HÖRNER AUFGESETZT

Manch’ ein Mann der abgewetzt,
müd’ und schlaff im Bette liegt,
kriegt wohl Hörner aufgesetzt,
weil seine Frau sich nicht verbiegt.

Sie will lieben -, sie will Lust,
mag nicht nur von Liebe träumen,
hat genug vom Alltags-Frust,
will das Beste nicht versäumen.

Kommt der Postmann mit der Tasche,
der Behörde Amtsverweser,
beide sind zwar eine Flasche,
genau wie auch der Stromableser.

Aber alle sind noch Männer,
haben diese scharfen Blicke,
nicht so wie der eigene Penner,
mit dem argen Leistungs-Knicke.

So öffnet Sie die Haustür gern,
im transparenten Negligé,
dem einen oder anderen Herrn -;
ihr Busen zittert, weiß wie Schnee.

Ihr Busen bebt in wilder Freude,
die durst’ge Blume wird begossen,
Lustjubel läutet durchs Gebäude -;
was Sie da brauchte ward genossen.

Natürlich hat Sie volles Recht,
denn die Natur verlangt Tribut -;
und ist der eigene Mann kein Specht,
sind andere zum klopfen gut !

Und liegt Sie nachts in ihren Kissen,
der Anvertraute schnarchelt laut,
muss sie Bedienung nicht vermissen,
weil Bello sich zum Frauchen traut.

Wenn Ehemänner das verschmähen,
des Lebens schönste Leckerei,
darf Sie den Gatten hintergehen,
und spendet ihm ein Hirsch-Geweih !
 
PS: Von einer Frau, die die eheliche Treue bricht, sagt man: Sie setzt (pflanzt) ihrem Manne Hörner auf; der betrogene, „Hörner tragende“ Ehemann heißt „Hahnrei“. Zur Erklärung dieser Redensarten sind mancherlei Vermutungen aufgestellt worden, ohne dass eine völlig befriedigende Lösung gefunden worden wäre. Die Redensart kommt im Deutschen in verschiedenen Fassungen vor. Man sagt: Hörner setzen, aufsetzen, ansetzen, aufpflanzen, geben, machen oder Mit Hörnern krönen; auch ein Zeitwort Hornen oder Hörnen kommt in dieser Bedeutung vor. Neben der Mehrzahl begegnet auch die Einzahl: Ein Horn aufsetzen oder aufpflanzen; Abraham a Sancta Clara sagt dafür: „einem Manne ein lateinisches Y aufsetzen“. Der hintergangene Gatte „trägt Hörner“, „Kriegt Hörner von seiner Frau“, „Wird mit einem Hörnerschmuck beehrt“ (Goethe), „Ihm wächst ein Horn auf seinem Haupt“; man nennt ihn „Hörnerträger, Hornträger, Hornhans, Hornbock“.