Eddachen am Wotan-Stein zu Maden, 1988
 
WOTAN-STEIN VON MADEN
 
In Maden gibt’s dem Wotan-Stein,
von fernher ist er hergebracht,
seitdem steht er am Ort allein,
im Wechselspiel von Tag und Nacht.
 
Er hatte tausend ehrenvolle Jahre,
und tausend Jahre wurde er geschmäht,
die gute Zeit, die freie und die wahre,
ist unterm Kirchenterror bald verweht.
 
Bei Maden lag die Stadt der Chatten,
in Mattium lebte ihr Geschlecht.
So lange Chatten ihre Freiheit hatten,
erging es Römer-Schergen schlecht.
 
Der Mittelpunkt des Hessen-Gaues,
lag hier an diesem Wotan-Block.
Wir wissen wenig ganz Genaues,
nur, Wotan wurd‘ zum Sünden-Bock.
 
Einst guter Geist der Malstatt-Thinge,
war er dem Christen-Volk verhasst.
Mit Hallelujas Lob- und Preis-Gesinge
lud Pfaffen-List zur Kirchen-Rast.
 
Ein Pfäfflein hat es sich ersonnen,
den Wotanstein als Wurfgeschoss;
die Kirche hat den Trug gesponnen,
war selbst des Teufels Lügen-Boss.
 
Ein echter Hesse muss einmal im Leben,
am Wotan-Stein und Wotans-Berg,
sein Hessen-Herz als Patriot erheben,
dass er nicht stirbt als blinder Hessen-Zwerg.
 
Familie Hess am Hessischen Nabel, dem Wotan-Stein
 
Die Gemeinde Maden ist heute ein Stadtteil von Gudensberg im hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Die Ortschaft liegt rund 1,5 km südsüdöstlich der Kernstadt und direkt südwestlich der Basaltkuppe „Mader-Stein“. Schon in jungsteinzeitlicher Ära gab es hier bedeutende Siedlungen (5500-4900 v.0). Anfang des 18. Jh. wurden auf der Mader Heide eine große Zahl Hügelgräber aus der Jungsteinzeit entdeckt, so dass anzunehmen ist, dass sich dort bereits vor ca. 6.000 Jahren eine Kultstätte befand. Maden ist wahrscheinlich identisch mit der vom röm. Geschichtsschreiber Tacitus erwähnten Stadt Mattium, die ein Hauptort („caput gentis“) der germanischen Chatten war. Tacitus beschrieb in seinen „Annalen“ die Zerstörung der Stadt durch den massenmörderischen römischen Feldherrn Germanicus im Jahr 15 n.0, dessen Politik die Ausrottung der Germanen vorsah, weil er meinte, nur damit könnte der angestrebte römische Friedhofs-Frieden auch in Germanien geschaffen werden. Er trieb seine Legionäre an, keine Gefangenen zu machen, sondern zu metzeln. Geschichtsschreiber Strabon erwähnt eine Tochter des Chattenfürsten Ucromir sowie eine chattische Priesterin namens Libes, die beim Triumph des Germanicus im Jahre 17 n.0 als Sklaven durch römische Straßen geschleppt wurden. Um das Jahr 775 wurde Maden erstmals urkundlich im „Breviarium Sancti Lulli“ des Klosters Hersfeld als Mathanon erwähnt. Viele Jahrhunderte war die Stätte Mittelpunkt des Chattenlandes. 1027 wurde der schwäbische Graf Werner von Grüningen als Gaugraf in Hessen eingesetzt. Er und seine Nachfolger nannten sich nun Grafen von Maden. Graf Werner III. von Maden erweiterte sein Territorium beträchtlich über den eigentlichen Hessengau hinaus. Er erwarb größere Gebiete in Mittel- und Südhessen, im Rhein- und Neckargau. So war er es wohl, der seinen Sitz von Maden auf die neu errichtete Oberburg auf dem ca. 2 km entfernten Wotansberg verlegte. Dort bildete sich im 12. Jh. eine kleine Ansiedlung - das heutige Gudensberg. 1046 wurde Maden urkundlich als Madanum, 1061 als Madena bezeichnet. Ab 1295 wird der Ort als major Maden bezeichnet. An diesem Hauptort der Chatten wurden auf der „Mader Heide“ an der Malstätte des Mader-Steins die Volksversammlungen, die Things abgehalten. Das 50 Hektar große Areal bot mehreren tausend Menschen Platz. Im Jahre 1247 wurde hier der Enkel der hl. Elisabeth, Heinrich I. von Brabant (gen. „das Kind“) als 3-jähriger von den hessischen Landesständen zum 1. Landgrafen von Hessen gewählt. Im Jahre 1325 hieß es „..Grafschaft und Landgericht zu Hessen, das man nennt das Gericht zu Maden“. Hier wurde die „Niedere Gerichtsbarkeit“ ausgeübt. Maden blieb bis ins 17. Jahrhundert die Malstätte der Landgrafschaft Hessen. 1627 erzwangen die Landstände dort die Abdankung von Landgraf „Moritz dem Gelehrten“. Bis Mitte des 17. Jh. wurden auf der kahlen Heidefläche die Hess. Landtage abgehalten. Der letzte Landtag auf der „Mader Heide“ fand 1654 statt.
 
Der Wotanstein steht am südwestlichen Dorfrand von Maden auf einer Anhöhe zwischen dem Ems-Zufluss Goldbach im Osten und dessen Zufluss „Bach vom Henkelborn“ im Westen, die in die Eder münden. Der aus Quarzit bestehende Wotanstein ist fast 2 m hoch, 1,2 m breit und 0,55 m dick. Da an dieser Stelle kein natürlicher Quarzit vorkommt, muss man davon ausgehen, dass der Findling möglicherweise schon zur Steinzeit hierher gebracht und aufgestellt wurde. Wie es die Historie ausweist wurde er als Mittelpunkt von Kultversammlungen und Gerichtsverhandlungen genutzt. Urkundlich wurde er erstmals 1407 als „deme langen steyne zu Madin“ erwähnt. Während des „Siebenjährigen Krieges“ soll er von den Franzosen ausgegraben worden sein, da man darunter Schätze vermutete. Man fand jedoch nur Überreste menschlicher Knochen.
 
Die die Historie gezielt verfälschenden kirchenchristlich geprägten Sagen waren bestrebt, auch das alte chattische Volksheiligtum des Wotan-Steins zu verteufeln. So hat einer der Pfaffen sich das Märchen vom Wotanstein zu Maden ausgedacht. Danach wollte der Teufel vom Lamsberg oder Mader-Stein bei Gudensberg die erste Christenkirche des Bonifatius in Fritzlar, die aus dem Holz der „Donareiche“ errichtet worden sein soll, mit dem Wotanstein zerschmettern. Er blieb ihm aber beim Werfen im Ärmel hängen und fiel auf das Feld bei Maden. Die Eindrücke und Löcher am Stein würden demnach von den Krallen des Teufels herrühren.