GEBET

Ich nahm die Mahnung mir zu Herzen,
hock’ vor dem Hausaltar mit Kerzen,
den ich mir einstmals ausgestaltet;
die Hände hab’ ich stramm gefaltet.

Neben dem Glas mit weißer Wicke -;
heb’ ich zum Himmel meine Blicke,
und bitte um Erlösung meiner Triebe:
„Verscheuche mir die Lust zur Liebe !

Gott helfe mir das Weib zu überwinden,
an das mich meine Sinne binden.
Mach’ mich zur trägen, faden Schnecke,
oder noch besser doch -, erwecke,

in mir den Hang zum B i b e l-Buch,
dass alsbald ich pervers genug,
der Frauen Schönheit fluchen lernte,
und seh’ ich eine -, mich entfernte !“


Du könntest mir auch Siechtum senden,
dass meine Kräfte bald verenden -;
oder verwirr’ mir wie ich denke,
dass ich mein Gut der Kirche schenke.

Umnachte mir das Denkvermögen,
damit ich unter Kreuzgang-Bögen,
als Mönch in dumpfer Stifts-Abtei,
nicht mehr der frohe Freigeist sei.

Doch willst Du dieses nicht gewähren,
dann lasse mich in meinen Sphären,
und gönne mir genügend Kraft,
bis hin zum Ende Lust und Saft.