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Die 12 -
- Weltall und Zodiak/Tir-Kreis
Die 12 hat Bedeutung als Grundzahl alter Zahlenmaße wie 1 Dutzend = 12 Stück, Großhundert = 120 Stück, Gros = 12 Dutzend. Die astrale 12 könnte dafür Pate gestanden haben. 12 ist die Ekliptikzahl, also die Anzahl der Sternbilder oder Himmelshäuser à 30°, durch welche die Sonne scheinbar ihre jährliche Kreisbahn vollführt. Dazu haben die meisten Jahre 12 Vollmonde. Doch die Zahl fand bei den Zahlenmystikern eine viel feinsinnigere Bewertung: Wenn nach altem Denken die 1, von etlichen auch die 2, eigentlich nicht als Zahlen, sondern als Prinzipien verstanden wurden, aber allgemein die ungeraden Zahlen als männlich und die geraden als weiblich galten, dann sah man in der 3 die erste männliche und in der 4 die erste weibliche Ziffer, deren Verbindung (3+4) 7, die irdische Allzahl und (3x4) 12, die kosmische Allzahl ergibt; die Ausgangswerte sind dieselben - zuerst als Summanden, dann als Faktoren. Aus grundmännlichen und grundweiblichen Substanzen fügt sich die Weltgesamtheit. In theosophischer Addition und Reduktion wird 12 zur 6, der runischen Kosmosziffer: 1+2+3+4+5+6+7+8+9+10+11+12=78 (
+
bzw. Erdmutter + Himmelsvater) = 7+8=15=1+5=6 Die potenzierte, also gesteigerte 6 ist die 36 (6X6), die Kreiszahl und Himmelskreiszahl. Daraus ist ersichtlich: 6, 12 und 36 besitzen prinzipiell den gleichen Aussagewert. Bestätigend mag wirken, dass, wenn man im Runenkreis über 24 hinaus weiterzählt, die 36. Rune das Weltbaumzeichen
ist. Die 36 wird in den gnostischen und hermetischen Papyri als geheimnisvolle Zahl angeben, sie meint den Himmelskreis im weitesten Sinne. Aus der Zeit der Ptolemäer, dem 1. Jh. v.0 stammt das Bild des Sternhimmels im gut erhaltenen ägyptischen Hathor-Tempels (in der Nähe des heutigen Dendera). Es stellt den Himmelskreis dar, welcher von 12 Sternbildern gefüllt und von 36 Bildgestalten umrundet wird. Der Apollopriester und Autor vielgelesener Bücher, Plutarch, berichtet in „Iside et Osiride“ von der Anschauung der Pythagoreer folgendes: „Die sogenannte Tetraktys [„Vierheit“], die aus 36 besteht, galt bekanntlich als der höchste Eidschwur und war Welt genannt, weil sie entsteht aus der Verbindung der ersten geraden und ungeraden Zahlen.“ Die 4 als Zahl der Weltelemente und mithin als eine Art Basiszahl erschien den zahlenspekulierenden Pythagoreern als hochbedeutsam. Sie addierten die ersten vier ungeraden Zahlenwerte (1+3+5+7) mit den ersten vier geraden Ziffern (2+4+6+8) und erhielten 36. Und 36x3=108, die heilige Zahl ostasiatischer Kulte.


Der hohe Himmel ist der Raum des indogerm. Vatergottes Dyaus / Zeus / Ziu-Tiu-, des altn.-eddischen Tir, Tyr. Deshalb nennen wir die astrale Rundbahn Tiu- oder Tir-Kreis anstatt der unrichtigen Bezeichnung „Tier-Kreis“ (Zodiakus), stellen doch von den 12 Sternbildern nur 7 auch wirkliche Tiere dar. Des gewaltigen griech. Sonnenläufers Herakles 12 Werke wurden als diese 12 Himmelsstationen gedeutet.47 Die 12-Zahl babylon., griech., röm. und germ. Göttersysteme ist naheliegend auf die 12 hohen Himmelsbezirke des Tirkreises zu beziehen.48 In Gylf. 20 heißt es: „Es gibt 12 gottentstammte Asen, an die man glauben muss [...]“. Die durch den Schweden Esaias Tegner verjüngte Frithjofsaga (Kap. 3) spricht von den Sitzen nordischer Götter: „Die Burgen der 12 Unsterblichen, Sonnhäuser, wie sie die Skalden nennen“. Das Grimnirslied der Edda zählt diese Stätten und ihre göttlichen Herren sorgfältig auf. Ebenso kennt das chinesische Universum 12 Zweige oder 12 Söhne oder 12 Ebenbilder.49 12 Jahre benötigt der Planet Jupiter für seinen Rundlauf um die Sonne, ein Termin, der noch heute in Indien und China festlich begangen wird.50 So war die 12 dem hohen Herrn aller göttlichen Teilwesenheiten zugeordnet. Durch Philolaos wissen wir, das 12-Eck gehört dem Zeus.51 Dieselbe Anschauung schreibt den Pythagoreern (unter Berufung auf Eudoxos) Plutarch zu (Iside et Osiride 30, 363 a). Ob Platon beim Dodekaeder, einem regulären Körper, bestehend aus 12 Flächen, schon an den Zodiakkreis dachte, ist unsicher. Er hat die später nach ihm benannten Körper in seine Philosophie eingebaut, indem er sie mit den vier Elementen Erde (Hexaeder), Wasser (Ikosaeder), Feuer (Tetraeder) und Luft (Oktaeder) in Verbindung brachte und das Dodekaeder mit einer geheimnisvollen quinta essentia, dem Himmelsäther. Doch Plutarch sah jedenfalls in dieser „Kugel aus 12 Fünfecken“ die Form des Kosmos.52 Bis 1995 wurden 92 antike Dodekaeder gefunden; eines fand man in Augst/Schweiz (ca. 6 cm., 109 Gramm; Römermus.), das auf 30-110 n.0 datiert wurde, in Padua ein etruskisches aus dem 5. Jh. v.0. In Schottland fand man an unterschiedlichen Stellen einige hundert mit Gravuren versehenen etwa 4.000 Jahre alte Steinkugeln (Ø ca. 7 cm.). Ihr ursprünglicher Verwendungszweck blieb unbekannt. Es gibt Kugeln, auf denen 12 sphärische Pentagone eingraviert sind, andere zeigen Würfel, Tetraeder, Oktaeder, also reguläre und halbreguläre Körper. Offenbar war schon damals, mehr als 1.000 Jahre vor den Pythagoreern, das Grundprinzip der Dodekaedersymmetrie bekannt. Ein spätantiker griech. Zauberpapyros (P. IV 1137 ff.) lobte den Kosmos mit den Worten: „O großes, größtes, kugelförmiges, unbegreifliches Gebilde der Welt.“
Der „Seherin Weissagung“, die Völuspa, das berühmteste altnordische Gedicht und einzigartige Quelle zur germanischen Mythologie, ist kurz vor der Wende zum 10. Jh. entstanden. Sie berichtet vom Drama kosmologischer Geschehnisse um den Weltenbaum. Gewiss nicht zufällig wurde die Völuspa so gestaltet, dass ihre 66 Verse die QS 12 bilden.