Copyright © Gerhard Hess - Juni 2016
Skythen von Angus McBride
VOM REICH DER BLONDEN
Der Wanderer Wind erzählt eine Mär,
vom „Reich der Blonden“, so ungefähr.
Er durchzieht die Zeiten seit Anbeginn,
nichts vergeht in des Windes Sinn.
Er weiß von einem glorreichen Ort,
der Seestadt Atlantis im hohen Nord.
Im Segen hat sich ihr Land gesonnt,
Atlanter waren hellsinnig und blond.
Aus alter Steinzeit führt ihre Spur
zur nordischen Trichterbecherkultur.
Die häufte den Toten die Hügel auf,
und später die Megalithen zuhauf.
Blondvölker herrschten bis zum Ural,
bis zum Altai und nach Kasachstan.
Sie bauten Kurgane im Steppenland,
worin man blondhaarige Tote fand.
Pferde-Zähmung gelang in der Steppe.
Die Völker-Flut und die Völker-Ebbe
trieb zum indischen Punjab die Arya,
Hethiter nach Wilusa und Arzawa.
Achäer standen um Troja im Streit,
der blonde Achill war auf ihrer Seit‘.
Lichtgott Apollon wirkte dagegen,
beide Seiten hofften auf Sonnen-Segen.
Die Eraner rückten ins Hochland ein,
machten sich mit den Medern gemein.
Auch Skythen, Sarmaten waren hell,
ihre Rosse wie der Ostwind schnell.
Es lebten Frauen im Mutterrecht,
kämpften wie Kerle im Reitergefecht.
Amazonen faszinieren den Mann,
Herodot dazu seine Mären spann.
Doggerland erlag des Nordmeers Wut.
Atlantis verging in der Großen Flut.
Des Solons Bericht ist jener Beleg:
Seevölker machten sich auf den Weg.
Sie marschierten bis vor Ägyptens Tor,
aber Ramses Heere standen davor.
Als Philister-Phönizier blieben sie doch,
im Wort „Palästina“ bis heute noch.
Wo sind die Blonden heute geblieben,
hat sie das ewige Wandern zerrieben ?
Von Weltreichen die vergangen sind,
flüstert allein noch der ewige Wind.
Die Vegetation in Europa während der letzten Eiszeit
vor 65 000 Jahren [Sonderheft 2002 - AiD - Lit. 10, S. 52]
vor 65 000 Jahren [Sonderheft 2002 - AiD - Lit. 10, S. 52]
DIE AUFHELLUNG ZUR EISZEIT
Während der Weichsel- bzw. Würm-Kaltzeit (115.000 - 60.000 v.0) bzw. im Weichsel-Hochglazial (57.000 - 15.000 v.0) kam es zum Vorstoß der Gletscher bis nach Norddeutschland, dort gab es eine baumfreie Strauchtundra. Die skandinavische Vergletscherung überdeckte zeitweise den gesamten Ostseeraum, die dänischen Inseln und Mittel- bis Nordengland. Die Barrieren der Alpen, des Kaukasus und der Pyrenäen ließen die den Jagdwildzügen nacheilenden Jägergruppen zeitweise allein in Mittelfrankreich, dem Pariser Becken bis über die Ärmelkanal-Landregion, Südengland und der Norddeutschen Tiefebene operieren. In diesen Jahrtausenden, gewissermaßen am skandinavischen Vergletscherungsrand lebend, muss sich die Aufhellung von Haut und Haar, aufgrund der notwendig werdenden Entpigmentierung der Norditen, vollzogen haben, denn nur die helle Haut lässt den UV-Lichtanteil eindringen, der zur Bildung von Vitamin-D aus dem Ergosterin und für die Bildung wichtiger Abwehrkörperchen unverzichtbar ist. Ein Reaktionsbiologismus war es, als Antwort auf die relative Sonnenlichtarmut, da helle Haut die Bildung des zur Knochenverfestigung notwendigen Vitamins D3 auch bei geringer UV-Strahlung begünstigt bzw. zulässt. Nur unter der schwachen eiszeitlichen Sonne der beschriebenen mittelwest- und nordeuropäischen Tundren konnte sich bis vor 20.000 bis 40.000 Jahren die Anpassungsmutation der blonden und rötlichen Haarfarbe mit den damit verbundenen Blauaugen ausbreiten. Die Wissenschaft macht dafür das Gen MC1R verantwortlich. Deutsche Wissenschaftler und in neuerer Zeit der Dermatologe Prof. Jonathan Rees von der „University of Edinburgh“ und die Oxforder Genetikerin Prof. Rosalind Harding kamen zu dem Ergebnis, dass diese Mutation für die helle Hautfarbe verantwortlich ist. Die hellen Merkmale sind für betroffene Menschen in Regionen mit schwacher Sonneneinstrahlung bzw. oftmals bedecktem Wetter höchst vorteilhaft, aber unter starker UV-Strahlung des Südens nachteilig. Es entwickelte sich der helläugige-hellhaarige Europide.
Als Haplogruppe werden Menschengruppen bzw. Haplotypen bezeichnet, die spezifische Positionen auf einem Chromosom besitzen. Der Haplogruppe „I“, deren Ursprungsort Nordeuropa ist, gehören die Skandinavier zu 30-40 % an, ebenso wie die Isländer, Norddeutschen und Sardinier. Die Ursprungszeit der Haplogruppe „I“ liegt vor ca. 25.000-30.000 Jahren, also etwa im Höhepunkt der letzten Eiszeit. Mit dem Gletscher-Rückgang haben sich die Gen-Träger dieser Gruppen dann im Nordwesten Europas, vor allem in Norddeutschland und Skandinavien ausgebreitet. Die „Y-Haplogruppe I“ hat ebenso in Regionen der Balkanhalbinsel bis hin zum Schwarzen Meer überdauert.
Fachwissenschaftliche Darlegungen über die Vergletscherungen führen aus: In den Alpen lassen sich vier Eiszeiten aus Schotterfunden in den Alpenflüssen nachweisen. Während der Kaltzeiten waren die Täler hoch angefüllt mit Eis und nur die Spitzen der Berge ragten aus dem Eisstromnetz heraus. Beim Austritt in das Alpenvorland breiteten sich die Gletscher fächerförmig aus. Im Westen reichte die Vereisung bis an den Rand des französischen Zentralmassivs heran. Im Norden wurde das Alpenvorland überformt. Jung- und Altmoränen der verschiedenen Eiszeiten liegen dicht beieinander. In den Sudeten und den Karpaten lassen sich ebenfalls die letzten drei Vereisungszeiträume nachweisen, in denen die Vergletscherung auf kurze Talgletscher beschränkt war, die nur einige Kilometer lang waren. In der Hohen Tatra waren diese Gletscher mit etwa 14 km am längsten. Periglaziale Bildungen finden sich wegen der niedrigen Temperaturen auch hier, also dass durch die Wirkungen des Frostes ein sub-arktisches Klima erzeugt wurde. Der Kaukasus ist während des Pleistozäns in geringerem Umfang vergletschert gewesen als die Alpen, dennoch reichte die Vergletscherung dieses Gebirges auch bis in das Vorland hinein.
DOGGERLAND
Nach dem Weichsel-Spätglazial (12.500 - 10.000 v.0) kam die Phase rascher Temperaturanstiege, von einigen kühlen Phasen unterbrochen. Die Gletscher gingen zurück, verschwanden fast vollständig, das Festland von Skandinavien hob sich. Ein weites schönes Land mit fischreichen Seen und Flüssen entstand zwischen dem heutigen England / Schottland im Westen und Deutschland / Dänemark im Osten lockte die Nordleute zur Einwanderung. Sie konnten diese Lande zu Schiff erreichen und schließlich trockenen Fußes von Jütland nach England gehen, bis dramatische Sturmfluten vor gut 6.000 v.0 Jahren große Teile von Doggerland versinken ließen. Die Universität von Birmingham stellte im Jahre 2007 eine Doggerland-Karte der Öffentlichkeit vor. Sie umreißt ein riesiges Land mit Flüssen und einem großen Binnensee. Doggerland war bedeutend größer als man bis dahin vermutet hatte. Es muss wie ein Paradies gewesen sein. Richard Bates, Geochemiker an der „University of St. Andrew” in Schottland ist davon überzeugt: „Das Herz von Europa lag damals in Doggerland.“ Zahllose Funde von Steinwerkzeugen, Harpunen und menschlichen Knochen belegen die Geschichte dieser Siedlungsregion. Der letzte übermeerische Rest von Doggerland ist die Insel Helgoland. Sie war zur Doggerlandzeit ein weithin sichtbares Kult- und Führungszentrum von Clan-Chiefs oder Sippen-Häuptlingen, denn aus Helgoland kam der damals so überaus begehrte, wichtige Feuerstein, noch dazu der heißbegehrte rote und gelbrote. Jetzt erst, nach der Doggerland-Erkenntnis, rundet sich das Verstehen um die uralte kultische Bedeutung der „Heiligen Insel“. In der Bronzezeit war sie, wie ein majestätisches Ziel, über einen langen Landrücken von der heutigen Eiderhalbinsel aus zu erreichen. Bis die skandinavischen Eisschilde immer mehr schmolzen, der Meeresspiegel weiter anstieg und Doggerland über Jahrhunderte langsam im Meer versank, allein eine Insel wechselnder Ausformungen blieb übrig, die Doggerbank. Aber auch diese wurde 6.200 v.0 bei einem Tsunami - von der norwegischen Küste her anrollend - vernichtet. Ab ca. 5.000 v.0 bis zum Jahre 0 stieg der Meeresspiegel weiter an. Um 6.000 v.0 war die Küstenlinie bis zum Nordrand der heutigen West- und Ostfriesischen Inseln vorgerückt. Die Festlandbrücke zwischen Südschweden und Dänemark wurde überflutet und die dänischen Inseln teilten sich etwa in die heutigen Küstenverläufe. Die Ablagerungen des Weichsel-Spätglazials wird nach dem Stand des Eisrückzuges in vier Stadien untergliedert: Germaniglazial (Deutschland wird eisfrei), Daniglazial (Dänemark wird eisfrei), Gotiglazial (Gotland wird eisfrei) und Finiglazial (Finnland und Norwegen werden eisfrei). In die tundrenartige Flora wanderten zunächst sogenannte Pionierbaumarten, wie die Birken und die Kiefern ein. Dann kamen mit zunehmender Temperatur der Haselstrauch. Von 5.500 bis 2.500 v.0 dehnten sich die Mischwälder mit Eichen, Linden, Ulmen und Eschen aus. Jetzt erst begann eine Wanderfreiheit der Nordmenschen, die in Zeiten des Weichsel-Hochglazial nicht oder nur in wärmeren Zwischenphasen möglich war. Der helle Mensch entwickelte sich dort, wo bis heute sein Hauptrassepool anzutreffen ist, in Nordwesteuropa. Eine frühe aufgehellte Gruppe wird in Richtung Südosten an den landschaftlich schönen, fruchtbaren, großen „Schwarzmeer-“ bzw. Süßwasser-Binnensee ausgewichen sein.
Das große südosteuropäische Binnenmeer, das Schwarze Meer, ist über die Enge des Bosporus und den Dardanellen mit dem östlichen Mittelmeer verbunden. Vor ca. 15.000 Jahren stiegen die Temperaturen an. Das abschmelzende Gletschereis setzte große Mengen von Süßwasser frei, das durch die damals schon vorhandenen Flusskanäle von Donau, Dnepr und Don ins Binnenmeer einflossen. Zu Beginn des Holozäns (vor ca. 11.700 Jahren) lag der Meeresspiegel noch deutlich unter dem des Mittelmeeres. Infolge des Anstiegs vom Weltmeerspiegel, stieg auch der Pegel des Mittelmeers bis zu dem Punkt, an dem ein gewaltsamer Durchbruch durch den Bosporus in das sich bildende Schwarze Meer entstanden sein muss. Man spekuliert, zu welchem Zeitpunkt diese Katastrophe passiert sein wird. Es gibt Autoren, die gehen von 5.510 v.0 aus. Das wäre ein Zeithorizont der etwa mit der Nordwanderung von Bandkeramikergruppen zusammenfällt und mithin ihren Wanderimpuls erklären würde. Die europäischen mythologischen Sintflut-Sagen werden hier ihre Begründung erfahren haben. Wir vernehmen von der großen Flut im griech. Mythos von der „Deukalionischen Flut“: Zeus strafte die Menschen, so dass nur Deukalion und Pyrrha überleben, deren Sohn Hellen zum Stammvater der Hellenen (nordische Griechen) wurde. Auch die germ. Prosa-Edda, Veda-Texte, das Gilgamesch-Epos, Atrahasis-Epos und in Bibel-Texten erscheint das Sintflut-Thema. Das heutige salzhaltige Schwarze Meer war einstmals ein viel kleinerer Binnensee, an dessen Ufern sich das fruchtbarste Kulturleben abgespielt haben mag und nordite blonde Menschen lebten, die im innigen, verwandtschaftlichen Verkehr mit Nordeuropa korrespondierten, wie nicht wenige archäologische Funde vermuten lassen.
Am späteiszeitlichen Fundplatz von Gönnersdorf, im Neuwieder Becken, fand man über 450 Schieferplatten mit gravierten Frauenfiguren aus der Zeit von ca. 14.500 v.0. Damals schon hatte der Mensch Sinn und Können das Gesehene ins selbst geschöpfte Bild umzusetzen. Aus den nordeuropäischen Jägergruppen der Hamburger-Kultur (13.700 - 12.200 v.0), nördlich der Mittelgebirgswellen, in Norddeutschland, den Niederlanden, Dänemark und Pommern, die zur Zeit der ersten Wiedererwärmung archäologisch fassbar sind, gingen jene der Ahrendsburger-Kultur (10.760 - 9.650 v.0), der Maglemoose- (9.000 - 6.500 v.0) und Kongemose-Kultur (6.000 - 5.200 v.0) und der Ertebølle-Ellerbek-Kultur (5.500 - 4.000 v.0) hervor -, sie wurde nach Fundplätzen auf der Kimbrischen Halbinsel benannt. Die ältesten Belege für den Gebrauch von Jagdbogen stammen aus archäologischen Bodenfunden komplett erhaltener Pfeile aus dem Stellmoor dar Ahrendsburger Kultur, etwa 10.000 v.0. Parallel zur Trichterbecher- und Schnurkeramik-Kultur bestand die Grübchenkeramische Kultur die ihren Namen erhielt von den Verzierungen ihrer spitz- oder flachbodigen Töpferwaren. Sie entwickelte sich in der Mittelsteinzeit (9.600 - 6.000) und ist bis ins 3. Jahrtausend v.0 fassbar. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich von Südnorwegen über die Küstenregionen und Inseln der Ostsee, Dänemark, Insel Gotland, Insel Åland, Schweden, Baltikum bis zum Dnepr und Don, wahrscheinlich über den Ural hinaus. Während der Laufzeit dieser Kultur hat sich das Nordland um vier Meter gehoben. Auf dem schwedischen Festland sind mehr als 60 Pfahlbau-Wohnplätze dieser Wildbeuter belegt. Ab etwa 4.300 v.0 ging auch die Grübchenkeramische K. in der Trichterbecher-Kultur (4.200 - 2.800 v.0) auf, in die alle einzelregionalen Entwicklungen einündeten, die im Wesentlichen erwuchs aus den beiden Bevölkerungselementen der nordischen Küstenjägergruppen und den aus Zentraleuropa nach Norden vorrückenden Bandkeramiker-Siedlungen, in welchen echte Bandkeramiker lebten, die sich mit jägergenetischer Urbevölkerung mischten aber auch Autochthone die sich von der neuen bäuerlichen Lebensweise überzeugen ließen. Als um 6.500/6.200 v.0 die Kreidefelsverbindung zu England zerbrach, wurde der Ärmelkanal-Bereich und das Doggerland überflutet und in einer Serie verheerender Sturmfluten die dänischen Inseln und Großbritannien vom europäischen Festland abgetrennt. Diese für die Nordvölker verheerenden Überflutungen werden bereits Abwanderungsbewegungen der sich bedroht fühlenden Völker hervorgerufen haben. Dass sich das dann konsolidierende Trichterbecherreich, aufgrund der Fundlage, als recht einheitlicher Kulturraum darstellt - möglicherweise regional oder schon zentral gelenkt, mit indogermanischer Ursprache (?) - erkennt die heutige Spatenwissenschaft an. Aus ihrem ethischen und kulturellen Einflussraum ergossen sich die Völkerströme in die klimatisch günstiger erscheinenden Länder.
DIE ENTSTEHUNG DER ART
Die Bandkeramische Kultur, auch Linienbandkeramische K. soll - nach derzeitiger Lehreinung - die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit sein, obwohl vor ihrem Eindringen im Norden bäuerliche Strukturen nachweisbar sind. Die Ausbreitung begann wahrscheinlich ungefähr 5.700 v.0 vom Neusiedler See aus, jedenfalls vom europäischen Südosten herkommend, inform eines Impulses zur landbebauenden Lebensform, die durch die Klimaerwärmung möglich wurde. Das „Bondestenalter“ (Bauernsteinzeit) mit Viehhaltung begann in Dänemark um 4.000 v.0 und dauerte bis 1.700 v.0. Etwa gleichzeitig mit dem Vorrücken nach Norden und Westen der genetischen Bandkeramiker und den zur Landwirtschaft übergehenden mitteleuropäischen Ureinwohner, fuhren jene, die nordischen Küsten beherrschenden jütländischen Ertebølle-Seekriegermannschaften, in die Flussläufe hinein, um beutemachend ins nord- und mitteleuropäische Binnenland vorzudringen. Aus der Vermischung und gegenseitigen Bereicherung ging schließlich die atlantische-indogermanische Trichterbecherkultur mit ihrem robusten, agilen Rassetypus hervor (Carl-Heinz Boettcher, „Der Ursprung Europas: Die Wiege des Westens vor 6000 Jahren“, 2000).
Die Vorfahren der heutigen Europäer sind nicht die lange vermuteten Ackerbauern, die vor etwa 7.500 nach Europa eingewandert sind, sondern die autochthonen alteuropäisch-steinzeitlichen Jägergruppen, die schon seit 40.000 Jahren in Europa ansässig waren. So lautet das Ergebnis von DNA-Vergleichen einer neuen Studie. Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien die Erbsubstanz der ersten europäischen Ackerbauern untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die heutigen Europäer mit den Ackerbauern der Jungsteinzeit genetisch kaum übereinstimmen. „Unsere Ergebnisse deuten vielmehr darauf hin, dass wir Europäer von altsteinzeitlichen Sammlern und Jägern abstammen“, erläutert Juniorprofessor Dr. Joachim Burger vom Institut für Anthropologie. Kennzeichnend für den Beginn von Ackerbau und Viehzucht in Mitteleuropa vor etwa 7.500 Jahren ist die Linearbandkeramische Kultur (LBK). Es handelt sich hierbei um eine der ältesten bäuerlichen Kulturen der Jungsteinzeit, die ihren Ursprung im europäischen Südosten hatte (Region Ungarn / Slowakei) und sich in nur 500 Jahren bis zum Pariser Becken und in die Ukraine ausbreitete. Einige archäologische Studien lassen vermuten, dass die alteuropäischen Jäger und Sammler selbst sehr schnell zum Ackerbau übergegangen sind, ohne dass es zu einer nennenswerten genetischen Durchmischung mit diesen südosteuropäischen Bauern gekommen wäre. „Eine wirklich beweiskräftige Untersuchung von DNA alter Skelette hat unseres Wissens jedoch bislang niemand veröffentlicht“, so Burger. Die von seinem Stab vorgelegte Studie rekonstruiert erstmals mit Hilfe einer DNA-Analyse die Vorgänge bei der Einführung des Ackerbaus zu Beginn der Jungsteinzeit. Um das Rätsel der Abstammung zu lösen, haben die Forscher 57 menschliche Skelette an 16 Plätzen der LBK-Kultur in Deutschland, Österreich und Ungarn gesammelt. Zu den Fundstellen gehören so bekannte archäologische Siedlungen wie Flomborn, Schwetzingen, Eilsleben, Asparn-Schletz, aber auch neue Ausgrabungsstätten wie Halberstadt. DNA wurde sowohl von Knochen als auch von Zähnen entnommen. Die Analyse erfolgte an DNA der Mitochondrien, die ausschließlich über die mütterliche Linie weitergegeben wird - damit können genetische Linien ungebrochen im Verlauf der Zeit verfolgt werden. Burger und sein Mitarbeiter Wolfgang Haak fanden in den Proben einen DNA-Typ vor, der bei heutigen Europäern äußerst selten vorkommt. Dieser charakteristische und seltene N1a-Zweig fand sich bei sechs der 24 Individuen. „In der weltweiten Datenbank mit 35.000 modernen DNA-Linien weisen weniger als 50 Europäer heutzutage diesen alten Bauern-DNA-Typ auf“, erläutert der Genetiker Dr. Peter Forster von der University of Cambridge. Computersimulationen seines Kollegen Dr. Shuichi Matsumura ergaben, dass diese ersten Bauern auf unseren heutigen Genpool nur einen begrenzten Einfluss gehabt haben können. „Daher erscheint es uns jetzt eher wahrscheinlich, dass Sammler und Jäger unsere Vorfahren waren“, schließen Burger und Haak aus den Ergebnissen. (Artikel Universität Mainz, 14.11.2005)
Die Kreisgrabenanlage von Goseck in Sachsen-Anhalt wurde um 4.800 v.0 errichtet und ist somit das bisher älteste bekannte Sonnenobservatorium der Welt. Mit Hilfe des hölzernen Sonnentempels bestimmten die priesterlichen „Herren der Zeit“ die genauen Saat- und Erntezeiten. Die astronomische Beobachtungsstätte Goseck hatte drei Tore und einen Durchmesser von 75 Metern. Für die authentische Rekonstruktion wurden 1.675 Eichenstämme an der Stelle in den Boden gerammt. Das Heiligtum ist älter als Ägyptens Pyramiden. Das Südosttor ermöglichte ein exaktes Anpeilen des Sonnenaufgangspunktes zur Wintersonnenwende am 21. Dezember etwa 5.000 v.0. Das Südwesttor ist auf den Sonnenuntergangspunkt ausgerichtet. In den Holzpalisaden der Kreisanlage gibt es spezielle Aussparungen, so genannte Zeitmarken, durch die an bestimmten Tagen im Jahr die Sonnenstrahlen fallen. Dazu gehören der 9. April, der 1. Mai, der 1. August und der 4. September. An diesen Tagen versammelten sich die mitteldeutschen Frühmenschen vor 7.000 Jahren zu rituellen Festen im Sonnenobservatorium Goseck und huldigten ihren Gottheiten einer Fruchtbarkeitsreligion. Neben etlichen anderen gibt es eine wahrhaft meisterliche Himmelsbeobachtungsstätte aus der mittleren Jungsteinzeit bei „Meisternthal“ im Isar-Donaubogen. Sie ist als exakte Nord-Süd-Ellipse mit zwei Beobachtungs-Brennpunkten konzipiert, 3.000 Jahre vor dem britannischen Stonehenge, das zu dieser Zeit noch nicht einmal angedacht war. In seiner heute bekannten Form entstand Stonehenge es erst um 1.500 v.0. Eine Dresdener-Anlage gehört zu den größten ihrer Zeit. Insgesamt - so wurde berechnet - schleppten hier die Stichbandkeramiker um 400.000 Zehn-Liter-Eimer Erde beiseite. Das größte bayerische Bauwerk ist die Kreisgrabenanlage von Unternberg-Künzing. Knochenfunde und Holzkohlereste bestimmen den Baubeginn: 4.800 bis 4.600 v.0. Ihr Rondell hat einen Durchmesser von 100 Metern und besteht aus zwei inneren Holzzäunen und zwei fünf Meter tiefen Gräben. Für das Ausheben des auffällig tiefen Doppelgrabens und die Errichtung der Palisaden aus rund 2.000 Stämmen errechneten die Archäologen einen Aufwand von mindestens 3.300 Manntagen. Gut organisiert müssen die damaligen Mitteleuropäer bereits gewesen sein. Inwieweit die Vinca-Kultur, die am Unterlauf der Donau und dem Nordbalkangebiet entstand (5.400 - 4.500 v.0) übermittelnde oder anregende Funktion einnahm, ist noch nicht schlüssig zu beantworten. Die Kultur erhielt ihren Namen von einem Fundort am rechten Steilufer der Donau bei Belgrad, nahe der Mündung des Flusses Bolecica. Bei Parța in Rumänien wurde ein 11,5 Meter langer und 6 Meter breiter Altarraum gefunden, der aus zwei Teilen, der Altarkammer und der Opferstelle besteht. Auf dem Altar befinden sich zwei Symbole der Fruchtbarkeit, eine weibliche Gottheit und ein Stier. Möglicherweise diente der Tempel auch als Kalender, denn zur Zeit der Tagundnachtgleiche fiel das Licht durch einen Spalt und beleuchtete den Altar. Die Schriftzeichenfunde der Vinca-Leute stammten aus dem 6. Jahrtausend v.0, sind also um 2.000 Jahre älter als die ältesten Schriftfunde in der Gegend des früheren Babylon. Ein bekanntes Magazin schrieb 1990: „Die ,Wiege der Zivilisation‘ stand nicht, wie die Forscher bisher glaubten, in Vorderasien, sondern in Europa. Jahrtausende vor den sumerischen Tempelschreibern verwendeten Priester Alteuropas die ersten Schriftzeichen der Menschheitsgeschichte. Der Lehrsatz ,ex oriente lux‘ hat im Lichte dieser Erkenntnisse ausgedient.“ Der deutsche Archäologen Günther Dreyer wies nach, dass die ältesten Schriftfunde in Ägypten aus der Zeit 3.400 v.0 stammen und damit ebenfalls älter sind als die ältesten Funde im Zweistromland. Auch die nahe Warna-Kultur (im heutigen Bulgarien) - genannt nach dem Gräberfeld der bulgarischen Stadt Warna - besitzt goldreiche Gräber der Kupferzeit (4.600 - 4.200 v.0.) mit 17 oder 18 Schriftzeichen auf Keramiken (Stempel von Siedlungshügel bei Karanovo / Bezirk Sliven - Nat.-Mus. Sofia). Die gefundenen, in Hockerlage beigesetzten Skelette erreichten die Höhe von 1.60/1.65 m, alle Toten waren zu Lebzeiten gut gebaute, muskulöse Leute. Das häufigste Verzierungsmuster auf den Tongefäßen ist der Kreis, das Symbol die Sonne, die das Leben in der Natur sichert.
Die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur (2.300 - 1.600 v.0), benannt nach einem Fundort in Böhmen, bestimmte Mitteldeutschland, Böhmen, Mähren, Schlesien; auch sie übte die althergebrachten Hockergrab-Beerdigungen, wobei die Toten beiderlei Geschlechts nach Osten zum Sonnenaufgang schauen. Die sog. „Himmelsscheibe von Nebra“, gefunden auf dem „Mittelberg“ bei Wangen an der Unstrut, wird auf ein Alter von 3700 - 4100 Jahren geschätzt, ist ein Produkt der bronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur. Die kreisförmige Bronzeplatte mit ihren Applikationen aus Gold stellen astronomische und mythisch-astronomische Symbole dar. Der Fund gilt als die weltweit älteste konkrete Darstellung von Himmelsphänomenen bzw. Funktionen der luni-solaren Jahresorganisation. Die Scheibe wurde etwa um 1600 v.0 vergraben, während ihr Herstellungsdatum auf 2.100 bis 1.700 v.0 geschätzt wird. Als Schnurkeramiker-Kultur (oder Streitaxt-Kultur) wird ein Kultur-Ereignis, eine Art Kultur-Invasion der Kupfersteinzeit zur Bronzezeit bezeichnet (2.800 - 2.200 v.0). Sie wird als Schnurkeramik nach ihrer charakteristischen Gefäßverzierung benannt, bei der mit einer Schnur umlaufende Vertiefungsmuster in den Ton eingedrückt wurden. Neue Bestattungssitten und der Leitfundtyp von bootsförmigen Streitäxten kamen hinzu. Typisch sind Grabhügel-Einzelbestattungen in Ost-West-Achse, bei seitlicher Hockerlage. Männer und Frauen bettete man in entgegengesetzte Richtungen. Bei Toten der mitteleuropäischen Schnurkeramik liegen die Frauen linksseitig mit dem Kopf nach Osten, die Männer rechtsseitig mit dem Kopf nach Westen. Blickrichtung der Toten ist dabei Süden. Im östlichen Mitteleuropa und Ukraine herrschte gleiches Prinzip, dass Frauen stets linksseitig und Männer rechtsseitig bestattet wurden, allerdings ist die Haupt-Totenlage die Nord-Süd-Achse, die Totenblickrichtung also nach Osten. Es handelte sich primär um eine kulturelle Strömung bzw. religiöse Reformbewegung, die aus der bäuerlichen autochthonen Kultur erwuchs. Im Gegensatz zu frühren Auffassungen, gab es keine größeren Bevölkerungsverschiebungen, sondern die Übernahme bzw. gedankliche Neuausrichtung der längst ansässigen Stammbevölkerung. Die alten Gräber wurden geachtet, die Schnurkeramiker waren Einheimische einer jüngeren Kulturstufe. Deshalb verteilte sich der schnurkeramische Gedanken ziemlich flächendeckend. Dafür sprechen auch die Ergebnisse skandinavischer Wissenschaftler die eine genetische Kontinuität ihrer Bevölkerungen seit der Megalithära bis auf unsere Zeit feststellten. In Mitteldeutschland scheint das impulsgebende Zentrum der Schnurkeramiker gelegen zu haben. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich von Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, nach Norddeutschland, den Niederlanden, Süddeutschland, ins Elsass, die Schweiz, Böhmen, Mähren, Österreich, Pommern, Posen, Ostpreußen, zum Baltikum, Mitteljütland, griff von dort auf das östliche Dänemark über, Südschweden und bis zur oberen Wolga. Eine sehr unterschiedliche Gruppe kann in Osteuropa lokalisiert werden. Die meisten Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass die Schnurkeramiker die gemeinsamen direkten Vorfahren der Germanen, Balten, Pruzzen, wahrscheinlich auch der Kelten und Italiker sind, natürlich auch die der späten Mischpopulation der Slawen.
Eine sich bewusst abgrenzende, sehr viel fremder erzeigende Kultbewegung kam aus dem tiefen Südwesten nach Europa hinauf. Es war die endneolithische Kultur der Glockenbecherleute, die von Marokko, jedenfalls über die Iberische Halbinsel, Portugal, nach Norden ausgreifend, in Süd-, West- und Mitteleuropa (2.600 - 2.200 v.0) bis zur Nordspitze Dänemarks, auch auf der britischen Insel bis ca. 1.800 v.0 und ungarische Tiefebene in Erscheinung trat. Sie müssen eine eigene, eine Glockenbecherideologie mitgebracht haben. Die Glockenbecherkultur ist in Europa nicht flächig verbreitet, sondern bildete inselartige Fundkonzentrationen. Die Glockenbecher waren zunächst allerdeutlichst Fremdlinge -, möglicherweise räuberische. Sie weisen ausgeprägte Rundköpfigkeit auf, waren sehr bewegliche, berittene Gruppen und schätzten als Waffen Pfeil und Bogen. Sie müssen über Kenntnisse der Kupfermetallurgie verfügt und diese Fähigkeit für händlerische Möglichkeiten zum Tausch von begehrten Werkstoffen über größere Distanzen wahrgenommen haben. Die Fundlage vermittelt den klaren Eindruck, dass sich die Schnurkeramiker und die Glockenbecherleute über lange Zeiträume gegenseitig aus dem Weg gingen, sie schlossen sich in ihrer Verbreitung weitgehend aus, lebten lange ohne Fühlungnahme nebeneinander her. Als Eindringlinge aus dem Südwesten versuchten sie sich in Nordeuropa mit mörderischer Aggressivität durchzusetzen. Schon an der spanischen Costa Brava stießen Archäologen auf ein Massengrab mit 200 Leichen, die überwiegend das Opfer von Pfeilschüssen geworden waren, die Einwanderer hatten ganze Arbeit geleistet. Die Fachwissenschaftler Anja Stadelbacher / Marion Ben in „Das Glockenbecher-Phänomen“, 1995 vermitteln die Sonderhaltung dieser Eindringlinge: „Die beschriebenen Merkmale zeigen, daß sich die Glockenbecherpopulation bewußt zu erkennen gab und sich gegen die einheimische Bevölkerung absetzen wollte. In einigen Provinzen kann ihr Siedlungsverhalten oder die Bestattungsweise auch als ein Sich-Ausgrenzen von anderen Gruppen verstanden werden. Dieses Abgrenzen scheint uns eines der wichtigsten und aufschlußreichsten Kennzeichen des GBP zu sein [...] Es gibt dem GBP das einheitliche Gepräge, gibt ihm innere Stärke sowie seine Überlegenheit nach außen und erklärt auch, warum es kaum zu Mischformen oder zur Übernahme von anderem Kulturgut kam. Dies mag zwar in Widerspruch zu bisherigen Aussagen stehen, doch konnten wir nicht viele Fremdformen in echten Glockenbecherkomplexen finden, lediglich in späten Entwicklunsphasen kommt es dann zu den bekannten Einflüssen bzw. zu Einwirkungen des GBP auf einheimische Kulturen. […] Im Zusammenhang mit dem beschriebenen kulturellen Verhalten der Glockenbecherleute deuten wir dies ebenso als ein Manifestieren seines Selbstverständnisses gegenüber der traditionell ansässigen Gruppe: Man übernimmt nicht etwa die vorhandenen Totenstätten, sondern nutzt den traditionellen Ort der Bestattung, überprägt ihn mit neuem Grabritual, mit neuem Gedankengut. Ein gutes Beispiel dafür ist die Nekropole von Petit Chasseur. Ein vorhandenes Grab wird von den Glockenbecherleuten weiter benutzt, der alte Ritus aber offensichtlich nicht weitergeführt; daneben werden dann ähnliche Gräber (Steinkisten) neu erbaut oder noch deutlicher: Man überprägt die anthropomorphen Stelen mit ihren endneolithischen Darstellungen und schafft einen neuen Stil mit neuartigen Darstellungen, mit Glockenbecherornamentik und -ausstattung. Es werden also altbekannte materielle Ausdrucksmittel benutzt, um neue Inhalte zu vermitteln.“ Die Frage, ob die Glockenbecherleute hellhaarig gewesen sein könnten, kann zunächst kaum beantwortet werden, möglich aber wäre es. Waren sie es nicht, wie anzunehen ist, stellt sich die Frage auf welche Weise sie aus dem deutschen Volkstum wieder verschwunden sind ?
DIE GROSSSTEINGRÄBERLEUTE
Die nautische Kultur des nordischen Wasser-Land-Mischgebietes um Nord- und Ostsee produzierte erzwungenermaßen wettergestählte Männer deren Leidenschaft die Seefahrt werden musste. Im Jahre 1882 wurde ein Stück Rentiergeweih aus dem Hafenbecken von Husum geborgen, das 1980 als halber Bootsspant identifiziert werden konnte. Das Alter des Fundstückes aus der Ahrendsburger Kultur wird auf ca. 10.500 Jahre datiert. Es handelt sich um den ältesten Bootsfund der Erde. Mein Freund Dietrich Evers rekonstruierte das steinzeitliche Boot, er machte mit seinem Nachbau Probetouren im Bremerhavener Hafenbecken; es kann im „Deutschen Schifffahrtsmuseum“ beschaut werden. Langsam schoben sich die Wälder nordwärts und noch lange waren Graslandschaften vorherrschend. Die Rudermannschaften der doggerländischen- und kimbrischen Ertebølle-Ellerbek-Leute suchten, sobald es möglich wurde, den Weg zum Nordkap hinauf, wo im Winter die Sonne etwa zweieinhalb Monate lang unterhalb des Horizontes bleibt, doch im Sommer zweieinhalb Monate als Mitternachtssonne sichtbar ist. Eindrücke, welche die nachhaltigsten religiösen Vorstellungen ausgelöst haben müssen. Mutige Ausgriffe nordisch-doggerländischer Bootsmannschaften nach Süden sind gleichermaßen anzunehmen. Sie haben alle erreichbaren atlantischen Küstenregionen besucht, sich auch niedergelassen und Pflanzstätten des nordischen Sonnenglaubens gegründet. Kulturtransfer ist in diesen frühen Perioden im Schwerpunkt von Nord nach Süd anzunehmen, nicht umgekehrt, von günstigen in die unwirtlicheren Zonen hinein.
In der fortgeschrittenen Trichterbecherzeit entwickelten die Norditen den Typ des „Ur-Dolmen“ (Steintisch) als Grabstätte, der am Anfang jener grandiosen Entwicklung aller folgenden Großsteingräber-Anlagen der Trichterbecher-Kultur steht. Die Megalithiker (Großsteingäberbauer) glaubten demnach an ein Leben nach dem Tod, ebenso wie ihre Vorgängerkulturen. Dafür sprechen die vielen Grabbeigaben, wie Tongefäße mit Nahrung, Waffen, Werkzeuge und Schmuck, Bernsteinperlen, Tierzähne, kupferne Anhänger. Der Ur-Dolmen kommt um 3.500 v.0 beinahe im gesamten Verbreitungsraum der nordischen Megalith-Architektur vor, allerdings nicht in den Niederlanden, wohl wegen des fehlenden Baumaterials. Die größte Ansammlung ist in Schleswig-Holstein und Jütland zu registrieren. Um diese Zeit - ca. 3.500 v.0 - begann in der Geschichte des Nordens die Entwicklung zur bäuerlichen Dorfentwicklung. Die Megalithanlagen dienten den Gemeinschaften als Totenhäuser. Sie waren von runden Stein- oder Erdhügel überdeckt, die in Deutschland als Hünengräber bezeichnet werden. In einzelnen klimatisch günstigen nordwestlichen Küstenregionen entwickelten sich mächtige Kulturzentren, die ihrerseits wieder jüngere Impulse in den höheren Norden zurücksandten. Verbreitungskarten megalithischer Bauweisen - in Südschweden, Dänemark, Norddeutschland bis Pommern und im Westen Südengland, Irland, Niederlanden, der Bretagne, Frankreich, der Iberischen Halbinsel, Sardinen, Korsika, bis zu den nordwestafrikanischen Küsten - sprechen eine recht klare Sprache, nämlich vom gleichen Formwillen der sicher nicht nur geistesverwandten Megalithiker.
In den Niederlanden verschwanden die meisten Megalithen bis auf 54, sie wurden für Bauarbeiten, Deichverstärkung und Pflasterstraßen verwendet. Doch die bäuerliche niederländische Gemeinde Borger-Odoorn, in der Provinz Drenthe, liegt in einem Gebiet mit einer Vielzahl von Großsteingräbern. Die größte Megalith-Anlage befindet sich in Borger; direkt daneben wurde ein „Hunebedcentrum“ („Hünengrabzentrum“) errichtet. In einem Schreiben des Klosters „Ten Nije Licht“ aus dem Jahr 1327 wird der Ort „Oderen“ genannt, in einem Manuskript von 1393 „oods“, in einem von 1545 „Oideren“ und 1548 heißt es „die pastoer von Oderen". Auch der Chor der Kirche von Odoorn besteht aus einem Granitfelsen der aus einem Dolmen genommen wurde. Diese Gegebenheiten genügen, um bei der Stätte Oderen einen altgläubigen-altgermanischen Kultplatz der „Oding-Religion“ zu vermuten. Die Megalith-Kultur erwuchs erkennbar aus dem Gedankengut von Impulsgebern gleichartiger norditer Blondrassen. Die Überprüfung dieser Vermutung ist für Frankreich, Portugal und Spanien kaum noch möglich, weil dorthin, seit der Latène-Zeit bis zur mittelalterlichen Völkerwanderung, zu viele keltisch-germanische Blondrassen einzogen. Aber sowohl die Guanchen-Bevölkerung der 7 Kanarischen Inseln, wie auch die vorantiken blonden und blauäugigen Tjemehu der Megalithzonen nordwestafrikanischer Küstenstreifen, mit ihren hellen berberischen Nachkommen, bestätigen mein Denkmodell. Man nannte die „Ureinwohner“ Nordafrikas, die Berber, in der Antike Numidier, deren historische nordafrikanische Siedlungsräume, weite Teile vom marokkanischen Riff-Atlas bis zu den heutigen Staaten Algerien und Tunesien umfassten. Das Aussehen der Numidier - war zwangsläufig gleich dem ihrer tjemehudischen Urvorfahren - griechisch-europid, wie es das Münzbild des numidischen Königs Massinissa (238 - 149 v.0) zeigt. Auch das vorhandene Kopfbüsten-Porträts des Numidier-Königs Juba I. (-46 v.0) entspricht völlig dem eines rein nordischen bzw. griech. Mannes. Ebenso sein Sohn Juba II. (ca. 50 v.0 - 23 n.0), der König von Mauretanien, dessen Münzbild und die Kopf-Porträts ihn mit völlig gerader griechischer Nase zeigen. Als Schriftsteller schrieb er auch über Libyen sowie über eine See-Expedition zu den Kanarischen Inseln.
Bootsmannschaften, die aus dem Norden kommend, sich an den Küsten des Atlantischen Ozeans und des stürmischen Golfs von Biskaya entlang getastet hatten, stießen auf die spanischen Nordküsten von Asturien, Galicien und Kantabriens. Neben unbezwingbaren Steilküsten gibt es dort kleine Ankerbuchten und traumhafte Strände. Die dortige frühe Besiedlung beweisen mehrere Höhlen mit steinzeitlichen Malereien von Tier- und Menschendarstellungen, die um 25.000-10.000 Jahre alt sind. Asturien und Galicien sind zum Osten hin geprägt von mächtigen Bergketten, über die eine Besiedelung nicht erfolgt sein kann. Diese Bergketten Galiciens schotten die Region vom übrigen Spanien ab. Hier findet man Hunderte Dolmen aus der Megalithkultur und - ebenso wie im skandinavischen Norden - bronzezeitliche Felsritzungen. Die megalithischen und Felsbild-Anregungen müssen also über See, aus ihren Kulturzentren im Norden, hergekommen sein. Erste Megalithanlagen wurden hier ab 4.000 v. 0 errichtet. In später Bronzezeit bzw. Eisenzeit (1.000 / 400 v. 0) entstanden befestigte Siedlungen, zumeist an geschützten Hanglagen oder auf Hügeln. Die hier vorhandenen Felsbilder gehören einer älteren und einer jüngeren Besiedelungsschicht an, wobei die nachmegalithische noch klarer von der nordischen „Hirschkultur“ geprägt ist. Ein älterer Stil, gekennzeichnet durch Rollen, Bänder, Kreise, Labyrinthe, findet seine Entsprechung z.B. im vorkeltischen Irland. Der jüngeren Schicht verleiht der Hirsch, die Hinde, das Gepräge. Genau wie im schwedischen Bohuslän stehen die Hirschbilder eindeutig mit Sonnensymbolen in Beziehung. Auf jener der Stadt Pontevedra vorgelagerten Morraza-Halbinsel gibt es noch um 5.000 Hügel der megalithischen Großsteingräber. In Richtung Fentáns (Cotobade) liegt die Felsbildregion „Chan da Lagoa“, mit Labyrinthen und Hirschen. Auch die Felsritzung von „Chan do Lagoa“ zeigt den Hirsch am Eingang zum Sonnen-Labyrinth. Die zentrischen Kreise, Spiralen, Radkreuze, Näpfchen-Steine und überhaupt der gesamte Charakter dieser Felsbilderwelt muten an wie schwedische Hellristningar (Felsritzungen). Manche Motive, wie das der „gestilten Kreisornamente“, gleichen exakt den schwedischen. Es gibt hier zentrische Kreisbilder, wie die vom „Monte Teton Ecoparque Arqueolóxio“ und „Monte de Correxins“. Dass die Menschen in diesem Raum Nordwestspaniens, namentlich Kantabriens - wie es an den megalithischen und bronzezeitlichen Felsbildfunden ablesbar ist - aus Nordeuropa eingewandert sind, beweist ihre Zugehörigkeit zur Haplogruppe V (XX-DNA weiblich), die ebenso in Skandinavien, Niederlanden und Norddeutschland, England - laut moderner Gen-Wissenschaft - vor 12.000 Jahren in Nordeuropa entstanden sei. Von Galicien aus, an den Küsten entlang nach Süden, wird sich der megalithische Grabbaugedanken - wie auch die mit ihm verbundenen religiösen Vorstellungen bezüglich Stieropferkult und Sonnenverehrung - weitergepflanzt haben, zu den Südküsten der Iberischen Halbinsel, zu den Nordküsten Afrikas, den Balearen, Sardinien, Korsika und Westsizilien --; und nicht von der fern im Osten liegenden Steinzeitkultur der kleinen Insel Malta aus, die eine solche wuchtige Strahlkraft nie entwickelt haben konnte -, und auf der die Megalithgräber auch nicht anzutreffen sind.
Abb. 3 - Guanche von Juan Carlos Mora
Die ersten Guanchen wanderten vermutlich ab etwa 3.000 v. 0 von Nordosten auf die Kanaren ein, sie sind als Ur-Tjemehu zu deuten, sind also mit den hellhäutigen Berbern eng verwandt. Zufolge spanischer historischer Aufzeichnungen lag die Statur der Guanchen-Männer zwischen 1,75 und 1,82 Meter, dazu gut entwickelt, mit starken Knochen, die auf große Kraft schliessen lassen. Viele hatten hellblaue Augen und blonde Haare -, die Frauen waren um 1,60 groß. Damit waren die Guanchen um mindestens zehn Zentimeter größer als die spanischen Eroberer im 15. Jahrhundert. Sie hinterließen buchstabenähnliche Zeichen und Felsritzungen und -malereien, deren Bedeutungen bis heute unklar bleiben. Von der Kunstfertigkeit der Guanchen zeugen etliche Höhenmalereien. Auf Gran Canaria beispielsweise ist die Cueva Pintada bei Gáldar mit schönen roten, weißen und schwarzen Mustern bemalt. Die Altkanarier waren über die steinzeitliche Stufe ihrer Ankunft nicht hinausgekommen, da entsprechende Erze auf den Inseln nicht vorkamen. Die Töpferei - ohne drehende Töpferscheibe - war bekannt, auch das Rad kannten sie nicht. Dass sie keine Schifffahrt gekannt haben sollen, ist schwer zu glauben. Die Leichen der Stammesältesten wurden mumifiziert. An einigen Schädeln fand man Anzeichen einer Trepanation, einem operativen Öffnens des Schädels. Sie verfügten also über das steinzeitliche medizinische Wissen Nordeuropas. Die besten geglückten Steinzeit-Trepanationen fand man im Brandenburgischen. In den Adelsstand kamen die Guanchen nicht durch Geburt, sondern durch besondere Leistungen und Prüfungen. Ein Feudalsystem war ihnen noch unbekannt geblieben. Die Guanchen errichteten Pyramidenkomplexe mit astronomischen Ausrichtungen zum Sonnenuntergang, zur Zeit der Sommersonnenwende. Die Treppen führen von einem unteren Platz zu der Spitze jeder Pyramide, sie sind immer an der westlichen Seite angebracht, so dass der sie Besteigende sich der aufgehenden Sonne gegenüber sieht. 1995 wurde eine Gruft mit 20 Mumien der Guanchen-Könige gefunden. Es gab mit den Harimaguadas eine besondere Klasse von Seherinnen und Priesterinnen, deren Wort oft mehr als das der Könige galt. Harimaguadas hatten eigene Höhlenklöster, wie sie auf Gran Canaria gefunden wurden und genossen als „Kornwächterinnen“ eine ähnliche Rolle wie die Demeter-Priesterinnen bei den eleusinischen Mysterien Griechenlands. Diese Heilrätinnen pflegten den steinzeitlichen Kult der Muttergöttin, der seine Nachfolge in der leidenschaftlichen Marienverehrung der Kanarier findet. „Man sieht klar und deutlich, dass die Eingeborenen dieser Insel freundlich und unverdorben waren“, schrieb der spanische Chronist Pater Espinosa über die hochentwickelte dualistische Religion der Guanchen. Die gewaltsame Eroberung durch die Spanier begann 1402 auf Lanzarote und endete 1496 mit der endgültigen Niederlage der Guanchen in der „Zweiten Schacht bei Acentejo“ auf Teneriffa. Die Guanchen entsprechen zwar der Ethnie der Tjemehu-Berber, die Inseln können aber von Afrika aus nicht besiedelt worden sein, obgleich sie nur 110 km davon entfernt liegen, sondern von viel weiter nördlich, also von Spanien oder Portugal aus. Grund dafür ist der beständig aus Nordost nach Südwest wehende Passat. Mit seinen Schilfboot „Ra“ versuchte Thor Heyerdahl 1970 die Kanaren von Marokko aus zu erreichen, landete jedoch auf Barbados in der Karibik. In unserer Zeit hat sich der spanische Autor, Künstler und Illustrator Juan Carlos Mora eingehend mit der Geschichte der Guanchen beschäftigt; eines seiner Guanchen-Darstellungen ist unter Abb. 3 zu sehen.