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 Bild: Laif und Mauritius
 
HANNIBAL
 
Hoch über Karthago im Tempel des Baal,
sah Hamilkar Barka nach Norden -,
dort wusste er Rom, den Grund seiner Qual,
den wünschte der Feldherr zu morden.
 
Ein Ungeheuer ist diese Stadt Rom,
eine wölfische Schlange in Eisen,
das Zischen des Truges ist ihr Idiom,
Anmaßung und Hochmut zu preisen.
 
Die sinkende Sonne goss purpurne Glut
auf des Kultplatzes weißes Gemäuer,
sie mischt’ sich mit rinnendem Opferblut
und der Seelen hassvollem Feuer.
 
Acht Eid-Finger tunkten ins rinnende Rot,
bei des Stieres ersterbendem Stöhnen,
es schworen nie endende Rache und Tod,
der Stratege mit seinen drei Söhnen.
 
Und keiner vergaß bis zum Ende den Eid,
nicht Hannibal -, Hasdrubal -, Mago -;
jeder Augenblick bot die Gelegenheit,
zum Krieg gegen Rom für Karthago.
 
Hannibal gab seinen Heerscharen kund:
„Lasst Rachegeist brennen wie Fieber,
wir strafen zuerst den Hohn von Sargunt,
dann marschieren wir hin bis zum Tiber.“
 
Kühn war der Plan und heroisch die Tat,
zum Trutz gegen tausend Gewalten,
über reißende Flüsse und eisigen Pfad,
mit den Reitern und Kriegselefanten.
 
Sie bezwangen das eigene zagende Herz
wie der Hochalpen tödliche Zonen -,
und immer voran dieser Führer aus Erz,
so zerstampften sie Romas Legionen.
 
Dann kam dieser blutige Tag von Cannae,
einer Überzahl glorreich entgegen -;
die Kessel-Schlacht als geglückte Idee -,
ein Geniestreich des großen Strategen.
 
Über Römer zu siegen wusst’ Hannibal,
doch nicht auch den Krieg zu beenden,
ihm fehlten nicht Mut, doch Soldatenzahl,
so glitt ihm der Endsieg aus Händen.
 
Doch nimmer vergeht eines Mannes Ruhm,
der den Kampf um die Freiheit wohl wagte,
so ist es noch heut’ wie im Altertum,
vergessen bleibt der der verzagte !
 
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Eddische Spruchweisheit:
Besitz stirbt, Sippen sterben,
du selbst stirbst wie sie;
eins weiß ich, das ewig lebt:
des Toten Tatenruhm.
Übersetzung von Felix Genzmer
 
Bild: von H. Leutemann aus „Münchener Bilderbogen“, „Hannibals Übergang über die Alpen“
 
Hans Baumann, „Ich zog mit Hannibal“, 1960 – ist ein höchst empfehlenswerter Jugendroman des H. Baumann (1914-1988), einem der bedeutendsten Lyriker und Komponisten von unerhört frischen, packenden Jugend- und Fahrtenliedern in der Zeit der deutsch-nationalen Revolution - und erfolgreichem Kinder- und Jugendbuchautor.