DIE PROLETEN-FAUST

Der Wahn währt kurz, das Weinen länger,
also verkündet es der Sänger -;
am längsten dauert das Gelächter,
der darauf folgenden Geschlechter.

Heut’ mutet’s nur noch komisch an,
wie mancher Mann sein Fäustchen schwang,
der Welt die Zähne bleckte,
was keinen mehr erschreckte.

Doch war das Fäusteschwingen groß in Mode,
der Kommunismus war noch nicht marode,
Zahllose haben ihre Faust geschüttelt,
Millionen Menschen in den Tod geknüppelt.

Als bald ein großer Staat die Faust erhob,
jedwede Menschlichkeit beiseite schob,
da ward die rote, gnadenlose Faust,
zum Schrecksymbol, vor der die Welt sich graust’.

Die Rote Faust, sie mordete dahin,
Zehntausende in Wäldern von Katyn.
Dem Roten Welten-Brand war sie verbürgt,
ganz Ost-Europa hat sie hingewürgt.

Ein spätes Nachspiel waren Rote-Sterne-Träger,
die Mauer-Mörder und die Bautzen-Schläger;
scheinheilig wie sie über die Faschisten plärrten,
ganz Mitteldeutschland ins Gefängnis sperrten.

So konnt’ die Schlägerfaust marxistischer Proleten
den primitiven Ungeist als Symbol vertreten.
Dagegen steht der Freiheit Unterpfand,
die offene Friedens- und die Freundes-Hand.

Foto: Erich Honecker verlässt 1992 die chilenische Botschaft in Moskau (begleitet vom chilenischen Sonderbotschafter), wohin er vor einer strafrechtlichen Verfolgung durch die deutsche Justiz geflohen war.