26.04.2025
Die Ähnlichkeiten zwischen germanischen Runen und den diversen kantig-linearen Aphabetschriften, legen die irrige Vermutung nahe, die Runen seien Nachfolgeformen dieser Alphabete. Neben den iberischen Schriften sind eine ganze Masse anderer scheinbarer Vorläufer bekannt, wie die altgriechischen, phönizischen, etruskischen, rätoromanischen usw.. Auch die im Buch „Ura-Linda-Chronik“ vorgestellte Schriftvariante verführt nicht wenige Laien zu glauben, dabei handele es sich möglicherweise um eine Runen-Variante. Abgesehen davon, dass dieses Buch eine leicht duchschaubare literarische antipreußische Fälschung war, die ab 1860 einzelnen Personen zugänglich gemacht wurde und 1872 zum ersten Mal vollständig und in Übersetzung erschien, handelt es sich um eine völlig unsinnige Vorstellung, die germanischen Runen könnten so simpel aus einem hexagonalen Grundmuster abgeleitet sein. Die Runen haben keinen grundsätzlich kantigen Charakter, nur dort wo sie in hölzerne Schreibgründe eingeritzt wurden, nahmen sie die dadurch erzwungenen kantigen Formen an, wo sie hingegen in Stein geschlagen sind, weisen sie auch ihre Rundformen auf.
Um die Runen-Entwicklung nachvollziehen zu können, muss man sich das Schöpfungsziel der Runenschrift klarmachen, wie es durch das uns bekannte runische Strukturprinzip des ODING-Wizzod erkennbar geworden ist. Die Absicht des Runen-Schöpfers war es, ein Lehrgebäude der germanischen Schreibsprache und gleichzeitig eine kalendarisch-religiöse Konzeption seiner Wodan-Religion zu errichten. Um diesen Zweck zu erreichen, griff er auf den ihm bekannt gewordenen Zeichen- bzw. Buchstaben-Fundus zurück. Zu dieser Vorbild-Palette gehören Zeichen, welche aus dem Norden Europas lange bekannt waren und keineswegs aus den griechisch-phönizischen Zeichenformen hergeleitet werden mussten, wie der Sonnen-Kreis in kantiger Form (), der bereits im altirischen Sonnen-Heiligtum von Newgrange zu sehen ist, das als aufwendiges Gangggrab angelegt wurde. Diese Megalithanlage hat man um 3150 v.0 erbaut, ist also um 5.000 Jahre alt, und damit älter als Stonehenge, auch älter als die ägyptischen Pyramiden. Auch andere Runen-Ideogramme gehörten dem ur-nordischen, dem megalithischen und bronzezeitlichen Heimat-Bestand, an, wie die Stier-Rune (
) und die Sprieß-Rune (
), oder das Schlingen-Zeichen (
). Die vom Runen-Schöpfer berücksichtigten Sinnzeichen, als Material für seine Runen-Buchstaben, hatten nur eine grundsätzliche Aufgabe, nämlich als Bildkürzel für den Begriff verständlich zu sein, den er repräsentiert haben wollte. Damit wurde die 24er Ur-Runenreihe eine Laut-Bilderfolge, ähnlich der uralten piktographischen Schriften oder Bilderschriften. Die einfachste Art einer Bilderschrift nutzt Bild-Symbole, in denen die Bedeutung des Bildes direkt aus dem Bild ableitbar ist, wie auch die übertragenen Bedeutungen von Ideogrammen. Auch ist beispielsweise die sumerische Keilschrift als Bilderschrift angedacht worden, bestehend aus einer Anzahl von Piktogrammen und Ideogrammen, die man in Tontafeln ritzte. Aus den genannten Gründen wird man vergeblich nach einer Vorläufer-Schift der Runen suchen, es gibt sie nicht, die germanischen Runen sind eine Neukonzeption und Neukonstruktion des Runen-Ur-Meisters aus etwa der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Beginn unserer heutigen Zeitrechnung.
Abb. 1 = Das Bleiblech von La Serreta (Alcoi) - Das gräko-iberische Alphabet ist eine von mehreren eng miteinander verwandten althispanischen Schriften, die vor und zu Beginn der römischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel benutzt wurden. Das gräko-iberische Alphabet wurde im 5. bis 4. vorchristlichen Jahrhundert im Bereich die heutigen Provinzen Murcia und Alicante benutzt, diente der Aufzeichnung der Sprache der Iberer, war aber ein nur leicht verändertes griechisches Alphabet, also keine Silbenschrift. Sie wurde immer von links nach rechts geschrieben.
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Die Iberische Halbinsel ist von verschiedenen Seiten aus besiedelt worden. Der Nordwesten, also Kantabrien, Asturien und Galicien, wurden von megalithisch-nordischen Siedlern, über die atlantischen Küstenlinien und den Golf von Biskaya, erreicht. Hier im Nordwesten Spaniens finden wir die typischen nordischen Megalithgrabbauten und Felsritzbilder die uns aus Skandinavien bekannt sind. Im nordspanischen Baskenland lebten ursprünglicher Bewohner bevor indoeuropäische Stämme in das Gebiet einwanderten. Baskisch gilt als einzige der „paläohispanischen Sprachen“. Über Nordwestafrika und dem spanischen Andalusien strömten die berittenen Bogenschützen der endneolithischen Glockenbecherleute in Richtung Norden. Durch die späteren massiven Zuwanderungen von Kelten, noch später der Germanen (Sweben, Wandalen, Westgoten, Franken) im Norden und Phöniziern im Süden und die nachfolgenden römischen Eroberungen, wurden Spaniens Menschen geprägt. Auch durch die mittelalterlichen Araber- und Berberstürme. Im Südwesten Iberiens siedelten sich schon früh sogenannte Grekoiberianer an, das waren Auswanderer-Pflanzstätten aus den hellenischen Kulturräumen. Diese Menschen brachten ihre Alphabete mit, von denen wir einige Kostproben besehen wollen.
Silberschale aus Torres (Provinz Jaén, Andalusien), mit iberischer Inschrift, die bei ihrer Entdeckung einen Münzschatz enthielt; 150/100 v.0 – Durchmesser 13,4 cm: Museum Louvre/Paris, Kat.-Nr. 346. Gefunden 1618 in Torres, 12 Kilometer von Baeza, nicht weit von Cazlona, beschrieben in der Carta del Marqués de La Aula escrita a Rodrigo Caro desde Estepa el 15 de febrero de 1623, Zeichnung abgebildet bei E. Hübner, 1893, 175.
Es war ein Zufallsfund, 1897 entdeckte ein spanischer Bauer bei Feldarbeiten eine Büste in der Region Valencia, aus einigen Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung, die „Dama d'Elx“ bzw. „Dame von Elche“ (56 cm hoch, 45 cm breit, 37 cm tief). Eine Neukolorierung der Skulptur zeigt sie in ursprünglicher Pracht. Dieses schöne Frauenantlitz, mit der schmalen edlen Nase, möchte man spontan den nordischen Blutlinien zuordnen, wie sie aus mykenisch-hellenischen und früh-phönizischen Abbildungen erinnerlich und bekannt sind. Der neuzeitliche Maler wird ihre Gesichtsfarbe etwas zu bräunlich gestaltet haben, denn die Weißhäutigkeit war der höheren antiken Damenwelt überaus wichtig; man ging nie unbedeckt in die bräunende und die Gesichtshaut zermürbende Sonnenbestahlung hinein. Wer etwas auf sich hielt, grenzte sich vom braungebrannten, plebäischen Arbeitsvolk auf den Straßen schon durch seine vornehme Hellhäutigkeit ab. Vermögende Damen gingen - wenn überhaupt - nur durch überdachte Sänften getragen, oder mit Sonnenschirmen nach draußen.
Der aufwendige Kopfschmuck weist auf beiden Seiten des Kopfes und des Gesichts zwei große Spiralen auf, die als „Rodetes“ bezeichnet werden. Man geht davon aus, dass es sich um einen zeremoniellen Kopfschmuck handelte und dass die Frau möglicherweise eine Priesterin war. Der Kopfschmuck fällt auf die Stirn und weist ein Muster aus erhabenen Marmorvorsprüngen auf. Quastenartige Stücke hängen vor ihren Ohren und kunstvolle Halsketten schmücken ihre Brust. Das Ganze erinnert stark an antike Darstellungen der Göttin Ishtar in Mesopotamien. Das Gesicht der Frau weist einen gefühllosen Ausdruck auf und wies beim Auffinden Spuren von roter, weißer und blauer dekorativer Farbe auf. Die Zusammensetzung des Steins lässt darauf schließen, dass er in L'Alcúdia gehauen wurde. Jeder Spanischschüler lernt etwas über die Büste und die Geschichten hinter der Priesterin. Doch ohne die wahren Ursprünge des Werks zu kennen, bleibt alles in Geheimnisse gehüllt. Tatsächlich könnte es sich bei der Frau um ein Relikt einer Zivilisation handeln, die den Iberern und Karthagern vorausging.
Es war eine Kultur, die in Andalusien, in Südspanien, und im Levante entlang der spanischen Mittelmeerküste zuhause war und vom sechsten Jahrhundert v.0 bis zur Eroberung durch die Römer andauerte. Archäologen entdekten 1971 im andalusischen Baza eine Grabkammer mit einer ähnlich prächtig gekleideten Frauenskulptur. In ihrem Innern fanden sie Asche und Überreste einer etwa 30-jährigen Frau. Die Parallelen zur „Dama de Elche“ liegen auf der Hand, sagt die spanische Kuratorin und Archäologin Alicia Rodero: „Die ‚Dama de Elche‘ war eine Büste, die über eine Öffnung im Rücken als Urne genutzt wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit barg sie die Überreste einer adeligen Frau. Ich bin mir fast zu hundert Prozent sicher, dass die Büste – ebenso wie die „Dama de Baza“ – jemanden zeigt, der wirklich existiert hat und eben in dieser Urne bestattet wurde: wegen des hohen sozialen Rangs natürlich in sehr idealisierter Weise.“ - Aufbewahrt wird sie im Museo Arqueológico Nacional de España in der spanischen Hauptstadt Madrid.