07.06.2023

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Die nordische Irminsul, wie ich sie als Erster im skandinavisch-bronzezeitlichen Felsbilder-Angebot vorfand (Region Kasen, Bohuslän, Schweden) hier in einer Zusammenstellung von Bogumilen-Motiven eines bereits überraschend weitblickenden Autors: Petko Nikolic Vidusa, „Stećci, Laž I Bogumili“ (Stećci, Lüge und Bogumili), 2014. - Im Vorwort schreibt er: „Das Buch geht der Frage nach, wessen Balkan wir sind, unser eigenes oder das eines anderen? Nachkommen ehrenhafter libertärer Vorfahren haben sich im Ausland inhaftiert. Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Christentums und des Islam hörten sie auf, das zu sein, was sie waren. Beide wurden zuerst von unseren damaligen edlen Herren angenommen, und das Volk drängte, wie es musste, bedrängt durch schlechte Umstände, aber ungeachtet dessen bewahrten unsere Vorfahren viele vorchristliche und vorislamische Überzeugungen.“ (Wie exakt die automatische Netz-Übersetzung aus dem Serbokroatischen, mit kyrillischen Buchstaben, gelungen ist, kann ich nicht beurteilen.) Nur anhand seines beigefügten Bildmaterials stellte ich überrascht fest, dass er meinen eigenen Überlegungen nahekommende Ansichten darlegt. - (Ich schreibe in diesem Artikel „Gothen/gothisch“ in altdeutscher Manier mit „th“.)

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Ur-Irminsul - Sonnenlauf-Doppelspirale auf Doppelstütze - Meine Nachtfotografie der frühgermanisch-skandinavischen Weltsäule im Felsbild von Kasen/Bohuslän, mit davor vollzogenem Stieropfer (Alter: ca. 3.000 Jahre, oder noch älter).

Die Bogumilen, -Religion und -Kunst

Die Katharer waren alles andere als „Bibel-Christen“, sie lehnten die Lehren der katholischen Kirche als unmoralisch und die meisten Bücher der Bibel als vom Satan inspiriert ab. Sie kritisierten die Papst-Kirche heftig für die Heuchelei, Gier und Ausschweifung ihres gemeinen Pfaffentums, ihres schwelgenden Klerus und wegen des Erwerbs von Land und Reichtum durch die Kirche. Folgerichtig wurden die Katharer von der Papstkirche als „ketzerisch“ verurteilt und im Albigenischen Kreuzzug (1209-1229) massakriert, welcher die Städte und Siedlungen und allgemein die germanisch geprägte Kultur Südfrankreichs verwüstete. Von der Stadt Albi, etwas nördlich vom südfranzösischen Toulouse, bezogen die Albigenser ihren Namen. Es waren Katharer (die „Reinen“), die dem iranisch-arischen, gnostisch-dualistischen Weltbild anhingen, wie wir ihm noch im ODING'schen-Ur-Runensystem begegnen: Die Welt der Vorstellungen ist in zwei Seiten geschieden: Das Gute und das Böse. Gott (Tiu-Wodin, der 21er) schuf das Licht und ist „das Gute“. Der Teufel (der Thurse, der 22er) schuf die Finsternis und ist „das Böse“. Eine Glaubensbewegung dieser Art ist keineswegs auf den persischen Religionsgründer Mani (216-276) allein zurückzuführen, wie es Wikipedia glauben machen will, vielmehr schuf das Denken aus ur-indogerm. Vorstellungen den sog. Manichäismus, das sich mit dem arianischen Kristismus der Westgoten vertrug. Die Katharer-Albigenser beriefen sich nie auf den Manichäismus, wenn überhaupt auf das „Neue Testament“ (in Teilen) oder auf eigene Inspiration. Es gibt den Bericht, wie sie auf das NT pinkelten. Als nämlich die päpstlichen Kreuzzugstruppen am 21.07.1209 die südfranzösische katharische Festungsstadt Béziers erreichten, urinierten die Verteidiger auf ein „Evangelium“ und schleuderten es den „Kreuzfahrern“ vor die Füße, so berichtete es ein Chronist. „Nur gelegentlich hört man von Beziehungen zwischen ihnen: eine Frau aus Italien soll die Ketzerei nach Frankreich gebracht haben, ein Italiener [Germanenstämmling] namens Gundulf nach Arras, ein Bauer aus dem Périgord nach Orléans; Genaueres erfährt man nicht“, schreibt der renommierte Historiker Herbert Grundmann in „Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den Bettelorden und der religiösen Frauenbewegung im 12. und 13. Jh. und über die geschichtlichen Grundlagen der Deutschen Mystik“ (1935).

Die markant germanischen, ideell überhöhten, als ketzerisch-katharisch eingestuften Glaubensauffassungen lauteten: 1. Anerkennung des weiblichen Prinzips im Göttlichen, Gott gilt sowohl männlich als auch weiblich. Der weibliche Aspekt Gottes ist die Sophia, „Weisheit“. 2. Diese Anschauung bewirkte die Gleichstellung der Geschlechter in den Katharer-Gemeinschaften. 3. Die altgerm. Reinkarnationslehre (siehe 3. Helgilied der Edda), eine Seele würde ständig wiedergeboren werden, bis sie sich der Welt vollständig entzog und auf Wiedergeburt verzichtete. 4. Die Kosmische Dualität, welche die Existenz zweier mächtiger Instanzen im Universum erkannte, einer guten und einer bösen, die sich in einem ständigen Kriegszustand befinden (Im ODING: 21er gegen 22er). 5. Der Zweck des Lebens ist es, das Gute zu fördern und zu steigern, indem man der geschwisterlichen Gemeinschaft dient und den Kreislauf der Wiedergeburt und des Todes beendet, um zu Gott (ins germ. „Glanzheim“ oder „Walhall“) zurückzukehren. 6. Der fleischreduzierte oder fleischlose Lebenserhalt wurde idealisiert, wie es schon die Pythagoreer empfohlen hatten. Fisch zu essen, da er scheinbar ohne Blut ist, erschien ohne Bedenken. 7. Das Zölibat für „Perfecti “ (Vollkommene), die den harten Kern der Mitglieder der katharischen Kirche bildeten. 8. Die Würde der Handarbeit; die Katharer arbeiteten alle, Priester wie Laien, viele als Weber. 9. Der Freitod, die „Endura“, wurde unter bestimmten Bedingungen, wie es schon Epikureer und Stoiker anerkannten, erlaubt.

Das gothische Okzitanien (Süden Frankreichs) hatte sogar eine eigene Sprache, was für das Mittelalter recht ungewöhnlich war. Wegen dem gothischen Wohlstand und der germanischen Toleranz bzw. „Religionsfreiheit“ bekamen die Katharer in Okzitanien viel Zulauf, ähnlich wie im heutigen Deutschland. Das erweckte den typischen Neid der Nachbarn, die auf Raub und Mord sannen. Von 1209 bis 1229 führten der Papst und später auch der König von Frankreich insgesamt zwei Kreuzzüge gegen die Albigenser. Doch der Krieg galt nicht nur der religiösen germanischen Mehrheit, sondern einem ganzen Landstrich Okzitanien, der den Machthabern des Vatikan und den Nordfranzosen kulturell zu unabhängig erschien. Die päpstlichen Kreuzzugsmeuten erlebten tapferen Widerstand und zähe Belagerungen katharischer Burgen. In grauenvollen Exzessen wurden die großen, hellen schönen Tervingi-Germanen in unvorstellbar-grausamen Blut- und Brandbädern beraubt und niedergemetzelt -, Männer, Frauen, Kinder - entsetzliche Untaten waren an der Tagesordnung, der Papst in Rom hatte ja seinen Segen dazu gegeben.

Über die sog. Ketzereien auf dem Balken soll ebenso berichtet werden, die denen der südfranzösischen Katharer-Albigenser höchst ähnlich waren. Sie verwarfen unter anderem die Verehrung des Kreuzes, das Sakrament der Taufe, das Abendmahl und die üblichen religiösen Bildnisse. Der vorgebliche Begründer der organisatorischen Bogomilen-Bewegung soll der bulgarische Priester Bogomil (eine slawische Lautung aus griech. Theophilos) gewesen sein, der zur Zeit des Zaren Petăr I. (927-69) gelebt haben mochte. Die geistige Basis der Bogumilen - hinsichtlich Theologie, Symbolismus und Darstellungskunst - kann er freilich nicht erfunden haben, die müssen älter und dürften nordisch-germanisch inspiriert sein, durch frühere sowie spätere, entweder gothische und langobardische. Die Langobarden waren ein Teilstamm der norddeutschen Sueben, eng mit den Semnonen verwandt, also ein elbgermanischer Stamm, der ursprünglich an der unteren Elbe siedelte. Im späten 5. Jh. wanderten sie zur Donau und nach Pannonien (ungarische Tiefebene), ab 568 eroberten sie unter König Alboin (um 520-573) große Teile Italiens, wobei sich Gepiden und Sachsen der Landnahme angeschlossen hatten. Die Geschichte des Volkes, verfasste der Mönch Paulus Diaconus, eigentlich Paul Warnefried (725-800), mit der „Historia Langobardorum“; er war ein Gelehrter am Hofe Kaiser „Karls des Großen“, also als eifernder antiheidnischer Parteimensch, kein unbedingt korrekter Berichterstatter. Die Reste der bewundernswürdigen Langoardischen Kunst in Italien, wie man sie kennt, könnte sehr wohl den westlichen Balkanbewohnern die Anregungen vermittelt haben (siehe Rudolf Kutzli, „Langobardische Kunst: Die Sprache der Flechtbänder“ (1986). Die Adrianische See ist durchschnittlich nur 160 km breit, sie bietet für kulturelle Anregungen und Übernahmen kein Hindernis. Von der Langobardenkunst, mit ihren vielen Spiral-Bäumen und Lebensbäumen könnten die Vorläufer der Bogomilen und sie selbst die nötigen Vorlagen erhalten haben.

Nicht den biblischen Juden-Gott Jahwe, sondern jener, „Gott“ legendär untergeordnete und von ihm abgefallene „Satanael“, wurde von den Bogomilen als Weltenschöpfer angesehen. Aufgrund der Gleichsetzung des Teufels mit dem jüd. Stammesgott standen sie in der Tradition der antijüdischen Gnosis, sie verwarfen das AT und ließen nur Teile des NT gelten, dessen Texte sie zumeist allegorisch auslegten. Das „Leben Christi“ fassten sie doketistisch (reiner Gott u. nie Mensch) auf: Christus sei nicht von Maria geboren worden, habe nicht wirklich gelitten, denn er sei nur Geist gewesen. Die kirchlichen „Sakramente“ lehnten sie als nutzlos ab, weil sie sich mit materiellen Dingen befassten. Die Verehrung von Ikonen, Kirchengebäuden und Heiligung des Sonntags sahen sie als sinnlos an.

In den von Germanen zeitweise überschwemmten Balkangebieten erwuchsen im Hochmittelalter Glaubensformen, die denen der Katharer-Albigenser entsprachen. Dass sie alle untereinander in Verbindung waren, ist belegt. Ich gehe davon aus, dass sie überall dort entstanden, wo der germanische Bevölkerungsanteil die Voraussetzung dazu bot. Das trifft auch für Innergermanien, also Deutschland, zu. Die Gebiete Bosnien und Herzegowina liegen im westlichen Teil der Balkanhalbinsel, die noch zum weström. Reich des Germanen Odoaker/Odowakar (um 433-493), ein Name der wohl „Od-Erwachter“ bedeutet, und des ostgotischen Amalers Theoderich des Großen (um 453-526) gehörten. Der germanische Siederanteil muss also in diesen Balkanländern hoch gewesen und mit dem zunächst schleichenden Einsickern von Slawen, seit dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts, nicht völlig zu Ende gegangen sein. Im Jahr 1224 erreichte die Kunde über einen eigenen „Papst“ der Bogomilen in Bosnien die römische Kurie: „Der päpstliche Legat in Frankreich, Konrad von Porto, berichtete … die Häretiker hätten ihren eigenen Papst: ‚Dieser ruchlose Mensch … den die ketzerischen Albigenser [Katharer] ihren Papst nennen, und der im Gebiet Bosniens, Kroatiens und Dalmatiens beim Volk der Ungarn wohnt. Zu ihm strömen die häretischen Albigenser, damit er sie in ihren Anliegen berate.‘ Es kann sich nur um Bosnien handeln, das also in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Zentrum der bogomilischen Bewegung für ganz Südeuropa war“, schreibt die bulgarische Historikerin Papasov. Die Bogomilen (slawisch: „Gottesfreunde“) lehnten die kirchlichen Sakramente, die Taufe und die Verehrung von Ikonen und natürlich den Papst ab. Aber ihre Relief-Bilder auf den Zehntausenden der Grabdenkmäler, den Stećci, geben bis heute Zeugnis vom bogumilischen Leben und seinen Glaubensformen. Über Bosnien braute sich die Katastrophe zusammen, die in einer Reihe päpstlicher Kriegstreibereien dieser Zeit steht. „Im 13. Jahrhundert begann die große Zeit der Kreuzzüge von Papst-Christen [Katholiken] gegen freie und heidnisch-synkretistische „Christen“, gegen griechische Christen 1203/1204, gegen die Albigenser [und Katharer] 1209/1229, gegen Serben [und Bosnier] 1227/1234, gegen die Stedinger Bauern 1234 … Hinter all dem stand das Papsttum als unermüdlich und unerbittlich kriegstreibende, als all diese Kriege intensiv befürwortende und nicht zuletzt auch entscheidend finanzierende Kraft“, stellt der deutsche Historiker Karlheinz Deschner fest, in „Kriminalgeschichte des Christentums“, 2003, S. 85.

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Massaker an Bogomilen, Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=0gQ29b9yWLc = Film Stećci – Mahnmale der Bogomilen? - Warum diese Buchmalerei zwei Folterknechte als Juden darstellt (mit typischen mittelalterlichen Judenhüten), ist unbekannt. Möglicherweise weil die Bogomilen in der Tradition antihebräischer Gnosis standen. Und die im päpstlichen Auftrag mordenden Dominikaner sich jüdischer Hilfskräfte bedienten ?

Die Stećci, Erinnerungssteine der Bogumilen

„In der Herzegowina und in Bosnien wird der aufmerksame Wanderer immer wieder größeren und kleineren Gruppen von mächtigen, durch Menschenhand zugehauenen Steinblöcken begegnen. Diese Steine finden sich meistens an besonders schönen Orten: auf Anhöhen, auf alten illyrischen Grabhügeln, in fruchtbaren Tälern bei alten Hainen, in verborgenen Waldlichtungen. Oft sind sie in der Richtung nach Osten aufgereiht. Sie sehen aus wie uralte Grabstätten … Wo sind die Dörfer, die Siedlungen, die einmal zu diesen einsamen, oft von dichter Vegetation überwucherten, manchmal tief in der Erde versunkenen Totensteinen gehörten?“, schreibt Rudolf Kutzli in „Die Bogumilen: Geschichte Kunst Kultur“, 1977, S. 16 f -, Kutzli, der sich so feinsinnig auch in die Langobardische Kunst Italiens eingefühlt und sie beschrieben hat. Die britische Kunsthistorikerin Marian Wenzel erläutert: „Es scheint, dass die frühesten verzierten Grabsteine von Mitgliedern einer feudalen Aristokratie errichtet wurden, und dass dieser Brauch später übernommen und die Dekoration weiter ausgearbeitet wurde durch bestimmte Gruppen bekannt als Vlachen, die auf Stammesbasis nicht-feudal organisiert waren.“ Der Begriff Walachen kommt aus dem Germanischen und wurde durch südslawische, lateinische und griechische Vermittlung in verschiedenen Gebieten zur Bezeichnung vor allem romanisierter Volksgruppen verwendet. Das zugrundeliegende germ. Wort „Walchen“ (Adjektiv „welsch“), ahd. walha (Adjektiv walhisk), ist höchstwahrscheinlich aus dem kelt. Volksnamen der Volker entlehnt. Die Bogomilen-Steine, die sog. Stećci, wären mithin keine ursprünglich slawischen Produkte, vorslawische, wohl nordisch geprägte Aristokraten begannen mit dem skandinavischen Brauch, schon aus Bronze- und Eisenzeit (einige bereits in der Jungsteinzeit), Erinnerungssteine, sog. „Bautasteine“, zu errichten. Diese „Ketzerkunst“ der Bogomilen ist unendlich weit von aller typisch-judäochristlichen und byzantinisch-christlichen Kirchen-Ikonographie entfernt wie es sich nur denken lässt. Die führt vielmehr typisch-nordisch-germanische Vorstellungselemente vor Augen. Man fühlt förmlich den beflügelnden Atem nordisch-gothischer Grundgedanken durch dieser Kunstgattung strömen.

Auf dem gesamten Territorium von Bosnien und Herzegowina rechnet man mit etwa 60.000 dieser Grabmonumente, von denen viele kunstvolle Flachrelief-Dekorationen tragen. Einige stammen aus dem Hochmittelalter, einige erscheinen bedeutend älter. Auf den teilweise kolossalen Gedenksteinen sind die wahrnehmbaren Motive: Schlange die hinauf zum Sonnenball schnappt (Turovima/Turovi bei Trnova); im Grundcharakter das Motiv der Gothen-Schilde - Drei-Ingrunen-Baum, Ing-Rune aus der Sonnenkreuz erwächst - die übergroße Segenshand (wie auf bronzezeitlichen Felsbildern von Bohuslän u. irischen Kruzifixen) - Hakenkreuze - Hakenkreuz aus dem der Dreispross des Lebens gedeiht - Triskele - S-Spiralen - Doppelspiralen (Doppelhelix) - Spiral-Säulen, also Irminsulen - Sonnenhirsch über der Spiralsäule - Traubenpergel an S-Spiralen (Sinnbild der süßen-fruchtbaren Zeit), Doppelwendel als Zeitsymbol, aus dem die Blume des Lebens sprießt - Sonnen und zunehmende Mondsicheln - Sonnenkreise, zentrische Doppelkreise - Sonnenkreuze - Motiv der Stierjagd, wie man es bereits aus der skandinavischen Felsbildkunst der Bronzezeit kennt - Flügeldrachen des 11./12 Jhs. (wie z.B. im Externsteinrelief) - Gestalten mit Sonnenkreis-Kopf, wie wir es von den Bronzezeit-Felsritzungen im schwedischen Bohuslän kennen - Doppelschlangen (Schlangensteine von Bistrina, Nekropola Međugorje, Tamara Maric) und das aus der gotländischen Taufstein-Produktion bekannte, Heraldische Lilie, variable heidnische „Lilien“-Gebilde, des 12. Jhs., wie es sich im Dekor vieler Taufsteine in Angeln und Schwansen, Dänemark, Schweden, Norwegen findet - Das nordisch-bronzezeitliche Tupfenkreuz kannten die Bogomilen, wie es auch auf Münzen von „Ludwig dem Kind“, im 10 Jh. erscheint und den Oboli von Herzog Heinrich I. (948-955), auch Tupfenkreuz-Münzen der Kaiser Otto I., Otto II. - Den nordisch-bronzezeitlichen Sonnenhirsch und das skandinavische Motiv des „verfolgten Hirsches“, die „Hirschjagd“, wie man es ebenso vom Runen-Schemel des Bootsfundes von der Warft bei Wremen/Kr. Cuxhaven kennt, mit Datierung: 410-440 n.0. Die Katharer und Bogomilen verfügten über eine weitgehend übereinstimmende Bildsprache. Die Inschriften der letztgenannten sind gleichsam frohe „Botschaften aus dieser Welt“. Fast 6.000 der Stećci zeigen menschliche Gestalten. Häufig sind Szenen aus dem Alltag, der Jagd oder von Ritterspielen abgebildet. Manche zeigen in ihren Motiven die Momente örtlich heidnischer Mythen und Rituale, mit heraldischen Symbolen den Status eines regionalen Adligen oder die Taten der Menschen, für die sie gesetzt worden sind. Manchmal sind die Erinnerungssteine mit Inschriften versehen, wie z.B. „Bitte störe mich nicht, ich war wie du und du wirst wie ich sein“ (Inschrift Bosančica).

Als Fenster in eine vergangene Epoche geben die Stećci nicht nur Einblick in die vielfältigen Lebens- und Glaubenswelten im Bosnien des Mittelalters –, und das über Jahrhunderte. Darüber hinaus sind Stećci in den Landstrichen, die einst Heimat von Illyrern, Germanen, Slawen und Bogomilen waren, Stein gewordene, gar nicht stumme Mahnmale: Sie zeugen bis heute letztlich von einer Jahrhunderte währenden, unnachgiebigen Ausgrenzung und brutalen Verfolgung Andersgläubiger durch Päpste und Könige -, aber sie sind für mich zweifellos auch lesenswerte Mahnmale einer Spielart germ. Volksreligiosität, wie sie unter dem Deckmantel einer scheinchristlichen Überkleisterung hervorschimmert.

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Die nordische Irminsul auf Bogumilen-Gedenksteinen (siehe dazu meine Arbeiten z.B.: IRMINSULEN im Bild oder IRMINSUL-IRRGARTEN der Ignoranten) 1. Bild Osamljeni stećak u Krvavom Polju - istočna čeona strana - 2. Bild - Stećak kod rimokatoličke crkve u Ostrošcu - 3. Bild Banovići, nahe Banovići - Die meisten Spiral-Voluten-Abbildungen werden in der Nähe von Olov, Zvornik und Kladnje gefunden, d. h. in Ostbosnien. Es gibt viele davon rund um Vlasenica und in der Gegend von Majevica, dann um Kalinovik und in einigen anderen Teilen Zentralbosniens. Sie kommen auch in der Imotska Krajina und im serbischen Teil von Unter-Podrinje vor.

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Die altnordische Idee von der Doppelspirale als Zeit-Symbol (links beginnend): 1. Bild bronzezeitliches Felsbild von Ryland/Bohuslän/Schweden, ca. 1.000 v.0 = Der Jahrgott als Herr der Doppelspirale, mit seinen beiden Armen von Frühlingspferd und Herbst-Totennachen. Man sehe z. B. auch das Bronzezeit-Felsbild: Pflügender Bauer im Zeichen der Sonnen-Spirale im Felsbild Finntorp / Bohuslän / Schweden. - 2. Bild St. Brigid's-Quellein Sligo/Irland, mit Doppelspiralen-Kreuz-Stele, 8. Jh. = Kreuz mit beiden Sonnenzeichen, zentrischer Dreier-Ring u. Hakenkreuz - 3. Bild Stele bei Kirche Portnahaven/Islay/Schottland = Kombination von Weltengott-Kreuzsäule mit Sonnenspiral-Armen der jährlichen Auf- und Abspiralung des Sonnenweges - 4. Bild sog. Bogumilen-Stein, Sonnengottheit, mit Sonnenringen-Kopf und Spiralarmen der jährlichen Lichtzunahme u. Lichtabnahme. Quelle: „Imaginacije stećaka - Antropozofska bajka o bogumilima“, 2021, S. 15, - Bild 5. Der Stein findet sich in Podveležje, Mostar, eine Hochebene im zentralen Teil der Herzegowina, am Fuß des Berges Velež.

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Bilderklärung: von links beginnend: 1. Bild = Apollo aus Dupljaja, mittlere Bronzezeit (1.500-1.200 v.0) - 2. Bild = Kopie einer Ionische Amphore zeigt Dionysus begleitet von Satyren, ca. 540 v.0, Stavros S. Niarchos - 3. Bild = Röm. Darstellung eines Daker-Schildes von der Trajansäule/Rom - 4. Bild = langobardische Brunnen-Reliefs, Museum Venedig.

Über den Charakter und das Alter der sogenannten „Bogumilen-Steine“ auf dem Balkan, haben eine Menge fleißiger und scharfsinniger Forscher Überlegungen angestellt. Es sind Zusammenstellungen und Übersichten zusammengetragen worden. Es liegen also die Motivsammlungen vor, die es erlauben, Rückschlüsse auf die Genese der Mahnmale anzustellen. Die slawischen Bogomilen des Hochmittelaltes haben sicher ihre Beiträge geleistet, auch die islamischen Eroberer des Landes. Es gibt sehr junge Motivsteine, auf denen Säbel und Gewehre abgebildet sind, und es gibt die archaischen Formen, denen uralte Ansichten und Kunstformen zugrunde liegen, wie sie durch nordeuropäische bzw. norddeutsche Zuwanderer in den Süden gebracht worden sind. Schon die Urnenfelderbewegung war eine Kultur der späteren Bronzezeit (1.300-800 v.0) die weite Teile Europas erfasste und der neue weltanschauliche Überzeugungen ihre Antriebe gaben. Sie führte nordische sowie mitteleuropäische Wanderscharen, über den Balkan hinweg, bis vor die Tore Ägyptens. Als Frühgriechen und sog. „Seevölker“ eroberten sie die Inseln u.a. Kreta, Cypern und das Land Amurru (Palästina), im Vorfeld der Rames-Pharaonen. Ihre Keramik-Motive waren Wasservögel, Hakenkreuze, zentrische Sonnenkreise, Spiralen, ihr wesentlichster Gott erscheint als Form aus welcher der hyperboreische Phoebus-Apollo (Glanzsonnengeist) hervorging, den die spätere hervorragende Griechen-Kunst als in einem Schwanenwagen reisenden Gott schilderte, der ein halbes Jahr in seiner Nordheimat weilen und den Frühling nach Griechenland bringen würde. Ein Produkt dieser Kultur ist beispielsweise der Bronzekultwagen, mit den vier Schwanenköpfchen, aus dem bayerisch-fränkischen Acholshausen, der aus einem Steinkammergrab zu Tage trat. Die früheste Darstellung Apollos lässt sich aus der balkanischen „Garla-Mare-Kultur“ nachweisen, nämlich in Gestalt eines tönernen, von Wasservögeln gezogenen Votivwägelchens aus Dupljaja in der serbischen Vojvodina (Nationalmuseum Belgrad). Es zeigt die anthropomorphe vogelgesichtigen Gestalt, auf einem Radkreuz stehend, mit seinem Dreier-Spiralschmuck auf der Brust, im von drei Schwänen gezogenen Gefährt. Gefunden wurde eine weitere vogelköpfige Figur im zweirädrigen tönernen Wägelchen, bei dem die „Zugvögel“ verloren gingen. Sein Brustschmuck besteht aus zwei zentrischen Kreisen, flankiert von zwei links- und rechtsdrehenden Hakenkreuzen. Ein weiteres rechtsdrehendes Hakenkreuz befindet sich auf Höhe des Bauches. Ihren Namen gab man der Kultur, der ursprünglichen Schreibweise „Gîrla Mare“, einer Gemeinde im rumänischen Kreis Mehedinţi, dem Fundort eines umfangreichen Urnengräberfeldes, an der unteren Donau, für welche Statuetten typisch sind, mit Spiralen und Mäandern verzierte Tongefäße. Im Zuge der „Seevölkerbewegung“ des 13./12. Jhs. v.0 zogen die nord- und mitteleuropäischen Wanderscharen über den Balkan, Griechenland und die östlichen Mittelmeerinseln nach Palästina, das von ihnen, den Philistern, seinen Namen erhielt. Sie behaupteten sich gegen die pharaonischen Militärmächte Ägyptens und ließen sich hauptsächlich in fünf Küstenstädten nieder: Aschkelon, Gaza, Aschdod, Gath und Ekron. Später versuchten auch die Vorfahren der Hebräer in gleichen Regionen Fuß zu fassen, man kennt die König-David-Episoden aus dem jüd. Geschichtsbuch der Bibel. Heutige DNA-Tests, die an hunderten von Philister-Gebeinen der Skelett-Proben vom z.B. Philisterfriedhof in Aschkelon durchgeführt wurden, ihre europäische Herkunft. Einer der israel. Archäologen, die den Philister-Friedhofs von Aschkelon ausgruben, meinte: „Wir haben hier nicht allzu viele Riesen“. Der größte hier beerdigte Philister soll rund 1,80 Meter groß gewesen sein. In Anbetracht dessen, dass die kanaanitische Bevölkerung, ebenso wie die Ägypter, nur rund 1.60/65 m klein waren, sind die Philister-Skelette eben doch als überdurchschnittlich groß zu bewerten. Die Kunst der Philister-Keramik hatte ihren Ursprung in der frühgriechisch-helladischen Kunst, deren Motive noch in der griechisch-schwarzfigurigen Vasenmalerei auftauchen. Letztere war besonders zwischen dem siebenten und fünften Jahrhundert v.0 als griech. Exportschlager verbreitet. Beispiele sind auf einer Schale die Volutenranken die unter dem Reiter aus dem Boden und, sich wiederholend, gewissenmaßen aus dem Kopf des Reiters wachsen (Namenvase des Reiter-Malers, um 550/530 v.0., British-Museum). Oder die Amphora Vase, mit dem Symposium „Gott Dionysos mit Satyrn“, oder die Amphore, mit der Amazonomanie auf einer Nikosthenischen Amphore des Töpfers Nikosthenes und des Malers N. (um 520/510 v.0, heute Louvre). Von den Thrakern, einem der bedeutendsten indogerm. Völkern der Antike auf dem Balkan, also dem heutigen Rumänien, Bulgarien, Serbien, Kosovo, Moldau Nordmazedonien und Nordgriechenland, liegen zu wenige Funde vor, aber eines ihrer Nachfolgevölker, die Daker, die seit dem 5. Jh. v.0 die Gebiete des westlichen Schwarzmeergebietes, um die Karpaten, im heutigen Rumänien, besiedelten, zeigen Schildbemalungen, die gewisse Rückschlüsse nahe legen. Sie sind zu sehen auf der Trajanssäule in Rom, die den gewalttätigen röm. Kaiser Trajan feiern, dem es in zwei Kriegen (101-106) gelang die Daker zu unterwerfen und ihr Land in die röm. Provinz Dacien umzuwandeln. Etliche Argumente zum nordischen Sonnenspiral-Motiv wären auch von keltischen und skythischen Belegen beizubringen, doch das würde den Rahmen dieser kurzen Übersicht sprengen. Von der Westgothen-Kunst hat der katholische Hass auf die verketzerten Arianer und die darauffolgende islamische Überlagerung in Spanien nicht viel übrig gelassen. Eine westgothische Gürtelschließe des 6./7. Jh. aus dem Archäolog.-Museo von Madrid zeigt das germ. Doppelschlangenmotiv, mit vier Schlangen und zwei antithetischen Löwen. Eine andere westgoth. Gürtelschnalle (Museo de León) zeigt die typischen Sonnenwirbel der nordischen Kunst, wie sie noch diverse heidnischen Bautasteine der schwed. Insel Gotland demonstrieren. Ein Altarstein mit Löwenrelief, aus Museo de Oviedo, führt den Sonnenrauten-Baum vor. Ein Relief in „Santa María de Quintanilla de las Viñas“, zeigt die Voluten-Sonnenstütze, vor der zwei Genien/Engel die Sonne wegtragen. Es handelt sich um ein aus westgothischer Zeit erhaltenes klösterliches Kirchengebäude, aus dem man selbstverständlich keine rein gothisch-religiösen Motive erwarten darf. Aber aus dem wenigen was man findet ist die enge Verwandtschaft mit der langobardischen Kunst in Italien zu erkennen. Das von germanischer ornamentaler Geometrik herrührende Hauptelement der langobardisch-arianischen Kunst war das Flechtbandornament, das diese zu wahrer Formvollendung brachte. Die Langobarden, ursprünglich Winniler, waren ein Teilstamm der Sueben, welche sich als Semnonen, für die echtesten Germanen hielten. Ursprünglich siedelten sie im Großraum Berlin, bis zur Elbe. Ihre Verbände berannten, unter dem Namen Alemannen, im 3. Jh. den Limes, tauchten auch an der Donau auf, besetzten die Pannonische Tiefebene, östlich vom heutigen Wien und eroberten ab 568, unter König Alboin große Teile Italiens. Auf die Siedlungsgebiete der Langobarden, mit ihrer Hauptstadt Pavia (bis 774), geht die heutige Bezeichnung der norditalienischen Lombardei zurück. Die langobardische Kunst ist durch mehrere Autoren, in Bild und Sprache, hervorragend dargestellt worden. Es ist darauf hingewiesen worden, dass sie manche Anregungen aus der byzantinischen Kunst bezog, über die nachbarlichen byzantinischen Enklaven auf italischem Festland. Doch aus den langobardischen Kunstäußerungen lesen Kenner der nordischen Symbolsprache die erstaunliche Beharrlichkeit germanisch-religiöser Denkweisen, was auch gutwilligen Leuten, wie beispielsweise dem anthroposophischen Christen Rudolf Kutzli, mit seinem Werk „Langobardische Kunst“ (1974), verschlossen bleiben muss, weil ihnen der Einblick - trotz ihrer Bemühungen um Sensibilität - und das Einfühlvermögen in originär germanisch-religiöse Ausdrucksweisen abgeht. Kutzli sieht die ästhetische Schönheit der Flechtbänder und Knotenschnüre nur von außen, begreift aber nicht welchen Wiederhall sie in langobardischen Seelen zum Klingen brachten. Die durchbrochene marmorne Fensterplatte, die Transenne (Gitterfenster) von St. Apollinare nuovo in Ravenna, dokumentiert beispielsweise die heidnisch-dauerhafte Unterströmung in der langobardischen Kunst. Da arrangieren sich Schlingenkreuze, Hakenkreuze, Sonnenradkreuze, mit Ing-Sonnen-Runen (s. Kutzli S. 164). Und die nordische Irminsul übersehen diese Leute sowieso. Nicht weit von der alten langobardischen Herzogsstadt Brecia liegt das Dorf Gussago, mit dem Kirchlein S. Maria Assunta, die beim Volk S. Maria Vecchia, die „Alte“, heißt. Hier steht die große Platte mit dem Bild der germ. Weltsäule. Eine Fülle tiefdeutender Sinnbilder umrankt sie: Das Säulenhaupt krönt die doppelspiralige Chiffre der Sonne oder des Sonnenthrones, wie es schon das bronzzeitliche Sonnensäulen-Felsbild von Kasen/Bohuslän vorführt. Dann sehen wir den Adler der die Schlange schlägt, die Pfauen, Sonnräder, Lichtblumen, zwei Spiralkreuze tragende Gotteslämmer („Agnus Dei“) nähern sich ehrfurchtsvoll, ein Reiter kommt von linker Säulenseite und an ihrem Fuß lagert das schwer deutbare Löwenpaar, welches in der westgothischen Kunst ebenso zuhause ist, wie als unbekannte heidnische Metapher z.B. auf vielen dänischen und schleswig-holsteinischen Taufbeckenbebilderungen auftaucht und auch im außenwandigen Chorabsis-Relief des Speyer-Dombaues II., der unter Kaiser Heinrich IV. seine Vollendung fand. Es ist kaum denkbar, dass die langobardische Kunstgesinnung, über die kurze Adria-Strecke hinweg, den nahen bosnischen Balkan, mit seinen viel späteren Bohomilen-Sekten nicht erreicht haben könnte. Fakt ist, über Jahrtausende hinweg, haben nordeuropäische Glaubensinhalte und dementsprechende Bildersprachen, durch die Träger der Urnengräberleute, Griechen, Kelten, Gothen und Langobarden, ihre Spuren dem Balkanraum eingegraben, zu diesen Spuren zählen auch die Urimpulse zur Bogumilen-Religion und Kunst.

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Spiral_Donaukultur.JPGBeispielfund, menschl. Götterfigur von Orsoja, Donau-Südufer, Bulgarien (aus Arbeit von E. Holenweger)

 Wo das eigentliche Ursprungsgebiet der religiösen Spiralen-Sinnbildkunst zu vermuten ist, erklärt sich mit der Dissertations-Arbeit von Erika Holenweger (geb. Singeorzan): „Die anthropomorphe Tonplastik der Mittel- und Spätbronzezeit im mittel- bis unterdanubischen Gebiet - Eine Untersuchung zu ägäischen Traditionen und ihrer Verbreitung an der unteren Donau“, 2011. Mit deren Auftreten, aus dem süddeutschen Raum kommend, nicht vor dem 13. Jh. v.0 zu rechnen ist und ihre Dauer bis ins 11. Jh. hineinreicht. Unter „IV Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse“ heißt es bei R. Holweger: „Die Dubovac-Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur entlang der mittleren und unteren Donau ist durch einen ausgeprägten Sondercharakter gekennzeichnet. Besonders auffällig ist dabei die Vielfalt an Formen, die am ehesten wohl dem Terminus „Kultobjekte“ unterzuordnen sind. Darunter sind unter anderem folgende Tongegenstände, die in unterschiedlichen Mengenanteilen auftreten, herauszustellen: ornithomorphe Gefäße, Rasseln, anthropomorphe Figurinen, Tisch-, Stuhl-, Axt-, Wagen- und Schiffsmodelle sowie Brotlaibidole. Gerade in der Erscheinung der anthropomorphen Tonplastik zeigt sich diese Sonderstellung. Vergleichbare Analogien in benachbarten synchronen Kulturen sind nicht bekannt. […] Eine Vertiefung erlangte diese Arbeit durch eine detaillierte, in einzelne Kategorien und Themen unterteilt betriebene Verzierungsanalyse. Diese erlaubte zum einen die Unterscheidung verschiedener Verzierungsstile innerhalb der erarbeiteten Statuettengruppierungen. Zum anderen erbrachte sie, in Relation zum spätmykenischen Keramikverzierungssystem gestellt, neue Erkenntnisse innerhalb der Ornamentierung der anthropomorphen Figurinen der Dubovac-Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur, insbesondere aber auch deren Gefäßkeramik. Dabei sind in besonderem Maße das Radmotiv, das florale Motiv, die Palmendarstellungen (von 40 untersuchten Fundorten weisen lediglich elf Palmendarstellungen auf), das Lebensbaum-Motiv mit den antithetisch daran orientierten Ziegenböcken sowie die Verzierungssysteme herauszustellen. Zunächst aber sollen die Ergebnisse der stilistischen Analyse der Statuetten zusammengefasst werden. Die methodische Herangehensweise dazu setzte sich aus einer tabellarischen Auswertung der einzelnen Gruppen hinsichtlich ihrer Verzierungsformen (Tabelle 3-42) sowie aus einer zeichnerischen Darstellung der Verzierungsmotive in einem nach Dispositions- und Verzierungsabschnitten aufgeteilten Schema zusammen. Auf diese Weise konnten die einzelnen Abschnitte des Statuettenkörpers hinsichtlich der vorkommenden Verzierungselemente bis ins Detail beschrieben werden. […] Einen weiteren Hauptbestandteil vorliegender Arbeit stellte ein Verzierungsvergleich zwischen der Dubovac-Žuto Brdo-Gârla Mare- und der spätmykenischen Keramik dar. Ziel dieser Untersuchung war es, die Ornamentik der Keramik aus dem mittel- bis unterdonauländischen Raum in Gegenüberstellung zur spätmykenischen Keramikverzierung im ägäischen Raum zu behandeln und untereinander im Hinblick auf Ähnlichkeiten und Adaptionen zu vergleichen. Auch hierfür war es sinnvoll, die Verzierungsformen beider Regionen einer Klassifizierung zu unterwerfen. Gestützt auf die Arbeiten A. Furumarks und P. A. Mountjoys und das von ihnen zusammengetragene reichhaltige, chronologisch fixierte Material wurde eine Einteilung der Verzierungsmotive der SH III-Keramik in kurvo- und rektilineare Verzierungsmotive, Verzierungssysteme sowie Sonderformen vorgenommen. Für das danubische Gebiet wurde aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der Dubovac-Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur entlang der Donau eine Auswahl an publiziert vorliegenden Keramikgefäßen getroffen. […] Lediglich zu vergleichenden Zwecken wurde peripher die Keramik der Kulturen Verbicioara und Tei in die Untersuchung mit einbezogen, um hinsichtlich der Intensität eines potentiellen ägäischen Einflusses auf die Keramikgestaltung an der unteren Donau diese Nachbarkulturen in Relation zur DubovacŽuto Brdo-Gârla Mare-Kultur stellen zu können. Eine Gliederung der Ornamente in lineare, kurvo- und rektilineare Motive, Verzierungssysteme bzw. -kombinationen sowie Sonderformen verhalf auch bei der bronzezeitlichen donauländischen Keramik zu einem detaillierten Einblick in die Elemente und Bestandteile der Verzierung und deren Zusammensetzung und erbrachte deren kategorische Klassifizierung. In Form einer Gegenüberstellung ausgewählter und aussagekräftiger Verzierungsmotive der mykenischen Welt und des donauländischen Gebietes konnten deutliche Analogien und Verbindungen zwischen den untersuchten Kulturen herausgefiltert werden….“

 

(Empfohlene Literatur: Georg Wild, „Bogumilen und Katharer in ihrer Symbolik“, 1970