„Hat man vierundzwanzig Stunden früher als die übrigen Menschen recht, so gilt man vierundzwanzig Stunden lang für närrisch !“ - Antoine de Rivarol
Der Verfasser, Gerhard Hess, zwischen den Runen-Wissenschaftlern
Prof. Dr. Heinz Klingenberg und Dr. Kurt Kibbert in Haithabu (06.04.1986)
Die Vorgeschichte in Kurzfassung: Ich hatte 1974 zufällig den Ursymbolgeschichtler Prof. Dr. Herman Wirth in Fromhausen kennengelernt, anlässlich der Eröffnung seines „Ur-Europa-Museums“, in einem zuvor leerstehenden alten Bauernhaus nahe der Externsteine. Ich erkundigte mich in einem Pausengespräch als völliger Laie zu einer mir seit Jugendtagen im Kopf herumschwirrenden Fragestellung, ob man etwas über die Beschaffenheit des vorchristlichen Kalenders wissen könne. Ich hatte keine einzige Zeile von ihm gelesen, er war mir völlig unbekannt, ein Freund hatte mich zu ihm mitgenommen. Durch welche Veranlassungen ich zu solchen Fragen einen Anstoß erhalten haben könnte, weiß ich nicht zu sagen, denn ich wuchs in einer durchaus christlich-bürgerlichen Familie auf und erhielt katholische Anleitungen. Ob mich als Kind mein hauptsächliches Spielgelände am Wiesbadener „Heidenberg“ und dem unterhalb davon stehenden wuchtigen „Kriegerdenkmal“ geprägt haben könnten, das von der Reiterstatue eines hüllenlosen germanischen Keulenkriegers gekrönt wird, erwäge ich nur augenzwinkernd. Jedenfalls freute sich der Wissenschaftler über meinen Wissensdurst und ich war dankbar für jede Belehrung. Von Runen hatte ich keinen blassen Schimmer und von einem modernen Heidentum wusste ich ebensowenig. Wir freundeten uns im Laufe der Jahre an. Ich war „Lehrmeister der Reproduktionstechnik“. Das war der Hauptgrund, warum mich H.W. mit „beglaubigter Verfügung“ vom 13.01.1981 beauftragte, sein geistiges Erbe - in Gestalt einer großen Menge von Textblättern und Fotografien - zu ordnen, zu erhalten und zu bewahren. Am 16.02. d.J. verstarb der fast 96-Jährige. Doch schon am 28.02. d.J. stand seine aus Schweden angereiste Tochter Ilge mit einem jungen farbigen Neffen vor meiner Haustür, um, mit einem gültigen Erbschein in der Hand, alle Originalmanuskripte ihres Vaters abzuholen. Was völlig übersehen worden war, ist der juristische Umstand, dass eine „Verfügung“ keine Gültigkeit über den Tod des Verfügenden hinaus hat. Die mir zur Verfügung gestellten Unterlagen hatten mir erlaubt, einen tiefen Einblick in die Wissens- und Täuschungswelt H. Wirths zu nehmen. Schon im folgenden Jahr (Juni/Juli 1982) prüfte ich Wirth’sche Angaben in den Felsbilderregionen Schwedens und erkannte arge Widersprüche zwischen Originalen und deren Wiedergaben. Als ich vor Ort erkennen musste, dass das von H.W. als „Kalenderscheibe von Fossum“ bezeichnete Felsbild weder Runen noch Prärunen aufwies, begann ich mir selbst den Kopf über mögliche Kalenderrunen-Kombinationen zu zerbrechen. Noch im gleichen Jahr fertigte ich den ersten ODING-Runenkalender an und informierte meine Freunde und Interessenten über die neuen Erkenntnisse. Eine Begeisterung begann von mir Besitz zu ergreifen. Ich machte mich an den mir unerlässlich dünkenden Literatur-Berg heran und begann mich durchzuarbeiten, so wie einer der ins Schlaraffenland hinein will, sich aber zuvor durch einen faden Reisberg durchzufuttern hat. Am 31.10.1987 hielt ich über mein Thema den ersten öffentlichen Vortrag auf der Burg Schnellenberg bei Attendorn/Sauerland. Um ca. zehn Jahre lang versuchte ich - neben meinen beruflichen und häuslichen Aufgaben - mehrfach ergebnislos das mit zunehmendem Wissen ausufernde, immer komplizierter und vielschichtiger werdende Thema schriftlich niederzulegen. Erst durch einen Krankenhausaufenthalt, der mir die nötige Ruhe und innere Sammlungsmöglichkeit bot, gelang es, eine gliedernde Struktur für die Masse meiner Gedankenverknüpfungen zu finden. 1993 erschien dann das „ODING-Wizzod“-Buch im Knaur-Verlag.
Es wurden meiner Erfahrung nach in der Vergangenheit der deutschen „ariosophischen Heidenkreise“ so grauenvoll viele Borniertheiten gepredigt, dass es einem informierten Geist regelrecht übel werden konnte bzw. kann. Da ist in erster Linie die runenbezügliche Unsinnsschule des Guido List (1848-1919) zu nennen, die mit seinem Buch „Das Geheimnis der Runen“, 1908, begann. Er hat das 18-er-Runensystem - nach Anregungen durch den Textildesigner Prof. Friedrich Fischbach (1839-1908) und dessen Buch „Ursprung der Buchstaben Gutenbergs - Beitrag zur Runenkunde“, Mainzer Verlagsanstalt, zur Gutenbergfeier 1900, mehr oder minder frei erfunden. Seinen in die Irre führenden Fußstapfen folgten fast alle sogenannten esoterischen Runen-Autoren und -Jünger. Damit der falsche Weg nicht endet, übersetzte der US-Amerikaner Stephen Edred Flowers, alias Edred Thorsson, Guido List ins Englische. Was ihn dazu angetrieben haben könnte, scheint von obskur-okkulter Natur zu sein, denn der Mann ist Chef-Okkultist des „Temple of Set” (ToS), eine Vereinigung des „Pfades der linken Hand” (vorher „Church of Satan”). Das Linke galt immer als das Diabolische, Aftergläubige, Falschseitige, Verkehrte, Unrichtige ! Auch in der Antike galt Seth („Typhon-Seth“) als der Satan, der von etlichen gnostischen Schulen mit dem hebräischen „Schöpfer der gottfernen Materie“ Jehova gleichgesetzt wurde (so die Theosophen Menander, Kerdon, Saturnius, Basilides -, die Schulen der Simonianer, Valentinianer, Marcioniten, Manichäer, Mandäer). Als ich in den 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann, den List'schen Runenulk anzuprangern, erntete ich ebensolchen Unmut wie bei meinem Postulat vom „luni-solaren“ Jahresschema der Runen. Etliche Leute fielen in tiefer Empörung über mich her, mit der Vorhaltung, die Germanen seien „Sonnenmenschen“ gewesen und die Juden „Mondmenschen“, deshalb könnten unsere Vorfahren keineswegs nach dem Mond ihre Zeiteinteilung vorgenommen haben. Erst seit 1999, mit dem meine ODING-Wizzod-These bestätigenden Fund der Himmelsscheibe vom Mittelberg bei Wangen-Nebra, verstummten allmählich derartige Dummheiten.
Als Nächstes warfen mir einige „Fundamentalisten“ vor, ich hätte auf dem Titel meines Buches den „Judenstern“ verwendet, ob ich überhaupt ein echter Deutscher sei. Dass das Hexagramm (Sechszackenstern) ursprünglich rein nichts mit dem hebräischen Kunstschaffen bzw. Ikonographie zu tun hatte, war diesen Menschen absolut neu. Bei einigen Leuten bestimmte aber allein der bösartige „Wille zur Hetze“ aus Konkurrenzneid das Handeln. Auch mancher gutwillige Leser war zunächst irritiert. „Ich muß Ihnen sagen, dass meine Begeisterung mit jedem Abschnitt größer wird – es ist Ihr ganz großer Wurf, … ich wünschte, ich hätte Ihr Buch schon vor einem Jahr in der Hand gehabt – aber der vordere Einband hat mich gewaltig abgeschreckt“, gestand der Pädagoge Dieter Faulhaber am 21.11.1993, denn er nahm auch – aufgrund des Titelbildes an - ich würde die Runen aus hellenistisch-orientalischer Sicht zu erklären versuchen. Der Chef einer völkischen Gruppe, Jürgen Rieger, unterstellte mir - das Thema wurde in seinem AG-Organ „Nordzeit“ breitgetreten - man könne erkennen, dass ich dem Judentum - und wohl auch dem „Verfassungsschutz“ - nahestünde, weil ich mich für den Symbol-Komplex des Hexagramms erwärmen würde. Wenn es ihm nützlich erschien, schreckte der Mann auch skrupellos vor Rufmord nicht zurück. Der nicht unbelesene, aber intrigante und an einem Führer-Syndrom leidende Rieger, wusste natürlich sehr genau, dass das Hexagramm in der ihm hinlänglich bekannten, sogenannten „ariosophischen Literatur“ keineswegs als anstößig galt und es oft und oft als „altarisches Heilszeichen“ hingestellt worden war, sein Wille mich dergestalt zu schmähen, hatte unsachliche Gründe, es war einfach so, dass auf einmal zu viele seiner AG-Mannen von der neuen ODING-Runenlehre sprachen, von der er keine Ahnung hatte, so dass er nicht mitreden konnte, was ihm ein ungutes, verunsicherndes Gefühl vermittelte, denn als immer topp informierter, „allwissender Führer“ glaubte er, sich das nicht leisten zu können. Was Walther Blachetta in seinem „Buch der Deutschen Sinnzeichen“, 1941, dargelegt hatte, wurde völlig ausgeblendet, oder nicht gewusst. Dort steht zum Hexagramm auf Seite 72 folgendes: „Das Hexagramm bezeugt den Einsatz aller seelischen, geistigen und leiblichen Kräfte in der Zeugung und im Schaffen, um den Fortbestand des Lebens zu sichern. Zwei Dreiecke formen dieses Mal. Wir erinnern uns an die Zeichen des Wendehorns und der Lilie, die auch in ihrer Sinndeutung sehr eng verwandt mit der im Hexagramm sind. Das Hexagramm ist eine andere Form der Weltesche und wurde früher als Schutzzeichen angebracht, um für den Ort, an dem es stand, Schutz gegen Vernichtung durch ewigen Tod zu erbitten. Heute wird vielfach angenommen, daß das Zeichen des Sechssterns ein typisches Kennmal der Juden sei. Auf ihren Synagogen, auf ihren Kampfschriften haben sie das Hexagramm ja auch angebracht. 'Siegel Salomons' und 'Schild Davids' nennen sie es. Aber der Sechsstern ist von den Juden (...) von anderen Völkern entlehnt worden. So hatten schon die Pythagoreer, der sozialreformerische-religiöse Bund um Pythagoras, den bedeutendsten griechischen Philosophen (582-507 vor Z.) das Hexagramm zu ihrem Symbol erwählt." Auch der von vielen deutsch-germanischen Esoterikerkreisen hoch gelobte Rudolf John Gorsleben, der Edda-Übersetzer, führt in seinem Buch „Hochzeit der Menschheit“ 15 mal das Bild des Hexagrammes vor und erklärt es als tiefes Sinnzeichen für arisches Weistum. Wenn ich mich solchen Auslassungen von Blachetta und Gorsleben auch nicht vollinhaltlich anschließen kann, so gilt doch, dass lange vor dem Erscheinen des historischen Hebräertums und dessen Affinität zum Hexagramma, es in anderen Kulturen bekannt war und genutzt wurde. Erst ab dem 14. Jahrhundert (1354 erlaubte Kaiser Karl IV. den Prager Juden eine Flagge mit dem Stern) begann sich das Judentum mit dem Sechsstern mehr und mehr zu identifizieren. Als Wirtshausschild, mit der Bedeutung des Rechtes auf Branntweinausschank, und als Zunftzeichen der Brauereien (Produkte aus „Feuer und Wasser“) war das Hexagramm im deutschen Mittelalter üblich. Und noch bis in unsere Tage haben diese Schilder an einigen traditionellen Wirtshäusern die Zeiten überdauert. Auf altdeutschen Humpen, Bierseideln, Bierkrügen ist aus der gleichen Veranlassung mitunter der Sechsstern zu finden. Im sakralen Gebrauch der Mittelmeer-Kulturen, z.B. in der minoischen auf der Insel Kreta, existiert das Sinnzeichen seit über 3.000 Jahren. Im Museum von Knossos sah ich einen handtellergroßen goldenen Sechsstern, der einstmals ein Priestergewand geschmückt haben mag. Hexagramm-Formen auf Tonkumpfen (Rhein-Düren / Rheingewann) finden sich in Mitteleuropa bereits zur Steinzeit. Auf dem flaschenförmigen Gefäß vom Kindergrab bei der ca. 7.000-jährigen Sakralringanlage von Goseck / Sachsenanhalt ist ein Hexagon eingetieft. In einem Gräberfeld des Wattenmeeres bei Ostbense, einem Ortsteil der ostfriesischen Gemeinde Neuharlingersiel, fand man eine Scheibenfibel (Typ Rhenen) aus 1. Hälfte des 5. Jhs. n.0, die als Trachtenbestandteil gedeutet wird; sie zeigt die verschlungenen Hexagramm-Linien, in deren Mitte ein Sonnenkreiszeichen geprägt ist. Auch weitere Funde dieser Art beweisen, dass der Sechsstern in Germanien lange vor der Einwanderung jüdischer Händler bekannt und in Gebrauch war.
Im Jahre 1980 besuchte ich wiederholt Prof. Herman Wirth in seinem Haus zu Thallichtenberg, auch um mich über seine jüngsten Forschungen in der Pfalz, zu unterrichten. Am 16. September stellte er Dr. Michael Koll und mir seine Abgüsse aus der Schlangenhöhle vor. Am 28.07. hatte ich den anderen großen Atlantisforscher, Jürgen Spanuth, in seinem Bordelumer Heim aufgesucht, der für mich seine Atlantis-Vortrags-Diaserie duplizieren ließ. Den genialen Prof. Wilhelm Petersen („Ut de Ooken“, 1937 - Porträt „Die Friesin“), den humorigen Erzähler und „Mecki“-Zeichner, den „Maler des Nordens“, besuchten wir am 16.08.1983 in seinem Elmshorner Haus, welches mehrere Brandanschläge hatte hinnehmen müssen. Er - damals schon fast erblindet - nahm unsere kleine Tochter auf den Schoß und segnete sie mit seinen begnadeten Künstlerhänden, denen so viel Wahres und Wunderschönes entsprossen ist. Er erlaubte mir, seine Zeichnungen zur ausschmückenden Illustration meines geplanten Gedichtsbändchens nutzen zu dürfen. Ich führte in Island bereits im Juni 1985 intensive Gespräche mit dem Kameraden Thorsteinn Guthjonsson von der dortigen Asatrú-Gemeinschaft („Ásatrúarfélagið“). Damals erkundigte ich mich und bot an, für die isländische Asatrú-Mutterkirche eine Sektion Deutschland zu eröffnen. Während der damaligen Gespräche stellten wir, der isländische und der deutsche Heide, so gut wie nahtlose Deckungsgleichheit in allen erörterten Auffassungen fest. Meine ODING-Runenentschlüsselung erachtete Thorsteinn als hochwichtig und, soweit er das beurteilen konnte, als richtig und nachvollziehbar. Er war des Deutschen in ausreichender Weise kundig. Unsere Korrespondenz währte bis zu seinem Tode. Als ich mich damals von ihm verabschiedete und vor seine Haustüre trat, kniete er nieder, öffnete und band die Schnürsenkel meiner Schuhe und erklärte, dass dieser altisländische Brauch dem Gast sagen will: „Du bist mein Freund, komm' wieder !“ Die vorgeblich heidnischen „Die Goden“, aus denen sich nach einer Palastrevolution des Jahres 1976 die „Armanen“ des Ehepaares Adolf und Sigrun Schleipfer entwickelt hatten, wurden von dem Ex-Ludendorffer Günther Gabke geführt, der aber die Mathilde L. schlecht verstanden zu haben schien, oder aber sich wegen seiner christophilen Neigung zu den „Goden“ begab. In dem Vereinsobjekt „Kosmische Wahrheit“ wurde mancher verstiegene Hokuspokus neben feingeistig guten Artikeln veröffentlicht. Diesen Gruppen spukten die tiefschürfend scheinenden Denkmodelle und Schriftchen des „Neugeistlers“ K. O. (Karl Otto) Schmidt (1904-1977), wie z.B. „Dreistufenweg zum Gral“, durch die Köpfe, der so schön von der „Einweihung“ schreiben konnte, zeitlebens die internationalistisch einstimmende Esperanto-Schrift propagierte, Buddha, Christus, Brahman, Hölderlin und Richard Wagner in seinem „Gral“ zusammenmischte und betörende Sätze wie diesen schrieb: „Die höchste Einheit ist die Einheit mit dem Einen, von der Plotin kündete. Jesus gab der gleichen Wahrheit Ausdruck mit seinem größten Wort: ,Ich und der Vater sind eins’“. Der damalige Leiter des Godischen Buchversandtes, Gunnar Pahl, rezensierte in der „Kosmischen Wahrheit“ (Sept. 1993): „Vieles was man bisher über Runen gelesen hat, wird man nach Lektüre dieses Buches wieder vergessen bzw. neu einordnen können und müssen.“ Ich erarbeitete die Kleinschrift über den friesischen Runenstäbchen-Fund von Westeremden mit dem Titel „Amuld oder Ase ? – Die friesische Verurteilungsurkunde des Tempelschänders Bonifatius“, für die Günther Gabke ein würdiges Nachwort textete. Doch während des Goden-Things in Romrod, 1998, hielt eine akademische Eminenz jenen anthroposophischen Vortrag in dem sie vom „anzustrebenden Christusbewusstsein“ schwärmte und Herr Gabke moderierte, dieses Verständnis sei der absolut höchstmögliche Gipfel godischen Bewusstseins. Jedenfalls war ein „godisches“ Interesse an einer Runenweisheitslehre nicht vorhanden, man stellte zu meinem Schrecken den germanischen Baldur absolut dem biblischen Christus gleich, man hatte somit alles was man brauchte, war mit sich und dem schmalen Wissen völlig zufrieden und freut sich bis heute an der unseligen Externstein-Dattelpalme als Vereinszeichen. Man folgt dort offensichtlich dem imaginären Wunschgebilde der Propheten Houston Stewart Chamberlain, Gorsleben, Marby usw. vom „germanischen Jesus“. Dass diese Gruppierung vom „Bund der Guoten“ des Kurt Paehlke (1875-1945) alias H.A. Weishaar („Rote Erde“, „Kristliches Glaubensbekenntnis“) beeinflusst sind, ahnte ich damals noch nicht. Diese Goden nennen sich „Vereinigung zur Pflege und Förderung der uns wesensgeprägten Religion und Kultur“. Ob aber mit Jesus und Dattelpalme eine „wesensgeprägten Religion und Kultur“ anzubieten sei, darf lebhaft in Frage gestellt werden ! Da waren die „Ludendorffer“ der Ärztin und Philosophin Dr. Mathilde v. Spieß-Kemnitz, die in zweiter Ehe den Generalstabschef Erich Ludendorff geheiratet hatte, bedeutend konsequenter und klarer in ihrer Verneinung christlicher Anleihen. Ich verschlang ihre Bücher „Erlösung von Jesu Christo“ und „Triumph des Unsterblichkeitswillens“. Mein guter Bekannter, der östereichische Physiker Dipl-Ing Dr. Dr. Walther Mehlo, hatte mich mit ihren Werken vertraut gemacht. Und auch zu seinem Steckenpferd unterrichtet, den geheimen Aussagen der Philatelie. Er war umwelttechnischer Chef bei Kalle-Diekerhoff, wo auch ich als Scanner Operator für's Tiefdruckverfahren tätig war. Er lud mich im Jahr 1974 ein, ihn zu begleiten, während eines Besuches des „Ur-Europa-Museum“ in Fromhausen, nahe der Externsteine. Dort lernte ich während der gegebenen Pressekonferenz Prof. Herman Wirth kennen und hörte einen ersten Vortrag von ihm. Aufmerksam auf mich wurde er, der schmale, zierliche Wissenschaftler mit seinem schlohweißen Haarbusch und strahlend blauen Jünglingsaugen, weil ich während seines Referates respektlos eine kritische Frage stellte. Ein empörtes Murmeln erhob sich im Saal, doch Wirth beugte sich vom Katheder zu mir herab und beschwichtigte: „Das war die wichtigste Frage die man dazu stellen konnte !" Mit Walter Mehlo fuhr ich ebenso nach Herboldshausen zum „Bund für Gotterkenntnis“, der damals von dem Mozart-Forscher Dr. med. Gunther Duda („Gewiß, man hat mir Gift gegeben - Eine Untersuchung der Krankheiten Mozarts nach den Briefen der Familie und Berichten von Zeitgenossen“, 1958) geleitet wurde. Das war ein so gut wie rein akademischer Kreis von „Hohenpriestern der Mathild’schen Philosophie“ -, trotzdem kinderreich und voll heiterem Gemeinschaftssinn. Ein weniger intellektuell ausgerichteter Mensch fand kaum einen Zugang zu diesen geweihten Hallen. Der dazu gehörende „Verlag Hohe Warte“ brachte das anspruchsvolle Objekt „Mensch und Maß“ heraus, dessen Redaktion von Mathildes Schwiegersohn, dem gediegenen Franz v. Bebenburg, betreut wurde. Walter Mehlo gründete in Wiesbaden den kleinen aber feinen „Kulturring Germania“, der unter seiner liebevollen Pflege hauptsächlich das ätherische Gottes- und Weltverständnis der Mathilde L. zu verinnerlichen suchte. Allen diesen Leuten wäre die Beschäftigung mit Runen viel zu primitiv erschienen.
Aber über die Vermittlung von Hans Diekhof, dem verhinderten „Gesundheitshaus“-Errichter und meinem Helfer bei der Rettung des wissenschaftlichen Nachlasses von H.Wirth, kam ich 1981 an den „Armanen-Orden“, wo ich Dr. Kurt Kibbert kennenlernte. Sein besonderes Anliegen war über Jahre hinweg die Realisierung des „Naturpark Bergstraße-Odenwald“ (unter Pseudonym K.Y. Vidar „Deutsche Naturparke - Denkschrift“, 1965). Dieser Schulwissenschaftler der Archäologie (Mitarbeiter des Prähistorikers Prof. Dr. Hermann Müller-Karpe) führte im „Haus Waldeck“ des Opernsängers Dietmar Kühnel vor einem armanischen Freundeskreis erstmalig für meine und die anderen erstaunten Ohren aus, dass die armanischen 18 Guido-List-Runen eine freie Erfindung des „Altmeisters der Ariosophie“ seien. In diesem Moment nahm ich mir vor, mich über die wahren Runen kundig machen zu wollen. Zu meinem Glück war mir Kurt sehr zugetan, ihm schien es, als sei sein Leben von der Zahl 13 bestimmt, die in der runischen Langzeile des „Runenhorn von Gallehus“ eine Hauptrolle spielt -, und ich wurde, ebenso wie Kurt, an einem 13. Monatstag geboren. Kurt war ein Runenfex, er steckte mich damit an, ich begann ihn auszufragen. Unsere Freundschaft währte exakt 13 Jahre lang bis zu seinem Tod. Er war mein eigentlicher Lehrmeister auf dem Weg zum Runenkundigen. Zu seiner Freude nahm er den Zuwachs meines Wissens wahr. Einmal lachte seine neckende Frau Inge in deren Häuschen in Erbach / Odenwald: „Kurt, merkst Du nicht, der Gerd weiß doch mitterweile mehr als Du !“ Dann erschien mein Runenbuch 1993. Ich hatte es, wegen einer knappen Terminvorgabe des Knaur-Verlages, mit heißer Feder innerhalb von zwei Monaten zusammenschreiben müssen. Bei Dietmar Kühnel feierten wir eine zünftige runische Haustaufe seines Kindes (30.10.1994). Er reichte mir zum Geburtstag 1996 ein selbstgefertigtes Geschenk mit der in den Holzrahmen eingebrannten Inschrift. „Dem Oding-Wizzod-Finder Gerhard Heß alles Heil der Götter“. Dr. Odfried Jungklaaß, der damalige „Amtmann“ der „Deutschgläubigen Gemeinschaft" (DGG), rief mich zu einem Vortrag nach Bad Zwischenahn bei Oldenburg zum Festtag des „Hohenmaien“. Er hatte sich, wie auch Dr. Kurt Kibbert und Prof. Dr. Werner Koch und andere, über den lasziven „Minnereigen“ bei den „Armanen“ der Sigrun Schleipfer moralisch entrüstet. Mit Brief vom 21.11.1982 schrieb mir dazu Dr. Kibbert: „Ja, es ist schon bedauerlich, diese Abgänge; aber die Schuld liegt nicht bei den freien Germanen, sondern bei den armanischen Päpsten; noch dazu solchen, die die unser Volk zersetzende psychoanalytische Sexualisierung als Heimdal-Impuls verkaufen wollen.“ Ich sah die Angelegenheit bedeutend lockerer und ließ mich von dem eingefleischten Guido-List-Fex, aber immer sachlich und korrekt auftretenden und argumentierenden Armanen-Chef Adolf Schleipfer, mit Schreiben vom 28.09.1987, zum ersten ODING-Referat vor der Armanenschaft am 31.10.1987 einladen. Dem tadellosen, geistvollen Dr. Jungklaaß blieb ich bis zu seinem Tode verbunden, doch seine „Deutschgläubigen“ pflegten auch eine Art „germanischen Jesuskult“, den ich für eine Geschichtsklitterei halte. Allerdings urteilte der aufgeschlossene K.-H. Schwecht („Deutschgläubiges Bildungswerk, Österreich) am 10.05.1994: „Wir kennen ähnliche Arbeiten und die Namen von List, Marby, v. Wendin oder auch Wirth u.a.m. Was aber Heß zusammengetragen hat, übertrifft alles. Die Fülle des Stoffes überflutet den Leser.“ Der feinsinnige Altgode Adolf Persin - einem späteren „Ehrenmitglied“ der ODING-Forschungsgruppe - dachte anders und schrieb mir in einem Brief: „Trotzdem muß ich Ihnen sagen, daß meine Theorie doch wieder zutrifft: nämlich – es gibt soviele Gott-Vorstellungen, als es Menschen gibt und, es gibt soviele Weltanschauungen, als es Menschen gibt ! Ich bleibe dabei und finde es goldrichtig. Machen Sie weiter so und lassen Sie sich von niemaden davon abhalten !“ Seinen Brief vom 04.07.1999 unterschrieb er: „Mit godischen Grüßen bin ich Ihr godischer Bruder“. Er war ein scharfer Kritiker des Jürgen Rieger, über dessen rüde Umgangsart mit anderen Heiden er wiederholt referierte. Als ich ihn bat, das Trennende doch grundsätzlich nicht überbetonen zu wollen, Rieger mache doch eine aufopfernde Arbeit für die Freiheitlichen, schrieb er mir am 06.08.1999 von einem seiner Erlebnisse: „Warum ? 1980/01 hatten wir Goden die Absicht mit der ,Artgemeinschaft’ zusammen zu gehen um gemeinsam und verstärkt die Arbeit fortzusetzen. Aber bei der Zusammenkunft in Biberach / Riß, dem Todesort von Ludwig Fahrenkrog – Gründer der GGG – Germanische Glaubens Gemeinschaft – war die Tagung. Dabei kam es zu einer mich schockierenden Aktion die Herr Rieger gegen den damaligen Vorsitzenden der Artgemeinschaft, die aus der GGG hervorgegangen ist. Im Laufe der Auseinandersetzung - Rieger - Dr. Wilhelm Kusserow, erbat ich das Wort und sagte sinngemäß, dass diese Szene mich bewege nicht mit der Artgemeinschaft zusammen zu arbeiten und verließ den Saal. Das Auftreten des Herrn Rieger war so abscheulich und abstoßend, dass mir aller ,Appetit’ auf eine Zusammenarbeit verloren ging. Später hatte ich Gelegenheit in Biberach / Riß eine Gedenkfeier für Ludwig Fahrenkrog durchzuführen. Sie fand vom 21. bis 24. Oktober 1982 statt. Moral von der Geschicht – halten Sie Abstand von Herrn Rieger --- Dr. Wilhelm Kusserows Werk ,Heimkehr zum Artglauben’ ist zu empfehlen.“ Der Baumdoktor Dr. Karlheinz Küthe, vom „Bund Deutscher Unitarier - Religionsgemeinschaft europäischen Geistes“, bat mich zu Vorträgen nach Gießen, doch man zeigte dort, außer einer profanen Offenheit gegenüber Themen der europäischen Frühzeit, eine deutliche Abneigung in Bezug zum Runen-Esoterischen, glaubte auch mit u.a. den Schriften der Dr. Sigrid Hunke, wie z.B. „Europas eigene Religion“, über ausreichende Basisliteratur zu verfügen. Ich erntete nicht nur Distanz, aber letztlich doch Ablehnung. Das ganz wunderbar feinsinnige, edle, naturreligiöse Ehepaar Küthe gestaltete sehr liebevoll die Gemeinschaftstreffen sowie die Seiten der Broschüre „Glauben und Wirken“, worin ich auch einige Aufsätze veröffentlichte. Die belesene Sigrid Hunke schrieb mir nach Lektüre des ODING-Buches, anerkennende Worte (30.01.1994): „Sie besitzen ein wirklich umfassendes Wissen über Runen, und das Buch muß man schon ganz genau lesen, um den Überblick nicht zu verlieren.“ Sie hätte vordem keinen derart anstrengenden Text durchgearbeitet, der so voller für sie neuer Begriffe und Informationen gewesen sei. Da dämmerte mir so etwas wie Einsicht -, wie sollte dann ein kleinerer Geist als der jener gelehrten Dame mit dem ODING-Wizzod klarkommen ?! Die meisten Leser sind schlicht und einfach überfordert mir zu folgen, um das breite Bild meines Informationspuzzles - gleich mir, dem Autor - zusammenzuschauen und erscheinen somit als Adepten einer realen aber komplizierten Verständnisschau ungeeignet. Wer die Menge gewinnen will, muss seine Botschaften zu leicht greifbaren, auf Anhieb verständlichen Parolen bündeln können (wie es Guido List in „Das Geheimnis der Runen“, 1908 getan hat). Das ist bei der wissenschaftlich-argumentativen ODING-Erkenntnis leider nicht möglich. Zumindest was die Beweisführung anbelangt, ist es einem akademisch unvorbereiteten, also normalen Neuzeitmenschen allein bei starkem, begeisterungsfähigem Verstehenwollen gegeben, die Richtigkeit der neuen Runenschau nachzuvollziehen. Wer das nicht mitbringt, dem bleibt das ODING zu hoch. Er wird lieber zu den „althergebrachten“ bzw. neuzeitlich zu Beginn des 20. Jhs. erfundenen Elaboraten der schillernden „List-Marby-Spießberger“-Runenliteratur greifen. Die spricht eine neuzeitliche Sprache und arbeitet mit heutigen Verständnismustern. - Das Sinnzeichen der christophilen Unitarier war der Sechsstrahl (allerdings wurde er zuweilen in der Form der doppelten Algiz-Rune gezeichnet) der zwar nicht zum Bestand der Ur-Runen zählte, aber schon zu den Zeichen auf babylonischen, assyrischen Rollsiegelzylindern des Zweistromlandes. Dass sich ein Hexagon auf einem linienbandkeramischen Tonfläschchen im Gosecker-Kindergrab eingeritzt findet, hat damals noch keiner gewusst und ist vor mir - soviel ich weiß - von keinem Autor beachtet und besprochen worden.
Ebenfalls der Dattelpalmen-Sul-Connection streng angehörend - wie Goden und Armanen u.a. - war RA Jürgen Rieger, der sich zwar als strammer agnostischer Heide verstand, aber doch eher politische als philosophisch-religiöse Absichten hegte -, was durchaus legitim sein dürfte. Seine unbelehrbare Anhänglichkeit gegenüber der Externstein-Kreuzabnahme-Dattelpalme resultierte aus dem Umstand, dass die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.“ das von dem menschlich respektablen Laienforscher Wilhelm Teudt fehlgedeutete Irminsul-Emblem in ihren Buchveröffentlichungen als Logo führte. Einflussreiche Leute in der „Artgemeinschaft“, wie Hertha und Rudolf Gabriel, betonten damals eindringlich, dass der moderne nationaldeutsche Mensch keine Religion mehr brauchen würde. Nicht anders verstand es der Leiter der AG. Aus dieser Aversion resultierte seine ganze Abneigung gegen mich. Mit Brief vom 17.05.1983 hatte ich an ihn werbende Worte geschrieben: „Wer heute noch die hinreichend bewiesenen gematrischen Aspekte der Runen unbeachtet läßt oder sogar meint, er könne darüber eine Glosse machen, der ist kein Kämpfer gegen den Okkultismus, der ähnelt mehr einem Don Quichotte. ... Habe ich mich getäuscht, oder herrscht bei der Artgemeinschaft so eine Art ,Runenangst' ?“ Für Rieger blieb das zeitlebens Okkultismus -; von germ. Religion wollte er nichts wissen. Er fauchte in seiner Rede vom 20.06.1999 - wie es mir von Anwesenden übermittelt wurde: „Ich werde die Oding-Religion mit Stumpf und Stil innerhalb der AG ausrotten !“ Damit trat der „Bonifatius von Hamburg“ in die Fußstapfen der berüchtigsten Heidenverfolger. Um bei seinen Leuten Stimmung gegen mich zu machen, verbreitete er solche Unsinnskonstrukte, ich wolle die AG „unterwandern“, um sie selbst in die Hand zu bekommen. Wie hätte ich das tun wollen und können, wo ich nicht einmal Mitglied des Vereines war ?! Nicht alle ließen sich ein X für ein U vormachen. Der tapfere, alte Stukka-Pilot Franz Willi Born (1914-2002), „Ritter Gunn“ genannt, blieb runengetreu bis in den Tod. Ich hielt die Trauerrede an seiner Urne. Nicht weniger engagiert sprach ich den Nekrolog an der Urne meines Darmstädter Freundes Felix Kleybold, der bis zuletzt ein überzeugter Ludendorffer blieb. Am schwersten aber war mir das Totengeleit geworden das ich meinem innigen Freund Kurt Kibbert schon 1993 hatte geben müssen, er war ganz im Geiste einer runischen Religion hinübergegangen. Er vererbte mir seine große archäologische Bibliothek. Auch der unbeugsame, aufrechte Pfälzer Echtheide Hans-Jürgen Hertlein stand bis zu seinem Ende weiter für die gut begründeten runischen Botschaften ein. Die vom runischen Heidentum tief beseelte Eldrid darf nicht unerwähnt bleiben. Sie fertigte mit ihrem Lebensgefährten Dietmar den ersten schön bebilderten ODING-Runenkalender für 7999 n.M. an. Auch die runengetreuen Gefährten Albe, Dagobert, Guido, Herian, Heidan, Kvällulv, Hyllos, meine Tochter Asdis und Kamerad Ask dürfen gewürdigt werden, wobei der Letztgenannte der wahre Getreue Ekkehard des ODING und der „G-O-D“ durch hilfreiche Tat wurde. Ein weiterer Echtheide, Franz Mack, verließ die AG und gründete seine „Freie Heiden“ und den „Ring freier Heidenkreise“ (RFH), in den für einige Zeit echtheidnisch-religiös empfindende Männer wie H.J. Hertlein („Gefährtschaft Pfalz“), Andreas Szalay („Sonnenwacht/FBK“) und Günther Peilicke („Heidnischer-Freundeskreis-Frankfurt" bzw. „Freie Heiden Hessen“) eintraten. Andreas Szalay veröffentlichte in seinem „Sol Invictus“ drei meiner runenwissenschaftlichen Aufsätze.
Zudem klagte J. Rieger wider besseren Wissens: „Der will uns die Irminsul abnehmen !“ Welch eine Entstellung meiner Reformbemühungen für heidnische Korrektheiten. Natürlich gab es eine Irminsul -, aber doch keine Dattelpalmen-Sul (wie sie im Externstein-Kreuzabnahmerelief als geknicktes Etwas zu sehen ist) ! Um die Missverständnisse zu klären, bot ich eine Podiumsdiskussion an, aber Rieger kniff ! Sigrid Hunke schrieb in ihrem Buch „Allahs Sonne über dem Abendland“, 1984, auf Seite 227: „Das kostbarste und schönste dieser Seltsamkeiten unter den Insignien des Heiligen Römischen Reiches ist der Kaisermantel. Auf rotem Purpurstoff trägt dort eine Dattelpalme goldschimmernde Früchte...“. Dass dieser orientalische Baum den dt. Kaisermantel schmückt, dass er das Urvorbild für das „Lilienzepter“ abgab und dass er im Externsteiner Kreuzabnahmebild närrischerweise als Irminsul fehlgedeuet wird, ist nunmal ein unumstößlicher Fakt, stehe man dazu persönlich wie man wolle. Es haben - bewertet aus historischer Sicht des Neuheidentums - solche Gestalten wie J. Rieger, Wolf-Dieter Schröppe („Die Irminsul am Externstein“), Dr. Wielant Hopfner („Zur Geschichte unseres Sinnzeichens“), in ihrem starr rückwärts auf die irrtumsträchtigen Positionen der 20er/30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fixierten Selbstverständnisses, dem Heidentum einen Bärendienst erwiesen -, sie wurden - langfristig geschaut - zu Schädigern des Heidentums. Was von diesen Schreiberlingen zu halten ist, erkannte ich schlagartig beim Lesen eines Artikels des AG-Hof-Schreibers Dr. Hopfner, welcher er in der „Nordischen Zeitung“ (1,64. Jg./ 3796 n. St. S.1ff) unter der Überschrift „Odins Runen - unsere Schrift“ kretische „Linear A“ Inschrifttäfelchen als „7.000 Jahre alte Runeninschrift“ bezeichnete und eine „Linear-B“ aus Praesos / Kreta als „500 Jahre alt“. Jedes kantige Schriftzeichen wird im Schwachsinn dieser Leute zur Uraltrune. Liest man Derartiges, weiß man nicht recht, sollte man nun lachen, oder weinen über solchen verzapften Runenulk ? Hopfner übernahm bedenken- und - als moderner Autor verantwortungslos - ohne zu prüfen die Seite 367 aus „Hoch-Zeit der Menschheit“, des als tapferer Mensch zwar hoch respektablen, aber als Informant für Sprachdenkmäler völlig ungeeigneten Rudolf John-Gorsleben. Die Herrschaften haben so fest die Augen vor den beweisbaren Fakten zugekniffen, dass man annehmen muss, sie leiden mittlerweile an einer Art Augenkrampf. Sie wollen nicht sehen, sie wollen auch nicht zur Kenntnis nehmen, dass die beiden Rankenarme des Externstein-Kultbaumidols - das sie „Irminsul“ nennen - zwei ausschwingende, gerippte Palmblätter darstellen, nicht anders wie es sich bei hunderten ostmittelmeerischen und orientalischen Palmbaum-Bildwerken der Sakralikonographie ebenso verhält. Das Externstein-Gebilde ist unbestreitbar ein gebogener Baum. Nicht nur in „Pen Dragon – Briefe für deutsche Heiden“ (2/1986), des Michael Damböck, veröffentlichte ich den Artikel „Die Irminsul ist entdeckt“, mit dem ich - von erklärendem Bildmaterial gestützt - auf die authentische Gestalt, sowie die archaischste Ausformung der altgläubigen Irminsul hinwies. Ich frage mich und stelle diese Frage vor jeden Vernunftbegabten in den Raum: wie verbohrt muss ein Mensch sein, wenn er ein (Lebensbaum-) Pflanzenabbild nicht von einer Säule - der altsächsischen „Allsäule“ - zu unterscheiden fähig ist - bzw. unwillig sein mag - aus starrköpfiger Hörigkeit gegenüber einem alten, abgenutzten Klischee ?! Diese ideologischen Ignoranten rutschen - bildlich, im übertragenen Sinne geschaut - auf den Knien vor dem altheiligen Baum der assyrischen, babylonischen, spätphönizischen Semiten. Nun gut, die Palme war auch der hl. Baum des babylonischen Sonnengottes Šamaš und ist deshalb auch zum hl. Baum des griechischen Apollon geworden. Aber deshalb kann trotzdem niemals aus einem orientalisch-griechischen Lebens- und Sonnenbaum eine „Allsäule“ (kosmische Säule) der Germanen geworden sein, fehlte doch dem Norden jegliche Veranlassung, aus der ihm zunächst unbekannten, fremdländischen Palme sich eine Himmelssäule auszudenken. Das blieb dem irrenden Wilhelm Teudt und seinen dumpfen Nachbetern vorbehalten. (Die Babylonier taten es sehr wohl, sie verbanden auf einem mir erinnerlichen Relief das Bild des Palmbaum-Lebensbaumes mit der Himmelsstütze) Unter anderem z.B. in „DDD 2 / 1987“ („Deutschland in Geschichte und Gegenwart“) konnte ich mit dem Artikel „Eine alteuropäische Kultstätte unter der Michaelskirche zu Fulda“ auf die korrekte altgermanische Form der Sonnenspiralsäule Hinweise geben, wie ich sie sogar im schwedischen bronzezeitlichen Felsritzbild in Bohuslän (Tanum / Region Kasen) zu meiner Genugtuung entdeckten durfte. Während der „1. Horner Fachtagung“, vom 21.-24.09.1989, lernte ich die beiden kompetenten Hauptdarsteller kennen, den Steinbildhauer Ulrich Niedhorn und den Astronom Prof. Dr. Wolfhard Schlosser von der Ruhr Universität. Verdient gemacht, um diese Arbeitstagung zum Externstein-Fragekomplex hatten sich der mir sehr liebe Burkhart Weecke und Ralf Konekis. Herr Niedhorn schrieb mir am 16.11.89: „Zur Kuppelgrotte: Ich habe nachgewiesen, dass sie durch heftiges Feuer entstanden ist. Dazu bedarf es nur des Vergleiches mit den anderen Feuerstätten im Grottensystem (Formen und Rotfärbung), Die Analyse möglicher Nutzungen eines Stichtunnels, welcher durch Feuer nach oben zur Kuppel erweitert worden ist, ergab nur die eine plausible Möglichkeit, nämlich als Krematoriumsstätte. Jegliche technisch Nutzung konnte ausgeschieden werden….“ Das Externstein-Heiligtum, also auch eine vorchristliche Begräbnisstätte ?!
Höchst lesenswert erachte ich, was Altmeister J.W. v. Goethe über Menschen bzw. Professoren dachte, die längst überholte Lehren vortragen, die durch neue Forschungsergebnisse widerlegt wurden: „Das ist nicht verwunderlich“, sagte Goethe zu Eckermann, „solche Leute gehen im Irrtum fort, weil sie ihm ihre Existenz verdanken: sie müssten umlernen, und das wäre eine sehr unangenehme Sache.“ „Aber“, sagte Eckermann, „wie können ihre Erkenntnisse die Wahrheit beweisen, da der Grund ihrer Lehre falsch ist ?“ „Sie beweisen auch die Wahrheit nicht“, sagte Goethe, „und das ist keineswegs ihre Absicht, sondern es liegt ihnen bloß daran, ihre Meinung zu beweisen. Deshalb verbergen sie auch solche Experimente, wodurch die Wahrheit an den Tag kommen und die Unwahrheit ihrer Lehre sich darlegen könnte.“ Goethe fuhr fort: „Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht nur von einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten.“
J. Rieger warf mir in seiner runologischen Ignoranz vor, ich würde unsinnigerweise „24 Germanen-Feste“ predigen, weil ich von 24 runischen Festzeiten sprach. Er schickte mir mit dem 08.07.1999 einen öffentlichen sophistischen Text, mit dem er seine Ablehnung - vor seinen Leuten - zu unterfüttern gedachte. Dass ich - wie es bei jedem anderen Forscher üblich ist - Verlorengegangenes, also zunächst Unbekanntes aus Quellenbruchstücken bemüht bin, wieder zusammenzuschauen, ließ er unbeachtet. Er wollte Recht behalten und reihte einige rabulistische Vorwürfe aneinander. Unter anderem verstieg es sich darin zu solchen Aussagen: „Dass die Runen etwas mit dem Jahreslauf zu tun hätten, oder gar, dass jeder Rune ein Fest entspräche, ist falsch“ (S.1) und „Den Namen des Festes, das Sie Sigrblot nennen, kennen wir im skandinavischen Bereich als Bezeichnung nicht“ (S.7) und „Was ich behaupte habe, ist, dass es die Namen ,Siegopfer’ und ,Alfen-Asenopfer’ nie gegeben hat“ (S.10). Dass ich zuweilen auch die deutschen Übersetzungen verwendete, ist wohl legitim, Rieger nutzte den Umstand zu albernen Scheintriumphen. Ich habe eine Rekonstruktion vorgenommen, in deren Bildnis nicht jeder einzelne Puzzlestein vorhanden sein kann ! Aber das Gesamtbild spricht für seine Richtigkeit. Wer das nicht sehen will und in den Krümeln stochert, ist kein redlicher Kritiker, sondern erniedrigt sich zum kleingeistigen Nörgler. Eines von Riegers Defiziten war auch, dass er in seiner unklugen Manie, mich nun unbedingt widerlegen zu wollen, sich wie blind und fixiert auf den Autor Otto Siegfried Reuter („Germanische Himmelskunde - Untersuchungen zur Geschichte des Geistes”,1934) stützte, während ich schon den neuzeitlichen Naturwissenschaftshistoriker Willy Hartner („Die Goldhörner von Gallehus“, 1969) für meine Erklärungen herangezogen hatte. Was J. Rieger über den Verstand ging, begriff der Wissenschaftler (Shakespeare-Übersetzer aus dem Altenglischen), Magnus Wolf Göller („Neues aus Hammelburg“) spontan und bat mich um einen Vortrag in seinem engeren Freudeskreis. Er schrieb in einer Rezension am 29.08.1994: „Handelt es sich doch dabei um das unserer Ansicht bedeutsamste Werk der oft etwas absonderlich anmutenden Literatur zu diesem Thema, welches nach Klingenberg erstmals in einer … im Ganzen grandiosen Synthese, schwer widerlegbar in ihrem Kern, richtungweisend zeigt, was es mit diesem kosmologischen Alphabetsystem auf sich hat.“ M.W. Göller studierte Romanistik und Anglistik, ist Dozent und schreibt Satiren, Essays, Aphorismen sowie kulturkritische, politische, sprachwissenschaftliche und philosophische Traktate. J. Rieger aber verbot in einer kleinkarierten Bücherverbrennungsaktion seinen AG-Leuten meine Schriften zu lesen und meine Vorträge zu besuchen. Als könnte man den freien Geist und neue Erkenntnisse durch eine klerikale Index- bzw. Verbotspolitik dauerhaft aufhalten ! Die Dunkelmänner dieser Welt, die sich den Uhrzeigern entgegen werfen, konnten die Uhren niemals anhalten, schlimmstenfalls die Blicke auf die Uhrzeit eine Weile lang versperren ! Dieser Urteilsunfähige verstieg sich zu der Anmaßung einer von ihm hinausposaunten Beurteilung, meine Darlegungen wären in drei Kategorien einzuteilen: Ein Drittel sei nachweisbar falsch, ein zweites Drittel sei halbrichtig und nur das letzte Drittel würde wohl stimmen. Hätte er mein Buch vorurteilsfrei gelesen, bevor er kritisierte und nur eine blasse Ahnung von Sakralkalendern gehabt, hätten seine unseriösen Angriffe, unehrlichen Unterstellungen und Intrigen absolut unterbleiben können. Bei allem Respekt in Bewertung von Riegers kämpferischem Nibelungen-Naturell, muss man in Gesamtbetrachtung seiner Erscheinung erkennen, dass er in weiten Strecken über die Horizonte des Dritten Reiches nie hinaus zu denken vermochte -; aber die Zeit ist nun mal weitergegangen, auch und insbesondere in den Wissenschaften.
Wenn man die brieflich mir zugegangene Beurteilung des Fachgelehrten, des germanischen und skandinavischen Mediävisten und Runologen Professor i.R. Klaus Düwel der Universität Göttingen, dagegen hält, tritt die Banausenhaftigkeit des J. Rieger so recht zu Tage. K. Düwel nach Kenntnisnahme der Theorie meines ODING-Buches, im handschriftlichen Brief vom 23.01.1994: „Ich bezweifele nicht, daß die von Ihnen vorgelegte Lösung zur Reihenfolge des älteren Futhark in sich stimmig und wohl auch richtig ist. Das Problem liegt an anderer Stelle, …“ Er betonte dazu - was unbestreitbar ist - dass die wissenschaftliche Beweisführung dieser These allerdings schwierig sei. Der Historiker, Mitarbeiter der Uni.-Frankfurt / Sektion Frühgeschichte, Runen-Fex und Mathematiker - mein Freund und Mentor Dr. Kurt Kibbert („Die Äxte und Beile im mittleren Westdeutschland“ Bd. I + II., 1980) - strahlte, als er die verblüffende Stimmigkeit der neuen Erkenntnislehre sofort begriff: „Danach habe ich ein Leben lang gesucht, und Du hast’s rausgefunden !“ Der Philologe Dr. Michael Koll (Runenseminarleiter - hielt Vorlesungen über Runen an der Volkshochschule Darmstadt, 1980), den ich mit Herman Wirth bekannt machte, um die Abgüsse aus der „Schlangenhöhle“ in der Pfalz zu begutachten, urteilte nach Lektüre des „ODING-Wissod“ am 14.12.1994: „Gerhard Heß schenkt uns die verlorene Zeit wieder … dass es sich um ein Studienbuch von hohem Wert handelt, an dem der Fachmann sein Denken prüfen und weiterentwickeln und mit dem der Lehrer die Jugend zu Wissen und Weisheit hinführen kann.“ Und der ungarische Runenbuchautor Zoltán Szabó (Praxis für Astrologie u. Psychologie) schrieb am 08.10.1993: „Ihr Werk ODING ist für mich ein Meisterwerk der Runenkunde. Daran besteht kein Gran an Zweifel.“ „Heß hat in mühevoller Kleinarbeit einen alten Jahreskalender zusammengestellt, der sich sehen lassen kann“, so empfand es Marion Betz im Juni 1994 in der „Hexen-Zeit-Schrift“. Kaum ein schöneres Lob aber hätte ich empfangen können, als das von der Wagner-Sopranistin Gabriele Rossmanith (Ehrentitel: „Hamburger Kammersängerin“ ) von der Hamburgischen Staatsoper, 07.12.1994: „Besonders wichtig für mich waren die Hinweise auf das ,Göttliche in uns“… Mir nimmt es jedenfalls Ängste, wenn ich mich – befruchtet durch Gedanken aus Ihrem Buch – nicht mehr in mir gefangen fühle, dadurch bin ich freier und kann viel mehr geben.“ - Und der Märchenforscher und Philosoph Dipl.-Ing. Hans Fischer am 04.11.1993: „Es ist ja fast unglaublich, was Sie da alles an geschichtlichem Wissen, Bilddokumenten und eigener Komposition in dies Thema in wohl jahrlanger Arbeit hineingesteckt haben.“ Der zeitkritische Historiker und Buchautor Dietrich Schuler („Kreatismus als geistige Revolution: Die notwendige Überwindung der Wüstenreligion“), am 12.07.1094: „… das Gefühl sagt mir, dass Sie recht haben, dass Sie da etwas aus den Nebeln der Vermutungen und des bloßen Wähnens in helles Licht gehoben haben. Und da ist Ihnen später wohl ein Platz im Ruhmestempel der Runenforschung und Altertumskunde, der Religionserhellung unserer Vorfahren sicher.“ Seine vielen anderen modernen Heiden überlegene Auffassungsgabe bewies auch der geistvolle französische Wissenschaftler Dr. Pierre Krebs, der große „Europäer der Vaterländer“, Leiter des „Thule-Seminar e.V.“ („Arbeitskreis für die Erforschung der europäischen Kultur e.V.“) und Herausgeber des praktischen „Mars-Ultor“. Er übernahm den gallogermanischen ODING-Runen-Festweiser mit den zugehörigen Runenerklärungen für seinen „Taschenkalender der Avantgarde“. Er druckte in „Elemente - der Metapolitik zur europäischen Neugeburt“ (Nr.6 / 1998), der Buchzeitschrift, des „Thule-Seminar“ meinen Aufsatz „Die Zahlensprache der germanischen Zeit“. Es handelt sich dabei um einen Text, welcher erstmalig die Sinnerklärung der Ornament-Ringe auf dem Sonnendiskus des dänischen bronzezeitlichen „Sonnenwagen von Trundholm“ vorführt, nämlich das Zahlengefüge des luni-solaren Jahres.
Sogar der von sich sehr überzeugte, trotzdem aber geistig helle und gut informierte „Allsherjargode Géza von Neményi“, Leiter der „Germanische Glaubens-Gemeinschaft“ (GGG), gestand mir in einem Brief vom Juni 1991 zu, noch bevor ich mein Buch veröffentlicht hatte: „Es ist nicht ,Ihr’ oder ,mein’ (ODING-) System. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine überlieferte Zuordnung unserer Vorfahren, die Sie nur zuerst wiederentdeckt haben. Die Ehre gebührt wohl eher den Urhebern, nicht den Entdeckern … Die Idee, überhaupt in der Runenreihe eine Form des Jahreskreises zu sehen, die ist das Geniale.“ Und am 11.11. 2005 bekundete er im „Wodanserben“-Forum: „Gerhard Heß hatte seinerzeit erkannt, daß man die Runenreihe rückwärts auf den Jahreskreis legen kann. Ich habe das System auf den Tyrkreis erweitert.“ Daran, dass Jahreskreis und „Tyrkreis“ letztlich identisch sind, sei hier nur beiläufig erinnert. Die Vorgeschichte war die: Während des 1. heidnischen Treffens zum „Fest der Leinernte“ in Deutschland - zu dem die Armanen-Großmeisterin Sigrun Schleipfer eingeladen hatte - fanden zum 6./7.09.1982 etliche Heidengruppen ihren Weg auf die Burg Gleiberg bei Gießen. Hier zeigte ich an meinem Bücherverkaufsstand erstmalig ein DIN-A-1-Plakat mit der ODING-Jahres-Graphik. Als das der Armane Géza v. Neményi sah, bog er sich vor Lachen, um seine Missachtung über meine „Erfindung“ auszudrücken. Meinen Erklärungen gegenüber blieb er taub. Doch am nächsten Morgen kam er überraschend auf mich zu und sagte wörtlich: „Sie haben Recht das System stimmt !“ Er hatte sich die Nacht über Gedanken gemacht und kam zur besseren Einsicht. Am 30.01.1985 übergab er mir während des Mittsommerthings der Armanen sein Heft „Germanische Reihe“ Nr. 18 seiner „Heidnische Gemeinschaft“, des Titels „Der Runenkreis“, in dem er „mein“ ODING-Jahresschema graphisch mit astrologischem Schwerpunkt vorführte. Er betitelte seine Kleinschrift: „Der Runen- Jahres- und Festkreis mit dem Tyrkreis, das Oding genannt.“ Im Textverlauf schreibt er: „Die Runenzuordnungen (von Gerhard Heß) sind nicht etwa willkürlich, sondern die Reihenfolge der Runen wird nicht verändert…“ Dass Géza - im Gegensatz zu weniger hellen Heiden - so rasch die Stimmigkeit des ODING erkannte, beweist natürlich seine rasche Auffassungsgabe. Der ehrenwerte Hans Köhler, der Vorsitzende des „Freundeskreises für Deutsche Kultur - Darmstadt und Umgebung“, bot mir im November 1994 die Gelegenheit, interessierte Menschen mit meiner neuen Runen-Schau vertraut zu machen. Ein hochpotentes, aufgeschlossenes Publikum folgte begeistert und dankbar meinen Erklärungen. Ich habe selten so viele gebildete Zuhörer beisammen gesehen. Bis zu seinem Tod im Jahre 2003 waltete Hans Köhler in vorbildlicher Weise seines Amtes als Pflegestättenhüter einer selbstbewussten Heimatkultur. Der Autor des epochalen Buches „Der Ursprung Europas“, Carl-Heinz Boettcher, schrieb: „Ihre These der Linksläufigkeit des Runensystems ist in der Tat logisch und führt zu überzeugenden Ergebnissen. Die von Ihnen vorgenommene geistesgeschichtliche Einordnung der Runen beeindruckt.“ Forstbotanik-Prof. Dr. Werner Koch (Extraordinarius für Ökophysiologie der Waldbäume - Uni-Mü. - Sein Lebenswerk galt dem Prozessverständnis der Ökologie von Waldbäumen als einer Grundlage für die Forstwissenschaft, wofür er maßgebliche wissenschaftliche Beiträge geleistet hat) schrieb mir am 25.06.1995: „Mit Deinem ODING-Wizzod hast Du sicher einen Höhepunkt der Zusammenschau erreicht und in überwältigender Art ungezählte Einzelheiten aus dem Urwissen des Indogermanentums zu einem großartigen Gesamtbild wie ein Mosaik zusammengefügt, dank eines von Dir allein entdeckten Schlüssels. Deine leidenschaftlichen Suche nach der Runensymbolik, Deiner Ausdauer und Deiner wissenschaftlichen Redlichkeit ist zuzutrauen, dass damit gewissermaßen der ,Stein der Weisen’ gefunden sein könnte, der uns ein tieferes und besseres Weltverständnis ermöglicht als je zuvor, eine Ergänzung zu unserer rein exoterischen Betrachtungsweise, die einseitig ist und unvollkommen. Dein Buch gehört zu jenen wenigen auserwählten, die man nicht nur einmal lesen kann, sondern mehrmals und sich jedesmal neue persönliche Erkenntnisse einstellen.“ Der Münsteraner Pädagoge, Forscher und Schriftsteller W. P. Fischer schrieb mit dem 06.11. 1993: „Aber sofort folgte mein zweiter – wenn auch milderer Schock – Forscherfreund Heß betet zu Wodan … Sie sind also primär Esoteriker, und ich habe bisher sogar nach Ihrem Buch erst recht Ihre Beiträge geschätzt, die auf nüchterner Schlussfolgerung beruhen … Ihre Gliederung ist hervorragend. Die Gesichtspunkte sind so erfreulich vielseitig und auch für den Nichtesoteriker von so großer historischer Bedeutung, dass ich Ihr Buch für wirklich wertvoll halte. Sehr viel lernen konnte ich sofort bei Ihren Ausführungen über Zahlensymbolik und Runenmythologie.“ Und Kurt Hofinger am 04.05.1994: „Die Einfachheit und Schlüssigkeit des darin beschriebenen neuen bzw. alten Runensystems hat nicht nur mich hier in Wien beeindruckt. Insbesondere haben mir Ihre Gedichte sehr gefallen“.
Mit der eleganten heidnischen Aktivistin Elfrun von Hein war es möglich, gelungene bunte Kultfeste zu veranstalten (September 1993), doch für ernsthafte Runenwissenschaften hatte sie, als einer zu Schaueffekten, Astrologie und Steinheilerei neigenden Dame, weniger Gespür. Zudem war sie Mitglied im (auf Guido List basierenden) Armanen-Orden, auch zuständig für den 1996 gegründeten „Halga-dom-Kreis“, und somit für Neues nicht aufgeschlossen. Einfach nur beachtlich und ziemlich nachahmenswert ist was der „Druide im Taunus“, der Heilpraktiker, Musiker und Selbstdarstellungskünstler Volker Volkmann macht, der nach Auskunft seiner Netzseite den „Yggdrasil Kreis e.V.“ initiierte. Er sieht seinen Kreis fern vom „falschen Geschichtskult und Fun-Gesellschaft“, wie es ein C. Wolfschlag formulierte. „Wir sind keine bierernsten Germanennostalgiker mit Hörnern auf dem Kopf, betreiben aber auch keine pure Mittelalter-Spaßgeschichte. Uns geht es um die Auseinandersetzung mit unserer eigenen Kultur, um die Verbindung der Geschichte mit unserem heutigen Sein. Dazu gehört auch die Frage: Was ist Religion ?“ Das klingt sehr vernünftig. Angenehm ist, dass auf Volksmanns Seite die 24 Runen fast richtig wiedergegeben sind und die Dattelpalme vom Externstein zwar ins Bild gesetzt wird, aber keine große Betonung findet. Mein eigener Eindruck von Volker Volkmann beschränkt sich auf eine Fernsehsendung bei der er in einem Beitrag von Pfarrer Jürgen Fliege auftrat. Hier allerdings saß der sympathische, eloquente Heide auf einem Teppich mit eingeknüpften Fantasie-Runenzeichen, die mich Schlimmes befürchten ließen. Dieser erste negative Eindruck - ich dachte, er sei einer der üblichen Runen-Scharlatane - war wohl verfrüht. Ein Herr Rudolf Arnold Spieth, seines Zeichens „Vorsitzender des Internationalen Zentralverbandes Germanischer Runenforscher“ (IZGR) , schrieb mir am 08.12.1993 und 04.01.1994, ich könne schon deshalb nicht die „Nummer 1“ sein (worum ich nie gebeten hatte) - die unbestritten F.B. Marby wäre - weil ich in einer Nr. 2 des Bornweges wohnen und mein Postulat ODING sich lautlich wie ein „Un-Ding“ anhören würde. Man wird schmunzeln, aber so „geistvoll“ klangen eine Vielzahl der gegen mich ins Feld geführten Argumente -; z.B. noch einmal der „Runen-Vorsitzende“ R.A. Spieth, auf mich zielend: „er stellt das 24ger Futhark auf den Kopf, seine Interpretation sind aus einem „verdrehen“ Geist, einer lädierten Psyche. Und das ist fatal.“ Er fährt fort: „…sage ich deshalb: Mit diesem Werk haben Sie den Leser übernommen. Sie haben alles reingepackt, was die Welt kennt. Es zeugt daher von einer großen Überintellektualität, doch an pädagogischer Gelehrsamkeit mangelt es. Daher auch, weil uns Germanen immer nur der Ausgang eigener Kultur, Maßstab für All & Alles ist.“ Auf der „1. Horner Externsteintagung“ mit dem Externsteinforscher Ulrich Niedhorn, lernte ich am Abend des 21.09.1989 den Österreicher Franz Spilka kennen. Seine kalendarisch-mathematischen Kenntnisse waren beachtlich, von Runen wusste er nichts. Am 02.10. schrieb er mir in einen Brief: „Was die Runen betrifft, hoffe ich von Ihnen noch viel zu lernen, weil ich mich damit nur am Rande beschäftigt habe.“ Als dann mein Buch 1993 erschienen war, kritisierte der Ignorant in seinem Blatt „Rätsel der Heimat - Zeitschrift für Heimatforschung“ (61. Folge 1995): „Im Jahre 1994 brachte Gerhard Heß ein neues Buch über die Runen heraus… Die Lösung sieht so aus, dass er die altehrwürdige Futhark-Runenreihe auf den Kopf stellt … Er bringt damit alles durcheinander.“ Meine „groß angelegte Verdrehung“, so gab er kund, hätte ihn genötigt, die Arbeit am Thema selbst wieder aufzugreifen, „neu zu bearbeite und sachlich richtig zu untermauern“. Was kam dabei heraus ? Mit Brief vom 06. April. 1995 schreibt der frischgebackene Runenzögling: „Rein intuitiv habe ich die 1. Rune, die fe-ehu-Rune, an den Tag des hl. Leonhard [6.Nov.] im Jahrskreis gesetzt und einmal geschaut, was dabei herauskommt. … diese Anordnung kann jeder nach Belieben annehmen oder ablehnen.“ Geht’s noch närrischer ? Die damalige Armanen-Chefin Sigrun Scheipfer-Friese, die später einen Adelstitel beanspruchende Frau v. Schlichting, konterte nach Kenntnisnahme des ODING (aufgrund eines Vortrages den ich den „Armanen“ am 31.10.1987 auf Burg Schnellenberg bei Attendorn hielt), ohne nur irgend etwas kapiert zu haben, nicht Odin, sondern die Nornen hätten die Runen erfunden, weshalb sie sich spontan hinsetzte und speziell gegen das „Oding“ eine „Norning“-Runenfolge von 24 Zeichen frei erfand, mit dem legitimierenden Hinweis, sie kommuniziere darüber so gut wie fast täglich mit Odin, wie auch mit der Göttin Freija. Dadurch war ein Auskommen mit ihr erschwert, sie war letztlich für alle Gedanken unempfänglich die nicht aus ihrer eigenen Inspiration herrührten. Mit Schreiben vom 20.10.1993 teilte sie mir auf meine diversen Aufklärungsversuche zum ODING und der Besprechung verschiedener Runenbücher mit: „Aber ich habe ODIN nach seiner Meinung über die verschiedenen RUNEN-Systeme gefragt. Und ER sagte: ,Alle sind unvollständig, doch alle tragen zum Aufbau unserer Kultur bei…“ Das klingt - abgesehen vom Odin-Gespräch - moderat, doch ließ sie nichts gelten, was nicht sie selbst als gottbegnadete armanische „Großmeisterin“ erfunden hatte. Dazu schrieb ich am 29.06.1996 an die „Armanen“-Zeitung „Hugin und Munin“: „...Mit den von Frau Sch. [Sigrun Schleipfer] erfundenen ,Norning’-Runern wird ein intelligenter Heide jetzt und in Zukunft nichts anfangen können. Die Naiven sind allemal zu betören, auch mit noch schlichteren Gedanken und Erklärungen. Aber was wir doch wollen, ist die Intelligenz, sind die Gedankenstarken, sind die Frauen und Männer, die uns in Zukunft in ein höheres Niveau des Heidentums hinaufführen mögen. Diese zu erhoffende heidnische Elite wird aber doch weiß Gott nicht mit Marby, mit List, mit Frau Sch. im Gepäck diese Höhen erklettern, die wir uns von der Zukunft des Heidentums erhoffen…“ Auch einige Esel im „Eldaring“ sind unverdrossen dabei, seicht bis bösartig und konstant ignorant über die ODING-These zu schwadronieren bzw. zu hetzen. Einige Grundwahrheiten haben sie immerhin begriffen, so zum Beispiel, dass religionsphänomenologisch Odin derselbe Gott ist wie Wodan, was der Artgemeinschaftshäuptling J. Rieger noch vehement bestritten hatte. Ich wundere mich nur über deren partiellen Unverstand, die können nicht einmal die isländischen Monatsnamen korrekt übersetzen, die sie in ihrer Kalenderbesprechung angeben (Sept. 2002). Ihre Runen-Dummheiten sind nur schwer zu ertragen. Auf diesem Gebiet scheint der Club lernunfähig. Ihre Texte holen sie aus dem Amerikanischen, eigene Substanz ist da wenig. Ob sie von dort „drüben“ instruiert werden, gegen neue Erkenntnisse in „Old-Germany“ zu stänkern ? Der „Verein für Germanisches Heidentum e.V.“ (VfGH), bzw. „Odinic Rite Deutschland“ (ORD) war ein deutscher Ableger des britischen OR bis i.J. 2004, als man Eigenständigkeit gegenüber dem britischen OR deklarierte. Sehr sympathisch an dieser Gruppierung klingt, dass sie mit dem Begriff „Ásatrú“ ihre Treue zu den Asen und Vanen bekundet. Seltsam inkonsequent mutet aber an, dass diese Heiden Mitglied der intoleranten katholischen Kirche und gleichzeitig VfGH-Mitglied sein dürfen. Wie wenig sich auch diese Leute mit gewissen Quellenzeugnissen vertraut gemacht haben beweist ihr Vereinszeichen, das unselige Teudtsche Externstein-Dattelbaum-Bildnis des Orients. Volker Wagner alias Stilkam, der angenehm ausgewogene Artikel für die Entwicklung des Heidentums in Deutschland schrieb, hat aber leider auch nicht den authentischen Wert des ODINGs verstehen können, was auf „Stilkams Asatru-Seiten“ - sowie unsinnigen Forumsverlautbarungen, in Form abwertender Formulierungen, zum Ausdruck kommt, z.B. es ginge hier um eine „für Anfänger nicht empfehlenswerte“, „rückläufige“ Runen-Lesung --, anstatt sie didaktisch sinnvoller eine „rechts-beginnende“ zu kennzeichnen. Sollen etwa Runen-Anfänger zuerst den erlogenen, bizarren Runen-Ulk anderer Autoren verdauen lernen ? Wie wenig Stilkam von Schriftgeschichte versteht, liest man aus seinem Satz: „Weiterhin gibt es Leute, die das Futhark von hinten aufrollen, so das ,Oding’.“ Man kann sich amüsieren, er bezeichnet in völliger Verkennung des antiken sowohl wie des noch heutigen Verständnisses, „rechts“ als „hinten“ ! Wie leichtfertig und ignorant mindere Verständler mit dem Kriterium der runischen Schreiberichtung umzugehen pflegten, bewies ein Spaßvogel namens Werner Lacek, der auch schneller zu schreiben als ernsthaft zu studieren und zu prüfen willens war, er alberte im „Runenstein“ (4/1994): „Um es gleich vorweg deutlich auszusprechen: Ich halte das Buch für das, was der Verfasser gleich zu Anfang offen zugibt: eine Verdrehung des Runenkreises im Jahreslauf.“ Das ehemalige Mitglied des „Armanen-Ordens“, der exheidnische Konvertit Matthias Wenger, welcher jahrelang die Periodika „Der Steinkreis“ mit seinen Texten beglückte, hat in Bezug auf Beurteilungsfehlgriffe unbestritten die „Silberne Zitrone am roten Band“ verdient. Er scheint völlig geistesabwesend in die Kiste seiner Verbalinjurien gegrabscht zu haben -, um eine Handvoll Vorwürfe zu schleudern, was sich bei ihm so anhört: „solchen Machwerken wie Gerhard Heß` Oding-Wizzod, welches zur Fremdheitsangst noch den Gnostizismus apportiert.“ („Gnostizismus“ = Erkenntnis / geheimes Wissen) Man fragt sich, ob sich der eitle Mann nur gerne gedruckt sieht und deshalb einfach mal so bisschen mit Worten spielen wollte, oder was er sonst mit seinem unsachlichen Unterstellungswillen bezweckte ? Denn nichts weniger als idiotisch ist es, die kuriose Wortschöpfung „Fremdheitsangst“ einem Werk anzuhängen, das vom altindischen „Veda“, über das altpersische „Awesta“ bis zu den griechisch-römischen Göttermythen und bis zum Altägyptischen und den hellenistischen Zauberpapyri das antike Denken unter die Lupe nimmt. Der irrwitzige Vorwurf des dubiosen Herrn Wenger fällt bereits dem Leser meines Covertextes von 1993 ins Auge, wo es heißt: „Gerhard Heß, zog während länger währender In- und Auslandsfahrten mit den Beduinen durch die Westsahara, erlebte Hochseefischerei bei Labrador und Grönland, lernte Höhen und Tiefen als …“ Einem Autor „Fremdheitsangst“ zu unterstellen, der über Jahrzehnte die Welt bereiste, fremde Menschen und Kulturen mit Freude und tiefgreifendem wissenschaftlichen Forscherinteresse erleben wollte, ist allein als ein Symptom von Albernheit oder purer Dummheit zu bewerten. Allerdings schrieb ein mir unbekannter Autor des „Der Hain“ - ein Magazin in dem nach eigenem Selbstverständnis die „kritische Auseinandersetzung um Inhalte und Ziele des Neuen Heidentums gepflegt werden soll “- neben akzeptablen kritischen Anmerkungen, erfolgten einige recht anerkennende Beurteilungen: „Was zunächst geradezu überwältigend ist: Die Materialfülle an Literatur, die der Autor ins Feld führt. Im Gegensatz zu amerikanischen Werken mit ihrer Fast-Food-Information geht der Autor in die Tiefe der vergleichenden Religionsgeschichte, der Brauchtumsforschung und der Archäologie. Man spürt, dass dieses Buch eine Lebensarbeit beinhaltet, ein wirklich jahrelanges Ringen um plausible Deutungsgehalte. In dieser Gründlichkeit ist es beeindruckend deutsch. … In diesen Darstellungen offenbart Heß sein geradezu enzyklopädisches Wissen, insbesondere, was die indoeuopäische Religionsgeschichte betrifft. …seine Gedichte, gewissermaßen sakral-lyrische Bearbeitungen der Materie. An diesem Punkt des emotionalen Ausdrucks zeigt sich die starke Verwurzelung des Autors im zarathustrischen Denken des Alten Iran – … Die Runendeutungen, Jahresfesterklärungen und Orakelangaben sind eine für die augenblickliche (teils recht oberflächliche) Runenliteratur einmalige Fleißarbeit. …“ Dr. Walter Flemmer vom Bayerischen Fernsehen, äußerte sich über mein Runenbuch in der Sendung vom 22.08.1994 folgendermaßen -, ohne einen Ansatz von „Fremdheitsangst“ wahrzunehmen: „Interpretationen, die Zusammenhänge zu anderen spirituellen Welten und Kulturen herstellen. Im Einzelnen sicher recht aufschlussreiche Verbindungslinien.“ Korrekterweise muss erwähnt werden, dass Herr M. Wenger - auf seinen Fauxpas angesprochen - wenn auch Jahre später, um Entschuldigung bat. Wem durch die immer bekannter werdenden Abhör- und Beeinflussungstechniken des weltweit „exklusivsten Club“ der „Five Eyes“ ein Licht darüber aufgeht, wie dicht das Netz ist, welches über uns alle geworfen wurde, kann sich kaum mehr wundern über die von Geheimdiensten gesponserten Aktivitäten der aus USA und England „rübergeschwappten“ Hexen- und Heidenszene. So wie die islamischen Taliban und südamerikanische Extremistengruppen vom CIA aufgebaut wurden, ist auch eine definierte Heidenszene in der BRD zum Teil vom „Großen Bruder“ initiiert und unterwandert. So zeigen die meisten Veröffentlichungen des „Rabenclan“ ziemlich deutlich aus welcher Richtung der Wind weht. Sie passen sich nahtlos in die US-amerikanischen Vorstellungen spezieller „demokratischer Spielregeln“ ein und wirken dafür, jeden noch so leisen vaterländischen Impuls als verbrecherische bzw. „faschistische Gesinnung“ abzustempeln. Mit einem eigengesetzlich-traditionellen alteuropäischen Heidentum hat das alles nicht viel zu tun. Eher ist es der Versuch, alternative Gruppen im Sinne der gewünschten „Oneworld“ zu beeinflussen. Der Grundzug eines jeden Heidentums ist das Ahnengedenken und die Ahnenverehrung -, das ist so vom keltisch-germanischen Heidentum bis zum japanischen, dem Shintoismus und dem jüdischen, dem Mosaismus --, wer also aus dem Vaterlandsverrat, der ein Selbst-, Enkel- und Ahnenverrat ist, ein Sakrament machen will, ist kein Heide, er verfolgt unter dem Tarnhemd des Heiden völlig andere Absichten.
Ich war immer auf der Suche nach Wissensträgern, nach Informanten, die ich persönlich kennenlernen wollte und natürlich ihre Werken. Mir fiel eine Schrift des guten deutschen Lebensreformers Karl Georg Herrmann (1892-1985 - „Kulturaufgaben des Vegetarismus“), Jahrgang 1892, in die Hände, der lange in Italien und später in Schwäbisch Gmünd lebte. So lernte ich Maria Köhnlein, die hoch betagte Lebensgefährtin des Weltenbummlers, Lebenskünstlers, Buchautors und Scherenschnittkünstlers kennen und schätzen. Sie schenkte mir den reichhaltigen Büchernachlass vom gestorbenen Herrmann. Ihr sehnlichster Wunsch war es, ihren dahingegangenen Herrmann am „Dichterstein von Offenhausen“ in Oberösterreich, verewigt zu sehen. Ich erkundigte mich, wie das möglich sei und tat ihr diesen Gefallen im am 01.05.1996. Im Rahmen einer Feierstunde wurden dort Namensplaketten zu Ehren deutscher Dichter in die Ringmauern des Denkmals eingelassen. Es war für die Greisin die Krönung ihres Alterslebens, ihr liebes Gesichtchen stand während meiner dortigen Würdigungsrede voller Rührungstränen. In einem behördlichen Willkürakt ist die schöne Gedenkstätte 1999 dann vernichtet worden. Mehrere ODING-Vorträge hielt ich in der ganze Republik. Z.B. Thomas Malkowski („Neue Werte“) bat mich 1995 zu einem Runenvortrag nach Döbeln bei Dresden, eine Frauengruppe mit großer Kinderschar rief mich in den „Runenhof“ im Bayerischen Wald, das „Forum Kontrovers“ („Initiative zur Förderung der Wissenschaften und deren Randgebiete“) holte mich 1996 nach Stuttgart, mit dem Vortrag „Entschlüsselte Runen - Geschichte, Mythos und Bedeutung“, die herzerfrischend fröhliche, hoch informierte Frau Hildegard Ostler-Konrad lud mich ein, ihrem Stockdorfer Freundeskreis vorzutragen. Auch ein Herr Anton Pfahler in Oberhausen-Sinning, der, wie sich für mich erst im Nachhinein herausstellte, ein tragischer und waffennärrischer Mann war, verpflichtete mich zu einen ODING-Referat vor seinen jungen Leuten. Ich werde auch zukünftig jedem Wunsch nach einem Vortrag über das vorchristliche Runen-Kalendarium entsprechen (allerding keinen politischen Parteien). Gern hätte ich auch einer weltanschaulich nach links orientierten Truppe meine Runenerkenntnisse unterbreitet, doch leider kamen bisher von diesen Seiten keine Interessenten mit Einladungen auf mich zu, was ich bedauere. Es mag sein, dass die ODING-Systematik für die meisten Neulinge nicht auf Anhieb zu verstehen ist, sie ist zu vielschichtig, sie verlangt ein kleines Studium, zu dem nicht jeder Durchschnittsgeist willens und befähigt ist. Mit intellektuellen Köpfen gibt es so gut wie keine Probleme, während heidnische Windbeutel, Primitivlinge und Blaue-Blumen-Seelchen bzw. schlicht gestrickte Hirne sie als ein zu kompliziertes Konzept intuitiv ablehnen, weil sie sich überfordert fühlen -; sie müssten sich ja gedanklich bemühen. Wenn keine Parolen gedroschen werden, es viel eher in die exakte und belegbare Religionsphänomenologie hineingeht, dann passen die Banausen, dann trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen. Es folgen dann schon mal solche Abwehreflexe und Selbstberuhigungen wie „Muss ich mir das antun, was der sich aus den Fingern gesogen hat…“ Es ist eine grundsätzliche Charakterfrage, ob ein Mensch zum Studium - zu welchem auch immer - bereit ist, oder gedanklich eher träge. Um ihre geistige Trägheit zu kaschieren, steigerten sich einige dieser Leute - wie man erleben durfte - in eine ärgerliche bis hassvolle Antihaltung hinein. Friedrich Nietzsche sagte zu alledem genau das richtige Wort, in „Menschliches, Allzumenschliches“, No. 199: „Von zwei Seiten aus. - Man feindet eine geistige Richtung und Bewegung an, wenn man ihr überlegen ist und ihr Ziel missbilligt, oder wenn ihr Ziel zu hoch und unserem Auge unerkennbar, also wenn sie uns überlegen ist. So kann dieselbe Partei von zwei Seiten aus, von oben und unten her, bekämpft werden; und nicht selten schließen die Angreifer aus gemeinsamen Hass ein Bündnis miteinander, das widerlicher ist als alles, was sie hassen.“
Die „Wirthianer“, das heißt die Personen der „Herman-Wirth-Gesellschaft“ bzw. „Ur-Europa e.V.“, lehnten meine Darlegungen ohnehin strikt ab, weil ich das Sakrileg gewagt hatte, ihrem vergötterten Meister Prof. Dr. Herman Wirth erstmalig konkret und nachprüfbar Manipulation seiner argumentativ genutzten Quellenfunde nachzuweisen. (siehe „Kalenderscheibe von Fossum“ HERMAN WIRTH - ZWISCHEN WAHRHEIT UND WIRRUNG ) In diesen Kreisen zirkulierten Rundbriefe in denen ich als „Schädiger Herman Wirths“ tituliert wurde. Eine Frau Irmgard Luchterhand aus Detmold engagierte sich in Gestalt anklagender Briefe, meinen Ruf herabzusetzen. Lautstarke Proteste während einem meiner Vorträge in Vlotho, wohin ich ins „Collegium Humanum“ gebeten worden war, schufen eine feindlich-erregte Stimmung, in der ein alter Wirthianer - nach meiner Originaldemonstration von Felsbild-Abrieben, die die schlimmen Fehler von H.W. belegten - als er zum Widerspruch ansetzen wollte, zusammenbrach und einem Herzversagen erlag. So unangemessen hoch wogten die Aversionen ! Wissenschaftliche Richtigstellungen, für die jeder Wahrheitssucher hätte dankbar sein sollen, wurden wie böswillig-häretischen Abweichungen geahndet. Allerdings schrieb mir der H.W.- Spezialist Dr. Eberhard Baumann, unter dem Briefkopf „Herman-Wirth-Archiv“, mit dem 27.04.1995 zustimmende Worte zum meinem kritischen Artikel über die Arbeitsweise Herman Wirths: „Sie haben den Schwachpunkt aller Wirth-Arbeit herausgefunden, die famose Kalenderscheibe, die nicht nur nach Ihrem eigenen Abrieb anders ist als bei HW dargestellt, sondern eben auch nach W’s eigenen Abgüssen anders ist. … Nun ergibt sich allerdings aus anderen Quellen, daß er es mit der Ehrlichkeit wirklich nicht immer nicht so genau nahm, so daß man Ihre Schlüsse und Aussagen, die die Wirth-Fanatiker, so in Wut versetzen, durchaus als richtig annehmen kann. …Vielleicht ahnt man daß ich wirklich mehr über HW weiß als der gesamte Rest der HW-Gesellschaft zusammen, weil ich tausende von Akten eingesehen habe, von deren Existenz niemand etwas weiß, geschweige denn von ihren Inhalten. Auch Dr. Gert Meier bestätigte mit Brief vom 08.05.1995 meine Rüge: „Ich halte Ihre Darstellung für gelungen und das nicht nur deshalb, weil ich in einem Beitrag zu dem gleichen Ergebnis gekommen bin. in der Tat ist die Ura-Linda-Chronik eine unglaubliche Manipulation, und Wirth muß von allen guten Geistern verlassen gewesen sein, als er diese plumpe Fälschung aufgriff.“ Doch eigentlich hätte die Wirth-Vereinigung mehr guten Grund, mich als Retter einer Vielzahl der unveröffentlichten Schriften von H.W. zu feiern, denn ich bin als bibliophil empfindender Mensch das Gegenteil eines Bücherverbrenners. Kaum war ich im Besitz des Wirth-Nachlasses, fuhr ich zu meinem Freund Hans Diekhof nach Nassau, um mit ihm in einer tagelangen Kopieraktion die mir von „Vater Wirth“ besonders ans Herz gelegten Schriften mehrfach zu duplizieren. Der lebensfrohe Aktivist H. Diekhof spendierte großzügig die entstehenden Kosten an seinem modernen Xenon-Kopierer. Sein Traum war es, ein „Gesundheitshaus“ im Sinne der Lebensregeln seines Freundes Max Otto Bruker in Lahnstein zu errichten, was ihm auf tragische Weise vom Schicksal verwehrt worden ist. Eines Tages hatte mich Hans angerufen, ihm läge eine Einladung vom „Armanen-Orden“ vor, der auf der Burg Gleiberg bei Gießen tagen würde, ob ich nicht Lust hätte, mal dort hinzufahren und ihm Nachricht davon geben könnte, was das für „Pferdefleischfresser“ wären. So erfuhr ich erstmalig, dass es ein Neuheidentum gibt. Ohne meine Rettungsaktion wäre der Wirth-Nachlass, der durch die Hand der Tochter Ilge Bosch-Willebrandt einem Heidelberger Autobahn-Abfallcontainer überantwortet wurde und dessen kleinerer Teil in der Privatbibliothek des Dr. Joachim Weitzäcker verschwand, gänzlich vernichtet worden. Um die beiden Kontrahenten, die sich um das geistige Erbe des H.W. stritten, zwecks einer neuzeitlichen Überarbeitung seiner Werke zusammenzuführen - es waren Prof. Dr. Werner Haverbeck und besagter Dr. Weitzäcker - übergab ich jedem der beiden einen Teil von Wirths Hauptnachlasswerk „Eurasische Prolegomena zur Geschichte der indoeuropäischen Urreligion“, Bd. I + II, und vermochte trotz bestem Willen keine Versöhnung in Form einer Werkbearbeitungsgemeinschaft herstellen. Die Herren blieben stur und egoistisch. Dr. Weitzäcker versuchte von mir, sogar unter Mithilfe seines Rechtsanwaltes, die Herausgabe aller meiner Wirth-Nachlass-Werke zu erzwingen. Es kam zu Konfrontationen. Im Verlauf einer der Unterredungen sagte ich ihm in seinem Büro in Brackenheim: „Herr Dr. Weitzäcker, warum wollen Sie so vehement alles allein an sich ziehen, Ihnen fehlt die ausreichende Lebenszeit für eine Bearbeitung !“ Entsetzt wie entgeistert schaute er mich über seinen dunklen Tränensäcken - die mir seine körperlichen Dysfunktionen verkündet hatten - an. Ein halbes Jahr später war er tot. 1985 wurde ein Teil des Wirth-Nachlasses in die Obhut des österreichischen Volkskundlers Prof. Dr. Ernst Burgstaller nach Spital am Pyhrn in das „Österreichische Felsbildermuseum“ verbracht, wo Wirths skandinavische Felsbilderabgüsse in hinreichenden Räumlichkeiten ausgestellt werden sollten, was leider nur bis 1998 möglich wurde. Auf der vorangegangenen Tagung der „Wirth-Gesellschaft“ in Maulbronn, wo diese Planung besprochen wurde, waren ich und der mir zustimmende Kapt. Harm Menkens („Lühe Verlag“), die einzigen die lautstark Protest übten, also ihre Stimme dagegen erhoben, dass die Wirth-Exponate ins „schwarze Österreich“ gelangen sollten, wie ich sagte: „dem Zugriff des Vatikans ein Stückchen näher“. Die volle Berechtigung meiner geäußerten Bedenken bestätigte sich nur wenige Jahre später.
Ich scheine, neben meinem Freund und Lehrer Dietrich Evers (Felsbildforschung / Experimentelle Archäologie), auf weitem Feld der einzige altreligiöse Forscher zu sein, der die nordisch-bronzezeitlichen Felsritzbildwerke selbst über Jahre hinweg einer exakten Inaugenscheinnahme unterzogen hat und dadurch in der Lage ist, die vielen in der „Literatur der Voneinanderabschreiber“ weitergereichten Fehler zu erkennen. Nur so erklärt es sich, dass auch die „Wirthianer“ von unbedeutenden Irrtümern - also lässlichen Sünden - im Konzept von H.W. reden und ansonsten zur Tagesordnung übergehen. Dass er sein selbstgestecktes Arbeitsziel nicht erreicht hat, nämlich eine urepigraphische und runische Kalendersystematik herauszufinden, haben die bis heute nicht begriffen. Wahrscheinlich, weil die meisten von der Masse seines vorgelegten Materiales wie besoffen sind, unfähig, geistig Schritt zu halten, geschweige denn, die breite Schwemme seiner Auslassungen kritisch zu überprüfen und zu sortieren. Dass ich der Erste und Einzige aus seiner in die Tausende gehenden Leserschar bin, der H.W. Fehler im Grundkonzept und in seiner argumentativen Quellenbasis nachwies, spricht für die Ignoranz seiner Lesergenerationen. Viele Jahre fuhren wir in den Sommermonaten nach Norwegen und ins schwedische Halland, Skåne, Uppland und Bohuslän, um unsere geliebten Hällristningar in den urigen Mückenwäldern zu suchen und zum Studium für Zuhause abzureiben. Zudem konnten wir in „Tanums hällristnings-Museum Underslös“ Felsbildfreunde aus aller Welt kennenlernen und in den sich entwickelnden Geprächen reichlich Erfahrungen sammeln. Auf einer nahen Wiese war es möglich, den Wohnwagen abzustellen. Unser zahmes Frettchen Phillip war mehrmals dabei. Einmal war das Tierchen zu unserer allgemeine Aufregung tagelang verschwunden, trudelte dann aber zur Abfahrt rechtzeitig wieder ein. Informative, weiterführende Gespräche hatten wir mit dem sympathischen dänischen Lehrer und Fachmann Gerhard Milstreu, der die Jahresschrift „Adoranten“ („Scandinavian Society for Prehistoric Art“) redaktionell betreut, in der ich auch einige Überlegungen und Erkenntnisse zur Felsbildforschung placierte. So 1985 über meinen Ur-Irminsul-Fund unter dem Titel „Das Sonnenstativ von Kasen“, 1986 „Der heilige Baum von Löckeberget“, 1987 „Erdgottheit und Weltkreiskreuz - Nyköpinger Felsbilder enträtselt ?“. Der gleiche Artikel erschien auch im „VII. Jahrbuch der Gesellschaft für vergleichende Felsbildforschung 1989/90“, des Dr. Lothar Wanke, Graz.
Der lauteste Vorwurf der Ignoranten erhob sich also bezüglich des Umstandes, dass ich die Runen von rechts nach links und nicht so las, wie sie schon in der Grundschule ihr Alphabet erlernt hatten. Dass so gut wie alle Schriften, auch die Alphabete, ursprünglich einen Rechtsbeginn hatten, also (nach) linksläufig geschrieben und gelesen wurden, war den Kritikastern völlig fremd. Alle diese Leute waren aufgrund ihres diesbezüglich minimale Bildungsstandes nicht in der Lage über die selbstgesteckte Begrenzung ihres eingebildeten germanischen Tellerrandes hinaus zu schauen ! Dass reales Germanentum schon in der Antike einen weiteren Blick hatte, als diese modernen Pseudogermanen, beweisen hinlänglich die entsprechenden von mir vorgestellten Funde. Wie weltweit der Blick der Nordleute war und die Kenntnisse über entfernteste Gebiete und Gedankenkreise geht aus einer Menge von diesbezüglichen Nachrichten hervor. So berichtete der arabische Reisende Al Tartuschi, der die größte und wichtigste Wikingerstadt des 10. Jahrhunderts, Schleswig bzw. Haithabu besuchte, dass die Schleswiger Sirius-Anbeter seien -, übrigens genauso wie die Ägypter, die die Sothis, den Sirus anbeteten, weil sie der Annahme waren, in diesem Stern lebe die Seele der erotischen Muttergöttin Isis. Man fand auch in Dänemark ein völkerwanderungszeitliches Goldamulett aus nordischer Fabrikation, auf dem die Isis in Wort und Schrift dargestellt ist.
Auch das ignorante Geschwätz über die angebliche grundsätzliche Unvergleichlichkeit von germanischem und jüdischem bzw. hellenistisch-pythagoräischem Zahlendenken ist einfach nur noch peinlich; es kommt aus einer überholten Sichtweise einiger Falschdenkerzirkel aus dem vergangenen Jahrhundert. Damals war es durchaus zeitgemäß von dem diametralen Unterschied, ja Gegensatz der germanischen einerseits und jüdischen Theosophie andererseits, zu spekulieren. Und der unkluge alt-ariosophische Schluss lautete: „die Germanen können keine ,kabbalistische Sichtweise’ gehabt haben, weil die nun mal allein typisch für die Hebräer ist.“ Einmal wurde dabei übersehen, dass Judentum nie eine Art Monolith war, aber wie stark spätjüdisch-vorderasiatisches Denken und Leben hellenistisch geprägt worden ist - vom pythagoräisch beeinflussten Essenertum bis zum magischen Zahlenspekulieren - blieb der Mehrheit neuheidnischer Apostel offensichtlich völlig verborgen. Was, so könnte man mit größtem Recht fragen, ist am kabbalistischen Denken denn originär jüdisch ? So gut wie nichts ! Das sind durchweg hellenistisch-gnostische Denkmodelle, die ihre Ursprungsschulen im Eran, in Ionien und Ägypten hatten. Prof. emer. Dr. Heinz Kingenberg bewies mit seiner Arbeit „Runenschrift, Schriftdenken, Runeninschriften“, 1973, dass germanische Runen-Parawaris nicht viel anders dachten als pythagoreische Zahlen-Mystagogen. H. Klingenberg, den Kurt Kibbert und ich - und einer Handvoll weiterer Runen-Studenten - während einer Exkursion vom 05. bis 13. April 1986 zu dem Fundort der Goldhörner von Gallehus in Nordschleswig (seit 1920 zu Dänemark) hören durften, machte mich auf die Gematrie bzw. den so wichtigen Zahlenaspekt der Runen aufmerksam. Eines Abends beobachtete ich den vom Feuerschein angeleuchteten Gelehrtenkopf des Professor Klingenberg, während ich seinen Worten lauschte, stieg in mir die hoffnungsvolle Überzeugung, dass sich über die Zahlensystematik meine ODING-Theorie beweisen lassen müsse. Unser Freund, Prof. Werner Koch, schmunzelte oft und nannte mich „der Runen-Monomane“. Ihn aber, den großen Geist, hätte man einen Edda-Monomanen nennen können. Eine Weile lang, bei fast jedem Armanen-Treffen, trug er im abgedunkelten Raum, vom Flammenschein eines Glutbeckens mystisch angeleuchtet, über 1-2 Stunden Texte aus der Edda (auch im Altnordischen) vor, was ein Genuß war, ihm zuzuhören. Da er als Umweltfreund kein Auto besaß, fuhr er immer mit der S-Bahn vom Forsthäuschen in Grafrath zur Uni München, etwa eine Stunde täglich und lernte während der Fahrt die vielen Edda-Verse auswendig. Und Kurt Kibbert hielt hinreißende Vorträge über die „Zahl 13 im Runenhorn von Gallehus“ sowie über „Die Großen Deutschen“ Philosophen, so dass die Säle völlig verstummten, weil über hundert Leute gebannt waren von dem faszinierend ausgebreiteten Wissen über die persönlichen Lebensumstände dieser Männer und ihrer Einbettung in die spannende Entwicklungsgeschichte der Weltbetrachtungsmodelle. Dann war da noch im damaligen runisch-armanischen Freundeskreis der engagierte Vegetarier Friedrich-Wilhelm Teschemacher, der zeitweilig den „Waerland-Bund“ leitete, ein schneidiger Rittmeister a.D., der trotzdem er im Russlandfeldzug die Funktion eines Beines eingebüßt hatte, 1984 die 49 Jahre jüngere Tochter Werner Kochs als seine zweite Frau heiratete und mit ihr 4 hochbegabte, musikalische Kinder erzeugte.
Es mag zwar richtig sein, die Differenzen auf dem Gebiet der Geistestraditionen, die Grundseinstellungen zur Welt und zu Gott bei den beiden genannten Kulturkreisen zu konstatieren, doch die Techniken des Denkens sind nicht abhängig von völkischen Verschiedenheiten, vielmehr von den zeitbedingten Entwicklungsstandards. Jede Epoche hat ihr jeweiliges Entwicklungsniveau, das bei gegebenen Möglichkeiten des wissenschaftlichen und technischen Austausches - falls nicht gerade Ozeane dazwischen liegen - sehr bald Allgemeingut wird. Das heißt, ein Grieche, ein Germane hat z. B. um den Beginn unserer Zeitrechung nicht anders gerechnet als ein Jude in Alexandrien oder ein Römer in Rom. So wie heute das wissenschaftliche Denken und Experimentieren - egal welche Partei gerade Macht ausübt oder Staatsdoktrin herrscht - in Jerusalem und Washington nicht anders aussieht wie in Oslo, Berlin, Moskau oder Peking, so war es nicht anders in der Antike. Dass Griechen, Juden und Germanen die gleiche Art der Gematrie beherrschten und übten ist Fakt ! (sie dazu „Runenrätsel von Rosengaard“) Darüber heute noch diskutieren zu wollen ist müßig, zu viele exakt wissenschaftliche Beweise der Mittelalterforschung bzw. der Skandinavisten liegen für jedermann, der sich die Mühe machen möchte, sie nachzulesen, auf dem Tisch. Die Gematrie war die allgemein gebrauchte Art und Weise des Buchstaben-Zahlendenkens im theosophischen Alltag der Weisen und Adepten von Jütland (siehe Schriftzug des „Runenhorns von Gallehus“ / Nordschleswig, Anfang 5. Jh.) bis nach Athen und Alexandrien. Wer die altdeutsch-gallogermanischen Runen nicht in diesem modernen Sinne als aussagestarkes theosophisches Zahlensystem begreifen mag - aus intellektuellem Unvermögen oder verquaster reaktionärer Geisteshaltung - steht nicht mehr auf der Höhe seiner Zeit.
Ich hab’ den Deutschen - vornehmlich den Wahrheitssuchern unter den christfreien Deutschen - ein geistiges Geschenk gemacht, ich gab ihnen ihr urtümliches Schriftverständnis zurück, eröffnete ihren eigenen Sakralkalender, brachte eine bislang verkannte, unbekannte Quelle zum Reden, riss ein Fenster auf und gab den Blick frei auf die realesoterische Runologie, die Wissenschaft vom ODING. Als katholisch angeleiteter Junge empfand ich das erdrückend Fremde im Christianismus, von dem ich mich freiringen musste. Die Schriften Friedrich Nietzsches schenkten mir dazu die ersten guten Wegmarken. Seine Kritik am Christentum gaben mir die Kraft für die Suche nach dem Unbekannten und Besseren. Ich verschlang „Ecce homo - Wie man wird, was man ist“ und „Also sprach Zarathustra“ Ich empfand es nicht anders als unserer großer Denker Wolfgang v. Goethe, der an Charlotte v. Stein am 8. Juni 1787 schrieb: „Ich bin nun ein für alle Mal, für diese kirchlichen Ceremonien verdorben, alle diese Bemühungen, eine Lüge zu gelten machen, kommen mir schal vor und die Mummereien, die für Kinder und sinnliche Menschen etwas imposantes haben, erscheinen mir auch sogar, wenn ich die Sache als Künstler und Dichter ansehe, abgeschmackt und klein. Es ist nichts groß als das Wahre, und das kleinste Wahre ist groß.“
Wie schwer es aber ein Deutscher in Deutschland hat, der eine revolutionäre Neuerung bringt, und sei sie noch so selbstlos dargeboten, davon wusste bereits v. Goethe zu berichten, der an Woltermann am 5. Februar 1813 die Sätze richtete: „Die Deutschen haben die eigene Art, dass sie nichts annehmen können, wie man’s ihnen giebt, reicht man ihnen den Stil des Messers zu, so finden sie ihn nicht scharf, bietet man ihnen die Spitze, so schreyen sie über Verletzung. Sie haben so viel gelesen und für neue Formen fehlt ihnen die Empfänglichkeit.“ Und an Holtei schrieb der Geheimrat am 6. Mai 1827 Worte die ich an meine Leser und Nichtleser hätte richten mögen: „Die Deutschen sind übrigens wunderliche Leute ! … Ei, so habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrücken hinzugeben, euch ergötzen zu lassen, euch rühren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja auch belehren und zu etwas Großen entflammen und ermuthigen zu lassen; aber denkt nur nicht immer, es wäre alles eitel, wenn es nicht irgend abstrakter Gedanke und Idee wäre !“ Schmunzelnd muss ich auch dem meine Zustimmung aus eigener Erfahrung geben, was Goethe am 29. August 1816 an Riemer sandte: „Die lieben Deutschen kenn’ ich schon; erst schweigen sie, dann mäkeln sie, dann beseitigen sie, dann bestehlen und verschweigen sie.“ Und doch bleibt das Goethe-Wort gültig und gibt Mut, was er von seiner Italienischen Reise vom 5. Oktober 1787 formulierte: „Fahre du fort, lieber Bruder, zu sinnen, zu finden, zu vereinen, zu dichten, zu schreiben, ohne dich um andere zu bekümmern. Man muß schreiben wie man lebt, erst um sein selbst willen, und dann existiert man auch für verwandte Wesen.“
Ich lasse mich aber in meiner Verkündigung des Besseren nicht beirren und auch darin soll mir Meister J.W. Goethe ein Vorbild sein, der im Gespräch mit Peter Eckermann am 16.12.1828 äußerte: „Und denn, man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“