BUCHHÄNDLER J.P. PALM
 
Ein Ungeheuer war er, ohne Gewissen,
er spielte mit Menschen und Kronen,
er hat die Deutschen nieder gerissen,
er ließ sie bluten und fronen.
 
Er war ein Diktator, ein Blut-Tyrann,
Zehntausende hat er zertreten,
auf Machtzuwachs allein er sann,
mit Säbeln und Musketen.
 
Er warf seine Herrschgier über den Rhein,
er betrog und spielte und narrte,
er wollt’ die ganze Welt wäre sein,
Napoleon Bonaparte.
 
Er schickte seine Schergen zum Raub,
zum Plündern seine Franzosen,
die deutsche Ehre versank im Staub,
unterem Schein von Freiheits-Posen.
 
Fremdländischer Terror lähmte das Land,
keiner wagte die Wahrheit zu sagen,
so stieg der Deutschen erbärmliche Schand’,
fast wie in heutigen Tagen.
 
Nicht immer rettet der Pulverqualm,
die Ehre von Völkern und Staaten,
es war der Johann Philipp Palm,
mit schlichten mannhaften Taten.
 
Er druckte eine verklagende Schrift,
des Vaterlands Leid zu beschreiben,
die schien dem Tyrannen rebellisches Gift,
zu genau beschrieb sie sein Treiben.
 
Napoleon kannte nicht Recht und Gesetz,
er war der schurkische Lenker,
die Deutschen lagen in seinem Netz,
er schickte dem Palm seine Henker.
 
Die mordeten Palm in Braunau am Inn,
nie verriet er den Schreiber der Zeilen,
das wurde sein Ruhm, sein Ehrengewinn,
tät ihn der Tod auch ereilen.
 
Johann Philipp Palm (1766-1806) war ein Buchhändler in Nürnberg, der den Mut aufbrachte, in seinem Verlag eine kleine nur 144 Seiten umfassende Klage- und Trutzschrift gegen die ausplündernde Willkürherrschaft des Franzosen-Kaisers Napoleon herauszubringen. Ihr Titel lautete Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung". In Augsburg geriet sie in die Hände von zwei zwangseinquartierten französischen Offizieren bei einem Geistlichen. Daraufhin fanden am 28. Juli und 4. August im Hause Palms in Nürnberg brutale Hausdurchsuchungen statt. Palm war jedoch auf Geschäftsreise und begab sich zunächst zu seinem Onkel in das preußische und damit sichere Erlangen. Trotz der Gefahr kehrte er nach Nürnberg zu seiner Familie zurück, wo ihn ein von französischer Geheimpolizei gedungener Junge, dem er einen Geldbetrag für deutsche Soldatenwitwen spendete, unbewusst verriet, dass er zuhause sei. Der verantwortliche französische Oberkommandierende in Ansbach war Jean Baptiste Bernadotte, welcher bedenkenlos den persönlichen Mordbefehl seines Kaisers ausführen ließ. Palm wurde nach Braunau am Inn verschleppt, seinem Anwalt hat man keine Gelegenheit zur Verteidigung eingeräumt. Da das Todesurteil bereits feststand, blieben auch die Unschuldsbeteuerungen Palms unbeachtet. Er wurde verurteilt und standrechtlich hingerichtet. Palm verriet nie den Autor der beanstandeten Schrift, wodurch er sein Leben zwar verwirkte, was ihm aber unsterblichen Ruhm einbrachte. Viele Frauen mit ihren Kindern baten inständig um das Leben des unschuldigen Mannes, doch die französischen Schergen blieben erbarmungslos, weil der diktatorische Franzosen-Kaiser Napoleon eine persönliche Order zu Palms Ermordung geschickt hatte. Er wurde von dem miserabel schießenden französischen Kommando erbärmlich zusammengeschossen. Nach mehreren Salven, die den Mann nicht zu töten vermochten, musste man ihm die Gewehre schließlich an den Kopf halten, um seinen Schädel wegzusprengen. 
 
Bild: Hinrichtung des Buchhändlers Palm durch die Franzosen