DIE CHEFSEKRETÄRIN

Wollte mich zum Schreibtisch bücken,
stand mir doch der Chef im Rücken,
fummelt’ mir an meinem Röckchen,
sagt’, da hing’ ein Flusenflöckchen.

Das Entfernen dauert’ lange -,
was war hinter mir im Gange ?
Chef sprach von der Krisenwende -;
ich fühlte Hände an der Lende.

Die Bilanzen würden steigen,
wenn wir uns nur willig zeigen,
jeder tue seine Pflichten -;
er als Chef würd’ es schon richten !

Er sagte: „Bleiben Sie so steh’n,
dann fällt ihr schönes Haar so schön !“

Er rät flüsternd vom Entspannen -;
Kollegen wären schon von dannen.

Ich fragte ihn: „Was soll das werden ?“,
doch neig’ ich selten zu Beschwerden -;
gern passe ich mich lieber an -;
ein Chef ist auch halt nur ein Mann.

Er fragte: „Darf ich näher treten -,
darf mich jedoch nicht verspäten !“

Und weiter klagte sein Bericht:
„Meine Frau versteht mich nicht !“

Doch ich verstand den Chef sehr gut,
ich machte dem Verzagten Mut;
mich stört’s nicht wenn er Flusen sichtet,
oder mir mein Höschen richtet.

Er fragte mich: „Sind Sie zufrieden,
mit dem Gehalt das Dir beschieden ?“
Und ob mich jemand mobben würde -,
ob leicht mir sei des Büros Bürde ?
 
Als seine Worte in mich drangen,
ist fühlbar er zu weit gegangen -;
da hat er Grenzen überschritten,
das sollte ich mir streng verbitten !

Ich dacht’, er regelt mir den Rock -,
doch dann erlebt' ich diesen Schock -;
dieses Ding war nicht zu klein -,
Gehaltserhöhung muss jetzt sein !