Römische Belagerung von Jerusalen im Jahre 70 n.0
NORNENFÄDEN
Männer heran, wir wollen nicht weichen,
wir greifen mit Fäusten hinein in die Speichen,
wir drehen das Spinnrad der Nornen zurück,
wir ziehen die Fäden zum bessren Geschick:
Den Jeschua-Jesus, den besessenen Wicht,
entzieh’n wir dem römischen Strafgericht.
Er darf nicht ans Kreuz, der mindere Sünder,
kein Justizirrtum wird er -, kein Sektengründer.
Wir lassen ihn laufen nach siebzig Hieben,
dann darf er nach Hause zu seinen Lieben:
Keine Dornenkrone, kein Martertod,
nur ein lebenslängliches Redeverbot !
Er wird alt und gesteht sich selbst seinen Wahn:
„Mit der Endzeitberechnung hab’ ich mich vertan.“
Dann als Klappergreis in Jerusalem
löst sich für Jesus das Lebensproblem.
Er begreift zwischen Trümmern und Ruinen,
im Donnern der römischen Schleudermaschinen:
„Kein Bundesgott kann im Tempel wohnen,
kein Priesterfluch erschüttert die Legionen.“
Und weil auch zur alleräußersten Frist
kein Messias als Retter erschienen ist,
bekennt er mit letztem Atemzug:
„Mein Hoffen war eitel, mein Glauben war Trug !“
Dann sinkt er verhungert hinab in die Gosse -
und so endet ganz ruhmlos die Jesus-Posse:
Männer heran, wir wollen nicht weichen,
wir greifen mit Fäusten hinein in die Speichen,
wir drehen das Spinnrad der Nornen zurück,
wir ziehen die Fäden zum bessren Geschick:
Den Jeschua-Jesus, den besessenen Wicht,
entzieh’n wir dem römischen Strafgericht.
Er darf nicht ans Kreuz, der mindere Sünder,
kein Justizirrtum wird er -, kein Sektengründer.
Wir lassen ihn laufen nach siebzig Hieben,
dann darf er nach Hause zu seinen Lieben:
Keine Dornenkrone, kein Martertod,
nur ein lebenslängliches Redeverbot !
Er wird alt und gesteht sich selbst seinen Wahn:
„Mit der Endzeitberechnung hab’ ich mich vertan.“
Dann als Klappergreis in Jerusalem
löst sich für Jesus das Lebensproblem.
Er begreift zwischen Trümmern und Ruinen,
im Donnern der römischen Schleudermaschinen:
„Kein Bundesgott kann im Tempel wohnen,
kein Priesterfluch erschüttert die Legionen.“
Und weil auch zur alleräußersten Frist
kein Messias als Retter erschienen ist,
bekennt er mit letztem Atemzug:
„Mein Hoffen war eitel, mein Glauben war Trug !“
Dann sinkt er verhungert hinab in die Gosse -
und so endet ganz ruhmlos die Jesus-Posse:
Keine Christenkirche -, kein Glaubenszwang,
keine Erbsündenlehre -, kein Bußgesang,
keine Heidenverfolgung -, kein Hexenbrand,
auch kein Israel als „Heiliges Land“,
kein Kreuzzugsirrsinn - kein Glaubenskrieg,
keines Sinai-Gottes Seelensieg,
kein feindliches Bollwerk in Volkes Mitte,
keine Bibel und fremde Glaubenssitte.
Keine Vertauschung von Weizen mit Spreu -;
frei strebten die Geister, sich selbst nur treu.
Unsre Ahnen blieben in einiger Brust
sich des eigenen göttlichen Wertes bewusst.
Männer, nur Mut, Geschick ist zu zwingen,
was ihr wirklich wollt, ihr könnt es vollbringen.
Wer im Hirn sich von Sklavenbanden befreit,
erst der ist zur wirklichen Freiheit bereit.
Macht los euch vom heillosen Nornengeflecht,
knüpft selbst die Knoten, ihr habt das Recht;
sonst bleibt ihr auf ewig des Jesus Knecht !
PS: Die Unsinnigkeit der Verehrung eines gekreuzigten Mannes hat dem Christentum schon in der Antike berechtigten Spott eingebracht. Der Philosoph Celsus aus dem 2. Jahrhundert erklärte die Nachricht vom leeren Grab als Frauengeschwätz, und die erste bildliche Darstellung des Gekreuzigten ist ein römisches Graffiti vom Palatin in Rom aus dem 2/3. Jahrhundert, das einen gekreuzigten Esel darstellt, versehen mit der Unterschrift: „Alexamenos betet seinen Gott an“.
Wäre Jeschua/Jesus ein alter Mann geworden, hätte er die Belagerung, Aushungerung und Zerstörung des aufständischen Jerusalem durch den römischen Feldherrn Titus noch miterlebt und hätte mithin erkennen müssen, dass der Judengott, oder seine „Himmlischen Heerscharen“, nicht - wie es aus seinen essenischen Kreisen erhofft wurde (siehe Qumraner „Kriegerrolle“) - zu Gunsten seines Volkes in die Kämpfe gegen die Besatzungsmacht eingriff. Zudem hätte Jeschua/Jesus den Irrtum seiner Weltuntergangsberechnung erkennen können; bekanntlich hatte er das Weltende noch zu Lebzeiten seiner geistig schlichten aber schwärmerischen Schülerschar („Jünger“) vorausgesagt.
Begriffserklärung: Unter „Nornenfäden“ versteht man das Schicksalsgeschlinge.