Gemälde (gekontert) von Karl Friedrich Lessing, 1840, „Von der Heydt-Museum“, Wuppertal
 
HERR HEINRICH UND DER PAPST
 
Es hockt ein giftiger Gnom in Rom,
Papst Paschalis in prunkender Pracht.
Er hadert mit Heinrich, dem hohen Herrn,
um deutschen Reiches Königsmacht.
 
Da rüstet Herr Heinrich ein Ritterheer,
vieltausende Recken rücken heran,
vielhunderte Wimpel wirbeln im Wind
und Lieder lachen des Papstes Bann.
 
Sturmsäulen stoßen voran gen Süd,
wie ein Sturzbach blinken die Helme,
dann wogt es in Waffen nach Rom hinein,
jetzt winseln die römischen Schelme.
 
Herr Heinrich hört in der Engelsburg
des Papst‘s Rabulistik und Ränke.
Er tritt dem Zwerg vor die zagende Brust
und donnert: „Zu End‘, das Gezänke !
 
Hoyer von Mansfeld, mein Feldhauptmann,
treuer Ritter aus sächsischem Land,
ergreif‘ er Paschalis, den widrigen Wicht,
mit fester, eisenbeschienter Hand !“
 
Und Hoyer, der baumlange, blondige Bär,
bläht grinsend die bärtigen Backen:
„Das tut meiner sächsischen Seele wohl,
den schadenden Schändling zu packen !“
 
Er langt ans purpurne päpstliche Wams,
es klirren die Klammern und Spangen -,
ein paar blutige Kratzer trug er davon,
so hat man Paschalis gefangen.
 
Der musste sich fügen in deutscher Haft,
seine Dunkelmänner drohten im Reich,
die Mönche der Benediktiner voran -,
das war Kaiser Heinrich doch gleich.
 
Die deutliche Sprache die jeder verstand,
den Zugriff mit stählender Strenge,
hätte Vorbild sein sollen zur Umgangsart
in gesamter historischen Länge !
 
 
Papst Paschalis II. und Kaiser Heinrich V.
 
Der deutsche Kaiser Heinrich V. (1086-1125), aus der Familie der Salier, hatte große Konflikte wegen des sog. „Investiturstreites“ mit dem Papsttum. Es ging um das Recht der Amtseinsetzung von Geistlichen im Reich, das der ferne Papst in Rom neuerdings für sich in Anspruch nehmen wollte. Um den Papst zu zwingen, von seinen angemaßten Rechten Abstand zu nehmen, marschierte Heinrich mit seinem Heer von ca. 30.000 Rittern nach Rom und begann mit dem Papst zu verhandeln. Im „Vergleich von Sutri“ wurde festgelegt, dass der deutsche König auf das Investiturrecht verzichtet und Paschalis im Gegenzug König Heinrich zum Kaiser krönt, sowie die „Regalien“ (gewisse Hoheitsrechte im Reich) zurückgibt. Drei Tage später scheiterte der Vertrag, weil die Kurie wieder Einsprüche erhob. Daraufhin nahm am 09.02.1111 König Heinrich Paschalis II. (?-1118), zusammen mit mehreren seiner Kardinäle, in Beugehaft. Zwei Monate später stimmte Paschalis unter Druck dem „Vertrag von Ponte Mammolo“ zu, in welchem dem Kaiser das Investiturrecht zugesprochen und Heinrich die Kaiserkrönung zugesagt wurde. Es wird berichtet, dass es der treue Feldhauptmann des König und Kaiser Heinrichs V. war, der Sachse Hoyer I. „der Große“, Graf von Mansfeld (?-1115), welcher persönlich Hand an den Papst legte, um ihn gefangen zu setzen. Die ergebenen Kreaturen des Vatikans, die Dunkelmänner im deutschen Reich, voran die Benediktiner-Mönche, tobten und wühlten gegen jede weltliche Obrigkeit und schadeten Kaiser Heinrich V. sehr. Dieser blieb jedoch in Festigkeit seinen eingeschlagenen politischen Richtlinien treu.