Das Vegvísir - auch Wikingerkompass genannt - ist ein klassisches nordisches Symbol oder Sigillum das Wegweiser bedeutet. Auf Isländisch wird es Galdrastafur (Zauberbuchstabe) genannt und stammt aus dem „Huld-Manuskript“ des 19. Jahrhunderts. In diesem Buch heißt es: „Wenn dieses Zeichen getragen wird, wird man sich bei Stürmen oder schlechtem Wetter niemals den Weg verlieren, selbst wenn der Weg nicht bekannt ist.“ Das Vegvísir ist über den konkreten Gefahrenweg seines Trägers aber letztlich ein „Führer durchs Leben“. Für einige der Symbole des Huldmanuskripts konnte eine Nutzung in vorchristlicher Zeit belegt werden, sie rühren sicher aus Heidenzeiten der Wikingerepoche. Andere Teile sind von magischen Praktiken fremder Herkunft beeinflusst. Im vorliegenden Sigillum wird das Vegvisir vom ODING-Mantra der 24 Ur-Runen umrandet.
 
RUNISCHE SIGILLEN-MAGIE
 
Wie wurden Deutsche taub und blind,
seit sie Weltenbürger geworden sind.
Mit fernsüchtigen Augen schau‘n sie umher,
wo der „Stein der Weisen“ zu finden wär‘.
 
Sie finden ihn nicht mehr im eig‘nen Hort,
sie suchen im fernen und fernsten Ort.
So verlieren sie sich im Erscheinungs-All,
die Derben sagen: „Sie haben ‘nen Knall“.
 
Deutsche suchen im sinologischen Sand,
verzückt vom tibetanisch-tantrischen Tand,
durchstöbern den Talmud, die Kabbala,
den Maya-Kalender und Ägyptens Sa-Ra.
 
Immer auf den Spuren von alter Magie,
der Verzückung durch Qi-Gong und Tai-Chi,
und wenn ein goldener Buddha grinst,
haften die Deutschen im Spinner-Gespinst.
 
Den schillernsten Nimbus seit Urväter Zeit
halten Märchen hebräischer Engel bereit.
Da knien Weiber vor geglaubtem Thron
des Yahoel, Jehoel und Mittron-Metatron.
 
Nur den eigenen Zauber kennen sie nicht,
nie hat für Banausen das Beste Gewicht.
Wer glaubt an nordischen Galster-Gebrauch,
kennt Sigillen-Magie der Isländer auch ?
 
Ein Sigillum, jeder altdeutsche Runen-Stab,
im Runen-Ring, den uns der Od-Gott gab,
ist Gottes-Siegel der Ahnen zu schau’n,
dem ODING der Runen dürfen wir trau’n.
 
Isländische Sigillen in geheimen Zauberbüchern >>
 
Sigillen-Magie ist eine Form der Magie, in der Sigillen, also graphische Symbole, wie Buchstaben (z.B. germanische Runen) und Buchstaben-Kombinationen, benutzt werden. Das Wort Sigille stammt von dem lat. Wort Sigillum, welches Bildchen oder Siegel bedeutet. Sigillen oder sigillenähnliche Symbole verwendete man schon in der Antike als zauberische Amulette bzw. Talismane, die Geist- und Kraftwesen, wie Götter, Göttinnen, Engel, Dämonen und Unterweltsmächten geweiht waren, um sie dadurch anzurufen bzw. ihren Beistand hervorzurufen. Der Sechs- und Fünftstern, Hexagramm und Pentagramm (Drudenfuß), sind derartige Sigillen, wie auch das Hakenkreuz eines ist. Die Buchstabenmagie stand in der Antike hoch im Kurs und der Runen-Galster der Nordländer war eine Parallelerscheinung, die sich nachweisbar eng an die griechisch-hellenistischen Zauberpraktiken anlehnte, obwohl etliche runische Begriffszeichen bereits in der nordischen Stein- und Bronzezeit finden. Der im 1. Jahrhundert v.0 entwickelte kalenderzauberische Runenkreis des ODING ist als das stärkste germanische Sgillum zu erkennen. Der Sechsstern ist bereits in kretisch-minoischer Ära als Heilszeichen verwendet worden, wie es Artefakte im Museum von Knossos/Kreta nachweisen. Ebenso gilt das Hexagramm, das altindische Shri-Yantra als heiligstes und bedeutendstes Sigillum (Zeichen = Yantra) der Göttin Shri/Lakshmi, der Urgebärerin Devi schlechthin. Im Judentum wird der Sechsstern als Salomonsiegel oder Davidstern bezeichnet. Im Werk des Kölners Agrippa von Nettesheim (1486-1535), der „Occulta Philosophia“, finden sich neben Anweisungen zur Arbeit mit den magischen Quadraten auch Anweisungen, welche die „Buchstabenmethode“ verdeutlichen. Agrippa gibt zwar Beispiele in lateinischen, griechischen und hebräischen Buchstaben, doch keine der kirchlich verteufelten Runen-Sinnzeichen. Er zeigte, wie eine Sigille über eine Geheimschrift entwickelt werden kann.
 
Auch der geniale Athanasius Kircher (1602-1680), der aus Geisa bei Fulda stammte, seinen Lehrstuhl in Rom hatte und dort als intellektuelle Geheimwaffe des Papstes fungierte, schrieb über Derartiges und versuchte bereits die ägyptischen Hieroglyphen zu entziffern. Er erkannte sie als okkulte Symbole, welche allegorisch (sinnbildlich) ausgelegt werden könnten, da ihre wahren Gehalte allein dem Eingeweihten vorbehalten seien. Er traf damit exakt auch den Sinngehalt der hieroglyphischen Runen des Nordens, die ihm als Studierobjekte leider entgangen sind. Kircher beschäftigte sich bereits mit dem Atlantis-Rätsel, das über Erzählungen ägyptischer Weisen auf Solon und Platon gekommen war. Kircher lokalisierte Atlantis bereits im Atlantik. Kircher versuchte sich in der Entwicklung von magischen Sigillen, auch in der Darstellung des sigillischen Sefiroth-Baums, dem Herzstück der jüdischen Kabbala. Er deutete, in typisch katholischer Überschätzung jüdischer Originalität, die Kabbala als „Tradition bis hin zu Moses“, den er als den großen mythischen Weisheitslehrer Hermes-Trismegistos deuten wollte. Dass die hebräischen Denkmäler des Mittelalters hellenistische Vorläufer hatten, wurde geistesgeschichtlich noch nicht durchschaut. Die drei Bände „Oedipus Aegyptiacus“ ist das bedeutendste Werk A. Kirchers über Ägyptologie, voller kunstvoller Illustrationen und Diagrammen. Kircher, als markanter Gelehrter der späten Renaissance, bekundete aus judäochristlich-katholischem Röhrenblick, dass seine Quellen die chaldäische Astrologie, die hebräische Kabbalah, die griechische Mythologie, die pythagoräische Mathematik, die arabische Alchemie und die lateinische Philologie gewesen seien. Hinterlassenschaften vorchristlicher Kulturen versuchte er aus der engen katholischen Weltsicht einzuordnen. Der englische Philosoph Sir Thomas Browne meinte zurecht: „Aber kein Mann ist wohl so über die Maßen fundiert im Ozean dieser Doktrin, als das rühmliche Beispiel befleißigten Lernens, Kircher.“ Kirchers monotheistisches Motto lautete: „In uno omnia“ (In Einem alles). Das von Kircher besprochene Sigillum der 10 Sephiroth (Ziffern/Sphären) und 22 (Buchstaben) Pfade im kabbalistischen Lebensbaum, wie ihn der Rabbiner Isaak Luria (1534-1572) vorstellte, erschien als Verkündigung der Monas, bedeutet doch zahlenmythologisch die 10 die 1. Dass bereits Pythagoras bzw. die Pythagoreer (ab 6. Jh. v.0) die Zehnzahl als grundlegende Gesamtheit und Gegensatztafel verstanden und als Tetraktys (Vierheit) bezeichneten, sollte verinnerlicht werden. Die Gesamtheit der Zahlen 1, 2, 3 und 4 ergibt die Summe 10. Da die Zehn die Summe der ersten vier Zahlen ist, sah man, dass die Vierheit die Zehn „erzeugt“. So müssen aus den 22 jüdischen Buchstaben (2+2 = 4) die 10 Sephiroth erwachsen. Ebenso schon die 22 jüdischen Konsonanten-Buchstaben weisen zahlenmythologisch auf die Eins - des angeblich einen Gottes - hin. Die Aufsummierung der 22 ergibt 235, derer Quersumme 10 bzw. 1 ergibt. In der 10-Zahl, Zahl der 10 Finger, sahen wohl alle Völker etwas Heiliges und die Pythagoreer und Griechen betrachteten in der 10 die „das ganze Wesen der Zahlen umfasst, etwas Vollkommenes“, wie es Aristoteles berichtete. Daher wurde die Zehn auch „heilige Zahl“ genannt. Exklusiv hebräisch ist dieses Verständnis also nicht. Auch das „Sigillum Dei“ (Siegel Gottes) oder „signum dei vivi“ (Zeichen des lebendigen Gottes) ist ein seit dem Spätmittelalter in magischen Literaturen verwendetes Diagramm, das sich aus zwei Kreisen, einem Pentagramm, drei Heptagonen (Siebenecken) zusammensetzt, sowie mit hebräischen Buchstaben den hebräischen Gottesnamen in seiner Mitte, geziert ist. Wieder sehen wir darin die bereits bekannte Rechnung mit dem Sefiroth-Ergebnis: 2+5+21=28=10=1.
 
Interessante und vielgestaltige germanische Sigillen finden sich auf den mittelalterlichen Talismanen, den sog. Goldbrakteaten. Das stärkste germanische Arkanum und Sigillum ist der ODING-Runen-Ring der sich die 24 alten Runenzeichen zum Kreis runden lässt. Im Fundmaterial ist es der Brakteat von Vadstena (Östergötland / Schweden) der diese Runenanordnung zeigt. Die runische Bildumschriftung: luwatuwa . fuþarkgw : hnijïb [Zeichen für „p“ bzw. für hartes „b“] zs : tbemlŋo(d). Weil am Ende der Reihe kein Platz für die traditionelle Endung rechtsläufig „do“ übrig war, aber die Reihe unbedingt mit „o“ zu enden hatte - was zum gewünschten linksläufigen „o“-Beginn führt - setzte der Goldschmid das „o“ unmittelbar hinter das „ŋ“, während das „d“ aus Platzgründen nicht in Erscheinung trat (unter Nadelhalter verborgen, nur gedacht). Das Amulett befindet sich als gute Nachbildung im „Svenska Historiska Musset“ in Stockholm. Auch der Brakteat von Grumpan führt die Runenreihe in gleicher Weise vor. Das sind starke Mantras oder Sigillen aus germanisch-frühmittelalterlicher Zeit etwa des 5./6. Jahrhunderts. In welcher Weise damit Magie betrieben wurde ist nicht überliefert, aber dass mit dem vollen Runenrund quasi sämtliche Geistkräfte des Alls beschworen wurden, liegt auf der Hand. Nach dem traditionell rechtsbeginnenden Runenreihenanfang, der Lautfolge „oding“, ist das Runen-Sigillum als das „ODING“ zu benennen, welches als Kalenderkreis ausnahmslos alle zeit- und raumgestaltenden Kraftmächte mit einschließt, wie Gottheiten, Planeten, Geister, Asen und Alfen (Engel), Mondphasen und titanische Erd- wie Wettermächte. Die tradierten Siegel, die auf die eben genannten Mächte abgestimmt sind, werden als Teil der Ritualmagie verstanden, so müssen wir auch das ODING als Instrumentarium altdeutscher Ritualmagie begreifen lernen und uns - je nach Bedürfnis und Neigung - als solches zum Vorteil neu erschließen. Der zahlenzauberische Unterschied zum hebräischen Verständnisansatz ist, dass die 24 Runen-Chiffren nicht zur 1, vielmehr zur 3 fokussieren, womit der Satz „aller guten Dinge sind drei“ seine Bestätigung erfährt. Die Addition der 24 ergibt 300 bzw. 3. Zu beachten ist, dass die Aufsummierung der 3 (1+2+3) sich zur 6 des Hexagrammas, dem Kosmossymbol, steigert und die Potenzierung der 3 (3x3) sich zur sog. „Germanenzahl“ 9 aufbaut, welche im eddischen Mythos wie in den deutschen Spruchweisheiten so oft erscheint.
 
Die Bedeutung der 3, 6 und 9 >>
 
Die Sigillen- oder Runenmagie wird auch heute in diversen Formen praktiziert. Zunächst stehen die Sigillen des Huld-Manuskripts zur Verfügung und das Kronen-Mantra des ODING in den diversen Variationsmöglichkeiten. Wer sein ganz persönliches Sigillum erschaffen möchte, formuliert im Geiste zuerst sein magisches Ziel oder seinen Wunsch in Form einer intensiven Beschwörung in Form von Versicherungen und Beteuerungen. Die Wünsche und Hoffnungen werden also gedanklich dargelegt. Unterdessen zieht der Adept mit geschlossenen Augen aus den vor ihm liegenden 24 Runen-Steinen oder -Stäben beispielsweise drei Runen aus denen er sein Sigillum zu erstellen hat. Daraus wird ein graphisches Verbundrunen-Symbol gestaltet. Wenn Runen in einer Runendarstellung zusammengezogen, also gebunden werden, jedoch deutlich die einzelnen Runen erkennbar bleiben, wird diese Form Bandrunir (Binderune) genannt. Als eine solche kann man beispielsweise den eigenen Namen und ein Wort oder Wert, den man damit verbinden möchte, in verdichteter Form darstellen. Dafür bedarf es des Wissens, welche Runenkräfte positive oder negative Potenzen besitzen. Um sich darüber konkret und kompetent kundig zu machen, darf allein die ur-echte oding‘sche Lehrschule zu Rate gezogen werden, die Unsinnsrunen-Verdrehungen der neuzeitlichen Runen-Quacksalber - List, Marby, Gorsleben - könnten dabei mehr schaden als nützen. Eine weitere Form der modernen Sigillenmagie stellt der freie Entwurf der Sigill in einem rauschartigen, tranceartigen Zustand dar, während dessen man sich besonders auf seinen Wunsch konzentriert. Die Art und Weise des niveauvollen Weges zum Rausch bleibt dem Einzelnen überlassen. Die Theorie der Sigillenmagie schreibt vor, dass nach der Gestaltung der Sigill diese mittels zauberischer Techniken „geladen“ oder „geodet“ werden muss. Dem Praktizierenden stehen dazu unter anderem die kraftvolle, willentliche Versenkung, die Meditation, das Tanzen, Trommeln, Singsangsingen, Summen oder selbstentwickelte Rituale, auch die Sexualmagie mit einem kompatiblen Partner, zur Verfügung. Der konzentrierte Wunsch, die Sigill im Unbewusstsein als Kanal in höhere Dimensionen zu verankern, krönt und beendet das Ritual.