„SMS Seeadler“
DER GRAF VON LUCKNER
Graf Luckner war ein echter Bär,
Seewolf und Seebär ungefähr.
Er knickte Münzenränder bei
und riss Telefonbücher entzwei.
Im Krieg ging er auf Kaperfahrt,
nach heldenhafter Seemannsart.
„Seeadler“ hieß sein Segelschiff,
mit dem er sich die Beute griff.
Im schweren Wetter ging‘s voran,
unsichtbar für den Englischmann.
Die Segel riss des Sturmes Zorn,
„Seeadler“ kurvte um Kap Horn.
Sechszehn Gegner griff er auf,
das war „Seeteufels“ Siegeslauf.
Von vielen Feinden stets gejagt,
doch hat nie Luckners List versagt.
Fern bei Neuseeland, am Atoll,
geschah ein Ankern unheilsvoll.
Im kleinen Beiboot ging’s auf See,
zweitausend Meilen Seemannweh.
Gestrandet dann im Irgendwo,
dort waren die Maoris froh,
erkoren Luckner sich zum Haupt,
sie haben fest an ihn geglaubt.
Wie gut, dass jede Zeit sich wendet,
es war der Kaperkrieg beendet,
der Luckner ging auf Werbetour,
erstrebte Völkerfreundschaft nur.
Mit „Niobe“ und „Vaterland“
befuhr er deutsche Waterkant,
was für den Seemannsgeist geschah,
ein Neustart der Marine war.
So bleibt der Seebär hoch geehrt
und ewigen Erstaunens wert -,
ein jeder hatt‘ Graf Luckner gern,
der deutschen Seefahrt starker Stern.
Felix Nikolaus Alexander Georg Graf von Luckner (1881-1966) war ein deutscher Seeoffizier, Kommandant des Hilfskreuzes SMS-Seeadler in Weltkrieg I., Schriftsteller und aus einigen Betrachtungswinkeln ein absoluter Vorbilddeutscher. Er erwarb 1903 an der Navigationsschule Lübeck das Steuermannspatent und 1907 das Kapitänspatent an der Seefahrtschule Papenburg. Als Artillerieoffizier nahm er auf dem Linienschiff „Kronprinz“ an der Schlacht am Skagerrak teil. Mit seinem Hilfskreuzer „Seeadler“ durchbrach er bei schwerstem Wetter die englische Seeblockade und bestand zahllose kriegerische Abenteuer auf seiner Kaperfahrt. Leutnant zur See Alfred Kling hatte die Idee, als „Piraten des Kaisers“, mit einem harmlos aussehenden Segelschiff mit Zusatzmotor auf den Weltmeeren Beute zu machen. Ein Himmelfahrtskommando der kaiserlichen Marine. Es wurden 16 feindliche Schiffe in einem Zeitraum von Ende 1916 bis Ende 1917 aufgebracht. 14 Feindschiffe ließ Luckner versenken. Nur ein einziger bedauerlicher zufälliger Todesfall war damit verbunden. Sie umrundeten mit zerfetzen Segeln ihrer Nussschale Kap-Horn. Luckners erfolgreiche Tapferkeit brachte ihm den Beinamen „Seeteufel“ ein. Sein „Seeadler“ zerschellte schließlich auf einem Riff am Mopelia-Atoll (Saumriff von Maupihaa). Ein gefangener US-Kapitän hatte sie getäuscht, er hatte angegeben, es handele sich um einen rifffreien Ankergrund.
64 Besatzungsmitglieder und 47 Gefangene, lebten mit den Polynesiern mehrere Monate friedlich zusammen. Luckner ließ das Beiboot instand setzen und segelte mit Leutnant Carl Kircheiß, und weiteren vier Seekameraden, 22 Tage lang, um die 2.300 Seemeilen im offenen Boot von sechs Metern Länge durch den Pazifik, um nach Maupihaa zurückzukehren und die übrige Mannschaft zu retten. Auf der neuseeländischen Insel Motuihe kam er in englische Gefangenschaft. Er gewann die Sympathie der Maoris, die in ihm den wiedergeborenen Häuptling Waitete zu erkennen glaubten, und machten ihn zum Anführer ihres Stammes. Die Flucht gelang und zwar mit dem gekaperten Motorboot des Inselkommandanten. Sie enterten einen Schoner, gerieten jedoch rund 900 km vom Ausgangsort entfernt auf der Macaulev-Insel erneut - bis 1918 - in Kriegsgefangenschaft.
Den zurückgebliebenen Seeleuten des „Seeadlers“ gelang es, einen Schoner zu kapern, ließen ihre Kriegsgefangenen - mit ausreichenden Vorräten versehen - auf Maupihaa zurück, stechen mit dem maroden Segler in See und erreichen auf der vergeblichen Suche nach ihrem Kapitän wie durch ein Wunder die Osterinseln, wo das Schiff in der starken Brandung auf die Klippen trieb und sank. Die Mannschaft gelangte schließlich ins neutrale Chile. Die Beute von Luckners Kaperfahrten im Pazifik soll heute noch auf Maupihaa vergraben sein.
Luckner schrieb mit Hilfe des Kameraden Kircheiß mehrere Bücher über seine vielen Seeabenteuer; sein Hauptwerk war „Seeteufel“. Graf von Luckner war ein Mann von ungeheurer Tatkraft und bärenhaften Körperkräften, so konnte er Telefonbücher zerreißen und Münzen zusammendrücken. Am 11. 01.1935 zerriss er vor Gästen ein Reichsadressbuch mit ca. 8.960 Seiten im Cafe Kobelius in Bad Liebenwerda. Luckner hielt ab 1926 unzählige Vorträge in den Vereinigten Staaten. Dabei nutzte er seine internationale Popularität, um in den USA - die sich an Deutschland, durch Präsident Wilsons heuchlerischen 14-Punkte-Übertölpelung, zutiefst schuldig gemacht hatten - eine prodeutsche Stimmung zu bewirken. Die Freude am Abenteuern auf den Weltmeeren ließen v. Luckner nicht mehr los. 1925 wurde in Vorbereitung weltweiter Vortragsreisen der Verein „Graf von Luckner Weltumseglung“ gegründet. Es wurde ein Viermastgaffelschoner erworben, mit einer Länge von 70 m und einer Breite von 13 m bei 1.335 BRT; die Segelfläche betrug 1.700 m². Er wurde „Vaterland“ benannt, ausgebaut und unter anderem vorbereitet für eine Musterschau deutscher Waren im Ausland. Deutschland hatte seine Handelsflotte ausliefern müssen und gleichzeitig Reparationen in Milliardenhöhe an die Siegermächte zu zahlen und somit war eine Steigerung des Handels unerlässlich. Nachdem die Besatzung aus zahllosen Freiwilligen zusammengestellt worden war, lief die „Vaterland“ 1926 von Bremen zur geplanten Weltumsegelung aus, die zwei Jahre später in den Vereinigten Staaten enden sollte. Am 22. Oktober 1926 traf das Schiff vor New York ein. Graf Luckner wurde offiziell in der Stadt empfangen.
Im Jahr 1933 kam Luckner in die deutsche Heimat zurück. Natürlich musste ihm der dortige Umschwung zur erneuten Achtung vor deutschem Leben und seinen Lebensberechtigungen gefallen. Auch die erneute Hinwendung des Dritten-Reiches zu den Idealen der männlichen Seefahrt musste sein Herz für die neue Zeit des nationalen Aufschwungs einnehmen. Er setze sich mit patriotischer Hingabe für den Aufbau eines besseren Deutschlands ein. Von Mai 1937 bis Juni 1939 kreuzte sein neuer „Seeteufel“ in einer Werbefahrt rund um die Welt. Es handelte es sich um einen 1912 in den Niederlanden gebauten Logger, ein für die Fernfischerei robuster Schiffstyp. Seine Memoiren erreichten auch in den USA Millionen-Auflagen. Die Amerikaner verliehen dem schon vom Deutschen Reich hoch dekorierten Helden über 100 Ehrentitel. Wie wenige Andere konnte Graf von Luckner somit zur Völkerverständigung einen wesentlichen Anteil leisten. 1953 wurde ihm das „Große Verdienstkreuz“ der BRD verliehen. Einem so überaus präsenten Vollmann hätte der Neid und die Missgunst von manchem Mickerling gern etwa Unappetitliches angehängt, was geschehen ist. Man bezichtigte Luckner einiger amouröser Entgleisungen. Mit seiner 23-jährigen Tochter Inga aus erster Ehe, die ihm völlig entfremdet war, soll es nach einem Kennenlernen und dem folgenden feuchtfröhlichen Lokalbummel im nächtlichen Berlin, zu einer Annäherung gekommen sein. Er war zweimal verheiratet, mit Petra Schulz und der Schwedin Ingeborg Engeström. Dass es heute auch abträgliche Anmerkungen zu Graf Luckners Leistungen gibt, ist verständlich, wenn man die niedere menschliche Neigung zur Häme kennt. Was aber ein Mann wie er seemännisch geleistet hat, kann vielleicht nur einer nachempfinden, der wie ich als Hochseefischer die Gewässer als Seemann selbst erlebte, durch die der Graf sein Schiff navigierte. Im tragischen Kriegssende war es Luckners Einsatz zu verdanken, dass die mitteldeutsche Stadt Halle nicht von den US-Streitkräften zusammengebombt worden ist. In Begleitung des Majors a. D. Karl Huhold gelang es dem unbeirrbar Tapferen, sich zur US-Kommandospitze durchzuschlagen und aufgrund seines Bekanntheitsgrades, den Kommandeur bewegen, die startbereiten Bomberverbände nicht starten zu lassen. Der deutsche Wehrkreiskommandant zog sich zurück und Halle war gerettet. Luckner wurde dafür nach dem Krieg zum Ehrenoberst der 104. US-Division ernannt.
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In dem Buch „Unseren Jungen“, 1937, S. 5, berichtet Graf v. Luckner von der ersten Aufbauanfängen der Kriegsmarine nach Weltkrieg I. („Die erste Fahrt des Segelschulschiffes Niobe‘ - Erinnerungen an den Wiederaufbau unserer Kriegsflotte“ von Felix Graf Luckner, Korvettenkapitän a.D.).