WEISSAGUNG - MANTIK UND ORAKEL
Nach Übereinstimmung älterer Lehren der unterschiedlichsten Gotterkenntnisse (Religionen) unterliegen die Erscheinungsabläufe des Alls einer planvollen Vorbestimmung, und die Wissenschaft von den Grundgesetzen der Natur (Physik) kann dies nur bestätigen: Jeglicher Ablauf geschieht aufgrund weitgehendst festgelegter innerer Gesetze.
ACHTUNG: Was im Folgenden dargelegt wird ist keinesfalls als eine echte Wissenschaft zu betrachten, man könnte es als höheren Unterhaltungsbeitrag ansehen. Nur ist es so, wenn schon mit Runen orakelt werden soll, dann dürfte es ausschließlich im Sinne des urrunischen Schöpfers und seiner Gedanken geschehen und NICHT mit den frei in der Neuzeit ausgedachten Runenbegriffen z.B. eines Guido List und seiner nachfolgenden Epigonenschar ! Runologische Authentiziät ist die mindeste Voraussetzung für Ernsthaftigkeit auch im Orakelspiel. Damit soll aber nicht auserlesenen Menschen die Fähigkeit abgesprochen werden, erstaunliche Leistungen auf hellseherischem Gebiet - auch unter Zuhilfenahme des Mediums der Runen - zu erbringen.
Das Menschenschicksal erschien ebenso nach einem mehr oder minder starren, vorkörperlichen (präexistenten) Verhängnis (Fatum, Kismet) abzurollen, sogar nach einer Gerechtigkeitsregel (Karma) vorgeordnet, so dass kein wirkliches Unglück einen wahrhaft Unschuldigen zu treffen vermöchte und kein Segen einem gänzlich Unwürdigen zufiele - mithin jeglicher „Zufall“ einem gezielten „Zuwurf“ entspräche.
Runenorakel - Wizzod-Wurf und Wizzod-Lesung
Wer der magischen Tradition, dem Zauberbrauchtum aus keltisch-germanischem Herkommen, Vertrauen und Neigung entgegenbringen mag, wird sich des Runenwizzods (Runengesetz / Runenorakel) bedienen, schöpfen doch die ODING-Runen und das keltische Ogom-Alphabet aus gleicher urmystischer Quelle indogermanischen Vermächtnisses. Die Grundbedeutung der Wörter Rune, ebenso raunen, ist geheimnisvolle Weisheit und Rede im Sinne des Murmelns und Besprechens, wie es bei Zauberhandlungen seit Urzeiten geübt wurde, wenn der gewünschte Galster wirksam ins Werk gesetzt werden sollte.
Sichere Kunde über die Verfahrensweise der Wizegunga, der Weissagung mit Runenstäbchen, wie sie unsere Vorfahren übten, gibt der Römer Tacitus (55-120 n.0) in seiner „Germania“ (Kap. 10) : „Sie schneiden den Zweig eines fruchttragenden Baumes ab, zerlegen ihn in Stäbchen, die sie mit unterschiedlichen Zeichen versehen, um sie aufs Geratewohl auf ein weißes Laken zu streuen. Dann hebt der Gemeindepriester bei öffentlichen Beratungen oder das Familienoberhaupt, wenn es um Privatangelegenheiten geht, mit dem Blick zum Himmel dreimal je ein Stäbchen auf und deutet sie nach den vorher eingeritzten Zeichen.“
Wer zur Galsterara (Zauberin) und Wala (Sibylle) oder zum Paravari (Runenpriester) und Wizzago (Prophet) werden möchte, benötigt also 24 gleich große Steine, Holzstäbchen oder -klötzchen, z.B. von Buche, Eiche, Eibe, Tanne, Esche, auf welche eigenhändig die Runenzeichen einzuritzen und zu röten sind. Ich selbst habe mir von einem Eichenstück 24 rechteckige Stäbchen von Handspannenlänge schneiden lassen, darauf mit einem elektrischen Brennkolben die Zeichen eingetieft und schließlich gefärbt. Was die weiteren Voraussetzungen, die Orakelkriterien für eine erfolgreiche Weissagung anbelangt, so können keine allgemeinverbindlichen Richtlinien aufgestellt werden. Die diesbezügliche Fähigkeit ist im zähen Selbststudium aufzubauen. Jeder Fortgeschrittene trägt als seinen ureigensten empirischen Wissensschatz, welcher Umstand ihm im besonderen hilfreich zu sein vermag (innere Sammlung, Abschaltung von Fremdeinflüssen, Ruhe, Gebetsvorbereitung, vorausgegangenes Fasten, günstigster Wochentag oder Mondstand, geeignetste Himmelsrichtung u.a.m.).
Orakelstab 1: Gebärendes Ur-All
Runenbegriff: Odal
Sinngehalt: keimhafter Beginn urstofflicher Werdung (Urda-Wodan, Hermhekate)
Mondcharakter: gebärender Schwarzmond
Tyrkreisort: Schütze / Steinbock
Anfang und Ende treffen sich in diesem Stab als Verkörperung von Tod und Wiederbeginn: Es häutet sich die Schlange der Ewigkeit (summus deus); - die menschliche Seelenkraft (Kundalini) richtet sich auf. Der Schicksalsfaden der Wodan-Urda wird neu geknüpft. Das kann einen Schritt ins Unbekannte bedeuten. Der urmütterliche Wink der Nertha / Gaea / Aramati / Maya / Isis, der Weltweberin, heißt aber auch: Zuwachs oder Abgang innerhalb des Sippenkreises. Ein weiteres Thema ist die persönliche Entwicklung: Hervorgerufen durch eine Schicksalslaune, könnte ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Es sind hier aber allgemein nicht die dramatischen, aggressiven Ereignisse gemeint, die blitzesgleich aus heiterem Himmel einschlagen, sondern die leisen Ruderbewegungen, welche trotzdem dauerhafte Kursänderungen hervorrufen – auf guten emporführenden Bahnen, ist doch das gründliche, ernsthafte, vernünftige, zielstrebige Ziegenfisch / Steinbock-Prinzip in diesem Stab ebenso wirksam wie der zukunftsweisende Schütze-Charakter.
Orakelstab 13: Schritt über die Schwelle
Runenbegriff: Jahr, Sinngehalt: Auf- und Abstieg des Zeitlaufes
Mondcharakter: gebärender Vollmond
Tyrkreisort: Zwillinge/Krebs
Das Jahr, die Zeit, gleicht einem Baum mit 13 Ästen; 6 Stufen symbolisieren die Welt der Abstiegsmächte und die anderen 6 Stufen jene der Aufstiegskräfte - dazwischen aber ragt die Spitze des Weltberges. 13 ist mithin die Zahl, welche des Zeitganges immerwährenden sinnvollen, aber auch oft negativ erscheinenden Wechsel des Abstieges versinnbildlicht. Einerseits handelt es sich zunächst um das Symbol einer reifen Vollendung. Die Zeitrune steht jedoch unter dem zur Neuorientierung führenden Zwillingseinfluss, der sich mit des Krebses Rückwärtsgang addiert. Sie raunt von einer sich anbahnenden Veränderung, von dem Ausklingen einer Werdephase, vom Einmünden der Entwicklung in eine neue Ebene (Transformation). Oft markiert sie das Ende hochfliegender Pläne, den Beginn eines Abwärtsschwunges, der Verabschiedung eines Jugendtraumes. Jedenfalls wird ein Tor durchschritten. Das könnte eine Bewußtseinswandlung ebenso bedeuten wie Übergang in einen neuen Seinszustand - auch Siechtum und Tod, was jedoch im Sinne der Reinkarnationslehre nur wiederum ein Zeitsegment im fortlaufenden Wechsel von Sterben und Geborenwerden darstellt.
Wizzod-Wurf: Drei Beispiele
1. Geistiger Tod:
Ein Ehepaar, dessen Tochter Mutterfreuden entgegensah, warf die Runen unter der unscharf gehaltenen Frage: Wie wird es mit unserem Enkelkind ? Runenantwort: 1. = 3, 2. = 7, 3. = 22. Die Quer- bzw. Kernsumme des Gesamtwurfes beträgt 5, d.h. partnerschaftlich / eheliche Motive scheinen hier bei der Gesamtproblematik grundbestimmend zu sein. Man war über den dritten Stab, die böse Geist- bzw. Seelentod-Rune, schockiert, warf noch einmal ohne wesentliche Aussageänderung. Die schlimmsten Befürchtungen, wie ein kurz nach der Geburt zu erwartender Tod o.ä., wurden als Möglichkeiten erwogen. Der 1. Stab kündigte eine sonnengesunde Geburt an, der 2. sprach von weiblichem Geschlecht. Die Tochter gebar ein gesundes Mädchen, brach aber noch im Wochenbett – wohl in übertriebener Willfährigkeit gegenüber ihrem Ehemann - das bis dahin ungestörte Verhältnis zu den Eltern, so dass diesen jegliche Kontaktaufnahme zu ihrem Enkelkind versagt blieb. Wahrhaftig, das Kind ist tatsächlich für das Großelternpaar ideell „gestorben“, ohne im Stofflichen eigentlich Schaden genommen zu haben.