14.11.2022

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Fundplatz der Goldhörner - Im Jahre 1907 wurden von der preußischen Behörde zwei Gedenksteine an den Fundplätzen aufgestellt. Man schaffte sie aus dem Harz heran, weil das Marschland der Umgebung keine Findlinge aufweist.

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Exakte Nachbildung des Runen-Hornes im Dänischen Nationalmuseum, Kopenhagen

In der ehemaligen deutschen Region Nordschleswig (dän. Süderjütland), nicht weit von der Kleinstadt Tondern, beim Dorf Gallehus der Umlandgemeinde Mögeltondern (dän. Møgeltønder), Syddanmark, DK) wurden in nur ca. 20 m Entfernung voneinander zwei goldene Trink- oder Blashörner gefunden, und zwar das längere runenlose Horn am 20. Juli 1639 zufällig von der Strickerin Kristine Svendsdatter und von Bauer Erik Lassen am 21. April 1734 das kürzere Horn, mit einer nordwestgermanischen Runenbeschriftung im Trinkrand. Sie werden in die Zeit um 400 n.0 datiert. Man nennt die mystisch-mythischen Funde „Goldhörner von Gallehus“, obwohl diese Region aus alter Zeit auch „Rosengard“ genannt wurde, was einen besseren Fingerzeig auf die authentische Bedeutung der altheiligen Kult- und Fundstätte abgeben würde. Nordschleswig musste aufgrund alliierten Zwanges 1920 an Dänemark abgetreten werden, obwohl in Tondern 77 % der Stimmberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich gestimmt hatten und auch später deutsche Parteien  die Mehrheit bis 1945 bildeten. Mehrere bedeutende deutsche Persönlichkeiten gingen aus der Stadt hervor.

Die Runeninschrift

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Die beiden Stücke wurden am 4.5.1802 von einem Goldschmied, ausgerechnet namens Niels Heidenreich (einziger Sohn eines Kirchendieners), gestohlen, unverzüglich eingeschmolzen, um daraus Buddha-Figürchen und falsche Goldmünzen zu gießen. Glücklicherweise waren einige Nachzeichnungen der Hörner vorhanden, die oberen Abbildungen zeigen sie:

1. Das Horn B von Gallehus, Runeninschrift nach Krysing (1734)
2. Das Horn B von Gallehus, Runeninschrift nach Krysing (1734)
3. Das Horn B von Gallehus, Runeninschrift nach Paulli (1734, Tafel 1)
4. Das Horn B von Gallehus, Runeninschrift nach Frost bei Gutacker (1736, 1–2)

Über die sprachliche Deutung dieser oftbesprochenen Fünfwort-Inschrift herrschen keine großen Streitigkeiten: ekhlewagastiz⁞holtijaz⁞hornatawido⁞ - Bedeutung: „Ich, der berühmte Wald-Geist (Wald-Gode/-Priester ?) fertigte das Horn“, oder: „Ich, Hlewagastiz (wohl: ‚der berühmte Gast‘), Holtijaz (‚der Gehörige‘ zum Holt/Horst), machte das Horn“. Germ. holta = engl. wood = dt. Gehölz, Wald. Der geniale Schöpfer der Kunstwerke hat sich auf dem Runen-Horn selbst bildlich dargestellt, als kleinwüchsiger Mann, mit Stirnglatze, langer Haarmähne und langem Kinnbart.

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Nach Willy Hartner, wurden die Goldhörner wahrscheinlich aufgrund der totalen Sonnenfinsternis vom 16. April des Jahres 413 angefertigt (Willy Hartner, „Die Goldhörner von Gallehus“, F. Steiner, Stuttgart 1998). Es wird also ein magischer Zweck vermutet. Offenbar sollten zukünftige Ereignisse - etwa ein drohender Untergang der Germania (Hunneneinfall und Zerstörung des Gotenreiches im Jahr 375) oder der Weltuntergang, welcher sich, nach damaligem Verständnis, durch eine Sonnenfinsternis ankündigte - damit gebannt werden.

1931 wurde der Roman „Die Hörner von Gallehus“ des wunderbaren Pastors und Schriftstellers Gustav Frenssen veröffentlicht, der zum Herold des deutsch-volksgläubigen Bekenntnisses emporstieg.

Der kongeniale Heinz Klingenberg, erklärte in seinem Werk „Runenschrift - Schriftdenken - Runeninschriften“ (Carl Winter, Heidelberg, 1973) den geheimen Sinn der runischen Langzeile als einen zahlenmythologischen (gematrischen) Hymnus an die Zahl 13, welche die oding'sche Bedeutung „Gutes Jahr“ trägt und im ODING-Runenkalendariun auf der Sommersonnenwende (21. Juni) postiert ist. Die 13 galt als „Zahl des Jahres“, weil im germanischen Lunisolarjahr - wegen der ca. 11-tägigen Differenz von Sonnen- und Mond-Jahr - jeweils nach Ablauf von 2/3 Jahren ein 13-Monatsjahr als Schaltjahr eingeschoben werden musste, damit die Festzeiten nicht aus dem Ruder liefen. Der Dreizehnte galt mithin in den Mären und Sagen als der gottesgeistige Regulator, der Ordner.

 Die Wahnsinnstat der Goldhörner-Vernichtung inspirierte den Dänen Adam Oehlenschläger (1779-1850) zu seinem Gedicht „Guldhornene“ (1802), das - nach Anregungen aus der deutschen Romantik - den Beginn der dänischen Romantik markiert. Es handelt sich um 165 Verse, mit Quersumme 3. Wie korrekt die Weltnetz-Übersetzung aus dem Dänischen ins Deutsche gelungen ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

„Die goldenen Hörner“

Sie sehnen sich und suchen
In alten Büchern
Du betrunkener Høie
Mit wachem Auge,
Auf Schwert und Ski
In schlammigen Wällen,
Auf den Runen
Unter zerbröckelten Knochen.

Alte Unternehmen
Anede-Zauber;
Aber in Mulm huldigten sie,
Die alten Schriften.
Der Blick starrt,
Sprich Der Gedanke verwirrt.
In Taage tappen sie.
„Du alt, alt,
Vergangene Tage!
Als es im Norden leuchtete,
Als der Himmel auf Erden war,
Gib einen Blick zurück. "

Die Wolke rauscht,
Die Nachtschauer,
Der Grabhügel seufzt,
Die Rose selbst schließt sich.
Die oberen Regionen
Toner.
Sie treffen sich, sie treffen sich,
Sie erklärten Høie,
Kampffarben, rot,
Mit Stierneglands in Øie.

"Du, der du in Blinde schwärmst,
Muss finden
Eine alte Erinnerung,
Es muss kommen und gehen.
Seine goldenen Seiten
Muss das Kennzeichen tragen
Aus den ältesten Zeiten.
Daraus kann man lernen.
Mit ehrfürchtiger Ehrfurcht
In unserer Geschenkbelohnung!
Die schönste Skiønne,
Eine Motte
Wird das Heiligtum finden.“
Dann singen sie und verklingen.
Die Lufttöne sterben.

Hrymfaxe, der Schwarze,
Atme und tanze,
Und im Meer vergräbt er sich.
Das Tor des Morgens
Teilen öffnet sich,
Und Skinfaxe trabt
In strahlendem Lue
Am Bogen des Himmels.

Und die Vögel singen.
Tauperlenbäder
Blütenblätter,
Wie die Winde schwanken.
Und mit schwimmendem Fied
Eine Motte findet statt
Ab aufs Feld.
Violett ihre Kränze.
Ihre Rosenwange brennt,
Sie hat Lilienhände.
Leicht wie eine Hind,
Mit fröhlichem Gemüt
Sie steigt auf und lächelt;
Und während sie sich beeilt,
Und auf Elskov grübelnd –
Sie stolpert,
Und starrte und beobachtete
Goldene Kappen,
Und errötet und Biber,
Und zitterndes Heben
Mit staunendem Geist
Von der Sorte Muld
Mit schneeweißer Hand
Das rote Gold.

Ein sanfter Donner
Donner.
Die gesamte nordische Region
Wundern.

Und da gehen sie
In großen Schwärmen,
Und graben und suchen,
Die Steuer zu erhöhen.
Aber kein Gold!
Ihre Hoffnungen haben getäuscht;
Sie sehen nur diesen Muld,
Von denen sie genommen werden.

Ein Schekel schwindet.

Oberhalb Klippetind
Es regnet wieder.
Sturmschlösser
Mit Macht brechen.
Oberhalb von Norwegens Fielde
In Dänemarks Dales
In der Halle der Wolken
Sie erklärten Alt
Sagen Sie noch einmal sammeln.

„Für die wenigen,
Wie unsere Gabe versteht;
Wie eine Erdkette bindet,
Aber wenn Siæle steigt
Zum ewigen Gipfel;
Als ob die Hoheit
Im Auge der Natur;
Wie anbetendes Zittern
Für die Strahlen der Gottheit
In Sohlen, in Veilchen,
Im Geringsten im Größten;
Wie brennender Durst
Nach dem Leben des Lebens;
Wie – oh, großer Geist
Für vergangene Zeiten!
Sieh deine Gottheit
An den Seiten des Heiligtums:
Für sie klingt wieder unser Bliv.
Sohn der Natur,
Unbekannt im Gehalt,
Aber wie seine Väter
Stark und groß,
Sein Land bebauen,
Wir werden ihn ehren:
Er muss wiederfinden .“
Dann singen sie und verklingen.

Hrymfaxe, der Schwarze,
Atme und tanze,
Und im Meer vergräbt er sich.
Das Tor des Morgens
Freigabe wird geöffnet.
Und Skinfaxe trabt
In einem Strohhut
Am Bogen des Himmels.

Durch den geschützten Wald
Die Ochsen ziehen1
Der schwere Pflug
Über die Vielfalt Cover.

Dann hält der Pflug an,
Und ein Gysen rennt davon
Igiennem-Wald.
Vogelschwärme
Plötzlich still.
Heilige Stille
Alles weiht.

Dann ertönt Muld
Altes Gold.

Zweiter Einblick in die Antike
Funkelt in der neuen Zeit.
Seltsamerweise kehrten sie zurück,
Puzzle-gefüllt auf roten Seiten.

Mysteriöser Schrein schwebt
Ihre alten Zeichen und Kennzeichen.
Die Herrlichkeit Gottes ist überwältigend
Die Wunder der Ewigkeit.

Ehrt sie, denn Skiebnen brüht
Bald könnten sie verschwunden sein.
Jesu Blut auf dem Altar des Herrn
Fülle sie, wie Blut im Hain!

Aber du siehst nur den goldenen Hut,
Nicht der ehrwürdige Høie;
Stellen Sie sie als Pracht zur Schau
Was für ein stumpfes, neugieriges Auge.

Der Himmel verdunkelt sich, Stürme toben.
Bestimmte Zeit! du bist gekommen
Was sie gaben, nahmen sie zurück
Das Heiligtum verschwand für immer.

-o-o-o-

In dänischer Originalsprache:

„Guldhornene“

De higer, og søger
I gamle Bøger,
I oplukte Høie
Med speidende Øie,
Paa Sværd og Skiolde
I muldne Volde,
Paa Runestene
Blandt smuldnede Bene.

Oldtids Bedrifter
Anede trylle;
Men i Mulm de sig hylle,
De gamle Skrifter.
Blikket stirrer,
Sig Tanken forvirrer.
I Taage de famle.
„I gamle, gamle,
Hensvundne Dage!
Da det straalte i Norden,
Da Himlen var paa Jorden,
Giv et Glimt tilbage.”

Skyen suser,
Natten bruser,
Gravhøien sukker,
Rosen sig lukker.
De øvre Regioner
Toner.
De sig møde, de sig møde,
De forklarede Høie,
Kampfarvede, røde,
Med Stierneglands i Øie.

„I, som raver i Blinde,
Skal finde
Et ældgammelt Minde,
Der skal komme, og svinde.
Dets gyldne Sider
Skal Præget bære
Af de ældste Tider.
Af det kan I lære.
Med andagtsfuld Ære
I vor Gave belønne!
Det skiønneste Skiønne,
En Mø
Skal Helligdommen finde.”
Saa synge de, og svinde.
Lufttonerne døe.

Hrymfaxe, den sorte,
Puster, og dukker,
Og i Havet sig begraver.
Morgenens Porte
Delling oplukker,
Og Skinfaxe traver
I straalende Lue
Paa Himlens Bue.

Og Fuglene synge.
Dugperler bade
Blomsterblade,
Som Vindene gynge.
Og med svævende Fied
En Mø hendandser
Til Marken afsted.
Violer hende krandser.
Hendes Rosenkind brænder,
Hun har Liliehænder.
Let som en Hind,
Med muntert Sind
Hun svæver, og smiler;
Og som hun iler,
Og paa Elskov grubler —
Hun snubler,
Og stirrer, og skuer
Gyldne Luer,
Og rødmer, og bæver,
Og zittrende hæver
Med undrende Aand
Af sorten Muld
Med sneehvide Haand
Det røde Guld.

En sagte Torden
Dundrer.
Hele Norden
Undrer.

Og hen de stimle
I store Vrimle,
Og grave, og søge,
Skatten at forøge.
Men intet Guld!
Deres Haab har bedraget;
De see kun det Muld,
Hvoraf de er taget.

Et Sekel svinder.

Over Klippetinder
Det atter bruser.
Stormenes Sluser
Bryde med Vælde.
Over Norges Fielde
Til Danmarks Dale
I Skyernes Sale
De forklarede Gamle
Sig atter samle.

„For de sieldne Faa,
Som vor Gave forstaae;
Som ei Jordlænker binde,
Men hvis Siæle sig hæve
Til det Eviges Tinde;
Som ane det Høie
I Naturens Øie;
Som tilbedende bæve
For Guddommens Straaler
I Sole, i Violer,
I det Mindste, i det Største;
Som brændende tørste
Efter Livets Liv;
Som — o, store Aand
For de svundne Tider!
See dit Guddomsblik
Paa Helligdommens Sider:
For dem lyder atter vort Bliv.
Naturens Søn,
Ukiendt i Løn,
Men som sine Fædre
Kraftig og stor,
Dyrkende sin Jord,
Ham vil vi hædre:
Han skal atter finde.”
Saa synge de, og svinde.

Hrymfaxe, den sorte,
Puster, og dukker,
Og i Havet sig begraver.
Morgenens Porte
Delling oplukker.
Og Skinfaxe traver
I stråalende Lue
Paa Himlens Bue.

Ved lune Skov
Oxnene trække1
Den tunge Plov
Over sorten Dække.

Da standser Ploven,
Og en Gysen farer
Igiennem Skoven.
Fugleskarer
Pludselig tier.
Hellig Taushed
Alt indvier.

Da klinger i Muld
Det gamle Guld.

Tvende Glimt fra Oldtidsdage
Funkler i de nye Tider.
Selsomt vendte de tilbage,
Gaadefyldt paa røde Sider.

Mystisk Helligdom omsvæver
Deres gamle Tegn og Mærker.
Guddomsglorien ombæver
Evighedens Underværker.

Hædrer dem, thi Skiebnen skalter
Snart maaskee de er forsvunden.
Jesu Blod paa Herrens Alter
Fylde dem, som Blod i Lunden!

Men I see kun Guldets Lue,
Ikke det ærværdigt Høie;
Sætte dem som Pragt til Skue
For et mat, nysgierrigt Øie.

Himlen sortner, Storme brage.
Visse Time! du er kommen.
Hvad de gav, de tog tilbage,
Evig bortsvandt Helligdommen.