01.02.2025

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Winterliche Thing-Versammlung, beschrieben wird eine frühjährliche.

DAS ODINGI-THING

Odingis sammelten sich zum Thing,
im altehrwürdigen Bauta-Ring.
Die Steine schimmern dunkel-spak,
eine Elster schreit im Föhren-Hag.

Der Gode tritt vor seinen Rat
in seinem schmucken Fest-Ornat.
Er hebt die Hand fürs weite Rund,
er gibt der Gottheit Segen kund.

Jetzt mischt der Sonne Feuerschein
sich in die frühen Nebel ein.
Ein Krähenschwarm spielt mit dem Wind,
hoch über Volk und Thing-Gesind.

Der Gode spricht, die Menge hört,
worüber sich die Zeit empört:
Es kam von Rom ein Kristen-Schelm,
traut' sich nach Schweden ohne Helm.

Er schmäht die Götter wie ein Troll,
sein Sinn ist niederen Hasses voll.
Die Frage ist ans Volk gewandt:
„Wer schlägt den Hund mit freier Hand?“

Oder lassen besser die Heiden, wir,
die Rache den allweisen Göttern hier ?
Da kommt ein Bote, mit lautem Ruf,
er kam aus Skåne, auf Rosses Huf.

Er springt vom Pferd in jähem Sprung,
blondhaarig ist er und blühend jung,
breit lacht er über sein Jünglings-Gesicht:
„Es fand der Krist schon sein Gericht !

Unziemlich war er bei einer Maid,
die hat ihn erschlagen im Abwehrstreit !“
So endet der erste Bischof von Lund,
das gibt der Reiter der Menge kund.

Und dröhnend lacht das ganze Thing,
wie‘s mit dem Schändling zu Ende ging.
Dann kreisen Hörner von Mund zu Mund,
das Äl schäumte aller Seelen gesund.

Ein Bautastein ist ein schlanker, hoher, aufgerichteter Stein, meistens unbeschriftet (ohne Bilder oder Runeninschriften). Bautasteine wurden in einigen Gebieten Skandinaviens und den angrenzenden Regionen in der Bronze- und Eisenzeit aufgestellt, einige bereits in der Jungsteinzeit. In Dänemark sind sie am häufigsten mit Gräbern, aber auch mit Kultstätten verbunden.

Die Gemeinde der Odingi, zwischen den großen Seen in Mittelschweden, beschrieb der Gote Jordanes in seiner Gotengeschichte. Ich gege davon aus, dass diese heidnische Glaubensgemeinschaft als Gundlagen-Lehre das ODING-Wizzod (Runen-Evangelium) besaß. In dieser Phase gab es noch keine echten Bischöfe in Schweden. Wie lange die Gemeinde der Odingi nach dem 6. Jahrhundert bestand, blieb ungewiss; ich gehe etwas freizügig mit der Zeitstellung um.   

Jordanes, „Die Geschichte der Goten“, übersetzt und eingeleitet von Robert Sturm. Die in das 6. nachchristliche Jahrhundert zu datierende Gotengeschichte des Schriftstellers Jordanes gilt bis zum heutigen Tag als eine der bedeutendsten Quellen zu Ursprung und Taten des nordischen und ostgermanischen Volkes. Das Werk umspannt jenen Zeitraum vom Auszug der Goten aus Skandinavien bis zu deren endgültiger Niederschlagung durch den oströmischen General Belisar. Dabei vermengen sich realhistorische Begebenheiten mit allerlei fiktiven Episoden (z. B. Kampf der Goten im Trojanischen Krieg). Gerade die zuletzt genannten Kapitel machen eine Bewertung der Schrift schwierig und führen auch gegenwärtig noch zu dem einen oder anderen wissenschaftlichen Diskurs. Moderne deutschsprachige Übersetzungen der Gotengeschichte sind nach wie vor eher spärlich gesät, weshalb die vorliegende Monografie einen leicht lesbaren Translationsvorschlag anbietet, welcher für wissenschaftliches und nichtwissenschaftliches Publikum gleichermaßen interessant sein kann. Dem Übersetzungsteil ist eine ausführliche Einleitung vorangestellt, die sich mit Jordanes selbst, dem Inhalt seines Werkes und der wahren Geschichte der Goten auseinandersetzt.

Egino aus Hildesheim (?-1072) war der erste Bischof von Dalby, sowie Kristen-Bischof von Lund in Schweden. Im gleichen Jahr wurde er von Erzbischof Adalbert von Bremen zum Bischof von Dalby geweiht. Zum anderen erhielt Henrik, bis dahin Bischof in Orkney, das Bistum Lund. Egino ließ die Heilig-Kreuz-Kirche als Bischofskirche errichten und versuchte, Dalbys Position als Bischofssitz gegenüber Lund zu stärken. Er befasste sich intensiv mit der Mission, insbesondere auf Bornholm und in Blekinge. Gemeinsam mit Bischof Wilhelm von Roskilde widersetzte er sich der Ehe Svens mit Gunhild, der Tochter des schwedischen Königs Anund Jakob, welche dann von Adalbert von Bremen, wegen zu naher Verwandtschaft, annulliert wurde. Von 1066 wurde er als Nachfolger von Henrik, Bischof von Lund, das wie das gesamte Skandinavien auch zum Sprengel des Erzbistums Bremen gehörte. Das Bistum Dalby wurde bald in das Bistum Lund eingegliedert. Egino stiftete in Dalby eine Propstei. 1071 besuchte Egino Rom, woraufhin er nach seiner Rückkehr 1072 in Lund starb. Adam von Bremen hielt Egino für einen „wissenschaftlich gebildet[en] und durch Keuschheit ausgezeichnet[en] Mann“. Als Bischof habe er in Blekinge und die Bewohner der Insel Bornholm missioniert. Angeblich soll er sich furchtlos gegen ein Götzenbild gewandt haben, weshalb ihm dann das Bistum Lund übertragen worden sei. Da die Kirchengeschichte die Schandtaten ihrer Agenten nie schriftlich festgehalten hat, wissen wir nicht wie der römische Sendling zu Tode kam. Wenn die prinzipiell grundverlogene Kirchenchristen-Propaganda einen ihrer „Heilbringer“ als besonders keusch lobt und anpreist, ist höchste Vorsicht geboten und im schlimmsten Falle das genaue Gegenteil richtig.