DIE FASEL-BREZEL

Der Frühling pocht ans Jahrestor,
die Fasel-Zeit geht an,
der Wachstumsmond im Sternenchor,
schlägt Herzen jetzt in Bann.

Ins Faschingstreiben ringt sich ein,
die Grete und der Hans,
die Fiedeln und die Hörner schrei’n,
zu Schwung und Sprung und Tanz.
Ein Lärmen brodelt rund umher,
im Maskenzug und Kleidertausch,
zu aller Jahre Wiederkehr,
im gleichen frohen Fasel-Rausch.

Die Krapfen dampfen auf dem Bord,
es strotzen Weck und Wurst,
geschmaust wird heut' an jedem Ort,
und Meth rinnt für den Durst.

Da geht die Fasel-Brezel-Frau,
mit langem Brezel-Stab,
der Hans sagt seiner Grete: „Schau,
ich schenk‘ Dir eine Gab‘.

Wenn Du mit mir die Brezel ziehst,
liebst Du so wie ich Dich
und wenn Du mir nie mehr entfliehst,
so bleibt die Lieb‘ uns frisch !“

Wer kriegt das größte Brezel-Stück ?
Der hat die meiste Lieb‘ !
Doch gleichstark ist das Fasel-Glück,
wenn Herz an Herz sich rieb.

Die Brezel ist ein Kult-Gebäck,
ein Liebespaar-Symbol,
mit Lust und Frohsinn im Gepäck,
da bleibt kein Leben hohl.

Das Wort „Fasching“ und „Fasnacht“ kommt ursprünglich aus dem althochdeutschen Begriff „Faseln“ für „Fruchtbar machen“. Die Alemannen (Schwaben) sagen „Unrecht Gut faselt nicht“ d.h. „vermehrt sich nicht“. Die „Fasnacht“ nannte man das frühjährliche Fruchtbarkeitsfest mit Maskentreiben, Kleidertausch der Geschlechter, Mummenschanz und dem symbolhaften Essen von Schmalzgebackenem (Krapfen, Kreppel), also fetten Teiggebäcken, damit das ganze Jahr fruchtbar und fett sein möge. Der „Faselbrezel“ („Faschingsbrezel“), als Symbol der bräutlichen Liebesumarmung, war das Leitmotiv der Fruchtbarkeitsfeier. Der oder die Brezel (Breze, Brezen, Bretzel, Brezn, Pretzel, Bretzelo, althochdeutsch brezitella) leitet sich ab vom lat. Brachium: Arm, weil die Brezel nach ihrer Form zwei ineinander verschlungenen Ärmchen gleicht und das Symbolgebäck für ein Liebespaar darstellt. Das Laugengebäck Brezel ist auch ein altes Zunftzeichen der Bäcker. Im Volksbrauchtum wird die Brezel auf verschiedene Art und Weisen als Liebesorakel und - zeichen verwendet. Der Verehrer legt beispielweise seiner Angebeteten eine Brezel in den Schoß, nimmt sie ihn an, bricht und isst sie ihn gemeinsam, hat sie die Werbung angenommen. Liebespaare ziehen auch jeder an einem Brezelbogen, um zu sehen, wer den größeren Anteil an Liebe und Ehe haben würde.