21.03.2025

Wikinger-Kneipe.JPG

HEIDE-FEST IN HAITHABU

Zum Heide-Fest in Haithabu
da kommt herab der hohe Glanz,
da tanzt der Große Himmelsbär
mit jeder schönen Eidergans.

Da geben sich ein Stelldichein,
Polabenwurst und Frankenwein.
Man frönt der frohen Leibessucht,
vom Hahnenschrei bis Uhlenflucht.

Es rinnt in Bächen Bier und Meth,
von morgens früh bis abends spät.
Man findet reichlich Suff und Atz
und mit Glück fürs Bett den Schatz.

Es treffen sich West, Ost und Süd,
kaum einer wird von Tanzen müd‘.
Nur Wikinger-Kerle wollen hocken,
es sind die bärig steifsten Brocken.

Die saufen bis der Blick erlischt,
aus ihren Bärten tropft die Gischt,
Meth-Hörner kreisen ohne Pause,
zur frühjährlichen Heide-Sause.

Doch da ein Christ von Kirche tönt,
das ist in Haithabu höchst verpönt,
dann erwachen alle aus dem Tran,
schaun ihre blanken Schwerter an.

Natürlich gilt das nur als Spaß,
keiner den Marktplatz-Fried‘ vergaß.
Der starke Tüsker hebt sein Horn,
der sitzt in jeder Kneip‘ ganz vorn.

Er ruft ins Stimmengewirr‘ hinein:
„Wir wollen Odin treu nur sein,
der sich im Sirius-Stern erzeigt
und aus dem Großen Bären steigt.

Er sei bei uns, wir stets mit ihm,
schwört heute unser Männer-Team!“
Und alle schrei’n: „So sei es, Heil !
Nie sei uns unsere Freiheit feil.

Den Widder haben wir geschenkt,
damit der Freundgott an uns denkt.
Damit er unsere Frommheit weiht,
den Widder-Kopf ans Giebel-Scheit.

Dann ist er mitten in der Rund‘,
Gott Odin macht sich sicher kund.
Er ist im Schankraum Kamerad,
wie dort und hier, mit Rat und Tat!“

Die Wikinger, die Nordmänner genannt, fuhren im 8. Jahrhundert n.0 mit ihren schnellen, seetüchtigen Langschiffen bis nach Russland, England, Frankreich und sogar Amerika. Sie trieben Handel, waren aber auch als Krieger und Eroberer gefürchtet. Viele Wikinger ließen sich in den eroberten Gebieten nieder und lebten dort friedlich als Bauern oder Handwerker. Ihre wichtigste Siedlung entstand in Haithabu an der Schlei - einem strategisch gut gewählten Ort. Der Meeresarm verband Haithabu mit der Ostsee, das Danewerk und der Fluss Treene führten nach Westen zur Nordsee. Außerdem trafen sich dort wichtige Fernhandelswege. In der Blütezeit im 10. Jahrhundert war Haithabu mit seinem Hafen das größte Handelszentrum Nordeuropas. Bis zu 2.000 Menschen lebten dort, hinzu kamen zahlreiche Besucher, vor allem teils weit gereiste Kaufleute. Die Wikinger als Handwerker und Händler, waren auch geschickte Handwerker. Das Museum in Haithabu zeigt Beispiele. Sie stellten unter anderem Tuche, Kämme und Werkzeug her. Außerdem beherrschten sie die Schmiedekunst. Funde zeigen, dass sie mit den einfachen Mitteln der damaligen Zeit Schmuck und begehrte Waffen fertigten. So gehörte ein Wikinger-Schwert zum Wertvollsten, was ein Mann besitzen konnte. Edle Stücke waren an Knauf und Parierstange mit Silber verziert, die Klingen gehärtet. Die Schmuckstücke waren vielfältig: Neben Gewandnadeln wurden zum Beispiel Amulette in Form germanischer Thorshämmer und christlicher Kreuze gefertigt. Dies gilt als Indiz dafür, dass die Abnehmer auch aus anderen Kulturkreisen kamen und die heidnischen Wikinger geschäftstüchtig und relativ tolerant waren.

Der zitierte Quellenauszug entstammt einem von insgesamt zwei Werken des bekannten Astronomen und Geographen Abū Yaḥyā Zakariyāʾ b. Muḥammad al-Qazwīnī (gest. 682/1283). Wahrscheinlich wurde er im Jahre 600/1203 in Qazvin, einer Stadt im Nordwesten des heutigen Iran, geboren und zog bald nach seiner juristischen Ausbildung nach Bagdad. In seinem Bericht heißt es:

„Šlašwīq ist eine riesige Stadt am Rande des allumfassenden Ozeans, und in ihrem Inneren gibt es Quellen süßen Wassers. Ihre Bevölkerung zählt zu den Anbetern des Sirius [einer Form der Odin-Anbetung] außer einigen wenigen, die Christen sind und in ihr eine Kirche haben. Al-Ṭurṭūšī berichtete: Sie haben ein Fest, bei dem sie alle zusammenkommen, um das Verehrte zu verherrlichen und zu essen und zu trinken. Wer etwas von den Opfern geschlachtet hat, hängt ein Stück Holz an die Tür seines Hauses und befestigt das Opfer daran, sei es nun eine Kuh, ein Widder, ein Ziegenbock oder ein Schwein, damit die Leute wissen, dass er auf diese Weise zur Verherrlichung ihres Verehrten opfert. Die Stadt ist gering an Gütern und Segen. Ihr Hauptessen besteht aus Fisch, denn er ist dort zahlreich vorhanden. […] Er hat außerdem berichtet, dass die Scheidung bei ihnen den Frauen zusteht: die Frau lässt sich eigenständig scheiden, wann sie will. In ihr gibt es auch eine hergestellte Augenschminke. Wenn sie sich mit dieser schminken, so geht sie niemals ab, und die Schönheit steigt bei den Männern und den Frauen. Er hat gesagt: Ich habe niemals hässlicheren Gesang als den Gesang der Bevölkerung von Šlašwīq gehört. Es handelt sich um ein Summen, das aus ihren Kehlen kommt wie das Bellen/Jaulen von Hunden, nur noch wilder/bestialischer….“