BEGINN DES FERNSEHENS

Ohne Fernseh’n geht’s nicht mehr,
ganz ohne wär’ der Abend leer,
fernsehfroh sind wir gesonnen,
doch wann hat der Spaß begonnen ?

Neunzehnhundertneununddreißig,
war die deutsche Reichspost fleißig,
in Groß-Berlin zur Funkausstellung,
bewies sie die Bild-Äther-Wellung.

Ein jeder Funkausstellungs-Gänger
sah den „E 1-Fernseh-Empfänger“,
den „Volksempfänger“ für das Auge,
dass die „Volksgemeinschaft“ tauge.

 
Wenn das Volk den „Führer“ sehe,
ihn im vollsten Sinn verstehe,
wär’ ein Volksgefühl zu leisten,
da ihn wahrhaft seh’n die meisten.
 
Für Eltern, Opas, bis zur Göre,
die „20 cm Rechteck-Bildröhre“,
sollte den Gemeinsinn steigern,
keinem eigenen Zugang weigern.

650,- Reichsmark war’n die Kosten,
doch dann kam der Krieg im Osten.
„E 1“ hat bestens funktioniert,
nur fünfzig Stück sind produziert.

Ich weiß nicht ob ihn jeder kenne,
er hieß Manfred von Ardenne,
dem wir manche Findung danken,
um den sich Technik-Sagen ranken.

Auch Fritz Schröter gab sein Bestes,
zum Triumph des deutschen Festes,
das Fernseh'n begann, so weiß ich,
Neunzehnhundertneununddreißig.

 
Fernsehen im deutschen Lazarett 1942
 
Zur Funkausstellung 1939 (IFA), eine der bedeutendsten Industriemessen in der Reichshauptstadt Berlin, wurde erstmalig der Fernseher von Telefunken „E 1“ präsentiert, ein „Volksempfänger“ für’s Auge, nachdem bereits auf der „IFA“ 1933 der Funkempfänger sog. „Volksempfänger VE 301“ vorgestellt worden war. Der Fernseher war eine gemeinsame Entwicklung, unter Federführung der Reichspost, von Bosch/Blaupunkt, Lorenz, Loewe, TeKaDe und Telefunken. Erstmals ist eine 20 cm- Rechteck-Bildröhre mit Lautsprecher im Holzgehäuse angeboten worden, zum geplanten Verkaufspreis von 650,- Reichsmark. Auch hierin spiegeln sich die gewaltigen NS-Leistungen für eine wahrhaft soziale Volksgemeinschaft. Die Vorgängermodelle kosteten um die 1.800 Reichsmark und waren bei weitem nicht so leistungsfähig. Technische Weltspitze und preiswert obendrein ! Man bedenke, dass die ersten Farbfernseher in der DDR 7.000 Mark kosteten, ohne Weltspitzenniveau zu besitzen. Das Bild des „E 1“ baute sich aus 441 Zeilen auf mit immerhin 25 Vollbildern pro Sekunde. Es ist bedauerlich, dass der Kriegsausbruch mit Polen die geplante Großserie von 10.000 Stück verhinderte. Deshalb wurden die etwa 50 produzierten „E 1“ nahezu sämtlich für die Kriegsverletzten in Lazaretten aufgestellt. Der geniale Manfred von Ardenne war es der auf der Basis der Braunschen Kathodenstrahlröhre mittels des von Fritz Schröter entwickelten Zeilensprungs und Bildzerlegung analog Nipkow-Scheibe die Grundlagen des elektronischen Fernsehens schuf. Darauf basierend hat v. Ardenne 1937 auch das Rasterelektronenmikroskop zum Patent angemeldet. Sämtliche Patente haben bekanntlich die US-Amerikaner nach Kriegsende, neben unschätzbaren Gold und Kunstschätzen, geraubt. In den Jahren 1945-1954 wurde Manfred von Ardenne gezwungen – ebenso wie deutsche Wissenschaftler in den USA zusammen mit vielen anderen deutschen Technikern und Wissenschaftlern in der Sowjetunion für das dortige Atomprogramm zu arbeiten. Sein Forschungslaboratorium für Elektronenphysik wurde nach Sochumi (Georgien) verfrachtet. Bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe gelang es den Sowjets aufgrund der Ardennenschen Vorarbeiten zur industriellen Trennung von Lithiumisotopen, die USA im nuklearen Wettrüsten zu überholen. Für seinen Beitrag erhielt Ardenne im Dezember 1953 den Stalinpreis 2. Klasse. Für Entwicklung und Bau eines Elektronenmikroskops hatte er bereits im März 1947 eine Geld-Prämie erhalten.

Die historische Entwicklung begann schon u.a. mit Max Dieckmann, der 1906 eine „Braunsche Röhre“ zur Wiedergabe von 20-zeiligen schemenhaften Schattenbildern im Format 3 x 3 cm benutzte. 1925 gelang ihm eine Bildwiedergabe mit einer Braunschen Röhre in München. Der ebenfalls deutsche Physiker August Karolus entwickelte den nach ihm benannten Telefunken-Karolus-Bildtelegraphen. Seine Erfindung, die er mit Hilfe der von ihm verbesserten Kerr-Zelle erzielte, vermochten 1925 Bildübertragung von Berlin nach Leipzig zu demonstrieren. 1929 begann der „Rundfunksender Witzleben“ (Berliner Funkturm) mit ersten regelmäßigen Testsendungen. In Berlin-Westend (Rognitzstr. 9) befand sich das erste Fernsehstudio der Deutschen Reichspost. Der dortige Fernsehsender „Paul Nipkow“ war der weltweit erste reguläre Fernsehsender. Die erste Fernsehübertragung in Deutschland wurde der Öffentlichkeit am 18. April 1934 in der Berliner Krolloper vorgestellt. Die Aufnahme eines regelmäßigen Programmdienstes folgte am 22. März 1935. Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky eröffnete den Betrieb des Senders mit den Worten: „… in dieser Stunde wird der Rundfunk berufen, die größte und heiligste Mission zu erfüllen: nun das Bild des Führers unverlöschlich in alle deutsche Herzen zu pflanzen …“ Ein Höchstmaß an Publizität erlangte der Sender im August 1936, als während der Olympischen Sommerspiele zu Großberlin mit einem kolossalen Aufgebot von Fernsehkameras - den „Olympia-Kanonen“ - berichtet wurde. Rund 160.000 Zuschauer haben die Olympischen Spiele an den Bildschirmen verfolgt. Während der Olympischen Spiele boten die Fernsehstuben zusätzlich zum Fernsehprogramm auch einen Bildtelefondienst an, bei dem aus Telefonzellen heraus Ferngespräche mit Bildschirmsicht des Gesprächspartners geführt werden konnten; diese Dienstleistung war auf die durch Kabel verbundene Strecke Berlin-Leipzig beschränkt. Trotz der Bombardierungen durch die Kriegsgegner, konnte der deutsche Fernsehbetrieb über Breitbandkabel noch bis zum 19. Oktober 1944 aufrechterhalten werden.
 
Bild: Der „E 1“ 1939