TEUTONEN
 
Es stampfen, springen in zottigen Fellen
bärige, brüllende, blonde Gesellen -;
Methörner schäumen in tropfende Bärte,
jeder Tänzer im Kreise, ein treuer Gefährte.
 
Und jedweder Mann ist wie ein Vulkan,
ein glühender Wirbel auf seiner Bahn.
Teutonen sind‘s, aus dem hohem Nord,
von wilden Meerküsten zog es sie fort.
 
Sie lieben Stürme, das Würfeln und Spielen,
mit Fäusten voller Narben und Schwielen;
Trinkhörner fassen, Streitkolben schwingen,
auf brausendem Streitfeld Sieglieder singen.
 
So zeigt sich teutonisch-titanische Art,
die sich nie für die Ruhe des Alters spart,
die urwüchsig wallt aus der Lebenswut,
Vielfarbiges tut mit archaischem Mut.
 
So wie Teutonen berserkerhaft kämpfen,
vermögen sie wohl ihre Wildheit zu dämpfen,
dann ringt mit den Stoffen barbarische Kraft,
dann werden sie Helden der Wissenschaft.
 
Teutonen fuhren hinaus in die Welt,
und wer noch ein Ruder in Händen hält,
dazu eine Leier, ein Buch und ein Schwert,
der ist des teutonischen Erbes wert.
 
In dem Audiokommentar zu seinem Film „Fitzcarraldo“ sagt der Filmemacher Werner Herzog an einer Stelle, er wollte keinen Film machen der „teutonisch“ wirken würden, vielmehr solle er „bajuwarisch“ sein, also blutvoll, bunt und lebendig. Ich registrierte sofort: „Was hat dieser Mensch eine verkehrte Auffassung vom Begriff teutonisch ?!“. Dass er „teutonisch“ in den Gegensatz zu „bajuwarisch“ stellt, beweist, dass er keinen blassen Schimmer vom Thema hatte, so wie es auch in seinem albernen „Fitzcarraldo“ von schlimmen Missgriffen nur so wimmelt. Die deutsche Geschichte und Theatergeschichte sind (oder waren damals) dem Werner Herzog ein Buch mit sieben Sigeln. Natürlich ist das urbairische Naturell eben gerade identisch mit dem alten teutonischen, in seiner biederen, erdverwurzelten, blutvoll authentischen Derb- und Direktheit bei hochtalentiertem Einsatz- und Leistungswillen. Aber so klar daneben Werner Herzog manchen weiteren Kommentar von sich gab, war sein ganzer Film eigentlich ein Superflopp, mit dem schauspielerisch absolut unvermögenden Klaus Kinski, dessen wie im Topf zitronengelb gefärbten Haarpilz und dem viel zu breit und zu weiß ausgefallenen Gebiss des „Helden“. Herzog hatte einen Narren an Kinski gefressen, er war ihm, in seinem närrischen Herostratentum, ganz offensichtlich kongenial. Wenn Kinski nicht völlig unsachlich und hafenarbeitermäßig polterte, mit Schaum in den Mundwinkeln, war er ohne jede mimische Genialität, und hätte er seine Basedowaugen und das Karpfenmaul nicht mit auf die Welt gebracht, dazu die dürre Schnüffelnase und seine fleischigen Kohlblattohren, wäre er niemals auf eine Theaterbühne gelangt. Herzog brachte es fertig, in besagtem Audiokommentar, Kinskis Leistung als einmalig in der Welt der Mimen zu überschätzen, lediglich der junge Marlon Brando hätte da möglicherweise mithalten können. Offenbar hat Herzog nicht einen einzigen UFA-Film der 20er/30er Jahre gesehen. Es stellt eine unglaubliche Ignoranz dar, dem platten Schreihals K. Kinski, dem Primitivling, Jesus-Pöbler und Tochter-Vergewaltiger einen derart überzogenen Hymnus zu singen, wo es in Deutschland Schauspieler gab, die in ihren Leistungen sternenfern über Kinski standen, wie z.B.  Werner Johannes Krauß und Emil Jannings. Aber der ganze Film „Fitzcarraldo“ war ja ein ebensolcher Fehlgriff: Ein gigantischer Aufwand für eine kleine miese Publikumstäuschung. Da gibt einer vor, „ganz lebensecht“ - eben „nicht wie es Hollywood machen würde“ - ein Schiff über einen Berg am Amazonas ziehen zu wollen, um das Publikum nicht zu betrügen“. Aber das geht natürlich nicht und hätte im Spielfilm nie vorgespiegelt werden können, wenn nicht motorenstarke Bulldozer hätten helfen dürfen. Nichts dergleichen wäre gegangen, ohne moderne Technik. Einen Naturberg im vorher unberührten Urwald trugen die Maschinen ab, himmelhohe prächtige Bäume sägten die Maschinen ab und warfen sie wie wertloses Gestrüpp in die Flüsse -, und anschließend vergammeln seitdem die Skelette des Herzog-Schiffes im Urwald als moderner Müll. Das alles ist weder „teutonisch“, noch „bajuwarisch“, das gleicht eher alt-herzoglichen Großmannsallüren, die nichts anderes zum Ziel zu haben schienen, als sich - koste es was es wolle - einen Namen zu machen. Also Herostratentum wie es K. Kinski betrieb, der psychopatisch wie er war, nur dann exaltiert zu schreien und zu toben anfing, wenn ihm Unaufmerksamkeit drohte und er nicht mehr im Mittelpunkt der Bewunderung stand.