10.02.2024
Leopold Hermann Oskar Panizza (1853-1921) war ein Psychiater, Schriftsteller, Satiriker und Religionskritiker. Trotz der verwendeten „Formensprache des Naturalismus“ ist das Buch unkonventionell und kritisch geschrieben. Es ist sehr spannend. Die Einblicke in das unchristliche Leben vieler Päpste, der historische Bezug auf die Schriftstücke des Ulrich von Hutten oder die Luther-Zitate sind historisch belegt und lassen das ganze Ausmaß an Skrupellosigkeit von manchen Kirchenoberhäuptern erkennen. Das Werk ist absolut als Bereicherung zum noch besseren Verständnis der damaligen skandalösen Situation - zu der ein John Wycliff, ein Jan Hus, die Humanisten oder ein Martin Luther, einfach nicht zu schweigen vermochten.
DIE „DUNKELMÄNNER“
So ist‘s in Deutschland allemal,
der „Dunkelmänner“ Überzahl
wühlt unterirdisch für den Tand,
die Mehrheit ist nicht bei Verstand.
Der Tandkomplex ist wechselreich,
im armen „Heiligen Deutschen Reich“,
nur immer kürt er fremde Macht,
der Fremd-Interessen üble Pacht.
Der Kirche „Dunkelmänner“-Schar
verstand den Papst als Hauptmann gar,
der höher als der Käiser galt,
wie‘s frech aus Kloster-Hallen hallt.
Und war der Kaiser deutsch und echt,
kein niederträchtiger Pfaffenknecht,
dann musst‘ er seinen Kampf besteh’n,
mit „Dunkelmänners“ Hass-Extrem.
Die „Dunkelmänner“ gleichen sich,
in jedem Zeitlauf sind sie frisch,
dem Deutschen bleiben sie abholt,
sind Auslandsmächten fest verzollt.
Sie schworen unter schrägen Posen,
Beistand dem Papst und den Franzosen.
Doch heute dienen sie Marxisten,
die in Regierungsämtern nisten.
Auch heute fehlt ein Held wie Hutten,
gegen Obskuranten unter Kutten,
gegen die „Dunkelmänner“ überm Teich
und linken Hassern hier im Reich.
Die wahren Dunkelmänner im „Heiligen Deutschen Reich“ waren die Partei der päpstlichen Mönche und Deutschenhasser, voran die intriganten Benediktiner, die den universalen Machtanspruch des Papstes in Rom gegen die Ordnungsmacht des deutschen Kaisers propagierten. Der Reichsritter Ulrich von Hutten (1488-1523) war der Kämpfer aus dem Volk, welcher sich gegen Papsttum und klerikale Fürstenmacht zur Wehr setzte, um einem eigenen deutschen Volksreich, unter Führung des Kaisers, das Wort zu reden. Er, wie auch sein Freund, der Reichsritter Franz von Sickingen, scheiterten an der wachsenden militärischen Fürstenmacht, die aus Machtkalkül überwiegend freundliche Beziehungen zum Vatikan unterhielt. Aber in dieser Phase der beginnenden Aufklärung und dem Zustrom der Deutschen zu den Luther‘schen Befreiungsthesen vom Papsttum, wuchsen der Abscheu vor den alt-verkrusteten Vorstellungen des in der Antike stehengebliebenem Denken katholischer Kleriker. Als diese einen konvertierten jüdischen Geldverleiher namens Joseph/Johannes Pfefferkorn unterstützten, der vor dem christenfeindlichen Inhalt des jüd. Talmud warnte, war die Mehrheit der gebildeten deutschen Humanisten gegen die päpstlichen „Dunkelmänner“, schon wegen dem bigotten Standpunkt ihrer überholten Lehren und Predigtsätze, zum anderen aber auch aufgrund der traditionellen Toleranz bei der Bewertung fremder bzw. jüdischer Texte. Um die altbackenen Kleriker der Lächerlichkeit preiszugeben wurden die fingierten „Dunkelmännerbriefe“ verfasst, wie es im Folgenden beschrieben wird.
Eine ganz ähnliche Entwicklung wie die internationalistische Ideologie der katholischen Kirche, nahm die internationalistische Idee des Marxismus-Kommunismus - beide Parteiungen waren unterschiedslos im Hass gegen den völkisch-nationalen Widerstand angetreten -, um eine völlige Umformung der Volksmassen durchzusetzen, sie versteinerten zu Doktrinen von antivölkischem und antivaterländischem Vernichtungs-Hass und wurden damit zu den intrigant-bösartigen „Dunkelmännern“ der deutschen Gesellschaft. Man darf wohl von einem unüberbietbar-bestialischen antideutschen Hass reden, angesichts der öffentlichen linksextremen Antifa-Auftritte, Links-Partei- und SPD-Bekundungen, mit Plakaten wie „Deutschland verrecke !“, „Nie wieder Deutschland“, „Bomber-Harris, do it again ! [Zivilisten-Massenmord mittels englischer Fliegerbomben]“. Eine „Fünfte Kolonne“ von dieser Qualität des Mordwillens hat Deutschland vorher nicht gekannt.
Unmittelbarer Anlass für die „Briefe der Dunkelmänner“ war der Streit der Kölner Dominikaner mit dem Humanisten und Hebraisten Johannes Reuchlin um die Frage, ob jüdische Schriften, insbesondere der Talmud, wegen Gemeingefährlichkeit verbrannt werden sollten oder nicht. Für Verbot und Verbrennung setzte sich - mit Unterstützung der Kölner Dominikaner - vor allem der zum Christentum übergetretene Jude Johannes Pfefferkorn ein, während Reuchlin für den Erhalt der Schriften plädierte.
Der Schriftenstreit zwischen Pfefferkorn und Reuchlin begann im Jahre 1511; auf Pfefferkorns Buch „Handtspiegel“ reagierte Reuchlin mit seinem „Augenspiegel“. Der Streit eskalierte dadurch, dass weite Teile der damaligen Bildungselite in Deutschland und über Deutschland hinaus für eine der beiden Seiten Partei ergriffen, wobei auf Seiten Pfefferkorns v. a. die Dominikaner und scholastische Theologen standen, darunter Ortwin Gratius, der Inquisitor Jakob van Hoogstraten, die Universitäten Erfurt, Mainz und Köln und mit einem Gutachten von 1514 auch die Pariser Universität; Reuchlin dagegen wurde von den meisten renommierten Humanisten Deutschlands unterstützt, allen voran von Ulrich von Hutten, Crotus Rubeanus, Mutianus Rufus, Helius Eobanus Hessus und anderen, aus deren Mitte einige Briefe stammten, die Reuchlin 1514 (mit einem Vorwort seines Großneffen Philipp Melanchthon) als clarorum virorum epistolae („Briefe berühmter Männer“) veröffentlichte (das lateinische Wort clarus bedeutet sowohl „hell“ als auch „hervorragend, berühmt“).
An diesen Titel knüpften die „Epistolae obscurorum virorum“ (Dunkelmännerbriefe) an, deren erste Abteilung Anfang Oktober 1515 und in einer erweiterten Fassung 1516 anonym publiziert wurden, gedruckt von Heinrich Gran im deutsch-elsässischen Hagenau. Dieser erste Band enthielt 41 Briefe, denen in der zweiten Auflage 1516 sieben weitere Briefe beigefügt wurden; eine zweite Sammlung mit 62 Briefen folgte 1517. Als Hauptverfasser des ersten Teils gilt der zum Erfurter Humanistenkreis um Mutianus Rufus gehörende Crotus Rubeanus. Die ergänzten sieben Briefe in der zweiten Auflage und der gesamte zweite Band werden vor allem Ulrich von Hutten zugeschrieben.
Das Werk enthält fingierte Briefe, die angeblich eine Reihe von Dominikanern, unter anderem aus Erfurt, Leipzig und anderen deutschen Städten, hauptsächlich an Gratius schreiben und ihn teils um Rat fragen, teils ihn ihrer Solidarität in der Angelegenheit mit Reuchlin versichern. Dabei sind die Briefe in Form und Inhalt so gestaltet, dass sie als Selbstentlarvung der Beteiligten wirken sollen. So herrscht ein fehlergespicktes Küchenlatein vor und in scholastischer Manier werden heute abstrus erscheinende Etymologien lateinischer Begriffe bemüht. „Die spätscholastischen Kleriker werden als unwissend, denkfaul, orthodox und eifernd hingestellt, als philiströs-saturiert und auf sinnlichen Genuss bedacht; ihre Methode besteht vor allem aus Zitieren (Bibel, Aristoteles, Lehr- und Handbücher sowie bezeichnenderweise Ovids Ars amatoria).“ Gegenüber Reuchlin und seinen Anhängern, denen es ja an der nötigen theologischen Qualifikation fehle, zeigen sich die (fiktiven) Verfasser selbstgerecht.
Auch beschreiben sie recht drastisch Liebesabenteuer und Gelage. Die Bakkalaureaten geben sich den Ordensoberen gegenüber besonders demütig und dienstbeflissen, zugleich verfolgt man besorgt den weiteren Verlauf der Affäre Reuchlin, die nicht so recht zur Zufriedenheit der Dominikaner voranschreitet; man tröstet sich aber damit, dass, falls selbst der Papst für Reuchlin entscheiden sollte, man dem notfalls mit einem Konzil begegnen könne. Der zweite Teil ist von Huttens „polemischem Temperament“ geprägt, was ihn auch viele zeitgenössische Namen nennen lässt. 1520 verbot Papst Leo X. die Verbreitung der „Dunkelmännerbriefe“. Einige der zurecht parodierten Dominikaner erkannten den satirischen Charakter des Werkes gar nicht und pflichteten - blöde wie sie waren - stattdessen den überspitzt dargestellten kirchlichen Auffassungen bei. Moderatere Humanisten wie Erasmus von Rotterdam und Thomas Morus lobten den geistreichen Witz des Werkes, übernahmen aber nicht die besonders durch Huttens kämpferische Textanteile verschärfte Polarisierung der Parteien. Als Verfasser wurden zunächst Reuchlin selbst, Erasmus und Ulrich von Hutten vermutet, wobei Reuchlin und Hutten die Verfasserschaft aber dementierten, warum sie das taten ist unklar.