Rurik (an. Hrœrikr) mit seinen Brüdern Sineus und Truvor
 
RURIK - Begründer Russlands
 
Männer des Nordens sind Männer der Tat,
wohl dem der solche um Hilfe bat.
Wer sie zum braven Beistand gewinnt,
ist zu der Starken Siegglück bestimmt.
 
Ostvölker wünschten sich Rurik zum Herrn,
der hauste als Nordmann nicht allzu fern.
Er gelangte nach Neugarten-Nowgorod,
mit Schild und Speer und des Nordens Gott.
 
Er unterwarf sich den Weg nach Byzanz,
die Wikinger lebten in Pracht und Glanz.
Der Handel gedieh im freien Verkehr
zwischen der Ostsee und Schwarzem Meer.
 
Die Ruriken schufen das Reich von Kiev,
das des Nordens Waräger nach Süden rief.
Man nannte sie Rus, die Ruderer gut,
sie schwemmten nach Osten Germanenblut.
 
Gardariki hieß man im Norden das Reich,
es lag vor der Steppe gleich einem Deich.
Helgi-Oleg und Igor errangen viel Ruhm,
später sanken die Rus ins Christentum.
 
Einst schlugen sie Räuber des Ostens zurück,
im Glaubenswechsel versank ihr Glück.
Sie besiegten Tataren in macher Schlacht,
dann stieg der Mongolen grausige Macht.
 
Und wieder regierte ein Chaos das Land,
bis es Iwan der Große zusammenband.
Die Sammlung der russischen Erde begann,
besiegt wurden Kasan und Astrachan.
 
Rurikiden machten ihr Russland groß,
Germanen wuchsen aus Russlands Schoß.
Wer immer des Landes Geschichte bestaunt,
hört wie sie von Brüdern im Osten raunt !
 
Rurik (an. „berühmter Herrscher“ - um 830-879) war ein Fürst der Rus, der, gemäß der „Nestorchronik“, von osteuropäischen Stämmen der Gegend um Neugarten (an. „Hólmgarðr“) bzw. Nowgorod als ordnender Herrscher und Richter „von der anderen Seite des Meeres“ berufen wurde. Mit seinen beiden Brüdern Sineus und Truwor und deren ganzen Versippungen begannen die Nordleute, die sog. Rurikiden, im Jahr 862 ihr Werk der Gründung einer russischen Staatlichkeit. Der Name „Rus“ wird vom nordischen „roðr“ für „Rudern, Rudermannschaft“ hergeleitet. Rurik soll bis 879 geherrscht haben. Die letzte Erwähnung von Rurik in der Chronik über das Jahr 879 lautet: „Rurik starb und übergab seine Regierung an Oleg, seinen Verwandten, und gab ihm seinen Sohn Igor, denn er war noch sehr klein.“ Als Ruriks Nachfolger gilt also „Helgi/Oleg der Weise“. Ihm folgte Ruriks Sohn Igor. Im Jahre 882 wurde Kiew eingenommen und zum Zwischenhandelszentrum zum Schwarzen Meer und nach der Großstadt Konstantinopel-Byzanz ausgebaut. Oleg gilt daher als Begründer der „Kiewer Rus“ und ihrem frührussischen Großreich, das im Jahr 907 einen Kriegszug nach Konstantinopel unternahm. Ein Handelsvertrag mit dem byzantinischen Kaiser konnte im Jahr 911 erreicht werden. Gardarike (isländ. Garðariki) ist die altskandinavische Bezeichnung für das Reich der Kiewer Rus in den Isländersagas aus dem 13. Jahrhundert. Oleg starb angeblich 912. In dieser Zeit waren die Rus bzw. Waräger noch nicht christianisiert. Das von den nordgermanischen Rurikiden gebildete und regierte Reich wurde zur Grundlage für die Entstehung eines altrussischen Volkes mit einer gemeinsamen Kultur. Im Nordosten der Rus entstand am Ende des 15. Jahrhunderts unter dem Rurikiden und Moskauer Großfürsten Iwan II. „dem Großen“ (1440-1505) ein zentralisiertes Russland. Er betrieb vom Beginn seiner Herrschaft an die „Sammlung der russischen Erde“ und überwand damit die feudale Zersplitterung durch die vielen kleinen Fürstentümer. Es gelang auch die jahrhundertelange Mongolenherrschaft einzuschränken. Die Nachfahren aus dem Fürstengeschlecht des Ruriks herrschten bis ins späte 16. Jahrhundert über Russland. Iwan IV. Wassiljewitsch, „der Schreckliche“ (1530-1584) war der erste Moskauer Großfürst der sich zum Zaren von Russland krönen ließ. Die tatarischen Khanate Kasan, Astrachan und Sibir wurden zerschlagen, Russland dehnte sich aus und die mongoliden Asiaten wurden nach Osten und Süden abgedrängt.
 
Die Christianisierung bzw. die verchristlichende Taufe der Kiewer Rus geht auf die Annahme des orthodoxen Christianismus als Staatsreligion durch den Zwang des Großfürsten „Wladimir den Großen“ (an. Valdamarr - 969-977) im Jahr 988 zurück. Die Durchsetzung gegen den nordischen Volksglauben dauerte mehr als 100 Jahre. Valdamarr/Wladimirwar ein Sohn von Großfürst Sajatoslaw I. (945-969) und Maluscha, einer Dienerin der Fürstin Helga/Olga. Maluscha war die Tochter von Malk Ljubetschanin, offenbar einem nicht nordischen Mann. Auch bei den Rus waren die Einfallstore dieser orientalisch-jüdischen Fremdreligion die gutmütig-naiven Frauen. Swjatoslaw, Enkel des Rurik, war der Sohn des Fürsten Igor von Kiew und der Fürstin Helga/Olga. Der byzantinische Chronist Leo Diaconus beschrieb Swjatoslaw als mittelgroß, blauäugig, kahlgeschoren mit einem blonden Haarbüschel als Zeichen seiner Herkunft. Um 951 hatte sich Fürstin Helga/Olga taufen lassen, wobei sie auf starken Widerstand des Volkes wie der Oberschicht stieß. Ihr Sohn Swjatoslaw übernahm 959 die Herrschaft in Kiew. Er war ein gläubiger Heide und warf die christlichen Missionare, welche seine Mutter in die Region zwecks Missionierung eingeladen hatte, wieder außer Landes. Nach ihm wurde, trotz seiner nicht ganz standesgemäßen Herkunft, Wladimir Herrscher der Rus. Im Jahr 972 kam zu ihm der machtbesessene, entartete norwegische Wikinger Olav Tryggvason, der mit brutalsten Mordtaten Norwegen das Christentum aufgezwungen hatte, mit seiner Mutter, zu Besuch nach Nowgorod. Auch Wladimir dachte zunächst nicht daran, Christ zu werden, er hatte sieben Hauptfrauen und 800 Mätressen. Er ließ an vielen Orten Götterbilder aufstellen und war ein eifriger Anhänger der heidnischen Urreligion. Doch die Politik zwang ihn, sich mit dem mächtigen Nachbarn Byzanz besser zu stellen. Im Jahr 988 heiratet er die byzantinische Prinzessin Anna, eine Tochter des byzantinischen Kaisers Romanos II.. Um sie zu bekommen, ließ er sich taufen, was als diplomatischer Schachzug galt. Sein Ziel war die Verbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus des Basileios II.. Die Christin Anna ließ „viele Kirchen errichten“ und soll Wladimir in kirchlichen Angelegenheiten „beraten“ haben. Für seine Zulassung des Christenglaubens erhielt Wladimir den Beinamen „der Heilige“ und wurde nach seinem Tod in den Stand eines „Heiligen“ der orthodoxen Kirche erhoben. Im Zusammenhang mit der Christianisierung übernahmen die Rus für den kirchlichen Gebrauch und dann auch im Alltag, einen altbulgarischen Dialekt und die künstliche Schriftsprache des glagolitischen Alphabets. Es handelte sich um eine Mundart die nahe der Griechenstadt Saloniki gesprochen wurde. Entwickelt wurde diese Ostkirchensprache und die dazu gebräuchliche Schrift, von den Missions-Brüdern „Kyrill und Method“, die im 9. Jahrhundert als Konstantin und Michael im griechischen Thessaloniki zur Welt gekommen waren.