OH, MEIN GOTT !
 
Weib, wenn du die Glieder breitest,
deine schönen Schenkel weitest,
meiner Sehnsucht Wunsch erfüllst,
deines Leibes Kelch enthüllst,
meine Sinne dich begehren,
meine Blicke dich verzehren -,
greift nach mir ein sel’ges Grauen,
als würd’ ich Gott ins Auge schauen.

Magisch lockt mich deine Mitte,
in die Tiefe deiner Gründe,
die ich rätseltrunken bitte,
dass sie heil’ge Antwort künde.

Weib, du bist das Gottesgleichnis,
bist das irdische Verhängnis,
du entzündest uns die Liebe,
dich umeifern unsre Triebe,
du erweckst die zauberhaften
lebensstarken Leidenschaften,
peitschst die Sinne, dass sie sieden,
und in dir nur schenkst du Frieden.

Geben magst du Lust und Leben,
lachend springst du Reigentänze,
rastlos willst du Knoten weben,
endlos knüpfst du Blütenkränze.

Weib, ich ehre deine Orte,
lobe deine Lebenspforte,
singe deinem Leibe Lieder,
sinke davor betend nieder.
Wenn mir deine lieben Hände
kühlen des Verlangens Brände,
schwinden meiner Süchte Sorgen -,
weiß ich mich in Gott geborgen !
 
Bild: Der Helix-Nebel mit dem weißen Zwerg im Inneren, der roten Gaswolke um das Zentrum herum und die grün-blaue, abgesprengte Hülle des weißen Zwergs erinnert an ein riesiges kosmisches Auge.