DIE FRÜHEN AUSWANDERER
 
Wissenschaftler vom „Institut für Zoologie und Anthropologie“ der Universität Göttingen haben in der Südharzer Lichten­steinhöhle die dort aufgefundenen Knochen von Menschen aus der Bronzezeit analysiert und deren Erbgut mit DNA-Proben von Familien aus der Region verglichen. Die Höhle stellte sich im Verlauf der Forschungsarbeiten als Bestattungsort einer einstmals privilegierten Sippe heraus. Sie wurde für mehr als 100 Jahren, im Zeitraum zwischen 1.000 und 700 v.0, als Bestattungsplatz genutzt. Das Erbgut der gefundenen Knochen konnten 40 lebenden Personen zugeordnet werden, bei rund 160 Einwohnern aus Förste, einem Ortsteil der Stadt Osterrode, sind verwandtschaftliche ­Beziehungen zu vermuten. Bei zweien besteht ­Sicherheit, einer davon ist Manfred Huchthausen, der im nur zwei Kilometer von der Höhle entfernten Wohnhaus mit Ehefrau und den beiden blonden Söhnen lebt. Wenn nicht die mächtigen Bäume im Garten die Sicht verstellen würden, könnte man die Höhle vom Wohnzimmerfenster der Familie aus sehen. Seit 120 Generationen bzw. seit 3.000 Jahren leben die Männer der Sippe Huchthausen in diesem kleinen niedersächsischen Tal der Söse im Harz. Bei keiner anderen Familie auf der Welt konnten bislang Beziehungen belegt werden, die so lange in die Vergangenheit reichen.
 
 
Abb. 4 - Sohn und Vater Huchthausen mit Bronzezeit-Vorfahr
 
Von München ca. 40 km entfernt ist eine sensationelle archäologische Ausgrabung gelungen. Die mittelbronzezeitliche Befestigungsanlage von Bernstorf liegt auf einem gut zu verteidigenden Höhenzug etwa 50 m über dem Ampertal. Über die Stätte berichtete Josef Grassinger im Jahre 1864: „Es geht eine Sage, dass zwischen Tünzhausen, Bernstorf und Kranzberg eine versunkene Stadt liegt“. Auch z.B. die „Pfahlbausiedlung“ im Federseemoor in Oberschwaben wurde aufgrund der Sage, dass dort eine versunkene Stadt läge, gesucht und wiedergefunden; sie stammt aus der Zeit um 1.200 v.0. Wie an mehreren weiteren Orten Deutschlands, zeigt sich die ungebrochene Bevölkerungskontinuität, mindestens seit der Bronzezeit, sonst könnte das Wissen nicht bis auf unsere Tage von Generation zu Generation weitergegeben worden sein. Die zeitliche Zuordnung der Mauer wird durch dendrochronologische Untersuchungen von zwei Holzstämmen ermöglicht, die das Alter zum 1.370 v.0 ergaben. Es ist damit zu rechnen, dass die Ursprünge der Siedlung noch weiter zurückreichen. Die etwa 13 Hektar große Siedlung war von einer über 1,6 km langen Holz-Erde-Mauer umgeben war. Dafür mussten etwa 40.000 Eichen gefällt werden. Unter den entdeckten Goldfunden befindet sich ein kronenartiges Goldblech-Diademmit Befestigungslöchern, drei Anhänger und eine 33,2 Zentimeter lange Nadel. Das gefundene Bernsteinstück, auf welches das Gesicht eines bärtigen Mannes graviert wurde, versuchte einen bronzezeitlichen „Urdeutschen“ ins Bild zu bringen. Es erinnert an die Goldmasken aus den Gräbern von Mykene. Wäre der konterfeite Mann nicht eine visuell helle d.h. blondhaarige Erscheinung gewesen, wäre mit Sicherheit keiner auf die Idee gekommen, ihn ausgerechnet als gelb schimmerndes Bernsteinköpfchen verewigen zu wollen (Abb. 5). Bei dem gefundenen, mit Schriftzeichen versehenen  Bernsteinstück handelt es sich zweifellos um ein Siegel mit Gravuren von vier Zeichen. Am Objekt gelesen: „pa-nwa-ti“, als Siegelabdruck gespiegelt: „tin-wa-pa“. Die Zeichenfolge ist als Namensbestandteil „Tinwa“ aus Pylos belegt, jener Hafenstadt der südwestlichen griech. Halbinsel Peleponnes, die in mykenisch-späthelladischer Zeit ein bedeutendes Verwaltungszentrums war, wo der „Palast des Nestor“ stand. Der Name „pa-nwa-ti“ ist ebenso in der „Argonautensage“ (als die Argonauten nach Kolchis fuhren), als Name eines Archonten („Herrscher / edler Mann“) belegt. Das Gold wird im Tausch gegen Bernstein aus Ägypten gekommen sein. Sowohl die Ur-Bayern, wie auch die mykenischen Griechen, waren Zwischenhändler; in den mykenischen Schachtgräbern wurden 1290 Bernsteinperlen gefunden.
 
   
Abb. 5 a - Bernstorfer Archonten-Kopf aus Bernstein - 1.360 v.0 - Abb. 5 b - Mykenische bzw. frühgriechische Goldmaske - Die Urheimat einiger mykenischer Gruppen lag im Gebiet der mittleren Donau. 
 
Nach einem altgebräuchlichen sprachgeschichtlichen Modell lassen sich die Zweige der indogermanischen Sprachfamilie in zwei Gruppen einteilen: Kentum-Sprachen und Satem-Sprachen. Linguisten vermochten spezifische Lautverschiebungen der Indogermanenfamilie nachzuweisen. Kentum-Sprachen gehören dem Westen an und Satem-Sprachen dem Osten. Die Bezeichnungen Kentumsprachen und Satemsprachen sind aus zwei Wörtern für „hundert“ abgeleitet, nämlich lat. „centum“ und altiran. „Satem“. Westliche Kentum-Sprachen sind das Germanische, Lateinische, Griechische, Keltische, auch das Hethitische und Luwische. Zu den Satem-Sprachen gehören Sanskrit, Persisch, Awestisch, Armenisch. Die aus dem indogermanisch-westlichen Bereich stammenden Hethiter setzen sich in Inneranatolien fest und griffen nach dem kleinasiatischen Westen die Regionen Arzawa und Wilusa (Troja) an, vereinnahmten Regionen bis Syrien und stritten sich darum mit Ägyptern (1.274 v.0. Schlacht bei Kadesch). Die hethitischen Gefangenbilder vom Hauptteil der Südwand aus dem Grabmal des General und Pharao Haremhab (1319-1292 v.0) von Sakkara haben kräftige, derbe mitteleuropäische Bauerngesichter, die in keinem deutschen Dorf als Fremdlinge auffallen würden (Abb. 7). Die Luwier und Palaer setzen sich im Norden und Nordwesten Anatoliens um 3.500/2.500 v.0 fest. Die Inder drangen um 2.000/1.500 v.0 ins Fünfstromland (Punjab) Nordindiens ein und die Eraner (Perser) um 1.100/1.000 v.0 ins „Persische Hochland.
 
Abb. 7 - Gefangene Hethiter - Grabmal des Haremhab in Sakkara, 12. Jh. v.0
 
Die Tocharer gelangten schon um 2.000 v.0 ans Ende der späteren Seidenstraße, zum chinesischen Tarimbecken. Die Tocharer waren skythisch-iranische zentralasiatische Völkerschaften. Sie werden beschrieben als bärtig, rothaarig oder blond, mit tiefliegenden blauen oder grünen Augen und langen Nasen. Von chinesischen Autoren sind sie auch als Yuezhi bezeichnet wurden. Sie sprachen eine westindogermanische Kentum-Sprache - wie die Hethiter in Anatolien - und sind durch die Wüstenmumien im Museum Ürümchi (datiert ab 2.000 v.0) bekannt. Es gibt eine Wandmalerei in der „Höhle der 16 Schwertträger“ in der Oasenstadt Turfan aus der Zeit um 500 n.0., die hellhaarige „Tocharische Prinzen“ darstellt (Abb. 6). Turfan liegt an der nördl. Seidenstraße, nordöstlich des Tarim-Beckens, zwischen den Städten Hami und Ürümchi und war Mittelpunkt eines der vielen in dieser Region gelegenen, pferdereichen tocharischen Königreiche. Mit dem Namen Tocharistan wurde bei den mittelalterlichen islamischen Autoren ein Gebiet bezeichnet, das geografisch etwa dem antiken Baktrien bzw. dem heutigen nördlichen Afghanistan entspricht. Mehrere hundert indogerm. mumifizierten Leichname vom Tarimbecken bzw. der Taklamakan-Wüste in China (südl. der Wüste Gobi), stammen aus der Zeit zwischen ca. 2.000 v.0 - 800 n.0, einige bis 200 n.0. Alle diese Mumien sind natürlich getrocknet und wurden nicht künstlich mumifiziert. Also herrschten auch Indogermanen im alten China, eine Erkenntnis, welche die These erschüttert, dass die chinesische Hochkultur sich allein aus sich selbst entwickelt hätte.
 
Abb. 6 - Malerei aus China -„Tocharische Prinzen“, 5. Jh. n.0
 
Die chinesische Provinzhauptstadt Urumqi, im Triangel China, Mongolei, Zentralasien, scheint für Europäer am Ende der Welt zu liegen. Im dortigen Museum zeigt man z.B. eine männliche Mumie von 1,76 m Größe mit langen Nasen, tiefliegenden Augen, blonden-bräunlichen Haaren, und heller Haut. Der Mann trug lange, gut erhaltene, bunt gegerbte hirschlederne Schaftstiefel und - wie es heißt - „exklusiv“ gewebte Kleidung aus Ziegen- oder Schafwolle. Die eindeutig nichtasiatische Kleidung mutet europäisch an. Die Herstellung des Garns und die exklusive Webtechnik der Kleidung mit mehrfarbigem Muster entsprechen Textilien der gleichen Frühzeit in Österreich, Skandinavien und Deutschland. Ihre Kleidung aus blau, braun oder grün gefärbten Wollfäden mit karierten oder diagonalen Mustern sei nach nordeuropäischer Art gewebt, erklärt die US-amerikanische Archäologin Kimball-Davis. Das Erbgut der Mumien stimmt mit dem indogerm. Völker überein. Ein halbes Dutzend der Mumien sind ausgestellt, mehr als 100 weitere lagern in Kellerräumen. Hunderte der Mumien versenkte man wieder im Wüstensand - es fehlt das Geld für ihre Erhaltung. Wie die frühen Tocharer-Tarim-Leute ausgesehen haben, wissen wir mithin recht genau, nicht allein weil sich Körper und die Kleider in den Gräbern erhalten haben. Weitere Zeugnisse liefern Wandgemälde aus dem 7. Jh. n.0 in buddhistischen Grotten, auf denen tocharische Stifter mit schlanken Körpern, schmalen Gesichtern, langen Nasen, blauen oder grünen Augen und rotem oder blondem Haar dargestellt sind. Erwähnenswert ist die rothaarige Schönheit der „Hami-Mumie“ (um 1.400 - 800 v.0), gefunden in Qizilchoqa, und die Mumie der sog. „Hexe von Subashi“ (4./3. Jh. v.0), die einen zwei Fuß hohen, gepunkteten, schwarzen kegelförmigen Filzhut mit einer flachen Krempe trug. Der Heidelberger Altmeister der sibirischen Archäologie, Prof. Karl Jettmar: „Die Geschichte Zentralasiens war offenbar vorübergehend durch Zuwanderungen aus dem Westen und Südwesten bestimmt.“ Die Frage erhebt sich, warum die Ur-Norditen bis in den Steppenraum Westchinas zogen und ihn nutzten, und warum nicht die neolithischen Ackerbauern Ostasiens nach Westen zogen. Prof. Jettmar: „Anscheinend waren die Europäer schneller in der Ausnutzung extremer Bedingungen.“ Es war die Zeit vor den Pferden. Die europiden Einwanderer, die sich nicht mit den Einheimischen mischten, waren nomadisierende Rinderzüchter. Die Tocharer dürften weitgehend mit den Massageten identisch sein, die zwischen Kaspischen Meer und Aralsee beheimatet waren. Im Jahre 530  v.0 kämpften und siegten sie unter ihrer amazonenhaft-streitbaren Königin Thamyris gegen die Perser des großen Herrschers Kyros II., der dabei ums Leben gekommen sein soll. In 5. Jh. n.0 hat sie der Feldherr des byzantinischen Kaisers Justinian I. Feldherr Belisar gegen die Wandalen in Nordafrika mobilisiert.
 
Abb. 8 - Gefundener Statuenkopf - Griechenjüngling, 5. Jh. v.0
 
Die Italiker oder Italer sind etwa 1.200 bis 1.000 v. 0 von Norden her über die Alpen nach Italien eingewandert -; seit dem 4. Jahrhundert v.0 unterwarf Rom die übrigen Italiker. Etwa zur gleichen Zeit dürften die Illyrer oder Illyrier aus dem Ostseeküstenraum zur westlichen und nordwestlichen Balkanhalbinsel gelangt sein. Die Griechen, ebenfalls aus dem Norden in die Balkanhalbinsel einziehend, gelangten in mehreren Schüben um 1.600/1.500 v.0 bereits bis zum Peleponnes und nach Kreta, wo sie die pelaskische bzw. minoische Kultur ablösten. Die ältesten Aschenaltäre des Zeus finden sich im bayerischen Donaubogen. Ihre nordischen Götter brachten sie mit, wie den blondgelockten Apollon und die blonde Göttin der Liebe und der Schönheit Aphrodite, den blauäugigen Poseidon und die blauäugige Athene. Im „Perserschutt“  der Akropolis von Athen, aus 480 v.0, fand man den Jünglingskopf einer Statue an dessen Haaren sich noch gelbe Farbreste befanden; die Augenfarbe war nicht mehr zu erkennen (Abb. 8). Alle diese Völker gehören zur indogermanischen Sprachfamilie, deren Sprachen von einer anzunehmenden indogermanischen Ursprache abstammen, die im 4./3. Jahrtausend v.0 die Trichterbecherleute bis in die Steppen der Reiternomaden gesprochen haben. Einige Gruppen dieser Urbevölkerung - Eraner und Inder - nannten sich selbst Arier (ārya). Der persische Großkönig Dareios I. (549-486 v.0) verkündete in einer Inschrift in Naqsch-e Rostam: „Ich bin Darius, der große König […], ein Perser, Sohn eines Persers, ein Arier, welcher eine arische Abstammung hat.“ Die eranische Keilschrift nannte er die „arische Schrift“. Das Wort arya / Arya entspricht etymologisch dem deutschen Begriff Ehre. Der Begriff „Iran" leitet sich vom mittelpersischen „eran“ ab. „Eran Shahr“ meint das „Land der Arier“. Das Wort ging auch im Germanischen nicht verloren, was z.B. der Name des suebischen Heerführers Ariowist beweist, der 54 v.0 starb. Auch einige weitere dergestalte germanische Namen sind überliefet. Es darf angenommen werden, dass die ursprüngliche indogerm. Bedeutung etwa „Ehrliche Leute“ war. Auch die kriegerischen Streitwagen-Kämpfer der Mittani in Nordsyrien, die im 15. u. frühen 14. Jh. v.0 von Nordmesopotamien bis in den Norden Syriens herrschten, deren Nordgrenze an die Länder der Hethiter anschloss, hatten teilweise indogermanische Oberschichten. In ihren Verträgen des 14. Jh. v.0 tauchen indogerm. Gottheiten auf wieder rigvedische Mitra, Indra, Varuna und die Götter-Zwillingssöhne Nāsatyā (ved. Ashvins / griech. Dioskuren / balt. Ašvieniai / germ. Algis). Auch in dem Mitanni-Wort „maryanni“ für Streitwagenkämpfer, der aus ved.-altind. márya = junger Mann, Held abgeleitet wurde, steckt der Begriff „arya“.
 
 
Abb. 9 - Sandalen von Tutanchamun
 
Die Sandalen des jungen Ägypterkönigs Tutanchamun (1352-1325 v.0) zeigen die nördlichen blonden und die südlichen schwarzen Landesfeinde, die er permanent im magisch-symbolischen Laufakt zertreten sollte (Abb. 9). Es handelt sich um einen sonnengebräunten Blonden und einen Nubier bzw. Neger. Wenn der König in Richtung des Sonnenaufgangs betete, schauten das dunkelhäutige Paar nach Süden, das blondhaarige Paar nach Norden. Der Feind im Süden waren die schwarzen Nubier. Unter Amenophis III. (regierte etwa 1388 bis - 1351 v.0) war die Macht Ägyptens so gefestigt, dass kaum Kriege zu führen waren. Gute Beziehungen unterhielt der Pharao mit dem König von Mitanni in Nordsyrien. Doch in seinem 5. Regierungsjahr musste er gegen das aufständische Nubien ziehen. Truppen aus Kusch (in Norden des heutigen Sudan), Irem (beim Goldland Punt), Tiurek und Weresch konnten besiegt und 30.000 Gefangene eingebracht werden. Drei Stelen in Assuan erinnern an dieses Ereignis. Der folgende Pharao war Amenophis IV. (Echnaton), der die Außenpolitik völlig vernachlässigte, so dass erst nach seinem Tod der energische General Haremhab die Zügel der Regierung, stellvertretend für den jungen u. kranken Tutanchamun, in die Hand nahm. Er regierte von etwa 1319 bis 1292 v.0. Sein Kriegszug führte ihn in die Region des nordsyrischen Karkemisch, wo er einen Aufstand - wohl der Mitanni - gegen den Hethiterkönig Muršili II. unterstützen wollte, aber von diesem geschlagen wurde. Als Nordfeind Ägyptens kämen also in dieser Zeit hauptsächlich die Hethiter in Betracht. Nur sie können mit den Blonden unter den Füßen von Tutanchamun gemeint sein. Ägyptische Hethiter-Reliefs zeigen Männerköpfe mit kalkweißer Haut und Spuren einer einstmaligen gelblichen Haarfarbglasur (Abb. 10 + 10 a - Größe: H 9,2/13 cm, B 9,5 cm, T 2,4 cm Kunsthist. Mus. Wien). Im Palast von Ramses III. in Tell el-Jahudijeh fand man Reihen von Darstellungen verschiedener Ausländer. Es handet sich um Fliesenfragmente.
 
Abb. 10 + 10 a, b - Weißhäutige, blonde (Glasurreste) Hethiter-Reliefs,
 Tell el-Jahudijeh, Tempel von Ramses III.
 
DIE DORISCHE WANDERUNG
 
Danaer oder Achäer (die Ahhijawa der hethitischen Textquellen) nennt Homer die vereinigten mykenischen Griechen/Hellenen überhaupt, die um Troja kämpften. Auch jene zur Zeit von Pharao Merenptah angreifenden Seevölker, die als Ekweš / Aqwaiwascha bezeichnet wurden, sind naheliegend mit Achijawa bzw. Achäern identisch. Die Achäer wurden im Zuge der „Dorischen Wanderung“ im 12. Jh. v.0 von neuen Wanderscharen - zum Teil mit ersten Eisenwaffen gerüstet (?) - aus dem Norden nach Achaia verdrängt, ansonsten übernehmen sie die Herrschaft in ganz Griechenland bis zum Peleponnes. Was ihre Urheimat anbelangt und das Gesamtgepräge ihrer Kultur, glichen sich offenbar Achäer und Dorer nicht viel anders als wie Großväter und Enkel. Die Spiralmuster-Kunst, die Hopliten-Bewaffnung mit Speer und Rundschild usw. finden wir vor und nach der Dorer-Einwanderung -; und ebenso (!) im Fundmaterial der bronzezeitlichen skandinavischen Nord- und Ostsee-Kultur. Das was die Forschung die Seevölkerinvasion in Nordwestanatolien und der Levante nennt, erzeigt sich als der am weitesten vorgetragene Ausgriff der „Dorischen Wanderung“ bis zum östlichen Mittelmeerraum. Der bestimmende kriegerische Charakter der Dorer trat im Gemeinwesen der Spartaner besonders zutage. In der Phase um 1.200 v.0 wurden die meisten mykenischen Paläste auf dem griechischen Festland zerstört und die Dorer besiedelten mykenische Burgen, wodurch eine Menge Stadtstaaten entstanden, ebenso wie im kanaanäischen Philisterland. Ein Ausweichen vor dieser Erkenntnis ist bei Vergleich der Quellentexte, der Fundmaterialien und der Chronologie kaum möglich. Die in diesen Zeiträumen von der Forschung nachgewiesenen fürchterlichen Naturkatastrophen waren vermutlicherweise Mitursache und jedenfalls Begleiterscheinungen der ungeheuren Völkerbewegungen vom Format eines Weltkrieges. Heeresbewegungen von diesem Ausmaß erfordern sinnvolle Planung und Leitung. Der bienenfleißige ehrenwerte Wissenschaftler Jürgen Spanuth, mit dem ich seinerzeit freundschaftlich verbunden war, hatte es unternommen, den Atlantis-Bericht des griechischen Denkers Platon mit den ägyptischen Tempelwand-Texten des 12. Jh. v.0 von Medinet Habu und etlichen weiteren Zeugnissen mit Akribie zu vergleichen, um zu dem Schluss zu gelangen, dass es sich bei den Schilderungen, um die gleichen erschütternden Ereignisses unserer Frühgeschichte handeln müsse. Von großangelegter Planung sprechen der Atlantis-Bericht und die wiedergegebenen Aussagen gefangener Seevölker-Philister-Krieger. Beide Berichte sprechen von Angriffsabsprachen der Völkervereinigungen. Einmal zwischen den nach Süden marschierenden „Atlantern”-Dorern mit seit Megalith-Zeiten urkultverwandten Fürsten von den nordwestmittelmeerischen Inseln Sardinien und Korsika, deren Marine-Kontingente die Medinet-Habu-Texte als „Sekeles und Weswes“ / „Sardana und Wasasa“ bezeichnen (da es in der Ägypterschrift keine Vokalzeichen gibt, bleibt die korrekte Aussprache unbekannt). Die ebenfalls angreifenden Danunäer der ägyptischen Inschriften sind mit der griech. Volksbezeichnung Danaer gleichzusetzen, denn für Ägypter waren beide Namen die Bezeichnungen für aggressiver Seevölker aus dem Norden. Dass es sich bei den Seevölkern des 12. Jh. v.0 gewissermaßen um eine jüngere Generation der Danaer-Achäer-Schübe handelte, die einige Jahrhunderte vorher den kretischen Minoern ihre Insel abgenommen hatten, wie sollte das ein ägyptischer Beobachter unterscheiden können ?! Waren doch alle diese Norditen zum verwechseln gleich im Aussehen, zumindest aus Sicht der braunhäutigen Ägypter. (Jürgen Spanuth, „Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland“, 1976)
 
ATLANTIS
 
Wenn wir davon ausgehen, dass die Beweisführung einer Wahrscheinlichmachung hinreichend sei, das sagenhafte See-Reich der 10 Könige von Atlantis im Bereich der Deutschen Bucht zu verorten (deren Küstenlinien damals sehr viel anders aussahen), wie es der Archäologe und evangelische Pfarrer Jürgen Spanuth erklärte („Und doch, Atlantis enträtselt“, 1957) begreifen wir Atlantis als ein bronzezeitliches maritimes Imperium im damals weit ausgedehnten Bezirk um die heute bescheidene Insel Helgoland („Heiliges Land“). Wer den „Atlantisstreit“ nüchtern verfolgt hat, kommt sehr bald zu dem Schluss, dass über alberne ideologisch-politische Vorbehalte hinweg, nur ein sachliches Argument gegen Spanuths theoretischen Kernbereich übrig bleibt, nämlich, dass man bisher keinen schlagenden Beweis in Gestalt eines archäologischen Fundes aus dem Nordseeboden beibringen konnte. Die Hoffnung wäre auch überzogen, wollte man auf spektakuläre Funde, in Form von goldenen Dachschindeln, spekulieren. Auch mein verehrter Freund Jürgen Spanuth irrte streckenweise, wie wohl jeder Forscher, und sei es der vorsichtigste. Über seine kleinen Irrtümer hinsichtlich der Fehleinschätzung „Irminsul vom Externstein“ und einiger unkorrekter Felsbildwiedergaben machte ich ihn aufmerksam, da waren seine Bücher aber bereits erschienen. Dieses nordische See-Reich der Bronzezeit, von dem Spanuth schrieb, muss bestanden haben, davon ist jeder Kenner überzeugt, der die zahllosen bronzezeitlichen Schiffsdarstellungen auf den Felsbildplatten Bohusläns - zwischen Göteborg und Oslo - in Augenschein genommen hat. Der Bericht über Atlantis stammt bekanntlich von dem griech. Philosophen Platon, welcher ihn, um das Jahr 360 v.0, im Dialog „Timaios-Kritias“, von einem der sieben Weisen Griechenlands, nämlich dem um 640 v.0 lebenden Solon von Athen, herrühren lässt. Platons Atlantis-Bericht ist keinesfalls eine Erfindung, es wird wiederholt und eindringlich sein Wahrheitsgehalt beschworen, indem ausführlich geschildert wird, dass die Erzählungen, die Solon von den ägyptischen Priestern vernahm, nicht verloren gingen, sondern, nach Solons Tod in die Hände seines Freundes Dropides gelangten, der sie seinem Sohn Kritias dem Älteren vermachte und dieser sie an seinen Enkel Kritias dem Jüngeren weitergab. Im Atlantis-Bericht wird von einer Naturkatastrophe gesprochen „jenseits der Säulen des Herakles“ - also im Atlantischen Ozean - welche die Königsinsel des Reiches verschlungen habe. Ziemlich übereinstimmende Berichte erhalten wir beim Studium ägyptischer Texte, insbesondere jener auf den Wänden der Nekropole Medinet-Habu von Ramses III. (um 1221 - 1156 v.0). Der Pharao wurde 1.188 v.0 gekrönt, im 8. Jahr seiner Regierung - also im Jahr 1.180 v.0 - griffen erneut alliierte Land- und Seemächte die Nord-Küsten und -Landgrenzen Ägyptens an. Der „Große Papyrus Harris“, unmittelbar nach dem Tod des Ramses verfasst, erwähnt ebenfalls Kämpfe gegen Seevölker und berichtet von deren Angriffsunternehmungen, Ägypten zu erobern. Zwar gelang es dem tatkräftigen Pharao deren Eindringen zu verhindern, doch das bis dahin beherrschte ägyptische Vorfeld Palästina und Syrien gingen an die Seevölker der Peleset / Pulasata (Philister) und Tjeker (freie Kriegerscharen ?) verloren. Der Schreiber des „Papyrus Harris“ I 76,7 gibt im Namen des Ramses III. an: „Ich tötete die Danun auf ihren Inseln, die Sikar und Pulsata sind zu Asche geworden, Sardin und Wasas Meeres sind zunichte gemacht, in geschlossene Formation erbeutet und als Gefangene nach Ägypten gebracht wie Sand am Meer, ich setzte sie in Festungen...“
 
Das Herkunftsland der antiägyptischen Bündnispartner wird „auf den Inseln inmitten des Meeres“ beschrieben. Das Mittelmeer kommt dabei nicht allein in Frage, das kannte die altägyptische Handelsnation zu gut, um nicht exaktere Ortsangaben hätte beibringen können, was mit der Nennung einiger westmittelmeerisch-insulaner Angreifer (z.B. Sardin / Sardana / Serdani = Sardinier) auch geschah. Sardinien und die Sarden waren den Ägypern lange vor Ramses III. absolut bekannt. Ebenso moinoische, wie auch die mykenische Kreter, waren den Ägyptern genau bekannt, dass es sogar - wie im Grab des Rechmire in Theben - Übermalungen von Kreterbekleidungen gab, um sie dem aktuellen Modestand anzupassen. (Wolfgang Helck, „Ägypten und die Ägäis im 16. Jahrhundert v. Chr.“, S. 10ff, in „Jahresberi. d. Inst. f. Vorgesch. d. Univ. Frankfurt a. M.“, 1977) Die gegenerische Hauptstreitmacht, hieß es im Ramses-Bericht, wäre „vom 9. Bogen gekommen“, was im ägyptischen Geographieverständnis der äußerste Norden bedeutete. Dorther kamen die „Plst“ (Philister) und die „Tkr“ (Teukrer) mit ihren Rossmähnen-Schutzhelmen. Nach ägyptischen Angaben, hätten diese Angreifer eine Anzahl Länder im östlichen Mittelmeerraum bezwungen: Arzawa (Staat im nordwestli. Küstenanatolien), das Hethiterreich (zentraleres Anatolien), Alasija (Zypern), Karkemisch (Südanatolien), Amuru (im Norden des Libanon). Für diese Verwüstungen im Nordosten der Mittelmeerwelt kamen weder die Libyer noch die Sarden in Frage, aber natürlich nur und nur die vom Norden her anrollenden „Atlanter“ der „Dorischen Wanderung“, gewissermaßen die Enkel der mykenischen Frühgriechen.  
 
Der Atlantis-Bericht gibt an, die zusammengeballte Streitmacht der Atlanter sei in die Balkanhalbinsel eingedrungen, wo sie alle griechischen Staaten unterwarf, bis auf die Stadt Athen, die sich in einer strategisch sehr günstigen Position befindet. Bereits um 1.300 v.0 wurde auf dem 156 Meter hohen Felsen der Akropolis, dem nur von Westen her zugänglichen Felsenhügel der Stadtburg, ein mykenischer Stützpunkt errichtet. Jene Athener die die Atlanter lediglich auf dieser Route stoppen konnten, waren selbst Zuwanderer aus dem Norden, nur eben frühere. Gleichzeitige Scharen wählen die südliche Balkan-Route über die griech. „thrakische Halbinsel“ bzw. Gallipoli, die zur Meerenge des Hellespont bzw. den Dardanellen führt, über die Mazedonen-König Alexander der Große im Jahre 334 v.0 mit 30.000 Mann Fußvolk und 5.000 Reitern überquerte, als er zu seinem Asienzug gegen Persien aufbrach. Es werden die atlantischen Wanderscharen aber auch zum Teil dem uralten Nordvölkerweg in den Süden gefolgt sein, den streckenweise sie späteren Kimbern und Teutonen nutzten: dem Flusstal der Elbe entlang, ins Böhmische Becken, Donauüberquerung etwa im Bereich Neusiedler See, durch die Pannonische Tiefebene, entlang dem Donautal, nördlich des Balkans bis zum Schwarzen Meer, mit der Strömung durch den Bosporus, das Marmarameer, die Dardanellen in die Ägäis, mit der sich anschließenden Zerstörung von Wiluša (Troja), Arzawa, einigen weiteren Hethiter-Stützpunkten, der Einnahme von Alašia (Zypern) und dem kombinierten Vormarsch von Land- und Seestreitkräften, über die Zerstörung des reichen Ugarit, nach Syrien, Kanaan, bis vor die Tore Ägyptens, mit Eroberung der ägyptischen Provinzbastionen Ekron, Azot, Gath, Ascalon, Gaza und dem gleichzeitigen Versuch, mit der Flotte über östliche Nildeltaarme einzudringen. Von diesen Küstenorten aus errangen die Philister die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer - um 600 Jahre lang - durch ihre technische und militärische Überlegenheit, die sich auf den Besitz von Eisenwaffen (deren Kenntnis sie von den Hethitern übernahmen), eine perfekte Ausrüstung und ein ausgebildetes Berufsheer stützte. Lanzenkrieger nach Art der griech. Hopliten, Streitwagen und Bogenschützen sicherten ihnen lange Zeit die Kontrolle über ihr Land Palästina, griech. „Palaistinē“, lat. „Palaestina“. Der griechische Historiker Herodot gebrauchte die Bezeichnung „Syria palaistinē“ für den gesamten Küstenstreifen von Ugarit bis Dor. Wie kulturell hochstehend und kunstsinnig die Philister waren stellen Ausgrabungen in der antiken Stadt Askalon unter Beweis („NATIONAL GEOGRAPHIC Deutschland“, 1 / 2001). Erstaunlich sind Kunstwerke wie die Figurine eines Jungstieres aus Kanaan oder die reich verzierten Keramiken aus den Werkstätten der weltoffenen Philister. Sie waren ihren Nachbarn, den Israeliten in den östlichen Bergen, weit voraus, diese stellten zur gleichen Zeit noch grobe, unverzierte Tonwaren her. Überlegen war das Herrenvolk der Philister nicht allein im Niveau des Lebensstiles, auch bekanntlich in jeder technischen Hinsicht. Sie besaßen das Monopol Eisen-Waffen und -Geräte zu schmieden. Askalon war die Heimat des in der Bibel erwähnten großgewachsenen Goliath, der - im für Nordite typischen Welt- und Gottesverständnis - als Vorkämpfer im „Gottesurteil“ die Entscheidung zwischen zwei gegnerischen Truppen regeln sollte, um Kriegerblut zu sparen.
 
Der erste Ramesside, Ramses I. (starb 1290 v.0) kam aus dem Kreis der Offiziere des „Kriegsministers“ Haremhab unter Amenophis-Echnaton. Er kann kein typischer Altägypter gewesen zu sein. War er hethitischer oder griechisch-mykenischer Abstammung ? Das wohl meistbegehrte Schmuck-Material im alten Ägypten scheint der nordeuropäische Bernstein gewesen zu sein. Die Pharaonen versuchten sich seit ca. 1.500 v.0 Bernstein über diplomatische Fühlungsnahmen zu beschaffen. Die Schachtgräber von Mykene enthielten viele Ketten aus Bernsteinperlen, welche nachweislich im mitteleuropäischen Bereich hergestellt worden sind. Auch eine Halskette aus Bernstein im Grabschatz Tutanchamuns wurde erkennbar im heutigen bayerischen Raum angefertigt. Schon damals war Süddeutschland - wie noch zur Keltenzeit - ein industrieller Mittelpunkt, reich durch Metallverarbeitungen, auch durch die Herstellung von Bernsteinketten und durch den Handel damit. Ramses I. Sohn Sethos I. (1323-1279 v.0), der „Vorsteher der Pferde“, Oberbefehlshaber der gefürchteten Streitwagentruppe, wirkt noch als Mumie sehr nordeuropäisch. Dessen Sohn war Ramses II., „der Große“ (1303-1213 v.0). Als im Jahre 1975 seine Mumie in Frankreich einem Restaurationsprogramm unterzogen wurde, stellte man fest, dass die Haarfarbe des großen Pharao zu Lebzeiten ein rötlicher Braunton gewesen sein muss. Dazu seine schlanke Gestalt von 173 m Höhe, sein langes, schmales Gesicht mit Adlernase und ausgeprägtem Kinn, weisen ihn für damalige Zeiten als untypischen Ägypter aus, der einer hellen nordischen Rasse angehörte, ein aus dem griechischen oder hethitischen Norden versprengter Mann der im ägyptischen Heer Karriere machte. Er starb im 91. Lebensjahr. Sein Enkel, Ramses VI. (1144 - 1136), war der Sohn von Ramses III. war 5. Pharao der 20. Dynastie. Er übernahm ab 1145 v.0 die Herrschaft und regierte bis zum 8.11. (19. Peret II) 1137 v.0. Die für Ägypter ungewöhnliche bzw. fremdvölkische Hellhäutigkeit der Ramessiden zeigte sich auch in der Darstellung von Rames IV. (Abb. 11). Die Pferdedressur und die Streitwagentechnik übernahmen die Ägypter von indogerm. Nordvölkern. Zweirädrige Kampfwagen sind bereits auf bronzezeitlichen schwedischen Felsbildern zu sehen. Hethiter und Mitanni besaßen berühmte Streitwagentruppen. Mykenische Schachtgräber zeigen schon um 1.600 v.0. Streitwagen. Die früheste Erwähnung findet man im Zusammenhang mit dem hethitischen König Anitta der um 1.730 v.0 mit 40 Kampfwagen in die Schlacht zog. Es müssen also Indogermanen gewesen sein, die das Wissen um Pferde und Pferdegespanne nach Ägypten brachten, als hoch geschätzte und gut bezahlte Legionäre. Aus diesem Kriegeradel stammten ersichtlich die tüchtigen pharaonischen Ramessiden.
 
 
Abb. 11 - Der helle Ramses VI., Louvre, Paris
 
Pharao Ramses II. schlug gegen den von Norden anrückenden Hethiter-König Muwatalli II. die Schlacht von Kadesch (1274 v.0), bei der die Hethiter das syrische Schlachtfeld behaupten konnten, Südpalästina aber ägyptische Einflussphäre blieb. Ramses II. dritter Sohn war Pharao Merenptah, der von 1213 bis 1204 v.0. regierte. Er begann Festungswerke an der ägyptischen Nordflanke zu errichten, weil erfahrungsgemäß die Gefahren aus dem Norden immer akut waren. In seinem 5. Regierungsjahr (1208 v.0) musste er zunächst im „Libyerkrieg“ die Angriffe aus dem Westen abwehren. Es handelte sich um die Völker in Libyen und Tunesien namens Tjemehu oder Tjehenu („die Hellen“). In ägyptischen Malereien wurden sie zuweilen mit rotblonden Haaren und blauen Augen dargestellt. Ein frühes Wandgemälde aus der 4. ägyptischen Dynastie (2.700 - 2.200 v.0) zeigt eine Tochter des berühmten Pharao Cheops von Hetepheres II., ihre Haut ist sehr viel heller als üblich und ihr Haar gelb mit roten Strähnen (wenn es keine Perücke ist), so dass ihre Mutter möglichweise eine Tjemehu war. Durchgehend werden die westlichen Nachbarn in ägyptischen Darstellungen mit erheblich hellerer Haut als die Ägypter vorgeführt, ja zuweilen mit schlohweißer Haut und blauen Augen. Gleichzeitig mit den Tjemehu griff auch eine Koalition der „Seevölker“ von den westmittelmeerischen Inseln an, alliiert mit den nordischen „Seevölkern“, die aus dem syrischen Raum vorstießen. Es hatte schon vorher wiederholt Versuche der Tjemehu gegeben, Ägypten zu erobern. Die hellhäutigen, mitunter blauäugigen Berber Nordwestafrikas werden ihre Nachkommen sein. Schon in der Regierungszeit von Ramses II. war es zu vorfühlenden Seevölker-Angriffe gekommen, die Angriffe, die Pharao Merenptah dann abwehren konnte, waren bedrohlicher. Es kam zu weiteren Kampfhandlungen in den nächsten Jahren, bis unter Ramses III. (1221-1156 v.0) die eigentliche große Schlacht um den Besitz Ägyptens entbrannte. Es zeichnet sich für den historischen Betrachter ein grandioses - allerdings nur halbwegs geglücktes - militärisches Planspiel ab. Die in einer gewaltigen Allianz verbündeten Norditen versuchten, den östlichen Mittelmeerraum zu erobern. Der Platon-Dialog „Timaios“ gibt die an Solon gerichteten Worte des ägyptischen Priesters wieder: „Unsere Bücher erzählen nämlich, dass eine gewaltige Kriegsmacht einst euer Staat gebrochen hat, als sie übermütig gegen ganz Europa und Asien zugleich vom Atlantischen Meere heranzog.“ Die Griechenstadt Athen sei es gewesen, die diesen Seevölker-Plan vereitelt hätte -, womit der Priester dem Athener Solon wohl schmeicheln wollte. Ägypten konnte zwar nicht erobert werden, aber das Nil-Reich musste sich ab Pharao Ramses III. damit abfinden, sein Vorland Kanaan bzw. Amurru bzw. Palästina verloren zu haben. Ab etwa 1160 haben die Philister die ganze Küsteneben in der Hand. Ca. 100 Jahre nach den Seevölkerkriegen lag die ägyptische Macht am Boden.
 
Die erhaltenen Inschriftentexte von Medînet Hâbu für das 5. Jahr der Ramses III.--Regierung unterscheiden genau zwischen den beiden Gegnern Ägyptens, nämlich den Libyern aus dem Westen und der Bedrohung aus dem Norden. „Die nördlichen Fremdländer, zittern am ganzen Leib“, heißt es da. Die „Plst“ [Philister] und „Thr“ [philistrische Seevagabunden] trennten sich von ihren Ländern. Die Inschrift für das 8. Regierungsjahr von Ramses III. spricht ebenso von den herangekommenen Nordvölkern, den „Völkern vom 9. Bogen“, die ihre Inseln verließen, die das Hethiter-Reich usw. zerstörten, ihr großes Lager „im Innern von Amurru aufgeschlagen“ hätten, also im nordsyrischen Raum der vorisraelitische Einwohnern Kanaans. „Sie vernichteten das Land als sei es nie gewesen.“ - „Kein Land hielt vor ihren Armeen stand.“ - „Sie legten ihre Hände auf alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll: Unsere Pläne werden gelingen.“ Ihr Vorhaben wird als weltweite Verschwörung gegen Ägypten dargestellt. Der Text nennt 5 Seevölkergruppen die vom Hauptlager in Amurru aufbrachen, die Pulsata, Zikar, Danu, Sakalus, Wasus.
 
Der kurz nach der Ramses III.-Ära gefertigte „Papyrus Harris“ berichtet von zahlreicher Gefangennahme von Seevölker-Kriegern, von ihrer Kasernierung und Einreihung als Auxiliartruppen des ägyptischen Militärs, was bei dem jahrelangem Kampfgewoge in damaliger Zeit normal und üblich war. Es werden unter den Angreifern die Serdani (andere Schreibweisen: Scherden, Šerden, Schardana, Šardana) erwähnt, also Männer von der westmittelmeerischen Insel Sardinien. Schon unter Ramses II. - so berichtet die Inschrift der Stele von Tanis - war es der ägyptischen Kriegsflotte gelungen, die Seeräuber-Insel Sardinien anzugreifen und dort Gefangene wegzuführen, die dann dem ägyptischen Heer als Soldaten einverleibt wurden. Auch siedelte er Serdani in Ägypten selbst an. Mal werden sie in den ägyptischen Quellen als Feinde, mal als eigene Söldnertruppen erwähnt. Typisch für die Sardinier waren die Stierhörnerhelme, wie sie noch bei den bronzenen Votivgaben-Statuetten ihrer Nuraghenkultur aus dem 9. und 6. Jh. v.0 auftauchen --; wie sie aber auch in zwei Exemplaren als bronzezeitliche dänische Funde im Nationalmuseum  Kopenhagen zu sehen sind und in Massen in der bronzezeitlichen Felsbilderwelt Südschwedens. Diese sardinischen Hörnerhelm-Krieger kämpften in den Seevölkerschlachten des Ramses III. in Kontingenten sowohl gegen wie auch für den Pharao. Ihre Teilnahme im Seevölker-Bündnis gegen Ägypten steht außer Frage, doch zumindest werden die von Ramses II. angesiedelten Gruppen auf ägyptischer Seite als geübte Kriegsschiffbesatzungen gefochten haben, wie es die Reliefs von Medinet Habu vorführen. Wären die mit Hörnerhelmen ausgerüsteten Šardanu als Philister zu deuten - wie es J. Spanuth tat - bliebe unverständlich, warum sie in der Seeschlacht im Nielarm zum Teil gegen die eigenen Leute, die unter Rossmähnen-Helmen, kämpften.
 
Im Wesentlichen steht aber fest: „Es handelte sich … um einen gewaltigen, sorgsam geplanten Aufbruch der Seevölker. Der Explosionsherd lag im Raum der mykenischen Welt“, in welche die dorischen Eroberer einbrachen. Und nach der großen Zangenbewegung in süd-östlicher Richtung, mit Angriffen zu Land und zur See, war das Ergebnis eine alles umwälzende Machtverschiebung, wie E. Noor weiter ausführt: „Wo vorher das hethitische und ägyptische Reich oberherrschaftliche Macht ausgeübt hatten, kam es nun zu einer Ordnung von mehr oder weniger selbständigen Kleinstaaten, in denen eine ägäisch-mykenische Führungsschicht über die alteingesessene kanaanäische Bevölkerung herrschte.“ (Edward Noor, „Die Seevölker in Palästina“, 1994, S. 105) Noch bleiben viele Schulwissenschaftler bei ihrer Deutung um das Herkommen der Seevölker im ägäischen Raum stehen und wagen, möglicherweise aus ideologischen Gründen, deren Nordsee-Herkunft nicht zu erwägen. Doch bei der vermuteten „ägäisch-mykenischen Führungsschicht“ handelte es sich bekanntlich um frühgriechische Truppenführer nordischer Einwanderer, die sich von den neuankommenden Atlanter-Armeen zu weiteren Eroberungen, bis vor die Pforten des reichen Ägyptens, liebend gern haben mitreißen lassen.
 
DIE SPÄTEREN AUSWANDERER
 
Die im nordeuropäischen Trichterbecher-Großraum verbliebenen Völkerschaften sind die im mittelwestdeutschen Raum wohnenden Kelten (Gallier), die sich besonders in der Latène-Zeit (6./4. Jh. v.0) über den französischen Raum ergossen, bis Südengland, Irland, die Alpen, Norditalien, Spanien und bis nach Anatolien, wo sie als Galater noch in der röm. Kaiserzeit saßen. In skandinavischen und norddeutschen Regionen sind Germanen beheimatet, die ebenfalls in weiten Wanderzügen ganz Europa in Besitz nahmen. Beide Völker werden von antiken Beobachtern hellhaarig und weißhäutig geschildert. Tacitus schreibt in seiner „Germania“ (4,2): „Daher ist auch die Körperbeschaffenheit trotz der großen Menschenzahl bei allen die gleiche: blaue Augen mit wildem Ausdruck, rötliches Haar, hochgewachsene und nur für den Angriff starke Leiber.“ Nicht viel anders verhält es sich bei den nordischen Trichterbecher-Nachfahren, den in den alpinen und Nordbalkan-Raum abgewanderten Illyrern, den in die Apennin-Halbinsel gewanderten Italikern und den verbliebenen Balten, Pruzzen, Litauern, Letten. Die im Unterlauf der Donau bzw. im Nordbalkangebiet wohnenden blonden Thraker wurden aufs Haar ebenso beschrieben wie Goten und Skythen, nämlich als trinkfeste Raubeine, doch dann wiederum mit starken Neigungen zum religiösen Kult. „Er trinkt wie ein Thraker“ war ein beliebter abfälliger Griechenspruch. So galt den Griechen auch Dionysos, der Gott des Weines, als thrakisch. Singen und Tanzen sowie Instrumentalmusik und Lyrik galten als Domäne der Thraker. Sie waren berühmte Rossezüchter. Die Deckenmalerei in der thrakischer Grabkammer von Ostruscha (Bulgarien - etwa 4. Jh. v.0) zeigt ein rothaariges Frauen-Antlitz. Der Dichter-Philosoph Xenophanes von Kolophon (570-470 v.0) beschrieb sie als blauäugig und (rot-)blond. Zu ihren Merkmalen schrieb er: „Äthiopier sagen, dass ihre Götter Stupsnasen haben und schwarz sind; Thraker, dass ihre blauäugig und rothaarig sind.“ Ihre südlichen Nachbarn waren die blonden Mazedonen, deren König Philipp II. ein grandioses Heer schuf, mit dem sein Sohn Alexander der Große den Orient bzw. Persien bis an die indischen Grenzen und Ägypten eroberte. Wilhelm Lange-Eichbaum, Wolfram Kurth, in „Genie, Irrsinn, Ruhm“, 1992, S. 13, beschreiben Alexander als blond, langköpfig, zarte Hautfarbe; mit einem hellblauen und einem dunkelblauen Auge. Krateros (um 370 - 329 v.0) war ein dem Großen Alexander absolut ergebener mazedonischer Feldherr. Er wurde „Hüter der königlichen Belange“, womit die Aufsicht und Schutzaufgaben über die königliche Familie verbunden waren. Krateros gab für das Heiligtum in Delphi das Weihegeschenk einer Großplastik „Löwenjagd des Alexander“ in Auftrag, das die Bildhauer Lysipos und Leochares ausführen sollten. Bei der Löwenjagd handelte es sich um eine reale Begebenheit in den persischen Wildgehegen im Sommer 331 v.0, bei der Kratereros zugegen gewesen war. Die Plastik ist nicht mehr erhalten, jedoch das Fundament der Halle und das Weiheepigramm, es wurde bei Ausgrabungen im makedonischen Pella freigelegt. Es zeigt den blonden Alexander in seiner kraftvollen blonden Schönheit (Abb. 12).
 
Abb. 12 - Alexander der Große bei der Löwenjagd
 
PHILISTER - PHÖNIZIER
 
Der von dem frühgriech. Dichter Homer geschilderte Krieg um Troja bei den Dardanellen wird ins 13./12. Jh. v. 0 datiert. Um den Stadtbesitz kämpften die mykenisch-griechischen „blonden Achäer“, deren größter Heroe der „blonde Achilleus“ war, mit den ebenfalls indogerm. Hethitern. Im Zuge der Dorischen-Wanderung verdrängte der nordische Volksstammes der Dorer (Dorier) die Achäer, drang zunächst in die mittelgriechische Landschaft Doris vor und schließlich bis zum Isthmus von Korinth und dem Peloponnes, wo sie sich als die berühmten kriegstüchtigen Spartiaten niederließen. Die Urnenfelderbewegung der späten Bronzezeit (1.300 - 800 v.0) war eine religiöse Reformation, sie veränderte ihre Bestattungsriten von den Beisetzungen in Hügelgräber zur Leichenverbrennung auf Scheiterhaufen und der Beisetzung des Leichenbrandes in Urnen. Damit einhergehend bildete sich ein neuer Kriegeradel, der sich in der Grabausstattung mit äußerst qualitätvollen Waffen, Helmen, Schilden und Schwertern aus Bronze spiegelt, sowie im Bau mächtiger Befestigungen mit Steinmauern. Deshalb ist anzunehmen, dass die erfolgenden großen Wanderzüge in den Süden mit einem jungen Welt- und Gottesverständnis einhergingen, welches naheliegenderweise missionarischen Impulsen folgte. Zu Beginn des 12. Jhs. v.0 lösten Überschwemmungskatastrophen im Nordseeküstenbereich die Völkerwanderung der „Seevölker“ aus, welche bis vor die Tore Ägyptens gelangten, wo sie mit Pharao Ramses III. (1221-1156 v.0) kämpften. Ebenso geschahen in gleicher Zeit Naturkastrophen im östlichen Mittelmeer. Aber es heißt „Sie kamen von den Inseln des 9. Bogens“, so bekundeten die ägyptischen Schreiber auf den Wänden des Totentempels von Medînet Hâbu. Unter dem „9. Bogen“ verstanden die Altägypter den äußersten Bereich im höchsten Norden; damit kann schwerlich die den Ägyptern wohlbekannte Ägäis gemeint sein ! Erneut wurde der Vordere Orient durch zweifellos zum Gutteil hellhaariger Nordvölker und/oder Nordmeervölker überflutet. Die Philister-Phönizier, die dann das Mittelmeer lange Zeit zu einem „Philistermeer“ machten, waren die Nachkommen der „Fremdvölker-Seevölker“, die die Ägypter aus Palästina nicht mehr zu vertreiben vermochten.
 
Im gleichen Maße wie der Machtzuwachs der Philisterstädte im altägyptischen Vorland Kanaan zunahm, schwand der ägyptische Einfluss. Zum Ende des 12. Jhs. blühten die Philisteransiedlungen, insbesondere die Häfen und Handelszentren ihres Fünf-Städte-Bundes: Aschdod, Aschkelon, Akkaron, Gat und Gaza. Philister kontrollierten die Ebene bis zum Jordangraben und tief bis ins samarische Bergland hinein. Ca. 1060/50 v.0 erlitt auch der Heerbann der kanaanistisch-israelischen Stämme zwei vernichtende Niederlagen, ihr zentrales Heiligtum in Silo wurde zerstört. Für etwa zwei Generationen waren Philister unumstrittene Herren Kanaans, bis zu dem Judäer David, der als Vasall des Philister-Fürsten Achis von Gath seinen Aufstieg als Militärführer begann. Ihm gelang es, sich eine Berufskriegertruppe dienstbar zu machen, nach Art der Philister und unter Verwendung nordischer Seevölker-Soldaten, nämlich der „Krether und Plether“. Nach der Erstarkung des kanaanitischen Hinterlandes und des Davidischen Königtums geriet der philistrische Pluralismus - der nie willens und in der Lage war, einen straffen Obrigkeitsstaat zu etablieren - zum Verhängnis. Die Geschichte der nordischen Philister vollzog sich nicht anders wie die aller nordischen Auswanderer- und Eroberergruppen, ihre Frauenanzahl war zu gering, die Vermischung mit geburtenstärkeren ansässigen Südvölkern begann, die angeheirateten Frauen brachten ihre eigene semitische Sprache mit und so wandelte sich das nordisch bestimmte Philistervolk zum nordisch-semitischen Mischvolk der Phönizier. Das Gleiche geschah noch ums Jahr 1.000 n.0 mit den in Nordfrankreich bzw. der Normandie sich ansiedelnden Normannen, die über ihre einheimischen Frauen in kurzer Zeit eine Form des Spätlatein bzw. Altfranzösisch übernahmen. Unzweifelhaft erwuchs aus der dorisch-spätmykenischen Philister-Kultur - die vom weltüberblickenden Bewusstsein des frühen Griechentums getragen war - die Phönizier-Kultur, denn das zunächst primitive Kanaanitertum der Levante und das stagnierende Ägyptertum vermochten keine frischen Impulse zur Höherentwicklung abgeben. Man nennt die späte Bronzezeit der griech. Kulturstufe von 1.600 - 1.050 v.0 die Späthelladische Periode, sie entspricht etwa der mykenischen Zeit. Das phönizische Seefahrervolk - ausfahrend von den libanesischen und syrischen Küsten - erlebte seine Blütezeit zwischen 1.000 und 600 v.0. Die Griechen nannten sie „Phoinikes“, die Roten, was schwerlich von der Purpur-Farbe der Murex-Muschel herrühren kann, welche die Phönizier auch im Warenangebot führten. Viel eher ist die Bezeichnung zu erklären durch die roten Haare oder die roten, sonnengebrannten Gesichter der hellerhäutigen phönizischen Seeleute, die sie - im Gegensatz zu den braunhäutigen Ägyptern - auf ihren Meerfahrten bekommen mussten. Exakt an diesen westmittelmeerischen Küsten - bis nach Sizilien, Sardinien, den Balearen, der spanischen und nordafrikanischen Küsten - mit deren Bewohnern schon ihre Philister-Vorfahren Bündnisse geschlossen hatten, gründeten die Phönizier ihre Pflanzstädte, ihre Kolonien. Ihre wichtigsten Stadtstaaten waren Akko, Arados, Byblos, Berytos, Karthago (Punier), Sidon, Tyros. Die Sepulkralfiguren der gefundenen phönizischen Sarkophage zeigen nordeuropäische bzw. mykenisch-griechische Gesichtszüge, und keine amurritisch-akkadisch-semitischen (Abb. 13).
 
 
Abb. 13 a - Phönizier-Sarkophag von Palermo, 4./5. Jh. v.0 -13 b - aus Kunstkollektion „General Luigi Palma di Cesnola“ in New York City Tenement Mus.
 
Auch die Rekonstruktionsgeschichte zur Entwicklung der sog. Phönizischen Schrift wird auf die Entdeckung der Vorstufe einer Philister-Schrift hinauslaufen. Die Philister mussten während ihres Aufenthaltes auf Kreta die Bekanntschaft mit den Silbenschrifttypen „Linear A“ und „Linear B“ machen, wobei mit letzterer die mykenisch-frühgriech. Sprache geschrieben wurde. Ein Bernsteinstück mit Schriftzeichen dieser mykenischen „Linear B-Schrift“ ist in der mittelbronzezeitlichen Höhensiedlung von Bernstorf, im bayerischen Landkreis Freising gefunden worden (Abb. 14), die als größte ihrer Art nördlich der Alpen erkannt ist. Zwei aufgefundene, gravierte Bernsteinstücke tragen Texte in der mykenisch-griechischen Linea-B-Schrift. Auch aus diesem Raum - so nimmt es die Forschung an - kamen die Südwanderer die wir als Griechen kennen. Es erhebt sich nun die Frage, brachten sie bereits ihre Schrift aus den süddeutschen Ursitzen mit ? Ließen sie sich schon in der Urheimat durch Kontakte mit der minoischen Kreta-Kultur zur eigenen Schriftentwicklung animieren ? Die eine Bernstorf-Inschrift lautet „pa-nwa-ti“, die zweite zeigt auf der einen Seite das Antlitz eines bärtigen Mannes (Abb. 5), auf der anderen Seite befinden sich wieder Zeichen, der Linear-B-Buchstaben „do-ka-me“. Das Phänomen Schrift war den griechischen Mykenern und ebenso den Philistern bekannt. Die späten Griechen der klassischen Zeit waren sich nicht sicher, wem die Erfindung der Schrift zugerechnet werden sollte, einige meinten, es seien die im Nordbalkan beheimateten Thraker gewesen.
 
Abb. 14 - Bronzezeitlicher mykenischer Schriftfund
von Bernstorf /Bayern
 
BLONDE REITERVÖLKER DER STEPPEN
 
Die blonden Thraker in den West- und Nordländern des Schwarzen Meeres waren berühmte Rossebändiger und errichteten für ihre Toten mächtige Grabhügel. Ebenso taten es ihre östlichen Verwandten, die indogermanischen Reitervölker. Auch diese nordischen Einwanderer errichteten Kurgane (Tumuli), aufgeschüttete große kegelförmige Grabhügel. Sie wurden ab der Jungsteinzeit, über die Bronzezeit (ab 5. Jahrtausend v.0), bis in die Antike, an einigen Orten bis ins Mittelalter hinein, angelegt. Im 1. Jahrtausend v.0 wurden Kurgane vor allem von Skythen und Sarmaten errichtet, vorwiegend auf den höchsten Erhebungen in den Steppen. Den Griechen galten die Skythen als barbarische Trunkenbolde und grausame Krieger, die auf ihren schnellen Pferden aus der Steppe einfielen. Nach dem Geschichtsschreiber Herodot nannte sich der herrschende Skythen-Klan Skoloten. Die Skythen waren alles andere als primitiv, sie schufen feinste Goldschmiedearbeiten, die noch heute für Erstaunen sorgen und ihre Kultur prägte ein halbes Jahrtausend lang das gesamte Gebiet der eurasischen Steppe -, von der Schwarzmeerküste und dem Kaspischen Meer bis nach Kasachstan und der Mongolei. Hellhaarigen Reitervölker waren die frühen Meister der Bogen- und der Reitkunst.
 
 
Abb. 15 a + b - Blondbärtige/-mähnige Skythen-Krieger auf Elektrum-Becher aus Kurgan Kul-Oba / Krim 4. Jh.v.0 (Eremitage / St. Petersburg).
 
Beispielsweise ist die Hochebene von Arschan (Arzan) in der autonomen Republik Tuva der Russischen Föderation zu Hunderten mit Kurgane bedeckt. Nördlich der Grenze zur Mongolei liegt das Ost-West-Tal des Ujuk, wo es Kurgane gibt, deren Entstehung bis in das 9. und 8. Jh. v.0 reichen, sie zeigen Verbindungen zur frühen chinesischen Zhou-Dynastie. Hermann Parzinger, der deutsche Prähistoriker und Spezialist für die Kultur der Skythen wurde bekannt durch die Entdeckung eines skythischen Fürstengrabes mit fast 6.000 Goldobjekten im Juli 2001 bei Aržan in der südsibirischen Republik Tuwa. Ein weiterer Sensationsfund im Sommer 2006 war die Entdeckung der Eismumie eines tätowierten 2.500 Jahre alten blonden Skythenkriegers in 1.20 m Tiefe der Permafrostzone des Altai-Hochgebirges, u. a. mit erhaltenen Kleidungsstücken. Er war in einem prächtigen Pelzmantel gehüllt, trug vergoldeten Kopfschmuck, Filzkappe, Leinenhose und einen kompliziert aufgebauten hölzernem Kompositbogen aus verschiedenen aufeinander geleimten Holzschichten. Mit dieser Kampfbogenart gelangen den Hunnen und späteren Mongolen ihre sensationellen Erfolge während ihrer blitzartigen Überfälle. Wir wissen nun, dass die Erfindung des Kompositbogens den indogerm. Skythen zugerechnet werden muss. Man hat die Mumie den „Özi Sibiriens“ geheißen. Im Süden des Altaigebirges Zentralasiens, in einem Grabhügel auf dem Ukok Plateau, wurde die einbalsamierten Mumie einer 1.60 großen, 20-23-jährigen Frau, die um 500 v.0 begraben wurde. Der Kopf der jungen Frau war rasiert und trug eine Perücke, die mit Ornamenten und einer mondförmigen Scheibe mit eingravierten Panthern verziert war. An ihrer rechten Hand trug sie einen tatauierten Ring. Zudem war der gesamte linke Arm der Frau mit Tatauierung überzogen. An ihrer Schulter war ein blauer Hirsch mit spiralförmigen Hörnern angebracht. Der Hirsch war eines der heiligen Tiere der Skythen und aller Indoeuropäer. Unter dem Hirsch ist eine Szene eingraviert, in der ein Panther einen Hirsch oder ein Schaf angreift. Ein sehr typisches Bild für Nomaden, da diese Tötungsszene für sie den ständigen Lebensfluss symbolisiert. Dass es sich bei der Frau um eine Prinzessin handelt, beweisen die 12 Pferde die mit ihr zusammen in ihrem Grabhügel bestattet wurden. Aber auch die Tatauierungen an ihrem Körper sind ein Nachweis ihrer hohen Stellung; womöglich war sie eine Priesterin (Abb. 16). 70 km südlich der kasachischen Großstadt Almaty fand man das überreich mit Goldschmuck bestückte Grab eines Skythen-Fürsten, welcher „Der Goldene Mann von Issyk“ benannt wird. Bisher sind keine Schriftzeugnisse der Skythen bekannt geworden, doch in diesem Grab fand sich ein beschrifteter Silberbechers mit einer Art Runenschrift (Abb. 17). Die 26 Zeichen ähneln denen, die später von Turkstämmen weiter im Süden verwendet wurden, ihre Bedeutung und Herkunft sind unklar - auch weil die Inschrift zu kurz ist, um ihre Sprachzugehörigkeit. bestimmen zu können. Den Skythen eng verwandt waren die Sarmaten, die sich als Stammesverband zwischen der unteren Wolga und der Südspitze des Ural gebildet hatten. Im 4./3. Jh. v.0 unterwarfen die Sarmaten die Skythen, von denen sich Teile auf die Krim retten konnte, wo noch bis ins 3. Jh. n.0 skythische Stammesverbände lebten. Ab dem 3. Jh. v. teilten die Griechen die Völker im Norden in zwei Gruppen ein, in Kelten westlich des Rheins und Skythen östlich des Rheins. Die Verwendung des Begriffs Germanen für die östlich des Rheins siedelnden Völker ist erstmals vom griech. Geschichtsschreiber Poseidonius um das Jahr 80 v.0 überliefert. Auch noch zur mittelalterlichen Völkerwanderung wurden alle Völker am Nordrand des Schwarzen Meeres von den klassizistisch orientierten Geschichtsschreibern als Skythen bezeichnet, etwa die Goten und später die reiternomadischen Hunnen. Für den gotischen Geschichtsschreiber Jordanes grenzt Skythien an Germanien, es erstreckt sich vom Ister (der unteren Donau) bis an den Tyras (Dnister), Danaster (Donez) und Vagosola und bis zum Kaukasus und zum Araxes, einem Nebenfluss der Kura in der südlichen Kaukasusregion. Im Osten grenzte es an das Land der Seren (Kaspisches Meer), im Norden an der Weichsel an jenes der Germanen. Im Skythenland lägen die Riphäischen Berge (Ural), die Asien und Europa trennen (Gotengeschichte, 5).
 
 
 
Abb. 16 - Rekonstruktion der Skythen-Prinzessin von Ukok -
Abb. 17 - „Skythische Runen“
 
Im Zusammenhang mit diesen kaukasischen bzw. indogermanischen Reiterstämmen müssen auch die Amazonen erwähnt werden. Bei Skythen und Sarmaten galt die Gleichstellung der Frau, so dass sich daraus Amazonen-Gruppen gebildet haben könnten. Ihr kriegerischer Charakter drückt sich schon im Begriff aus. Die Herleitung von zone („Gürtel“) ist anzunehmen. Ama-zone bedeutete demnach etwa „die Wohlgegürtete“. Der griech. Historiker Herodot schrieb im 5. Jh. v. Chr. in seinen „Historien“, dass die zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer wohnenden Sauromaten (Vorgänger der Sarmaten) aus einer Vermischung von Skythen und Amazonen entstanden wären. Als Amazonen bezeichneten die Griechen einige Völker von Reiterkriegerinnen, nördlich des Kaukasusgebirges und am Schwarzen Meer, das noch im 5. nachchristlichen Jahrhundert „Amazonenmeer“ genannt wurde. Die Hauptstadt der Amazonen, Themiskyra, wird an der südöstlichen Schwarzmeerküste verortet. Die Amazonen wurden als Normal­sterbliche beschrieben die oft angeblich in Kämpfen besiegt und ihre Grabstätten genannt wurden. In der griechischen Vasenkunst ab ca. 550 v.0 sind sie als wagemutige Kämpferinnen gezeichnet worden. Oft sind sie mit der Doppelaxt (Labrys / Amazonenaxt) bewaffnet. Sie galten als furchtlose Kämpferinnen, schlechthin als Sinnbild der kriegerischen Frau. Sie sollen, so berichten es griechische Sagen und Geschichtsschreiber, als berittene Bogenschützinnen selbst von erfahrenen Kriegern gefürchtet worden sein. In ihrer Gesellschaft, so heißt es, hatten Männer nichts zu sagen, sie dienten lediglich der Fortpflanzung. Seit Jahrzehnten werden im einstigen Skythenland immer wieder in Einzelgräbern auch Frauenskelette gefunden. Je nach Art und Anzahl der Grabbeigaben, sind Kriegerinnen, Priesterinnen, Krieger-Priesterinnen und Frauen des Herdes zu unterscheiden. Aktuelle Gen-Tests konnten im heutigen Kasachstan direkte blonde Nachfahren einer Frau aus einem 2.500 Jahre süduralischen Kurgan ausfindig machen. Die Ehre der Entdeckung gebührt der US-amerikanischen Wissenschaftlerin Jeannine Davis-Kimball, die durch ihre Erforschung der „Amazonengräber“ von skythischen, sarmatischen Frauengräbern in Südrussland bekannt wurde. Sie fand Frauen die mit Waffen und Rüstungen beerdigt waren. Sie suchte in dieser Region nach einem „lebenden Beweis der Amazonen“. Tatsächlich entdeckte sie in der zumeist von Kasachen bewohnten westlichen Mongolei die von ihr gesuchten genetischen Übereinstimmungen bei reitenden und bogenschießenden Frauen mit denen der Kurgan-Gräber. Sie fand ein blondes kasachisches Mädchen namens Maryemgül, das schon mit neun Jahren eine sehr gute Reiterin war. Dessen schwarzhaarige Mutter teilte mit, dass in ihrem Familienverbund sowie in der näheren Umgebung hin und wieder blonde Mädchen auf die Welt kämen. Davis-Kimball ging davon aus, mit Maryegül eine Nachfahrin der von ihr in Frauengräbern entdeckten Amazonen-Frauen gefunden zu haben und ließ eine genetische Untersuchung durchführen. Es konnte bestätigt werden, das kasachische Mädchen entspricht zu fast 100 % dem genetischen Profil der in Kurganen entdeckten „Amazonen-Frauen“.
 
Ebenso gehörten die Kimmerer zu diesem Völkerkreis. Herodot berichtet, dass die Kimmerer lange vor seiner Zeit am Nordrand des Schwarzen Meeres ansässig waren und durch die Skythen, die zu Herodots Zeit dort lebten, einst aus ihrer ehemaligen Heimat vertrieben wurden. Darauf weisen nach Herodot zufolge Ortsnamen wie „Kimmerische Feste“, „Kimmerische Furt“und „Kimmerischer Bosporus“ hin. Nach übereinstimmenden griechischen und assyrischen Quellen zogen die Kimmerier ab dem späten 8. Jh. v.0 über den Kaukasus nach Anatolien, wo sie zunächst das Reich der Phryger zerschlugen und jahrzehntelang eine Bedrohung für die griechischen Städte Kleinasiens wurden. Homer beschreibt in der „Odyssee“ das Land und die Stadt der kimmerischen Männer, die im äußersten Rand des tiefen Okeanos, nahe am Eingang der Unterwelt (Hades) liegen würden. In ihrem Gebiet herrschten stete Nacht und Nebel („kimmerische Finsternis“), Helios würde hier nicht leuchten. Er kann damit nur den äußersten Norden gemeint haben. Für die Benennung der Kimmerer und Skythen werden in den assyrischen Quellen auch die Namen „umman-manda“ (Meder) für die nordischen Stämme benutzt. In der altjüdischen „Bibel“ wird ein Volk namens Gomer erwähnt, ein Volk aus Mitternacht (Norden), „von den Enden der Erde“, das oft mit den Kimmerern gleichgesetzt wird. Die Völkertafel in 1. Moses 10,2 führt die Gomer auf, ebenso Magog, Madai (Meder), Mesech (Phrygier), alles indogermanische Reitervölker. Die Phryger errichteten im 8. Jh. v.0 in Anatolien ein großes Reich, dessen Hauptstadt Gordion war, etwa 80 km westlich vom heutigen Ankara. 553 v.0 verbündete sich der medische Adel mit den Persern. Die medische Aristokratie genoss im Perserreich der Achämeniden viele Privilegien und wurde an der Verwaltung beteiligt. Berühmt und begehrt waren die „nisäischen Pferde“ aus der von Herodot „Hippobotus“ (Rossweide) genannten Gegend der Pferdezucht, die in Zentralasien später als „himmlische Pferde“ bezeichnet wurden. Die zeitweise Herrschaft der Skythen hatte den Medern die Errungenschaft der skythischen Art des Bogenschießens zu Pferde gebracht. Auch die Ausrüstung der Pferde hat sich seit der Skythenherrschaft kontinuierlich verbessert und selbst der Reit-Komfort wurde qualitativ gesteigert. Erwähnenswert ist die Großzügigkeit der Skythen, nachdem sie 653 v.0 die Perser von der Mederherrschaft befreit haben, persische Knaben in drei Dingen zu erziehen: im Reiten, Bogenschießen und Wahrheitsprechen (Herodot I, 136).
 
Die iranischen Alanen (iran. Aryanam), ein Teilstamm der Sarmaten, siedelten ab dem 2. Jh. v.0 im nördlichen Kasachstan und nordöstlich des Kaspischen Meeres, sie zogen seit der Mitte des 1. Jh. n.0 in die südrussischen Steppen zwischen Wolga und Don; ihre Nachkommen leben noch heute im Kaukasus als Osseten. Ein Großteil der Alanen schloss sich den hunnischen Raubzügen nach Westen an. Die Alanen aus Pannonien fielen jedoch zur Mehrheit beim gepidischen Aufstand gegen die Attila-Söhne von den Hunnen ab, schlossen sich den Wandalen, Sueben und Burgunder auf dem Zug über den Rhein im Jahre 406 an und wurden als weström. Föderaten im nördlichen Gallien und England angesiedelt. Schon in der Schlacht von Adrianopel (378) standen die sarmatischen Alanen auf westgotischer Seite und ihre Kataphrakten (Panzerreiter) hatten entscheidenden Anteil am Sieg der Goten über die Römer. Die in Frankreich ab 2. Jh. angesiedelten alanischen Lanzenreiter werden den Grundstein zur Aufstellung der späteren gefürchteten karolingischen Panzerreiterkontingente beigetragen haben. Ein großer Teil des Volkes schloss sich 409 dem Zug der Wandalen auf die Iberische Halbinsel an, wo sie sich vornehmlich im mittleren Süden in der röm. Lusitanien ansiedelten. 451 kämpften sie unter König Goa neben den Westgoten in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern erneut gegen die Hunnen unter König Attila. Das Alanenreich wurde kurz darauf durch die Westgoten vereinnahmt. Die meisten Alanen setzten mit den Wandalen nach Afrika über und seit dem Vandalenkönig Hunerich waren sie direkt den Vandalenkönigen zugehörig, die von nun an den Titel „Rex Vandalorum et Alanorum“ (König der Vandalen und Alanen) führten. Die im 5./6. Jh. aus dem osteuropäischen Mischbesiedelungsgebiet nach Westen und Süden vordringenden sog. Slawen (karolingisch: „sclaveni“ vom Begriff für „Götzen-Sklaven“) müssen eine junge indogermanische Mischethnie sein, in der kaukasische, skythisch-sarmatische, keltische, hunnische und starke ostgermanische Anteile zusammenflossen. Die altslawischen Gräberfunde des 6. Jhs. unterscheiden sich in keinem Detail von den germanischen Reihengräbern der Völkerwanderunsgzeit. Im äußeren Erscheinungsbild werden auch in der mittelterlichen Buchmalerei zwischen Slawen und Deutschen, also zwischen links- und rechtselbischem Volk, keine Unterschiede gemacht. Meine Vermutung: Slawen unterscheiden sich darin, wie viel turkmongolisches bzw. tatarisches Blut sie während der Hunnenstürme aufgenommen haben. Die nördlichen Polen haben höhere kaukasisch-indogermanische Anteile, während die als südslawische Ethnie bezeichneten Bulgaren, die Ende 5. bis 7. Jh. in mehreren Wellen in den Nordbalkanraum einwanderte, größere turkstämmige Einflüsse mitbrachte. Die Gründung des Bulgarenreiches erfolgte zwar 679, aber es handelte sich um türkisch-iranisch-alanische Mischgruppen, die während ihres Einsickerns ins westliche Schwarzmeergebiet mit den dort stehengebliebenen romanischen, germanischen, keltischen, getischen, dakischen, thrakischen Bevölkerungsbeständen verschmolzen. Beispielsweise die Daker, ein thrakischer Stamm, vermischte sich ca. 200 v.0 mit germ. Bastarnen (die Bastarde) und germ. Skiren (die Reinen), die laut Strabon, im Siedlungsgebiet der Geten den Dakern benachbart waren. Im 6. Jh. n.0 hielt der gotische Historiker Jordanes, die Geten für identisch mit den ostgerm. Goten. Doch wurden sie, mit ihren Zumischungen, in den nachfolgenden Jahrhunderten Tiwerzen genannt und als Slawen betrachtet.
 
SCHLUSSBETRACHTUNG
 
Von den Andersartigen, Klaren und Starken, den Nordischen, sagte der geniale Denker Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), womit er sein Plädoyer gegen den christianistischen Fremdgeist beginnt: „Sehn wir uns ins Gesicht. Wir sind Hyperboreer - wir wissen gut genug, wie abseits wir leben. ‘Weder zu Lande noch zu Wasser wirst du den Weg zu den Hyperboreern finden‘: das hat schon Pindar von uns gewusst. Jenseits des Nordens, des Eises, des Todes - unser Leben, unser Glück . . . Wir haben das Glück entdeckt, wir wissen den Weg, wir fanden den Ausgang aus ganzen Jahrtausenden des Labyrinths. Wer fand ihn sonst ? - Von diesen Nordischen bekundete der röm. Historiker Cornelius Tacitus (58 - 120 n.0) in den Texten seiner „Germania“: „Die Germanen selbst möchte ich für Ureinwohner halten und durchaus nicht durch die Einwanderung und den Aufenthalt anderer Völkerschaften vermischt, weil einerseits in alter Zeit nicht zu Land, sondern auf Flotten diejenigen ankamen, die ihre Wohnsitze zu verändern suchten, und dann weil das unermessliche und sozusagen widerwärtige Weltmeer jenseits nur selten von unserem Erdkreis aus zu Schiff besucht wird. Wer hätte ferner, ganz abgesehen von der Gefährlichkeit eines unwirtlichen und unbekannten Meeres, Asien, Afrika oder Italien verlassen sollen - um nach Geranien zu ziehen, in das wüste Land mit rauem Himmel, abschreckend für den Anbau und den Anblick, außer wenn man es zum Vaterland hat ? […] Ich selbst trete deren Meinung bei, die glauben, dass die Völkerschaften Germaniens, ohne je durch eheliche Verbindungen mit anderen Stämmen fremdartige Bestandteile in sich aufgenommen zu haben, ein eigenständiges, reines, nur sich selbst ähnliches Volk geworden sind. Daher ist auch die Körperbeschaffenheit trotz der großen Menschenzahl bei allen die gleiche: blaue Augen mit wildem Ausdruck, rötliches Haar, hochgewachsene und nur für den Angriff starke Leiber.“
 
Das norddeutsch-dänische Zentrum der Blonden bewies sich durch historische Berichte über die Kimbernkriege (113 - 101 v.0), während denen Jütländer und nordische Kelten auf Landsuche in den südlichen gallischen und römischen Bereich gelangten -, sie werden von röm. Historikern als groß, weißhäutig undhellhaarig beschrieben. Diese helle nordische Menschenart bestätigte für die germanische Gesamtnation der röm. Historiker und Senator C. Tacitus, um 90 n.0. Dem mehrheitlich blonden Erscheinungsbild entsprachen die Deutschen bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), wie z.B. die mittelalterlichen Buchmalereien bestätigen. Und darüber hinaus ebenso, nur abgeschwächt, bis in die Zeit der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, mit ihren Massenmorden an Deutschen im Flächen-Bombardement gegen Zivilisten in den Städten und den sich anschließenden Nachkriegs-Gefangen-Rachemassenmorden besonders an „typischen Deutschen“ in West und Ost. Noch nach dem Weltkrieg II. erlebte ich in Südhessen so gut wie rein blonde Grundschul- und Kindergarten-Klassen. Ebenso blond wie Deutsche sind/waren Iren, Skandinavier, Balten, die alten Thraker, Skythen, Sarmaten, Achäer-Griechen, Dorer-Spartaner. Nach unserem Kenntnisstand schälen sich 4 Blondrassenzentren heraus: 1. Nordeuropa um West- und Ostsee und Irland. 2. Kanarische Inseln und Nordwestafrika durch schon megalithzeitliche Wanderwellen aus dem Norden. Die Ägypter nannten die Libyer „Tm'h“, Tehenu, Temehu. Die helleren Berber und die ebenso helleren Tuareg (sie selbst nennen sich Tamacheq oder Tamasheq)   sind ihre Nachkommen. 3. Die ukrainischen, südrussischen  Kurgan-Kulturen, der späteren Skythen und Sarmaten. Und bis zum zentralasiatischen westlichen China des Tarim-Beckens. 4. Westliche und nordöstliche Schwarzmeerregion. Am Bereich der Donaumündung und des Schwarzmeer-Westrandes lagen die frühen reichen Schrift- und Zivilisationszentren der Vinca- und Warna-Kultur, welche sicher nicht allein die bäuerlichen Bandkeramiker-Wanderungen in Richtung Norden beeinflusst haben.
 
Wären die Band- und Stichbandkeramiker dunkelhaarig gewesen, hätten sie zwangsläufig dem zentral- und nordeuropäischen Menschenschlag ein dunkleres Gepräge beibringen müssen, was nicht geschehen ist. So müsste man schließen, dass nicht allein die nordischen Seekrieger der Ertebölle-Verbände, die Doggerbank-Menschen und die meisten Trichterbecher-Leute blond waren, sondern auch die sich mit ihnen vermischenden Bandkeramiker, soweit diese eine Ethnie darstellten. Seltsamerweise sind aber Gen-Träger der Bandkeramiker heute so gut wie nicht mehr anzutreffen. Es gab keine Völkerwanderung im Neolithikum aus dem Nahen Osten, 90 % der heutigen Europäer stammen von Menschen ab, die bereits vor 30.000 Jahren als Steinzeitjäger durch die Ebenen Europas gezogen sind oder als Fischer an den Flüssen oder an den Küsten des Atlantiks und des Mittelmeers gelebt haben. Die restlichen 10 % Fremdgene kamen durch hunnische, sarazenische, mongolische und türkische Eroberungswellen oder als jüdische Händler nach Europa. Die alteuropäischen Ethnien der Jäger-Sammler trugen bevorzugt die mitochondrialen Haplogruppe U4 und U5, welche man bisher bei Linearbandkeramikern nicht gefunden hat. Diese wiesen am häufigsten die Haplogruppen N1a oder H auf. Der genetische Einfluss der sog. ersten jungsteinzeitlichen Bauern auf die Europäer ist - nach heutigem Forschungsstand - kaum nachzuweisen, er hat so gut wie keine Spuren hinterlassen, und das kann schon im Mittelalter nicht anders gewesen sein. So dass die altsteinzeitlichen Bewohner Nordeuropas überwiegend als Vorfahren der heutigen Mitteleuropäer angesehen werden müssen. Gesetzt den Fall, dass einige Menschengruppen des Schwarzmeerküsten-Nordraumes hellhaarig waren - kein Mensch im orientalischen, südasiatischen, afrikanischen oder mittelmeerischen Lebensraum sich aufzuhellen imstande ist - sie zwangsläufig ebenfalls von den eiszeitlichen Jägergruppen des Nordens abstammen müssen und erst nach ihrer Aufhellung in den klimatisch verlockenden europäischen Südostbezirk abgewandert sind, also genetisch ebenso Indogermanen wären, unabhängig von ihrem Idiom (das wir noch nicht kennen). Obwohl also die bandkeramischen Gruppen - nach derzeitigem Forschungsstand - keine Nordeuropäer gewesen sein können, vermutet eine Richtung der aktuellen Forschung Identität oder Verwandtschaft der Sprache der Bandkeramiker mit den sog. „indoeuropäischen Sprachen“. Erfahrungsweise sind die Namen der größten Flüsse auch die ältesten. Dazu schreibt H. Krahe: „Alles in allem: es bleibt dabei, daß die einheitliche alteuropäische Hydronymie in allen Teilen aus echtindogermanischem Sprachmaterial aufgebaut ist und daß nördlich der Alpen keine älteren Namensschichten faßbar sind.“ (Hans Krahe, „Indogermanisch und Alteuropäisch“, S. 449, in „Die Urheimat der Indogermanen, 1968) Und W. Brandenstein, in gleicher Publikation wie vorgenannt: „…daß auf dem Balkan die Flußnamen, die ja bekanntlich die ältesten Bestandteile der Namengebung eines Landes enthalten, durchweg aus dem Indogermanischen erklärbar sind.“ (Wilhelm Brandenstein, „Das Indogermanenproblem“, S. 534). Ein weiteres Blondrassenzentrum liegt im nordwestafrikanischen Raum, hervorgerufen durch Südwanderer aus den nordeuropäischen Megalith-Bezirken, deren Nachkommen die Tjemehu, Berber und Guanchen sind.
 
Wie ist es nun zu erklären, dass trotz altsteinzeitlich-norditer Abstammung die blonde Haarfarbe und die blauen Augen sich unzweifelhaft im permanenten Rückgang befinden ? Sie werden laut Mendel‘scher Vererbungsgesetze rezessiv vererbt, also gebremst weitergegeben ! Das bedeutet, dass ein Kind, das von seinen Eltern je ein Gen für schwarze und eines für blonde Haare mitbekommen hat, dunkles Haar erhalten wird. Das „blonde Gen“ verschwindet nicht aus der Gen-Suppe, wird aber unterdrückt. Es könnte in einer nächsten Generation wieder auftauchen, jedoch verhält es sich immer weniger durchsetzungsfähig wie „Dunkel-Gene“. Das Gleiche gilt für die blauen Augen.

Über die weißhäutigen Temehu / Libyer / Berber:
 

Reitervölker der Steppen - Bergung des blonden Skythen-Fürsten: