Der in den vergangenen Jahren mit mir nicht unfreundschaftlich verbundene Leiter eines Berliner Heidenvereines, Geza-von-Nemenyi, gibt auf seiner Netzseite eine Darstellung (siehe Link), die einer kollegialen Richtigstellung bedarf. (Auf meine Gesprächsversuche reagiert er momentan nicht !) Er führt aus, er habe im Jahre 2003 in seinem Buch „erstmalig“  die Runen „nach den Quellen gedeutet“, was „bis dahin in der neoheidnischen Szene unbekannt“ gewesen sei.  Bis zu seinem Buch hätte „man z. B. die Rune „thorn“ immer fälschlich auf den Gott Thorr bezogen“.
 
Diese Aussage ist nicht haltbar, sie ist inkorrekt ! Denn mein damaliger Armanen-Mitinteressent Geza stand bereits im Jahre 1982 - im Verlauf des sog. „Leinernte-Treffens“ auf der Burg Gleiberg (bei Gießen) - vor meiner die Runen erklärenden ODING-Schautafel und erhielt auch meine Begleitschriften hierzu, wo ich ebenfalls die Thursen- bzw. Thorn-Rune so erklärte, wie er das - nach eigener Auskunft - in seinem sehr viel späteren Buch des Jahres 2003 ausführte !
 
Zudem ist in meinem Buch „ODING-Wizzod“, des Erscheinungsjahres 1993, die Rune nicht anders als nach den Quellen richtig erklärt. Nicht anders in meiner Schrift „Der Runensumpf“ von 1999, die sowohl im Weltnetz erschien und als Druckschrift weite Verbreitung fand ! Auch in „Germanen-Glaube“, dem Organ der „Germanische Glaubens-Gemeinschaft“ („GGG“) 1996, ab Nr. 1, Hornung ist mein „Runensumpf“ erschienen.
 
Zudem war ich der erste Autor der im „Der Runensumpf“ erklären konnte, wie es überhaupt zu den irrigen Runeninterpretationen durch Guido List („Das Geheimnis der Runen“, 1907) gekommen ist, indem ich die Urheberschaft des Wiesbadener Unternehmers Prof. Friedrich Fischbach nachwies. Mir kam im Zuge meiner Recherchen in der Landesbibliothek Wiesbaden seine Schrift „Ursprung der Buchstaben Gutenbergs“, 1900, unter die Augen, in der ich die allerersten Runen-Fehldeutungen im Sinne der späteren List'schen Darlegungen erkannte. Ebenso ließ sich der biographische Kontakt beider Männer nachweisen.
 
Friedrich Fischbach (1839-1908) war ein deutscher Textil-Disigner, der im Jahre 1862 nach Wien zog, wo er den Beruf des Dekorateurs und Gestalters erlernte. In Wien schuf er u.a. Musterzeichungen von diversen Gestaltungsrichtungen für das dortige Museum. Er bearbeitete hauptsächlich  Ornamente orientalischer Teppiche, worüber es mehrere Veröffentlichungen von ihm gibt. Darüber muss der junge List von den Gedanken Fischbachs Kenntnis erlangt  und ihn selbst kennengelernt haben, denn Lists Vater war „Teppichfabrikant und Currentwarenhändler“. Als dieser 1877 verstarb, übernahm Sohn Guido zunächst den Betrieb. Schließlich wurde Fischbach Lehrer für Ornamentik an der Königlichen Akademie zu Hanau in Hessen und 1898 in Wiesbaden heimisch. Er gründete mehrere Gesellschaften zur Förderung der industriellen Technik des Musterwebens. Im Zuge seiner weltweiten Studien der Ornamentik stieß Fischbach auf die dominanten Motive des altindischen Feuerkultes, den er von da ab auch dort zu gewahren glaubte, wo er nicht unbedingt das bestimmende Grundmotiv sein mochte, wie z.B. in den germ. Runen. Jedenfalls ließ sich der junge Wiener Guido List von den Fischbach'schen Runenerklärungen inspirieren und benutzte sie als Grundstock seiner irreral-fantastischen „esoterischen“ Runenschau.
 
Mithin ist meine quellenbezogene Thorn-Runen-Deutung über 10 Jahre vor jener des Géza von Neményi erfolgt. Wie es kommt, dass der „Allsherjargode“ sein Netz-Publikum unehrlich informiert, entzieht sich unseres Verständnisses. Ob sich eine derartige Handlungsweise mit dem Selbstanspruch eines „obersten Thingvorstehers“ verträgt, darf hinterfragt werden ! -- Guntram
 
 
 
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Bild: Herr v. Neményi, der beachtenswerte „Zauberpriester“ (im „Kölner Express“ vom 22.04.1991) und selbsternannte „Allsherjargode“ (oberster Vorsteher eines isländischen Things), kann von der GOD zwar als heidnischer Genosse geschätzt, jedoch schon deshalb nicht als kompetent und zuständig anerkannt werden, weil die GOD auf einer um 1.000 Jahre älteren Religionstradition fußt, als es die isländisch-eddische war, in der sich Herr v. Neményi bewegt.