STECKENPFERDE
 
Die Freizeit ist dem Menschen wert,
doch braucht er auch ein Steckenpferd,
um seinen Freiraum auszufüllen,
sich nicht in Stumpfsinn nur zu hüllen.
 
Steckenpferde züchtet man in Massen,
in teuren und in schlichten Rassen.
Ich wählt’ die preiswerte von beiden
und übte das Linoleum-Schneiden.
 
Am Küchenboden kratzt’ ich rum,
doch nahm mir das mein Vater krumm.
Er gerbte mir mein Achtern-Teil,
kaum blieb daran ein Flecken heil.
 
Doch blieb er trotzdem moderat,
denn kurz nach der Erziehungs-Tat,
gab er Linoleum mir zu Hand,
zu fördern meinen Kunstverstand.
 
Linoleum-Schneiden brachte Spaß,
oft, nach den „Hausaufgaben“, saß
ich still am handwerklichen Wirken,
vergeistigt hoch in Kunst-Bezirken.
 
Was ich so schuf, manch’ Nettes auch,
war Jugend-Kunst zum Hausgebrauch,
erfreute Omas und die Tanten,
die ihren Gerd als „Künstler“ kannten.
 
Noch heute liegt der Kram in Ecken,
der Staub der Jahre tät ihn decken,
und bald einmal, mit Rest-Gerüll,
fliegt’s, wie fast alles, auf den Müll.
 
Bilder: Diverse Utensilien zum Linolschnitt, Zeichnung von G. Hess,
sowie Linolschnitt-Druckstock, Pferde-Motiv von G. Hess