DER QUALLERICH

Ich schwamm so ahnungslos dahin,
hatt’ Schwimmen nur im reinen Sinn,
erfreute mich dem blauen Meer,
und Sonnenschein darüber her.

Ich tauchte öfters auch mal tief,
die Lust auf Abenteuer rief,
nie glaubte ich an die Gefahr,
hatt’ Atemrohr und Flossen ja.

Da kam ein fremder Quallerich,
umtanzte und umgarnte mich -;
er streckte die Tentakeln aus,
aus seinem Nesselfäden-Strauß.

Ich fühlte bald am ganzen Leib -
wie ich so durch die Wogen treib’ -
ein scharfes Brennen auf der Haut,
dass sich mein Blut am Herze staut’.

Was will der Quallerich von mir,
das ist doch nur ein ekles Tier -;
was bildet sich der Kerl wohl ein,
will der etwa mein Freier sein ?

Doch seiner Arme war’n zu viel’,
schließlich gewann er dieses Spiel,
ich musste mich ihm ganz ergeben,
bin seiner Fummelei erlegen.

Wer könnte da lang' widersteh’n,
wenn dutzende von Finger geh’n,
über die Häute einer Frau -;
das wissen Quallen zu genau !

Und als ich mich so ganz vergaß,
wurd' höchste Not aus purem Spaß -;
fast wär' im Abgrund ich erstickt,
die Rettung ist mir kaum geglückt.