19.07.2022

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DOKUMENTA-ANTISEMITISMUS

„Antisemitismus“, o Schreck und arger Graus,
auf einem riesengroßen Bild, so klein wie eine Maus.
Doch das ist gar nicht wichtig, denn jede Schmähung ist,
wenn es sich um Juden dreht, niemals ein kleiner Mist.

Und das ist auch ganz richtig, denn niemals wieder darf
das neu erwachen, was vor dem Schlaf war scharf.
Der Antijudaismus erscheint fast wie ein Drach‘,
haut man ihm einen Kopf herab, da wird ein neuer wach.

So geht das schon zweitausend Jahr u. noch darüber hin
und immer kommt von irgendwo ein neuer Hassbeginn.
Diesmal war‘s die „Dokumenta“, welche schuldig wurd‘,
jeder der was auf sich hält jetzt ganz entschieden knurrt.

Denn jede Kunst hat Grenzen, sagt Herr Steinmeier laut,
wenn man auf einem Kunstgebild‘ Anstößiges erschaut,
dann wird das Bild beseitigt oder schnell zugehängt,
damit ja kein Betrachter die Augen sich versengt.

Der wahre Lichtblick ist gewiss, Deutsche war‘n es nicht,
die kennen mittlerweile gut, die neue Bürgerpflicht.
Die Majestätsbeleidigung bleibt ewig ein Delikt,
ob Monarchie, ob Republik, gleich wie ein Staat gestrickt.

Unwissenheit schützt vor Strafen nie, das ist ja bekannt,
der Künstlerclan „Taring Padi“ kam aus Fernost ins Land.
In Indonesien kennt keiner der BRD-ler wunden Punkt,
das hat auch niemand vorher den Künstlern hingefunkt.

Die Maler fühlen keine Schuld, sie sehen es nicht ein:
„Von uns soll keine Bevölkerung jemals beleidigt sein !“
Sind das Islamisten, dann wär‘ der Grund entdeckt,
die haben vor Bibel und Judentum keinerlei Respekt.

Noch wird gesucht nach Schuldigen, deutsch u. gestreng,
drückt sich der Verantwortung ein Täter im Gedräng‘ ?
Frau C. Roth kam in Betracht, die Konsequenz zu zieh’n,
doch wie es bei Politikern ist, es schien nur so, es schien !

21.06. 2022 Süddeutsche - Documenta Fifteen: Antisemitisches Kunstwerk verhüllt. Wenige Tage nach der Eröffnung sorgt das Werk eines indonesischen Künstlerkollektivs für einen Eklat. Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank spricht von „klarer antisemitischer Hetze“, die israelische Botschaft in Berlin vergleicht die Arbeit mit der Propaganda Goebbels. Andere fordern personelle Konsequenzen. Kurz nach der Eröffnung hat die Dokumenta Fifteen tatsächlich einen Antisemitismus-Skandal. ... Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, forderte am Montag die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen. Bislang hatte sich Mendel in der Debatte hinter die Documenta gestellt. Er sagte, er sehe dort keinen Antisemitismus, kritisierte aber die fehlenden Positionen von jüdischen Künstlern aus Israel. Mendel betonte am Montag, nicht die gesamte Ausstellung sei als antisemitisch zu bezeichnen. „Man muss da differenzieren. Da ist sicher etwas schiefgelaufen. Aber so etwas sollte nicht passieren." Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth fand deutliche Worte: „Das ist aus meiner Sicht antisemitische Bildsprache“, teilte die Grünen-Politikerin mit. „Ich sage es noch einmal: Die Menschenwürde, der Schutz gegen Antisemitismus wie auch gegen Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit sind die Grundlagen unseres Zusammenlebens, und hier findet auch die Kunstfreiheit ihre Grenzen." Die Documenta müsse das umgehend gegenüber den Kuratoren und Künstlern deutlich machen und „die notwendigen Konsequenzen“ ziehen. Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) teilte mit: „Auch mein persönlicher Eindruck ist, dass hier eine antisemitische Bildsprache vorliegt.“ Sie habe deshalb umgehend Kontakt zur Generaldirektorin der Documenta, Sabine Schormann, aufgenommen mit dem Ziel, schnellstmöglich eine Klärung herbeizuführen. … Das American Jewish Committee Berlin forderte die Entlassung der Documenta-Geschäftsführerin. Schormann solle umgehend von ihren Aufgaben entbunden werden, „der offen zur Schau gestellte Antisemitismus unverzüglich unterbunden und die entsprechenden Werke entfernt werden“, erklärte Direktor Remko Leemhuis. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, forderte, die Gesellschafter der Kunstschau - die Stadt Kassel und das Land Hessen - müssten jetzt für Klarheit sorgen, „da die Geschäftsführung der Documenta Fifteen offensichtlich dazu nicht bereit oder in der Lage ist". Die AfD im Landtag von Hessen verlangte gar, die Documenta Fifteen zu beenden. Auch die israelische Botschaft in Berlin reagierte empört. Sogar Rücktrittsforderungen wurden laut. Am Montagabend wurde das Banner nach der massiven Kritik schließlich abgedeckt. Aufgrund einer Figurendarstellung, die antisemitische Lesarten ermöglicht, habe sich das Kollektiv gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Künstlerischen Leitung „entschieden, die betreffende Arbeit zu verdecken und eine Erklärung dazu zu installieren“, teilte die Documenta am Montagabend mit. Auf dem großflächigen Banner am Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht zu sehen. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“ - die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. „Das ist eine klare Grenzüberschreitung“, sagte Mendel der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze.“ Das Werk müsse umgehend abgedeckt oder bestenfalls entfernt werden. Auf den ersten Blick erschlägt die Vielfalt. Auf den zweiten sind auf dem Großgemälde, das die indonesische Künstlergruppe Taring Padi im Rahmen der documenta fifteen am Kasseler Friedrichsplatz zeigt, antisemitische Darstellungen zu finden. Taring Padi setze sich für die Unterstützung und den Respekt von Vielfalt ein, teilte das Künstlerkollektiv in der Mitteilung der Documenta mit. „Unsere Arbeiten enthalten keine Inhalte, die darauf abzielen, irgendwelche Bevölkerungsgruppen auf negative Weise darzustellen.“ Die fünfzehnte Ausgabe der Dokumenta kuratiert das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa. Diesem war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die Documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück.