TELEPHON-ERFINDER PHILIPP REIS
 
Im Farbgeschäft in Frankfurt,
stand einstmals Philipp Reis,
er mischt‘ Karmin und Ocker,
im Mörser, wie man weiß.
 
Doch die Gedanken gingen
vom Mörserkelch weithin:
Wie überträgt man Töne,
das stand in Philipps Sinn ?
 
Er war ein deutscher Grübler,
wie Tausende im Land.
Er forschte und studierte,
bis er die Lösung fand.
 
Schallwellen übertragen,
dass die Membrane schwingt,
über Elektro-Kabel,
ob dieses wohl gelingt ?
 
Wie wird er wieder hörbar,
des Stromes Schwingungs-Fluss,
im Resonanzen-Kasten,
zum Fernsprecher-Genuss ?
 
Doch schließlich ist‘s gelungen,
am Ziel war Philipp Reis,
er fand die Technik-Lösung,
als seiner Mühen Preis.
 
Wohl über hundert Meter,
nach der Erfindungs-Tat,
flossen die ersten Worte,
durch einen dünnen Draht.
 
Dann kam die große Stunde,
in Frankfurt, dort am Main:
Die Fachwelt die erlauchte,
lauscht im Physik-Verein.
 
Die Herren Professoren,
blieben verständnislos,
sie schüttelten die Häupter:
„Das ist doch Unsinn bloß !
 
Durch Drähte durchzusprechen,
verrückte Spielerei -,
kein Mensch kann das gebrauchen,
das ist uns einerlei !"
 
Johann Philipp Reis (1834-1874) war ein Physikus und Telefon-Erfinder aus Gelnhausen. Ihm gelang die Entwicklung des ersten funktionierenden Gerätes zur Übertragung von Tönen über elektrische Leitungen, wodurch er zum Wegbereiter des „Tele-Phons“ (Fern-Sprecher) wurde. – Früh verlor er die Eltern, wurde von einem Patenonkel im hessischen Friedrichsdorf erzogen. Bei einem Frankfurter Farbwarenhandel ging er in die kaufmännische Lehre. Doch neben seiner beruflichen Ausbildung betrieb er verbissen naturwissenschaftliche Studien an einer polytechnischen Vorschule und beim „Physikalischen Verein“, dessen Mitglied er 1851 wurde. Schon seit dieser Zeit fasste Reis den Gedanken, an der Sprachübermittlung durch elektrischen Strom zu forschen. 1858 erhielt er in Friedrichsdorf am Knabeninstitut des Schuldirektors Garnier eine Anstellung als Lehrer für Physik, Chemie, Mathematik und Französisch. Die ersten Worte des ersten Telefongespräch zwischen Philipp Reis in der Werkstatt und seinen Schülern draußen im Garten, sollen gelautet haben: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Der Satz wanderte elektrisch vom Erfinder zum Empfänger am Apfelbaum in seinem Garten. Und die Antwort soll geklungen haben: „Nein, er würde ihm im Magen liegen bleiben.“ Es wurde erklärt: „Auf der Sprechseite des Reis'schen Apparats sorgt eine Membran aus Schweine-Dünndarm dafür, dass die Schallwellen aus dem Mund des Sprechenden in Stromschwankungen umgewandelt werden. Die Membran liegt zwischen einem Platinplättchen und einer Platinspitze: durch die Schallwellen verändert sich der Übergangswiderstand zwischen den beiden Platinteilen - und damit der Strom, der fließt. Diese Stromschwankungen sorgen dann auf der Empfangsseite dafür, dass sich eine in einer Drahtspule gelagerte Stricknadel bewegt. Ihre Zuckungen werden auf einen Holzplatte übertragen, der als Resonanzboden wirkt und die gesprochenen Worte wieder hörbar macht.“
 
Nachdem ihm die Lösung seines Forschungszieles gelungen war, stellte er am 26.10.1861 einen Prototyp seines Fernsprechers erstmals öffentlich im Hörsaal des „Physikalischen Vereins“ in Frankfurt vor. Sein Vortragstitel lautete: „Über die Fortpflanzung von Tönen auf beliebige Entfernungen durch Vermittlung des galvanischen Stroms“. Den anwesenden Herren Professoren erschien die Erfindung als reine Spielerei, ohne praktische Bedeutung. Im Jahresbericht 1860/61 des Vereins erschien ein wissenschaftlicher Fachbericht von Reis zum Telefon: „Ueber Telephonie durch den galvanischen Strom“. So wurde der Erfinder in der Fachwelt weltweit bekannt, doch ein wirtschaftlicher Nutzen blieb ihm versagt. Am 06.09.1863 führte Reis sein Telefon im Goethehaus von Frankfurt am Main dem deutschen Kaiser Franz Josef vor. Bei dieser Demonstration übermittelte er musikalische Töne. Auch vor der hochrangig besetzten Naturforscherversammlung in Gießen am 21.09.1864 konnte er großes Interesse und Anerkennung wecken und erreichte, dass ihn die Schriftleitung der „Annalen der Physik und Chemie“, die 1860 noch einen Abdruck seiner Abhandlung über das Telefon verweigert hatte, nun beachten musste. Ab 1868 wurde in den USA mit der deutschen Erfindung gearbeitet. Eine weitere Fortentwicklung seiner Technik blieben Reis versagt, da er an Tuberkulose erkrankte und bettlägerig wurde. Der Erfinder des ersten funktionsfähigen Telefons starb am Nachmittag des 14.01.1874 im Alter von nur 40 Jahren an den Folgen seiner Krankheit. Er wurde auf dem Friedrichsdorfer Friedhof beigesetzt.
 
Zeichnung aus „Das Weltreich der Technik“, 1925, Artur Fürst, Philipp Reis mit Schülern im Garten während des ersten Telefongespächs