Eigene Vollmond-Fotografie vom 08.04.2020
 
MEIN FLUG ZUM MOND
 
Ich steh‘ allein, das Nachtlicht blaut,
ich habe hinter den Mond geschaut,
der Seelen-Kranich, er nahm mich mit
auf seinem nächtigen Äther-Ritt.
 
Ich saß dem gefiederten Rücken auf,
Sternschnuppen glühten umher zuhauf.
Wir kreisten über gleißendes Licht,
in Mondes Rücken die gleiche Sicht.
 
Sieben große Trichter luden uns ein
Zum lunisch-sybillischen Stelldichein.
Die Sieben ist aller Göttinnen Zahl,
mein Kranich senkte sich ab zu Tal.
 
Aus größtem Krater ertönte ein Klang,
wie Sphärenmusik und Sirenen-Sang.
Die Mondfrau auf kristallenem Thron,
erhob ihre Schale: „Ich warte schon !“
 
Sie goss den perlenden Soma ins Glas,
sie weiß aller Dinge Gründe und Maß.
Sieben Fragen gab mir die Göttin frei,
falls ich ewig zu dienen ihr willig sei.
 
Sie schenkte Antwort, sie gab mir Rat,
auf die Rätsellösungen die ich erbat.
So kam ich zum Wissen in dieser Frist,
was für manche Leute rätselhaft ist.
 
Wer mich befragt, bekommt das Wort:
„Seht dort im Monde den seligen Hort
des heiligen Wizzods erhabenen Gral
und trinkt diese Quelle aus dem Pokal.
 
 
Der Mond, als der geglaubte Seelenbecher, der sich periodisch mit Seelensubstanz der Abgeschiedenen füllt und leert, um sie später an höhere Dimensionen abzugeben, gilt in den Mythologien als die Quelle des kosmischen Allwissens. Zumeist wurde der Mond als eine weibliche zentrale Gottheit aufgefasst, als weibliche Göttin, zum Beispiel bei den nordisch-blonden Thrakern (Bendis), den alten Ägyptern (Isis), den Griechen (Selene, Artemis, Hekate), den Römern (Luna, Diana), den Chinesen (Symbol des Weiblichen: Yin). Die germanischen Quellen sprechen vom männlichen Mani. Dem Begriff „Mani-Mond“ liegt indogerman. „mer-“ = „wandern, gehen, abmessen“ zugrunde; wer abmisst, kennt die Stecke, weiß Bescheid. Es wird in manchen der heutigen Publikationen der zu kurz greifende Irrtum thematisiert, „Mond“ würde nicht „der Messende“, sondern „der Gehende/Wandernde“ bedeuten, sie übersehen dabei, dass „das Gehende“ im ursprünglichen Sinne eben doch „das Messende“ bedeutet, denn durch das Abgehen wurde eine Strecke abgemessen. Und Grundbegriff der germ. Mythengestalt „Mimir“ (lat. „memor“ = gedankenvoll) ist die Gedanken- bzw. Wissensfülle. Wodin-Odin, als Sonnen-Allegorie, bezieht sein Wissen aus „Mimirs Quell“, der Mond-Allegorie. Zwischen der in eddischen Texten erwähnten „Mimirs Quelle“ und „Mimirs Haupt“ besteht kein echter Unterschied, da die Quelle ebenso als sein Kopf zu deuten ist. Im Mythos heißt es, dass Odin dem Mimir eines seiner Augen verpfändet habe. Die naturmythische Erklärung wäre die, steht die Sonne am Himmel, spiegelt sie sich im Wasser, so dass es scheinen mag, dass im Wasser eine zweite Sonne läge, nämlich das Auge, welches Odin als Pfand hergab. Als Mimirs Söhne galten die Wasserläufe, die aus Mimirs Quellhaupt hervorströmen. Die nordgermanische Edda definiert den Mani-Mond zwar als männlich, jedoch die vielen gallogermanischen Stämme und Kultgemeinschaften, welche uns im deutschen Südwesten jene über 400 Matronensteine hinterlassen haben, sahen das ganz anders. Der hier fassbare Mutterkult hat mit Sicherheit die Matronen, die Muhmen, die Mütter in einen deutlichen Mond-Bezug gesetzt, das ist schon an ihren vollmondartigen Hauben abzulesen.
 
Der Mond ist das Gestirn welches romantische Empfindungen, Intuitionen und Visionen hervorrufen kann. Die Sonne hingegen bringt die Dinge an den Tag, sie ist gewissermaßen eine mathematische Institution, mit der Chance auf glasklare, eindeutige Ergebnisse. Auf meinem Felde des Nachsinnens und Erforschens über das oftmals zunächst nicht eindeutig Erkennbare bedarf es, parallel zu exakten Quellenkenntnissen, des quasi sechsten Sinnes, des Vermögens des Erspürens, wie die Zusammenhänge gewesen sein könnten. Es bedarf einer mondlich-erahnten Arbeitshypothese, die dann mit solar-klaren Belegen bestätigt werden soll. Wer diese vorausgehende mondliche Durststecke des Erwanderns und Ermessens nicht als Vorarbeit aufbringen mag, der wird zu den gewünschten sonnenhellen Ergebnissen kaum kommen. Wie stark der Vollmond auf die irdischen Gewässer, die Meere, mit Flut und Ebbe, wie auf Getier und Menschen einwirkt, ist ja hinlänglich bekannt. Die Somnambulie bzw. der Somnambulismus(von lat. somnus = Schlaf), auch Mondsucht (Lunatismus) geheißen, lässt sensible Menschen im Schaf aufstehen und Gänge unternehmen, andere empfangen in Vollmondnächten aufwühlende Träume und sexuelle Erregungen, nach den Berichten einer mir bekannten Dame.
 
Dass das Mond-Fluidum getrunken werden könne scheint eine altarische Vorstellung gewesen zu sein, die im „Soma-Kult“ der Inder und Eraner (= Arier) Gestalt annahm. „Soma“ (iran. Haoma, Hauma) ist ein zentrales, vielbesprochenes Thema im altind. „Rig-Veda“ (Reim-Weisheit). In erster Linie war Soma verbunden mit dem ind. Mondgott Candra bzw. der Mondscheibe, welche als Becher gedeutet wurde, aus dem die Götter das Soma trinken. Bei Vollmond ist er gefüllt, bei Neumond geleert. Dem Soma wird in den Veden die Fähigkeit zugeschrieben den Trinkenden unsterblich zu machen oder ihm die Tore zum Himmel zu öffnen, so heißt es in 8.48.3. Rig Veda: „Wir haben jetzt Soma getrunken, Unsterbliche sind wir geworden; wir sind zum Lichte gelangt, wir haben die Götter gefunden…“ Im Kult tranken die Priester und Gläubigen ein Soma genanntes Getränk, um es den Göttern möglicht gleichzutun. Dem mondlichen Somatrank wurde demnach eine bewusstseinserweiternde Wirkung zugesprochen, allerdings blieb bis heute die ursprüngliche Rezeptur - welche die Priester in den religiös-rituellen Zeremonien der Religionsfeiern nutzten - unbekannt. Wir lernen aus diesen Nachrichten, dass dem Silberglanz des Mondes schon in ältesten arischen Zeitläufen die Fähigkeit der Inspiration zugeschrieben worden ist.