf einer Erhebung namens Grotenburg. Das Hermannsdenkmal wurde zur Erinnerung an die „Schlacht im Teutoburger Wald“ erbaut, in der Armin bzw. der sog. „Hermann der Cherusker“, das römische Heer besiegte. Mit Recht wird der Cheruskerfürst oftmals als der „erste Deutsche“ bezeichnet. Ohne den Sieg in der Varusschlacht wäre die Entwicklung der Gebiete oberhalb des Rheins sehr viel anders verlaufen. Mit ihm wurde die Romanisierung der Germania verhindert und damit das Deutsche als Sprache bewahrt. Gelohnt haben die Deutschen ihren Befreiern ihre großen Taten selten. Im Jahr 21 n.0 wurde der vorbildliche und tadellose Urgermane von neidischen Verwandten umgebracht.
Diese römische Skulptur eines jungen Mannes wird als Arminius identifiziert. Tacitus schrieb in seinem Annales II, 88: „Arminius, zweifellos der Befreier Germaniens, der das römische Volk nicht in seinen Anfängen wie andere Könige und Führer herausforderte, sondern auf dem Höhepunkt seines Reiches; in Schlachten mit wechselndem Erfolg, im Krieg ungeschlagen.“