18.05.2024

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Bild aus Artikel: Der zurecht umstrittene Vorgeschichtsforscher Herman Wirth.

Das „nordmagazin“ online, 01.04.2023 - Heiko Kreft - brachte einen erwähnenswerten Artikel unter der heute zeitgemäß-reißerischen Titelung „Germanen-Wahn unterm Hakenkreuz in Mecklenburg“. Dazu ist mit hämischem Hinblick anzumerken: Die Deutschen ändern sich nicht, prinzipiell bleiben sie sich immer gleich, so wie sie vor dem Krieg „arisiert haben, haben sie nach dem Krieg „semitisiert und so wie sie im NS-Staat möglichst das „nordisch-germanische Erbe“ betonten, wird nun möglichst das fremde, das keltisch, römische und das slawische Erbe in der Frühgeschichte hervorgehoben; tendenziös bleiben die Interpreten immer. Im besagten Artikel geht es um die Geschichte Mecklenburgs, einer deutschen Region die unbestreitbar, nach Aussage honoriger Archäologen, wie Prof. Dr. Andreas Müller-Karpe (1925-2013) zum frühgermanischen „Trichterbecherreich“ gehörte. Eine Menge der hier realisierten Funde sind spezifisch germanisch. Um das festzustellen, musste nicht manipuliert werden, wie uns der Artikel im „nordmagazin“ tendenziös glauben machen möchte. Darin heißt es: „Sie [die Nazis] suchen das ,germanische Erbe‘ und missachten slawische Spuren: In der NS-Zeit gehen Archäologen einen Pakt mit den Machthabern ein. Mit direkten Folgen: So wird der mecklenburgische Küstenort Alt-Gaarz am 1. April 1938 zu Rerik, benannt nach einer mythischen Wikinger-Burg.“ Diese Kritik ist nichts weniger als albern. Warum sollte man, schon aus Gründen der Sprach-Ästhetik, ein „Ol-Gartz“ bzw. „Alt-Gaarz“ nicht in „Rerik“ umbenennen, wo ja feststand, dass in exakt dieser Region die ehemalige Wikingersiedlung „Reric/Rerik“ existierte?! Die üblich gewordene NS-Hyperkritik wird förmlich mit Haaren herbeigezogen, einfach deshalb, weil man mit derlei Mätzchen heute punkten kann und man sicher ist, damit in die Schlagzeilen zu kommen. Die Umbenennungen deutscher Ortsnamen nach Kriegsende in Polen, Tschechien und Jugoslawien ist doch zu Hunderten erfolgt, worüber sich aber kein Autor des „nordmagazin“ aufregt.

Kindhafte Freude überfällt heraushörbar den tapferen NS-Kritiker, wenn er schreibt: „Am 25. Mai 1935, nur fünf Tage nach Grabungsbeginn, jubelt der ,Niederdeutsche Beobachter‘: ,Reric steht wieder auf!‘. Beglückt berichtet das NSDAP-Parteiblatt für den Gau Mecklenburg-Lübeck über archäologische Funde am Schmiedeberg von Alt-Gaarz. Es ist organisiertes Forscherglück. ,Man wusste ganz offensichtlich vorher, was man wollte. [Weiß etwa heute das „nordmagazin“ nicht auch genau was es will, nämlich NS-Rüge ?!] Und hat das, was man fand, auch in dieses Schema gepresst und genau so interpretiert, dass das Schema stimmte“, meint Detlef Jantzen. Mecklenburg-Vorpommerns Landesarchäologe hat sich intensiv mit der Geschichte dieser Grabung beschäftigt.“ Ja, warum keine Freude ? Dass jede mecklenburgische Germanensiedlung älter ist als die erst im 8./9. Jh. erfolgte sogenannte slawische Einwanderung ist unbestreitbar. Man liest: „Ganz im Sinne der NS-Ideologie wurden bei den Ausgrabungen in Alt-Gaarz in den 1930er-Jahren slawische Relikte zu germanischen umgedeutet.“ Was gefunden wurde und was „umgedeutet“ sein soll, ist mir unbekannt, aber man darf fragen, welche Relikte als einwandfrei slawisch gedeutet werden können ?

Dann folgt die Zwischenüberschrift: „Germanen-Kult statt Wissenschaft“, die man hinterfragen muss: „Unbeweisbarer Slawenkult statt Wissenschaft!“, wie er in der ehemaligen DDR ganz offiziell und kompakt betrieben wurde. - Danach steigert sich der Autor in eine Schwadronage hinein von folgender Art: „Die Nazis sind von der Frühgeschichte begeistert - auch Mecklenburgs Reichsstatthalter und NSDAP-Gauleiter Friedrich Hildebrandt. Ihm geht es aber nicht um die genaue Erforschung der Vergangenheit, sondern um eine Bestätigung seiner rassistischen Ideologie. Die fixe Idee: Eine hochstehende germanische Kultur habe in grauer Vorzeit gegen angeblich minderwertige slawische Kultur gestanden. Das soll die Grabung in Alt-Gaarz beweisen. Hildebrandt sucht die Bestätigung seines eigenen Germanen-Wahns. Wissenschaft und Wahrheit sind egal.“ Unschön aber durchaus üblich ist es, dass sich Wissenschaftler gegenseitig des Wahnes bezichtigen, wer indes Recht behält, erfährt das Publikum zumeist erst Jahrzehnte später. Keine Zeit ist wahnfrei, jede Zeit hat ihren speziellen Wahn, es fragt sich nur, ob sich das jeweilige Wähnen positiv oder negativ für Volk und Gesellschaft auswirkt? Heute ist es der Multikult-Wahn, welcher weit größere Kosten und Verwerfungen verursacht als die ehemalige NS-Manie einer Aufnordung.

Jetzt nimmt sich der „fundierte Aufklärer“ den Niederländer Herman Wirth vor, seine Kapitelüberschrift heißt: „Hakenkreuz-Forscher in Bad Doberan“. In der heute saloppen Art und Weise unterstellt er Wirth schon deshalb innerliche Nähe zum Nationalsozialismus weil er eine symbolgeschichtliche Abhandlung über das Hakenkreuz schrieb, das ist leichtfertig. Er unterstellt: „Der Niederländer Herman Wirth machte sich bei den Nationalsozialisten mit Untersuchungen zur Geschichte des Hakenkreuzes beliebt.“ Der Mutterrechtler Herman Wirth, der von Heinrich Himmler bereits 1938 aus dem Institut „Ahnenerbe“ hinausgeworfen wurde, weil er eben der völlig anders orientierten NS-Führung nie ins Konzept gepasst hat, wurde nur zeitweilig benutzt, so wie er aus praktischen Erwägungen das Glück der NS-Stunde nutzte, seine Forschungen finanziell gefördert erhoffen zu dürfen. Wirths angebliche Nazi-Neigung hätte sich auch „exemplarisch gezeigt“, „beim ,Institut für Geistesurgeschichte‘ in Bad Doberan.“ Und weiter. „Es wird 1932 vom Niederländer Herman Wirth gegründet. Mit finanzieller Unterstützung der damals schon nationalsozialistischen Landesregierung. Wirth, selbst zeitweise Mitglied der NSDAP, macht sich bei den Verantwortlichen mit Arbeiten zur Geschichte der Germanen und des Hakenkreuzes beliebt.“ Nochmals meint der Kritiker, er müsse Wirths Hakenkreuz-Recherche nochmals erwähnen, als könne man dieser wissenschaftlichen Arbeit irgendeinen charakterlichen Aussagwert beimessen. Er erklärt: „Untergebracht ist sein Institut im Möckelhaus, dem heutigen Stadt- und Bädermuseum. ,Wirth hat in allem, was er gesehen und gelesen hat, irgendeine Symbolik und Mystik vermutet‘, berichtet Museumsleiterin Lisa Riess. „Ich halte das nicht für wissenschaftlich.“ Ob die Genannte ein kompetentes Urteil abgeben kann, darf bezweifelt werden. Sarkastisch heißt es dann: „Herman Wirth - ein ,Hellseher‘ der Urgeschichtsforschung“. Die Abneigung gegen Wirth entspricht einem Vorurteil, einem Anti-NS-Bauchgefühl, ohne dass konkrete Beanstandungen seinem Hauptwerk gegenüber vorgetragen werden können, außer seinem absoluten Fehlgriff mit der als echt bezeichneten Ura-Linda-Chronik.

Man erfährt: „1932/33 residierte im Bad Doberaner Möckelhaus das ,Institut für Urreligionsgeschichte‘ des Niederländers Herman Wirth. Germanische Symbole und Kulte, ,ur-nordische Weltanschauung‘ - Wirths Schlagworte begeistern Mecklenburgs NS-Machthaber. Ende 1932 wollen sie ihn sogar zum Professor an der Uni Rostock machen. Die sozialdemokratische ,Mecklenburgische Volkszeitung‘ kritisiert das heftig. Unter der Schlagzeile ,Wir haben Geld wie Heu‘ schreibt sie im Dezember von ,Edel-Rassenforschung‘, ,miserablem Aprilscherz‘ und von Mecklenburg als ,Land der unbegrenzten Möglichkeiten, seitdem die Nazis die Herrschaft angetreten haben.‘ Auch renommierte Prähistoriker laufen Sturm, nennen Wirth den ,Hellseher in der Urgeschichtsforschung‘“. Das ist nicht unrichtig, obwohl einseitig, denn so viele Stimmen sich gegen Wirth aussprachen, sprachen sich auch geradezu enthusiastisch für ihn aus, besonders die Frauen, die ihm für die frauenrechtlichen Aspekte in seinen Büchern dankten. Wirth war seitens der Fachwissenschaft zurecht immer umstritten, aber tausenden Menschen hat er etwas gegeben, er hat ein Weltbild geschaffen, an das man glauben konnte, in einer Zeit die nach neuen tragfähigen Erklärungen rang. Ja, Herman Wirth hat gerirrt, aber sein riesenhaftes Textwerk ist für keinen Laien und auch für ganz wenige Forscher geistig zu bewältigen und zu beurteilen. Man muss schon derart eingestiegen sein wie ich, sein Freund und Schüler, der seine Felsbild-Argumente in eigener 16-jähriger Forschungsarbeit der Skandinavien-Fahrten überprüfte. Ich kenne die Irrtümer, Fehlleistungen und auch die Fälschungen die man ihm unnachsichtig ankreiden muss, denn er hat auch nachweisbar getürkt. Das darf es in der Wissenschaft nicht geben!

Nun geht es ums „Ahnenerbe“, das vor der NS-Zeit durch einen Trägerverein um H. Wirth gegründet wurde; da heißt es: „Himmler und Wirth gründen das SS-,Ahnenerbe‘. Wirths Berufung an die Rostocker Uni kann - auch Dank der bald nicht mehr existenten freien Presse - im letzten Moment verhindert werden. An seinem Doberaner Institut hält er weiter Vorträge und schreibt Bücher. Auf der Kühlung zwischen dem heutigen Kühlungsborn und Bad Doberan plant der Niederländer, der sich selbst gern im Germanen-Outfit zeigt, ein ,Freilichtmuseum für ur-nordische Kultur‘. Doch dazu kommt es nicht. 1933 geht Wirth nach Berlin und gründet zusammen mit SS-Chef Heinrich Himmler das ,Deutsche Ahnenerbe‘. Dort geht es um Germanen, Arier, Pseudowissenschaft.“ Das ist teilweise grober Unfug, denn keineswegs ist alles „Pseudowissenschaft“ was H. Wirth und sein „Ahnenerbe“ erarbeitet und zelebriert. Völlig frei erfunden ist die alberne Bemerkung über die angebliche Germanentracht des H. Wirth. Die Wirth'sche Überfallhosen war in Germanien noch nicht üblich und sein Barett auch nicht. Und dass sich eine Forschungsgemeinschaft etabliert, die sich diese Aufgabe stellte, neben der staubtrockenen Schulwissenschaft, auch dem Laienpublikum etwas Identitätsnachhilfe angedeihen zu lassen, war längst überfällig. Was sollte daran verkehrt und anrüchig sein ? Wir sehen, wie intensiv seit Gründung des Staates Israel, die Juden durch Archäologie versuchen, mehr Licht in ihre Frühgeschichte zu bekommen. Aus gleichem Grundrecht wurde Wirths Intention gestartet.

Nachdem unseriös, weil ohne Beweise, H. Wirth pauschal diskreditiert wurde, geht es nun gegen den nächsten Frühgeschichtlicher und wieder um die - ach so tragische - Ortsumbenennung: „Prähistoriker Robert Beltz wird zum Feigenblatt“ - „Der bekannte Ur- und Frühgeschichtlicher Robert Beltz leitete in den 30ern die Ausgrabungen in Alt-Gaarz. Ein Ansatz, der auch die Grabungen in Alt-Gaarz beschreibt. Um dem dortigen Unternehmen dennoch einen seriösen Anstrich zu geben, bittet Mecklenburg-Lübecks Gauleiter Hildebrandt deshalb den bekannten Ur- und Frühgeschichtler Robert Beltz um die Leitung. Der 81-jährige Schweriner Professor sagt zu, obwohl er einen guten Ruf zu verlieren hat. Ist es Eitelkeit? Ist es die Hoffnung auf eine archäologische Sensation?“ Lächerlich, als wäre es in der BRD nicht ebenso Alltag, dass sich Wissenschaftler kaufen lassen und selbst unsere demokratischen Volksvertreter sind nicht frei von dem Laster.

Unter „Mythischer Ort Reric beflügelt NS-Fantasien“ erfährt man die hörenswerten Informationen: „Die frühmittelalterliche Siedlung Reric inklusive einer verschwundenen Wikinger-Burg ist damals ein sagenumwobener Ort - so wie Vineta und Atlantis. Genaue Lage: unbekannt. Beflügelt wird die Fantasie durch einen Eintrag in den fränkischen Reichsannalen. Er berichtet, dass der Dänen-König Godofrid im Jahr 808 den florierenden Handelsplatz Reric mitsamt seiner Burg zerstörte und die Kaufleute nach Haithabu [bei Kiel] entführte. Eine stolze Wikinger-Burg an der mecklenburgischen Küste? Für NS-Bonze Friedrich Hildebrandt ist das eine Verlockung. Es würde - so seine Sicht - beweisen, dass Mecklenburg vor der slawischen Besiedlung germanisch war.“ Das ist eine ungeheuerlich dreiste Unterstellung und Entstellung der Geschichte. Dass natürlich vor der mittelalterlichen Slaweneinwanderung die Archäologie nachzuweisen vermochte, dass zur Bronzezeit die gesamte Region vom gleichen Kulturhorizont geprägt war wie Dänemark und Südskandinavien, nämlich frühgermanisch.

Aber man polemisiert weiter: „Eine Grabung im Schnelldurchlauf“ - „Der Grabungsort ,Schmiedeberg‘ auf einer Aufnahme von 1938“, lautet eine Bildunterschrift. „Mittlerweile weiß man, dass die Burg- und Wallanlage altslawischen Ursprungs sind“, liest man. Ich frage mich, wie das bewiesen werden sollte, wo die angeblich slawischen Runddörfer genauso in Gotland festzustellen sind und die sog. slawischen Reihengräber sich von den germanischen der Langobarden und Franken in keiner Weise unterscheiden, wie man im DDR-Buch „Die Slawen“ (1973/1985), von Joachim Herrmann, freimütig zugab. Die Slawen als Ethnie nachzuweisen ist und bleibt schwierig; es ist wohl mehr oder auch ein sprachgeschichtliches Phänomen. 

Obwohl sich damals in der NS-Zeit die Mehrheit der jungen bürgerlich-vaterländisch gesinnten Leute und auch eine Masse Intellektueller die NS-Gedanken enthusiastisch aufgriffen und sich als Mitarbeiter einbrachten, tut man so, als wäre die Mehrheit damals schon schlauer gewesen als man hätte sein können: „Seriöse Wissenschaftler sind auch damals skeptisch. ,Beltz hat versucht, Mitarbeiter zu finden. Hat verschiedene Kollegen angeschrieben, ob sie ihm nicht Studenten zur Seite stellen können‘, berichtet Landesarchäologe Jantzen. Doch Beltz kassiert Absagen. Am Ende hilft ihm vor allem der Lehrer Willy Bastian - ein früher und überzeugter Nationalsozialist. Das zeigt die Grabungsakte im Archiv des Landesamt für Kultur und Denkmalpflege. Sie belegt auch, wie schnell die Grabungen in Alt-Gaarz durchgezogen wurden. ,Es war auf jeden Fall eine sehr kurze Grabung. Sie hat nach allem, was wir wissen, knapp 15 Tage gedauert. Man hat schnell ein Schnitt angelegt, um das Profil dieses Burgwalles zu erschließen und um auch möglichst viele Funde zu bergen.“ - „Wikinger-Name für Flak-Schule“ - „Zeit genommen wird sich aber für die insgesamt 42 Besucher, zu denen auch Reichsstatthalter Hildebrandt gehört. Dem geht es neben dem Beweis für die ,germanische Geschichte‘ Mecklenburgs auch um etwas ganz Konkretes: Auf der Halbinsel Wustrow, nur einen kleinen Spaziergang vom Grabungsort entfernt, entsteht gerade eine große Militär-Einrichtung. „Hildebrandt wollte unbedingt, dass hier diese historische Stätte lokalisiert wird. Damit er diesen Namen für die Flak-Artillerie-Schule übernehmen konnte und die neue Stadt dann Stadt Rerik nennen konnte“, erzählt Thomas Köhler, Leiter Reriker Heimatmuseums.“ Eine Fotografie zeigt den „Aufmarsch der NS-Bonzen: Aus Alt-Gaarz wird Rerik“ – „Am 1. April 1938 benannte Reichsstatthalter und NSDAP-Gauleiter Friedrich Hildebrandt Alt-Gaarz in Rerik um. Genauso kommt es. Am 1. April 1938 - knapp drei Jahre nach der angeblichen Entdeckung des alten Rerics - gibt es in Alt-Gaarz einen großen Staatsakt. Gauleiter Hildebrandt und weitere NS-Bonzen kommen. Die Gemeinde wird zur Stadt erhoben, bekommt ein Wappen und den Namen Rerik verpasst. In einer Rede, abgedruckt im „Rostocker Anzeiger“, faselt Hildebrandt von einem ,historischen Meilenstein‘: ,Der Boden, auf dem wir stehen, ist geschichtlicher Boden. [...] In allen Zeiten wohnten hier deutsche Männer, die bereit zum großen Wagnis waren und heute noch für uns ein Beispiel an Leistung und Gesinnung sind.“ Dass aus Ol-Gartz Rerik und zugleich zur Stadt mit Wappen erhoben wurde, hat mit Sícherheit nicht nur die geschmähten „NS-Bonzen“, sondern die gesamte Gemeinde hoch erfreut.

Nochmals meint der Artikel süffisant betonen zu müssen: „NS-Funktionäre tilgen slawische Spuren in Mecklenburg“ - „Rerik ist nicht der einzige Ort in Mecklenburg, der 1938 umbenannt wird. Nur ein paar Kilometer weiter erhält auch Kühlungsborn seinen ,germanisierten‘ Namen. Für die neue Stadt werden die Dörfer Arendsee und Brunshaupten zusammengelegt - ebenfalls am 1. April. Beim Umtaufen von neuen Dörfern geht den Nazis um das direkte Tilgen slawischer Spuren. So machen sie beispielsweise aus Wendisch Wehnigen Rüterberg, aus Wendisch Waren Finkenwerder, aus Wendischhof Wodenhof. Sie stören sich am ,Wendisch‘, denn Wenden sind Slawen. Die Einwohner der Dörfer werden nicht gefragt. Viele fremdeln mit den neuen Namen - auch die Rerikerinnen und Reriker.“ - „In der NS-Zeit umbenannte Orte in Mecklenburg“ - „Im Laufe des Jahres 1938 wurden auf Anordnung des Reichsstatthalters Friedrich Hildebrandt (NSDAP) mehrere Orte in Mecklenburg umbenannt. Einige erhielten nach dem Ende des NS-Regimes ihre alten Namen zurück.“

Welch ein hahnebüchener Unsinn hier zum Teil im Brustton der Überzeugung serviert wird, ist kaum erträglich. Was sollte denn an dem Dorfnamen Kühlungsborn slawisch sein, damit er umbenannt werden musste in Arendsee ? Völlig unverständlich ist mir auch die Aufregung über die Änderung von Wendischhof in Wodenhof; will der Autor glauben machen, in Mecklenburg könne es keine Ortsbezeichnung des germ. Geistgottes gegeben haben ? Ihm scheint nicht bekannt zu sein, dass aus einem eisenzeitlichen (200 v. bis 200 n.0.) Grab von Wotenitz eine Urne mit dem runischen Algiz-Ideogramm herrührt. Wotenitz ist ein Ortsteil von Grevesmühlen, zwischen Lübeck und Wismar. Und zwischen Wismar und Lübeck - liegen die Dörfer Wotenitz und Wotenick, die ihre Namen unzweifelhaft nach der germanischen Geist-Seelengottheit Wotan erhielten. So stupide-ideologisch, wie hier den NS-Behörden unterstellt wird, waren die Umbenennungen von 1938/39 keineswegs. Der einstige, im Landkreis Nordwestmecklenburg liegende „Wendischhof“, war ein Nebengut des Gutshofs „Gottesgabe“, dessen Benamung sich naheliegend auf den germ. Gott Wodan zu beziehen anbietet und deshalb in „Wodenhof“ geändert werden sollte. Im Übrigen waren die Namensänderungen in den meisten Fällen sinnvolle Verkürzungen, die in der modernen behördlichen Verwaltung angebracht erscheinen müssen; man ließ bei acht Ortsbegriffen den umständlichen Vorbegriff „Wendisch“ fallen, was keinesfalls ein „Anschlag“ auf das nicht vorhandene Slawentum bedeutete. Was also soll das ganze üble Gezter über die bösen NS-Vorfahren ? Aus „Wendisch Lieps“ wurde „Lieps, „Wendisch Wehningen“ und „Broda“ wurde „Rüterberg“, „Wendischhof“ wurde „Wodenhof“, „Wendisch Musow“ wurde „Kleinmulsow“, „Wendischhagen“ wurde „Seehagen“, „Wendisch Priborn“ wurde „Freienhagen“, „Wendisch Rambow“ wurde „Kleinrambow“, „Wendisch Waren“ wurde „Finkenwerder“.

Die Wenden, wie hier geflunkert wird, waren niemals Slawen, es waren die aus dem nordjütländischen Vend­syssel aus­gewander­ten Vandalen / Wandalen bzw. die hochmittel­alterlichen Wenden, die eingewanderten germanischen Wandalen, die im gesamten Osten siedelten, als Nachbarn der Goten, wie die „Gotengeschichte“ von Jordanes es ausführt. Der altdeutsche Begriff „wendisch“ kommt von wandalisch und den Fremdheitsklang bekam er erst durch die kirchenslawische Mission aus Byzanz mit ihrer Spracherfindung des Glagolitischen, durch Kyrill von Saloniki (826-869), der sie erdacht hatte. Dass die jenseits der Elbe lebenden Menschen eine unverständliche, andere bzw. slawische Sprache gesprochen hätten, davon ist in den diversen Zwangs-Missionsberichten keine Rede. Das Trennende war allein zunächst der fehlende Christenglauben, weshab diese Leute zur karolingischen Zeit als „sclaveni“, d.h. „Götzensklaven“ bezeichnet wurden. Als sich die glagolitische Kirchensprache im Osten durchgesetzt hatte, weshalb die Westeuropäer die Osteuropäer nicht mehr verstanden, wurden diese sclaveni/Slawen überall wo sie auftraten, pauschal Wendische/Windische genannt. Siehe dazu:

https://oding.org/religion/religion-gibt-halt/die-runen-von-ruegen