DIE NEUE BRILLE

Ihr glaubt es nicht, doch ist es wahr,
was durch die neue Brill’ ich sah;
ich hatte sie grad’ aufgesetzt -;
ich war geschockt, ich war entsetzt.

Was ist das für ein Brillenglas,
was hab’ ich da auf meiner Nas’,
wie narrt mich dieses Zauberding -,
ob mich die List des Teufels fing ?

Was mir da hängt vor der Pupille,
ist eine echte Röntgenbrille -;
ein Lieferirrtum ist gescheh’n,
ich kann durch alle Kleider seh’n.

Es ist so schlimm, es ist vertrackt,
ich seh’ die Frauen sämtlich nackt;
sehe die Muschi unterm Höschen,
und deutlich das behaarte Schößchen.

Seh’ im BH die Busen liegen,
wie sich darin die Warzen biegen,
den Röllchenhalter für die Hüften
und alles sonst in Frauengrüften.

So seh’ ich’s also Schicht um Schicht,
darüber aber spricht man nicht !
Nur einem darf ich es gesteh’n -,
ich muss sofort zur Beichte geh’n !

Schon stehe ich in schwerer Not,
verletzte fraglos das Gebot -;
es ist die Unkeuschheit ein Fluch,
so steht’s im Katechismus-Buch.

Was wird mein guter Pfarrer sagen ?
Er wird mich nach der Brille fragen;
er muss sie sicher konfiszieren,
mit Kreuz und Weihrauch exorzieren.

Nun sorg’ ich mich um’s Seelenheil,
die Höllenstrafe wird mein Teil,
denn Wollust hab ich auch verspürt,
als ich den Blick herumgeführt.

Doch hab’ ich nie genau geschaut,
weil mir es vor der Sünde graut -;
ich bin ein frommer Katholik
und scheue jeden Sündenblick.

Ach Gott, nun ist mir das passiert,
jetzt bin ich noch mehr konsterniert,
jetzt hab’ ich’s wirklich überzogen

und Euch schon dreimal angelogen.