KAPERFAHRT

Auf Kaperfahrt um Skagen rum,
zum Westmeer oder Ostmeer hin,
sind See-Gesellen selten stumm,
die fette Beute steht im Sinn.

Ob Sang im Mund, ob Speck im Maul,
ein Lied bei Suff und Fraß erschallt,
die Ruderknechte sind nicht faul,
wenn sich der Sturm ins Segel krallt.

Nicht immer ist das Wetter rau,
dann kreist der Würfelbecher rund,
und keiner weiß von Innenschau,
das hält der Seele Sicht gesund.

Zu Hause werkt die blanke Maid,
um Kind und Kegel beizusteh’n,
da harren Trog und Fass bereit,
sie warten auf ein Wiederseh’n.

Davor geht es nach Pommern fort,
gefüllt wird der Freibeuter-Sack,
am Kloster- und am Kirchen-Hort,
mit Atz und Schatz vom frommen Pack.

 Da fährt ein Schiff im Westerwind,
die Wappen-Zierde Hamburgs blinkt
und kaum, dass Trutz und Tag verrinnt,
der Kogge Mut und Mast versinkt.

Klaus Störtebecker ballt die Faust,
die Hansa ist der Freiheit Feind,
wenn Klaus die fetten Koggen zaust,
kein armer Macker greint und weint.

Ist das nicht nur Gerechtigkeit,
wenn auch der Bettler Brot gewinnt ?
Gott selbst schenkt den Piraten Zeit,
die gleichwohl seine Kinder sind.

Dem Reichen nimm, dem Armen gib,
das ist der Likedeeler Brauch,
ist jeder Kaufherr doch ein Dieb,
Pfaff’, Papst und Ritter sind es auch.

Und zeigt sich zwischen Tau und Tag,
am Mastkorb der Klabautermann,
dass er zur Höll’ uns rufen mag,
dann gebt den falschen Kurs ihm an !


Bild: Gemälde von Prof. Hans Bohrdt - Die Lübecker Kogge „Der Engel“ entert in der siegreichen Seeschlacht von Gotland 1564 das große schwedische Admiralschiff „Makalös“, mit 148 Geschützen.
 
DIE HANSE- Die Hanse war im 12. Jahrhundert eine Genossenschaft deutscher Kaufleute, die gemeinsam Außenhandel betrieben. 1358 bildete sich aus diesem Ursprung ein Städtebund unter der Führung Lübecks, dem Städte innerhalb und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, von Köln bis Krakau, von Stockholm bis Breslau - in wechselnder Zahl angehörten. Der Städtebund schuf Handelswege von den Produktionsstätten des Westens zu den Rohstoffquellen im Osten, er vermittelte zwischen dem Getreideüberschuss Ostdeutschlands und dem Fischreichtum Norwegens, er vereinigte die Nord- und Ostseeländer zu einem Wirtschaftsgebiet, errichtete Handelsvertretungen im Ausland (z.B. den berühmten Stahlhof in London und den Petershof in Nowgorod), förderte den Bau neuer Städte an der Ostsee und regte die Warenproduktion überall da an, wo seine Vertreter Handelsbeziehungen anknüpften. So hatten nicht nur die Mitglieder der Hanse Vorteile von ihrem Bund, sondern viele Nationen Europas. Zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Ziele und Interessen griffen die Hanseaten notfalls zu den Waffen. Als der Dänenkönig Waldemar Atterdag 1361 die Insel Gotland besetzte, eroberten die Hanseaten Kopenhagen und Helsingborg und sicherten sich im Stralsunder Frieden von 1370 die Handelsvormacht im Norden. Sie führten Handelskriege gegen England, Flandern und Norwegen, das heißt, dass sie Blockaden gegen diese Länder verhängten beziehungsweise deren Blockaden durchbrachen. Noch bevor der Nord- und Ostseeraum durch die überseeischen Entdeckungen an Bedeutung verlor, wurde die Hanse durch Streitigkeiten mit den Engländern und Holländern, deren Schiffe unter Umgehung Lübecks in die Ostsee eindrangen, geschwächt. 1494 wurde der Petershof in Nowgorod von Zar Iwan III., 1598 der Stahlhof in London durch Elizabeth I. geschlossen. Unstimmigkeiten unter den deutschen Hansestädten führten dazu, dass der letzte Hanse-Tag, das Parlament des Bundes, 1669 unter geringer Beteiligung abgehalten wurde. Seitdem wahren nur noch Lübeck, Hamburg und Bremen die Tradition der Hanse. In vielen Städten Deutschlands sind heute noch Zeugen der blühenden hanseatischen Stadtkultur zu finden. Prächtige Kirchen, Rathäuser, Lagerhallen und Bürgerbauten erinnern an den Städtebund. (Brian Innes, „Das große Buch von der Seeräuberei“, S. 13)