12.09.2023

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Der Meierhof „La Haye Sainte“, im Zentrum des Waterloo-Schlachtfeldes, wird von der „Deutschen Legion“ gegen Napoleons Angriffstruppen Stunde um Stunde gehalten. Dabei sterben fast alle 400 deutschen Jäger.

Der selbsternannte Kaiser Napoleon I. ließ, neben etlichen anderen Diebstählen im besetzten Deutschland, in Berlin die „Quadriga“ abmontieren und nach Paris schaffen.

WATERLOO

Wellington stak in Waterloos Schlamm,
da wurde sein englisches Herze klamm.
Hinter dem Hügelzug blieb er steh’n,
die „Deutsche Legion“ sollte voran geh‘n.

Und der Regen rauschte ohn‘ Unterlass,
vom Kyrass und Sattelzeug tropfte es nass.
Die Deutschen hielten den Meierhof gut,
bald sprang aus Leibern ihr Lebens-Blut.

Franzosen rannten „La Haye Sainte“ an,
da fiel in den Tod mancher Franzen-Mann.
Napoleon sich zur Gewissheit verstieg:
„Wer diesen Hof hat, hat auch den Sieg.“

Doch den Sieg erstritt ein deutsches Heer,
nur ein Drittel war‘n Engländer ungefähr.
Zwei Drittel von Wellingtons Kämpferschar
fochten als deutsche Soldaten fürwahr.

Für Kaiser Napoleon stand es schlecht,
da schickt er die „Alte Garde“ ins Gefecht.
Die stampfte heran, mit Trommelgedröhn,
da sahen sie preußische Fahnen weh‘n.

Oh Schreck, oh Graus, der Blücher ist hier !
Der schwarze Adler aus seinem Panier
stößt französische Anmaßung in den Kot,
über Frankreichs Kaiser kreiste der Tod.

Schon rasen die Preußen, wie Brausewind,
bis sie vor und dann über der Garde sind.
Ein Degenwirbel deutscher Kavallerie
zwingt erneut des Korsen Macht ins Knie.

Bis hinab nach Paris, in das Räubernest,
jagten Preußens Reiter den traurigen Rest.
Wieder einmal haben sich Deutsche befreit;
zum Befreien ist heut‘ wieder hohe Zeit !

Gern wird englischerseits das große Verdienst hervorgehoben, Napoleon I. in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 besiegt und damit die Gefahr einer dauerhaften französischen Diktatur über Europa vereitelt zu haben. Die Wahrheit sieht sehr viel anders aus, denn den Hauptanteile der Befreiung vom napoleonischen Terror trugen deutsche Soldaten. Bis heute wird gelogen, dass sich die Balken biegen, wie in dem Film „Waterloo“, des italienisch-sowjetischen Historienfilms „Waterloo“ von 1970, in dem der kommunistische Regisseur Sergei Bondartschuk sein Publikum glauben machen will, dass die „wilden, überaus tapferen Schotten“ Wellingtons die Hauptlast des Waterloo-Sieges getragen hätten. Der britische Feldmarschall Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington war einer der Militärführer gegen Napoleon. Er befehligte mit dem preußischen Feldmarschall Blücher die alliierten Truppen; sie siegten zusammen über Napoleon in der Schlammschlacht bei Waterloo, etwa 15 km südlich von Brüssel. In dem unehrlichen Waterloo-Film wird die hervorragende Rolle der Deutschen nicht ‘mal angedeutet, aber die internationale Antideutschen-Hetze ist präsent durch die Anfeuerung des preußischen Feldmarschall Blüchers, der angeblich seine Reiter aufforderte, keine Gefangenen zu machen, „keinen Pardon zu geben“, also alle Franzosen erbarmungslos niederzusäbeln. Der Kampf bei Waterloo konzentrierte sich stundenlang auf das Gehöft „La Haye Sainte“, mit seinen dicken Mauern, inmitten des Schlachtfeldes. Napoleon war der Ansicht, wer diese starke Bastion besäße, müsse automatisch der Herr des Feldes und des Sieges werden.

Doch 400 kernige deutsche Männer durchkreuzten Napoleons Plan, sie verteidigten das Gehöft so verbissen, dass der napoleonische Angriff auf Wellingtons Zentrum nicht vorgetragen werden konnte. Wenige dieser Verteidiger überlebten die Schlacht. Nach objektiver Schau war die Waterloo-Schlacht vor den Toren Brüssels ein „deutscher Sieg“, „ein Sieg germanischer Kraft über französisches Ungestüm“, wie es der Historiker Julius von Pflugk-Harttung ausdrückte. Denn die überwiegende Mehrzahl der bei Waterloo gegen Napoleon kämpfenden Soldaten sprach Deutsch. Man hat errechnet, dass die „britische“ Armee des Herzogs von Wellington fast zur Hälfte aus Deutschen bestand, weitere 19 Prozent waren Niederländer und Belgier und nur 36 Prozent Engländer, Iren, Waliser und Schotten. Hinzu kommen die 48.000 Soldaten des preußischen Marschalls Blücher, die am Abend Napoleon in die Flanke fielen und damit die Schlacht erst entschieden haben. Zu den deutschen Einheiten, die Wellington damals in Feld führte, gehörte die „Königlich Deutsche Legion“ (King’s German Legion). Eines ihrer Bataillone erhielt am Morgen des 18. Juni den Auftrag, den Meierhof La Haye Sainte zu besetzen, der etwa 400 Meter vor der britischen Front lag. Dort sollte sie den französischen Aufmarsch stören. Gleichwohl war der Truppe offiziell keine große Rolle zugedacht. Ihnen wurden weder Pioniere zur Befestigung noch Artillerie zu ihrem direkten Schutz zugestanden. Man könnte sagen, die 400 Deutschen galten nichts als Kanonenfutter ! Die meisten Historiker widmen in ihren Schlachtbeschreibungen dem Kampf um den Meierhof nur wenige Zeilen. Allein der irische Historiker Brendan Simms hat dem 2. leichten Bataillon der „Königlich Deutschen Legion“ eine Studie gewidmet welche zeigt, welche Bedeutung das opferreiche Ausharren der 400 Soldaten für den Ausgang der Schlacht hatte.

Die Legion war ein erfahrener Veteranenverband, der 1803 als Teil der englischen Armee formiert worden war, nachdem Napoleon Bonaparte das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg faktisch annektiert hatte. Kurfürst Georg III. war in Personalunion König von Großbritannien und Irland. Daher traten zahlreiche Soldaten der aufgelösten kurhannoverschen Armee in die Legion ein, deren Kommandosprache hauptsächlich Deutsch war. Denn die Truppe sollte nur „solche Personen anwerben, die in Deutschland geboren sind“, hieß es in einem Erlass des Kriegsministeriums. 1815 zählte sie rund 15.000 Mann, von denen etwa die Hälfte aus Braunschweig-Lüneburg, die übrigen aus anderen deutschen Staaten stammten, vor allem Preußen. Das 2. leichte Bataillon bestand aus Jägern, kämpfte also nicht in Linie, sondern in aufgelöster Formation. Als Plänkler waren sie gute Schützen, die dicht gestaffelte Kolonnen unter Feuer nahmen. Daher waren sie mit weitreichenden Gewehren mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Deren Ladevorgang dauerte zwar länger, dafür waren sie an Reichweite und Zielgenauigkeit den Musketen der Linien-Infanterie deutlich überlegen. Auch waren es die einzelnen Soldaten gewohnt, auf sich gestellt zu handeln. Das Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaften galt als vorbildlich. Als Teil von Wellingtons Armee auf der Iberischen Halbinsel, verfügte die Legion über außerordentliche Kampferfahrung. Die Männer des 2. leichten Bataillons hatten zunächst den Rückzug der Briten aus Quatre-Bras gedeckt. Als man ihnen den Meierhof als Position zuwies, mussten sie feststellen, dass er nach der Flucht seiner zivilen Bewohner bereits von anderen Truppen demoliert worden war, indem Türen und Verschläge verfeuert worden waren. Die Legionäre nutzten die Zeit, die ihnen der starke Regen in der Nacht auf den 18. Juni bot, und befestigten so gut es ging ihre Stellung. Der aufgeweichte Boden hinderte Napoleon nämlich daran, seine Artillerie bereits morgens in gute Stellungen zu bringen.

Wie Wellington maß auch der französische General Drouet d’Erlon dem Meierhof zunächst keine große Rolle bei. Von Napoleon hatte sein Korps den Auftrag erhalten, mit seinen vier Divisionen gegen Wellingtons Zentrum vorzugehen, das sich hinter dem Kamm einer Bodenwelle verschanzt hatte. Nach starkem Artilleriebeschuss gelang es den Franzosen, den Obstgarten von La Haye Sainte zu besetzen. Aber die massiven Mauern des Gehöfts widerstanden auch den Kanonenkugeln. Stattdessen rissen die darin stehenden deutschen Scharfschützen große Lücken in die anstürmende französische Infanterie. Gegen Mittag gab der Kaiser den Befehl zum Großangriff, um das Gehöft einzunehmen, doch die Franzosen kamen nur bis in den Obstgarten. Inzwischen hatte auch Wellington die Bedeutung des Meierhofs erkannt, der wie ein Wellenbrecher die Angriffe der Franzosen stoppte, und schickte Verstärkungen. Eine Attacke britischer Reiter zwang d’Erlon zum Weichen. Daraufhin ging der französische Marschall Ney, dem Napoleon das Kommando über das Zentrum übertragen hatte, ab 15 Uhr mit 10.000 Kavalleristen gegen La Haye Sainte und den benachbarten Bauernhof Hougoumont vor, dessen Besatzung ebenfalls standhielt. Da die Unterstützung durch Infanterie fehlte, scheiterten die Reiter ebenfalls an Widerstand der deutschen Legionäre und der Truppen, die sich ihnen inzwischen angeschlossen hatten. Als sich Neys Kavallerie schließlich zurückzog, war sie als geschlossener Verband kaum noch einzusetzen. 

Die Preußen marschierten unterdessen seit dem Tagesanbruch auf das Schlachtfeld zu. General der Infanterie Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow hatte mit seinem 4. Korps um 15 Uhr St-Lambert erreicht. Blücher selbst hatte Wavre um 11 Uhr verlassen, nachdem er dem 2. Korps unter Generalleutnant Georg Dubislav Ludwig von Pirch befohlen hatte, Bülow zu folgen, und dem 1. Korps unter Generalleutnant Hans Ernst Karl von Zieten, über Point du Jour nach Geneval vorzustoßen, um dann durch das Ohain-Tal auf Wellingtons linke Seite zu gelangen. Ursprünglich hatte Blücher nicht die Absicht, einen Angriff zu starten, bis das gesamte 4. Korps vollständig versammelt war. Angesichts des schweren Angriffs auf Wellingtons Zentrum beschloss er jedoch, mit der Kavallerie des 4. Korps und zwei Brigaden anzugreifen, bevor Wellingtons Linie zusammenbrechen konnte.

Jetzt setzte Napoleon alles auf eine Karte. Um noch vor dem Eintreffen der Preußen, die bereits seine rechte Flanke bedrohten, den entscheidenden Angriff auf Wellington führen zu können, befahl er General Ney am späten Nachmittag einen Infanterieangriff. Der hatte endlich Erfolg, vor allem, weil den deutschen Jägern die Munition ausging. Von 400 Legionären konnten sich nur noch wenige Dutzend zurückziehen. Man hat geschätzt, dass bei dem Kämpfen um den Meierhof 2.000 französische Soldaten getötet worden sind. Vor allem aber verhinderte der Widerstand des 2. leichten Bataillons, dass Napoleon früh genug seinen Angriff gegen Wellingtons Zentrum vortragen konnte. Als die „Alte Garde“ gegen 18:30 Uhr schließlich vorrückte, war es zu spät. Preußens Truppen hatten das Schlachtfeld erreicht. „Die Verteidigung von La Haye Sainte spielte bei Napoleons Niederlage eine entscheidende Rolle“, urteilt Brendan Simms. Warum die Deutschen so lange aushielten, erklärt der irische Historiker mit mehreren Faktoren: Sie wurden von einer „Kombination aus ideologischer Opposition zu Napoleons Tyrannei, dynastischer Loyalität zum König von England, deutschem Patriotismus, Kameradschaft im Regiment, persönlichen Freundschaften und Berufsethos angetrieben“.