In der „Balfour-Erklärung“ vom 02.11.1917 versicherte der damalige britische Außenminister Lord Arthur Balfour dem Vertreter der Zionisten in England dem Zweiten Lord Rothschild, Lionel Walter Rothschild, dem Großonkel von Jacob Rothschild die Unterstützung der Regierung und der britischen Krone bei der Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina, das damals zum Osmanischen Reich gehörte. Die „Balfour-Deklaration“ war u.a. vom zionistischen Aktivisten Chaim Weizmann und von dem britischen Parlamentsabgeordneten Sir Mark Sykes vorbereitet worden. Das Mitglied der „Manchester School for Zionism“, Leon Simon, schrieb den Entwurf am 17. Juli 1917 nieder. Der Veröffentlichung der „Balfour-Erklärung“ waren also Monate der Verhandlungen zwischen Vertretern der zionistischen Bewegung und der britischen Regierung vorausgegangen. In der Londoner „Times“ erschienen zahlreiche Artikel, in denen das Für und Wider einer „jüdischen Heimstatt in Palästina“ erörtert wurde
 
Während Weltkrieg I. entwickelten die imperialistischen Strategien der Alliierten die Zergliederung bzw. schwächende Aufteilungen des Deutschen- und Osmanischen-Reiches sowie der Habsburg-Monarchie. Einer dieser Pläne wurde in einem britisch-französischen Dokument ausgearbeitet, dem „Sykes-Picot-Abkommen“ vom Mai 1916. Der Pakt legte fest, dass der Nahe-Osten in neue Länder zu zerschneiden sei, die unter direkter oder indirekter Kontrolle der alliierten Mächte stehen würden. Das Abkommen schuf die willkürlichen politischen Strukturen des Nahen-Ostens, wie sie bis heute nicht zu überwinden waren. Die Zionisten sahen natürlich in diesen, aus ihrer Sicht zu erhoffenden Nachkriegszuständen, in denen alle Nationalgrenzen von Grund auf neu geregelt werden sollten, ihre historische Chance, sich eines der Teilobjekte möglicherweise einverleiben zu können. Sie baten um britische Unterstützung für ihre Pläne in Palästina. Der britische Außenminister Balfour war nicht abgeneigt, in einem internationalen Memorandum hat er freimütig bekundet: „Der Zionismus wurzelt in uralter Tradition, heutigen Bedürfnissen, in zukünftigen Hoffnungen …“ Die zionistischen und britischen Hoffnungen und Interessen schienen weitgehend deckungsgleich. Evyatar Friesel ist em. Professor für moderne jüd. Geschichte an der „Hebrew University of Jerusalem“. Er erklärt in seinem Artikel „Die Balfour Erklärung: Wer bekam eigentlich was ?“: Die Zionisten hatten den richtigen Mann, Chaim Weizmann, der in der Lage war, die verschiedenen Fäden, zionistische und britische, zu einem politischen Knoten zu verbinden. Wie in vielen Beschreibungen zu lesen ist, verzauberte Weizmann führende britische Persönlichkeiten regelrecht. Später sollten historische Analysen zu einer nüchterneren Ansicht gelangen: Konnte es sein, dass die Briten einfach verzaubert werden wollten ? Wie auch immer, heraus kam am 2. November 1917 die Balfour-Deklaration.“
 
Der britische Historiker James Renton veröffentlichte 2007 sein Buch „The Zionist Masquerade“ über die Entstehung der Beziehungen zwischen der britischen Regierung und der zionistischen Bewegung während des Ersten Weltkriegs, darin heißt es: „Über die Frage, was die britische Regierung der zionistischen Bewegung genau versprochen hat, wird seit der Veröffentlichung der Balfour-Erklärung heftig debattiert. Die britische Regierung kümmerte sich überhaupt nicht um eine Präzisierung und auch nicht um die Auswirkungen der Erklärung auf das Heilige Land. Was sie interessierte, war die Frage, wie sie die vermeintliche Macht der Juden für sich nutzen könnte. Sie war irrtümlicher Weise davon überzeugt, dass, indem sie den Zionismus unterstützen würde, sie den Einfluss der Juden, an den sie glaubte, für sich würde nutzen können. Deshalb eröffnete die britische Regierung gleich nach Veröffentlichung der Balfour-Erklärung ein Propaganda-Büro, um so viel politisches Kapital wie möglich aus der Erklärung schlagen zu können." Die Briten sagten - im Bestreben, möglichst alle Hilfskräfte im Krieg gegen die „Mittelmächte“ (Deutsche und Türken) dienstbar zu machen - gleichzeitig Juden und Arabern Unterstützung ihrer nationalen Bestrebungen zu. Der Hohe Kommissar des Empire in Ägypten, Henry MacMahon, hatte 1915 dem Großscherifen von Mekka, Hussein Bin Ali, zugesagt, nach dem Sieg über das Osmanische Reich ein arabisches Königreich von Palästina bis an den Persischen Golf errichten zu dürfen. Daraufhin begann 1916 der arabische Aufstand, den wesentlich der Brite Thomas Edward Lawrence, bekannt als „Lawrence von Arabien“, organisierte. Nach Weltkrieg I. gewann Großbritannien Palästina als „Mandatsgebiet“, gestattete die Masseneinwanderung von Juden, und das Amt des Britischen Hochkommissars in Palästina wurde von David Lloyd George an den Juden Sir Herbert Samuel übertragen. 1918 standen in Palästina 66.000 Juden 573.000 Arabern gegenüber. Im Jahr 1936 hatte sich das Verhältnis auf 370.000 zu 955.000 verschoben. Die jüdischen Zuwanderer kamen vor allem aus Osteuropa und Deutschland. Der Dankbarkeit der jüdischen Seite stand die Frustration der arabischen Seite gegenüber, der „Nahost-Konflikt“ war geschaffen.
 
1947, 30 Jahre nach der Balfour-Erklärung, beschloss die „Generalversammlung der Vereinten Nationen“ die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Am 14. Mai 1948 verkündete David Ben-Gurion die Unabhängigkeit des Staates Israel. Darauf reagierten die dort lebenden Araber, die sich als die rechtmäßigen Erben und Einwohner des Landes fühlten, mit dem Versuch eines Rückeroberungskrieges, der ohne Erfolg blieb. Der US-Historiker Rashid Khalidi lehrt Geschichte des Nahen Ostens. Er hält den Edward Said-Lehrstuhl für „Moderne Arabische Studien“ an der Columbia University in New York und ist Direktor des dortigen Nahost-Instituts. Der Historiker hat Dutzende Artikel arabischer Zeitungen jener Zeit ausgewertet, er schreibt: „Die überwiegende Mehrheit der Artikel stand der zionistischen Bewegung sehr, sehr misstrauisch und kritisch gegenüber. Die Leute waren nicht unwissend zu jener Zeit. Sie verfolgten die Zionisten-Kongresse, die öffentlichen Äußerungen der Zionistenführer und wussten im Groben, was die Zionisten vorhatten, nämlich Palästina von einem arabischen in ein jüdisches Land zu verwandeln.“ Zum „Balfour-Papier“ führt er aus: „Ausschlaggebend für die Balfour-Erklärung war die Überzeugung der Briten, dass sie Palästina als Brückenkopf und strategischen Puffer im Osten Ägyptens brauchten. Zu dieser Erkenntnis waren sie schon vor dem Ersten Weltkrieg gekommen, zwischen 1906 und 1914. Als die osmanische Armee 1915 dann den Suez-Kanal erreichte, verschärfte sich die strategische Dringlichkeit der Absicherung Ägyptens im Osten noch. Und deshalb war die britische Regierung so überzeugt von der Idee ‚Wir müssen Palästina kontrollieren’. Das ist der eigentliche Antrieb hinter der Balfour-Erklärung. Ihr Zustandekommen hat gar nicht primär etwas mit den Zionisten zu tun. Der Weg aber, auf dem die Briten ihr strategisches Ziel erreichten, führte über die Unterstützung des Zionismus und hatte damit zu tun, dass die Briten die USA zum Eintritt in den Krieg bewegen wollten und dass manche von ihnen aus philosemitischen, andere aus antisemitischen Motiven das Entstehen einer nationalen Heimstatt für die Juden in Palästina sinnvoll fanden….“
 
Dem internationalen Zionismus war klar, dass nur die Macht des Englischen Empires in der Lage sein würde, im syrischen Raum einen Judenstaat errichten zu helfen; die Verhandlung zogen sich hin bis zur Veröffentlichung der „Balfour-Erklärung“ vom 02.11.1917. Damit England in die Lage versetzt werden konnte, sein Versprechen einzulösen, bedurfte es zunächst, die Kriegsanstrengungen Englands gegen das Deutsche Reich zum siegreichen Ende zu führen. Die Siegeschancen der Deutschen standen aber nicht schlecht im Jahre 1917, da die Bedrohung aus dem Osten, nämlich das Zarenreich, bereits besiegt war. Es ist absolut nachvollziehbar, dass auch die einflussreichen Zionisten in den USA auf einen Kriegseintritt Amerikas hinwirken mussten, um ihren Traum von der „Heimstätte Palästina“ tatkräftig zu forcieren. Thomas Woodrow Wilson, Präsident der „Vereinigten Staaten“, führte die USA in den Krieg, indem er zum „Kreuzzug“ gegen alle Feinde der Demokratie aufrief. Damit zielte er gegen die monarchischen Staatshäupter der deutsch-österreichischen Mittelmächte, auf „the Kaisers“ in Berlin und Wien -, die Englische Monarchie übersah er dabei geflissentlich, denn dieser wollte er ja zum Sieg verhelfen. Die bisher neutralen USA traten also in den Krieg ein, was zur Niederlage Deutschlands und zum Untergang des Deutschen Kaiserreichs führte. Am 6. April 1917 erklärten die USA dem Deutschen Reich den Krieg. Im Mai 1917 führen sie die Wehrpflicht für alle Männer zwischen 21 und 30 Jahren ein, 4,75 Millionen wurden eingezogen. Mehr als 2 Millionen US-Soldaten kamen dann in Europa zum Einsatz und retteten die erschöpften Briten - und so nebenbei - deren „Balfour-Erklärung. Benjamin H. Freedman, der zum Christianismus konvertierte jüdische Geschäftsmann und Historiker, Haupteigentümer der „Woodbury Soap Company“, mit guten Verbindungen zum organisierten Judentum nach dem Weltkrieg II., befreundet mit Bernard Baruch, Samuel Untermyer, Woodrow Wilson, Franklin Roosevelt, Joseph Kennedy, John F. Kennedy und vielen anderen die in dieser Zeit Macht und Einfluss hatten, hielt im Willard Hotel, Washington D.C. im Jahre 1961 eine Rede in der er einen direkten Zusammenhang zwischen der „Balfour-Erklärung“ und dem US-Kriegseintritt konstatierte. Inwieweit seine Ausführungen einer historischen Überprüfung standhalten, müssten die Fachgelehrten abklären.  
 
Im September 2016 sprach der Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen und vermittelte den offiziellen Standpunkt der Palästinenser zur Balfour-Erklärung mit folgenden Worten: „Wir fordern Großbritannien auf - nun, 100 Jahre nach Inkrafttreten der Deklaration - die notwendigen Schritte einzuleiten und so seine historische, gesetzliche und politische wie moralische Verantwortung zu übernehmen, eine Entschuldigung an die Palästinenser für diese Katastrophe, diese Ungerechtigkeit und all das Elend eingeschlossen, und Schadensbegrenzung dieses Unglücks zu betreiben und den palästinensischen Staat anzuerkennen. Das wäre das Mindeste, was Großbritannien tun könnte.“ Auch der britische Historiker James Renton hält eine Entschuldigung Englands für dringend geboten: Ich bin fest davon überzeugt, dass die britische Regierung sich entschuldigen sollte für die Balfour-Erklärung, vor allem, weil sie die Realität des Zionismus und der arabischen Bevölkerung Palästinas jener Zeit nicht verstand. Sie hat ein Chaos verursacht, indem sie unter den Juden Palästinas und in der ganzen Welt verbreitet haben: das sei jetzt der Beginn des jüdischen Nationalismus - und zur gleichen Zeit hat sie in Palästina verbreitet, dass dies der Beginn des arabischen Nationalismus sei. Und die britische Regierung dachte, dass sie all dies würde managen und zusammenhalten können. Aber das konnte sie nicht. Die Erwartungen, die die Briten während des Ersten Weltkriegs geweckt haben, trugen wesentlich zur Explosion der nationalistischen Bewegungen und der Konflikte zwischen ihnen bei."