Wodin-Schmäh-Tympanon von Dunningen, eigenes Foto, 1988
 
WODANSTEIN VON DUNNINGEN
 
Wodin war der Deutschen Gott,
war gefürchtet und geachtet,
dann gedieh der Christen Spott
der den klaren Geist umnachtet.
 
Christen-Dünkel, Christen-Trug,
haben unsere Welt verschandelt,
haben Götter-Recht und -Fug,
wie gemeinen Schmutz behandelt.
 
Wahre Frommheit ward gehetzt,
die Tempel hat man abgerissen,
der wahre Wodin wurd‘ ersetzt,
ohne Wahrheit und Gewissen.
 
Man log ihn um zum Kinderschreck,
um einen Zimmermann zu loben,
scheinheiligte den bösen Zweck,
und kleidete den Rotz in Roben.
 
Roms Auswurf griff zur Weltenmacht,
gekrönt hat man die Sklavenhalter,
um Geistesfreiheit fiel die Nacht,
der Meineid wurd‘ Moral-Gestalter.
 
In Dunningen gibt‘s einen Stein,
der zeugt noch gut von Heiden-Hetze,
ein Wodin-Schmäh-Bild sollt‘ er sein,
zu locken in die Kirchen-Netze.
 
 
Die Gemeinde Dunningen liegt etwa zehn Kilometer nordwestlich von Rottweil im Baden-Württembergischen Landkreis Rottweil. Hier siedeln Alemannen, die einstmals von den fränkischen Karolingern zum Christentum gezwungen wurden. Im Jahre 786 wurde Dunningen als „Tunningas“ in einer Schenkungsurkunde des Grafen Gerold an das Kloster St. Gallen - nach heutiger Quellenlage - erstmals urkundlich erwähnt. Der Wodin-Glaube der Allemannen ist von der Christenkirche auf vielfältige Art und Weise geschmäht und verketzert worden. Von einer der ersten Kirchen der Alemannen-Siedlung dürfte der Wodan-Stein herstammen, der heute in der Fassade der St.-Martins-Kirche eingelassen ist (siehe Bild). Eine Kirche mit dem Patrozinium des St. Martin wird zu Dunningen erstmals 786 mit Besitzanteil Graf Gerolds genannt. Der Hl. Martin war ein hinlänglich belegter, üblicher Wodan-Ersatz. Den echten Wodan schmähte man durch das Dunninger Tympanon-Relief. Er ist dargestellt auf seinem Himmelssitz thronend, flankiert von seinen Wölfen Geri und Freki. Zwei kleine Menschlein-Bilder, welche die ihn anbetenden Heiden verbildlichen sollen, stehen rechts und links von seinem Sitz. Die Verballhornung des Gottes wird besonders deutlich in dem dreieckig gemeißelten Grinsemund. Welchen Unsinn sich kirchenchristlich beschränke Autoren auch zum Dunninger-Stein einfallen lassen, beweisen beispielsweise Ulrike Kalbaum, die einer Deutung von Egon Rieble widerspricht, indem sie darlegt, der Stein zeige nicht den Guten Hirten, der die Schafe beschütze und sein Leben für sie einsetze, „sondern den Menschensohn auf dem Thron der Herrlichkeit, der die Völker voneinander scheiden wird wie der Hirte die Schafe von den Böcken.“ Sie zitiert die Parabel vom Weltgericht aus dem Matthäusevangelium, in der es heißt: „Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr vom Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.“ Es gibt offenbar unsterbliche Dämlichkeiten die bis heute Schafe von Wölfen nicht zu unterscheiden fähig sind.