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In Joseph Svateks trefflichen „Kulturhistorischen Bildern aus Böhmen“ (Verlag von W. Braunmüller, Wien, 1879) finden wir folgende beachtenswerte Stelle:

Papst Innozens VIII., welcher durch die Bulle ,summis desiderantes affectibus’ vom 5. Dezember 1484 zum eigentlichen Begründer des Instituts der Hexenprozesse bei den Katholiken wurde, und Martin Luther, welcher durch seine Bibelübersetzung jener Stelle im zweiten Buche Moses 22, 18 ,Die Zauberinnen sollst du nicht sehen/leben lasse’, während dieselbe sich im hebräischen Original [nach neueren, unbelegbaren Angaben] auf das Nichtunterstützen/Beiseiteschieben derselben bezieht) hinwieder die Basis für Hexenverfolgungen bot, haben ganz gleiche Verdienste um Verbreitung und Ausbildung jenes unseligen Wahnes, der durch volle drei Jahrhunderte in sämtlichen Ländern Europas wütete und Hunderttausende von Menschenleben auf schauderhafte Art vernichtete.“

Zu Luthers Ehre muss gesagt werden, da zu seiner Zeit die Hexenprozesse bereits in voller Blüte standen und er, ein Kind seiner Zeit, auch in deren Vorurteilen und Anschauungen erzogen war, so ist ihm doch nirgends nachzuweisen, dass er, wenngleich im Teufelswahn befangen, die Hexenverfolgung geschürt oder sich gar ihrer Einführung befleißigt hätte.
 
Wir müssen in das Urteil des Verfassers einigermaßen einstimmen, wenn er schreibt: „Katholiken und Protestanten teilten sich in die zweifelhafte Ehre der eifrigsten Hexenvertilger, und während der katholische Süden Europas mit Vorliebe zumeist Männer unter dem Vorwande der Ketzerei dem Scheiterhaufen zuführte, gefiel sich der protestantische Norden im Verbrennen von Weibern, welchen Hexerei als todeswürdiges Verbrechen zur Last gelegt wurde. Nicht nur in Italien und Spanien, auch in Deutschland, England und den übrigen protestantischen Ländern brannten lustig die Scheiterhaufen, und gerade in der Reformationsepoche, die man doch als den Licht und Aufklärung bringenden Besieger des Mittelalters sich vorzustellen gewohnt, gebärdeten sich die Hexenrichter am wütendsten und weihten die meisten Opfer dem Flammentode.“

Leider ist dem so, leider ging der Teufelswahn und Hexenglaube, aber bereits ganz grundsätzlich das Vernichtenwollen von Frendgläubigen, wie er vom Judentum auf das Christentum überkommen, auch von der katholischen Kirche auf die lutherische und reformierte mit all dem in seinem Gefolge befindlichen Aberglauben zur Schande der Menschheit und zur Schmach der angeblich „reinen Christuslehre, der Lehre der Duldung und Liebe“, mit über. Der Satan ist freilich keine rein judäochristliche Erfindung, so wie ja eigentlich nichts am Mosaismus bzw. dem jüdischen Essenertum aus dem der Christianismus hervorging, wirklich originär ist.

Noch im Jahre 1793 klagt der Verfasser des „Buchs vom Aberglauben“ (Hannover):
„Es wäre doch endlich wohl einmal Zeit, dass man die alte Rüstkammer des Satans, die bloß aus jüdischen Träumereien besteht, von Grund aus zerstörte. Ihre ehemals so fürchterlichen Waffen sind doch zu stumpf geworden für unsere Zeiten, wo man wahrlich reinere und wahrere Begriffe hat, als zu des guten Luthers Zeiten, der dem leidigen Teufel noch ein Tintenfass an den Kopf werfen konnte.“

Man vergesse übrigens nicht, dass nach einer Polemik des sechzehnten Jahrhunderts der rasche Fortschritt der Reformation einfach auf den Teufelsbuhlschaften beruhen würde. Martin Luther, so behauptete man, habe nur darum ganze Völker so leicht um ihr Seelenheil zu betrügen vermocht, weil er der Sohn des Teufels gewesen, der sich einst unter der Maske eines reisenden Juweliers in das Haus eines Wittenberger Bürgers Eingang verschaffte und dessen Tochter verführte. So versicherte allen Ernstes im Jahre 1565 ein Bischof von der Kanzel herab, und Fontaine wiederholte es in seiner Kirchengeschichte.

In der päpstlichen Bulle vom 5. Dezember 1484 heißt es unter anderem: „Gewiss ist es neulich nicht ohne große Beschwerung zu Unseren Ohren gekommen, wie in einigen Gegenden des oberen Deutschland usw. sehr viele Personen beiderlei Geschlechts, ihrer eigenen Seligkeit vergessend und von dem katholischen Glauben abfallend, mit Teufeln, die sich mit ihnen vermischen, Missbrauch treiben und ihren Bezauberungen, Liedern und Beschwörungen und anderen abscheulichen, aftergläubischen Handlungen, zauberischen Übertretungen, Lastern und Verbrechen, die Geburten der Weiber, die Jungen der Tiere, die Feldfrüchte, das Obst und die Weintrauben, wie auch Männer, Frauen, Tiere und Vieh aller Art, ferner die Weinberge, Obstgärten, Wiesen, Weiden, das Getreide und andere Erzeugnisse des Bodens verderben, ersticken und umkommen machen und selbst die Menschen, Männer und Frauen und alle Arten Vieh mit grausamen, sowohl innerlichen als äußerlichen Schmerzen und Plagen belegen und peinigen.“

Nach lothringischen Akten singen die Teufel mit einem heiseren Geschrei „gleich als wenn sie durch die Nase trommeln“, oder sie geben eine Stimme von sich „gleich denen, so den Kopf in ein Fass oder zerbrochenen Hafen [Topf] stecken und daraus reden“.

Nach den Bekenntnissen der 1610 zu Logrona in Spanien hingerichteten Hexen wirft sich bei der Eröffnung der Versammlung alles nieder, betet den Satan an, nennt ihn Herrn und Gott ect.; hierauf küsst man ihm den linken Fuß, die linke Hand, den After und die Genitalien. Um 9 Uhr abends beginnt die Sitzung und endet gewöhnlich um Mitternacht: über den Hahnenschrei hinaus darf sie nicht dauern. Im schwarzen Ornat, mit Inful und Chorhemd, Kelche, Patene, Miffale usw. nimmt der Teufel eine Parodie der Messe vor. Er warnt vor Rückkehr zum Christentum, verheißt ein seligeres Paradies als das der Christen und empfängt, auf einem schwarzen Stuhl sitzend, den König und die Königin der Hexen zu beiden Seiten, die Opfergaben usw. Hierauf betet man wiederum den Satan an, küsst ihm abermals den After, was der dadurch erwidert, dass er Gestank von sich gehen lässt, während sein Assistent ihm den Schweif aufhebt. Dann nimmt und gibt der Teufel nach einer Einsegnungszeremonie das Abendmahl in beiderlei Gestalt; was er zum Essen darreicht, gleicht einer Schuhsohle, ist schwarz, herb und schwer zu kauen, die Flüssigkeit, in einer Kuhklaue oder einem becherartigem Gefäß dargereicht, ist schwarz, bitter und ekelerregend. (In Südfrankreich galten geschwärzte Rübenscheiben als Hostien. Das Teufelsabendmahl wird auch zuweilen durch einen Hexenpfaffen gereicht, wie aus den Lindheimer und Burgfriedbergischen Originalakten hervorgeht.)

Nach der Messe vermischt sich der Teufel fleischlich mit sämtlichen Manns- und Weibspersonen und befiehlt Nachahmung; am Ende vermischen sich die Geschlechter ohne Rücksicht auf Ehe und Verwandtschaft.
Das ganze Hexenwesen galt überhaupt als eine teuflische Parodie (Spottnachahmung) auf das Christentum (wenigstens auf das, wie es damals war). Daher schien Hexerei ohne Abfall vom Christentum undenkbar, und niemals wurden Juden der Hexerei halber verfolgt, sondern stets wegen Ketzerei. Während das Christentum Gottesverehrung ist, ist folglich Hexerei reine Teufelsverehrung. Der Christ sagt dem Teufel ab, Zauberer und Hexen entsagen Gott und den Heiligen. Der Christ sieht im Heiland den Seelenbräutigam; die Hexe hat in dem Teufel ihren Buhlen. Im Christentum sollen walten Liebe und Demut, im Hexentum dagegen Hass, Bosheit, Unzucht und Lästerung. Der Christ hat das Böse zu meiden, die Hexe wird vom Satan gezüchtigt, wenn sie Gutes tut. Christi Joch soll ein sanftes und seine Bürde leicht sein, aber des Teufels Joch ist schwer, und er ist nimmer zu befriedigen. Der christliche Gott sei die Wahrheit und Gott sei barmherzig, der Teufel dagegen die Lüge, er betrüge selbst seine treuesten Diener. Auch die angeblichen Gebräuche beim Hexensabbat und der schwarzen Messe seien nichts anderes als Nachäffungen des christlichen Rituals der kirchlichen Gebräuche. Was der Kirche heilig sei, wie Taufe, Abendmahl, Kreuz, Weihwasser, Messe, Anrufung der Heiligen, das entweihe der Teufel durch Verzerrung.

Eine Beschwörungsform, die im Jahre 1659 im Elsaß vorgekommen, lautete: „Hiermit fahre ich dem lebendigen Teufel zu, der soll mich behüten und bewahren, bin auch Gott nicht mehr angehörig.“ Eine andere im Elsaß vorgekommene lautet:

„Da stehe ich auf dem Mist,
Verleugne Gott, alle Heiligen
Und meinen Jesum Christ !“

Ganz ähnlich war die Formel im protestantischen Hessen. Nach Hofers „Dämonologie“ bekennt eine protestantische Hexe, welche 1651 verbrannt wurde, sie habe müssen an einen weißen Stock fassen, der gewesen, als wenn er von Weide geschnitten und abgeschülfert wäre, und zwei Finger der linken Hand auf ihre linke Brust legen, sich an einen Berg lehnen und also sprechen:
„Hier greife ich an diesen Stock
und verleugne hiermit unseren Herren Gott
und seine zehn Gebote.“
Katholische Hexen gebrauchten auch die Formel:

„Ich fasse an diesen weißen Stock
Und verleugne Marias Sohn und Gott.“

Andere Hexen gestanden, Glockenspäne vom Teufel erhalten und mit den Worten ins Meer geworfen zu haben: „So wenig diese Späne wieder zur Glocke kommen, ebensowenig ich zu Gott und seinen Heiligen.“

Wir sollten uns von der Aufklärung darüber, dass es keinen Satan in natura gäbe, nicht soweit irritieren und von der Realität abbringen lassen, dass wir geneigt wären anzunehmen, es gäbe keine Teufelei, keine satanischen Werke und keine menschlichen Sataniden ! Der Thurse, der Unhold lebt als Geistwesen in den Seelen vieler Menschen, insbesondere in den Menschen gewisser Religionskarikaturen eben doch !