24.03.2022
„An der Quelle“, Kunstdruck 1929, von Arthur Michaelis
 
AN DER QUELLE
 
Gleichen nicht die muntren Quellen
wie sie froh in klaren Wellen
aus den dunklen Tiefen drängen,
Nymphen-Maiden unter Klängen ?!
 
Wer den Sinn spürt in den Dingen,
hört, wie Quellen wispernd singen
von des Wurzel-Grundes Futter,
lobpreisend von der Erden-Mutter.
 
Zahllos sind des Erdreichs Quellen,
wenn sie im Geiste sich gesellen,
sind‘s wie bunte Mädchen-Scharen,
die sich mit den Sternen paaren.
 
Quellwasser die die Sterne spiegeln,
wollen ihren Bund besiegeln:
Erden-Mädchen, Himmels-Knaben,
gemeinsam gleiche Eltern haben.
 
Über die fernsten Himmelsfernen,
grüßen die Quellen zu den Sternen.
Und wie die Lichter niederwinken,
ergötzlich an den Quellen trinken.
 
So geht es Himmlischen wohl allen,
denen die Irdischen gefallen,
mit ihren schön geformten Leibern,
von süßen Maiden, reifen Weibern.
 
Die feinsten Quellen, sich zu laben,
mit ihren irdisch-holden Göttergaben,
bleiben schwanenweiße Maiden,
worum die Götter Sterbliche beneiden.
 
Davon künden manche Göttersagen,
aus alten, frohen Heiden-Tagen,
der Griechen, Römer und Germanen,
der Weisen wie auch der Profanen.