GOZACHA - GOTTESACKER
 
Fein geschmückt mit Eibenzweigen,
wandern froh der Sippen Scharen,
zum winterlichen Sonnwend-Reigen,
des Stieres Opferung zu erfahren -,
vor siebentausend Sonnen-Neigen. 
 
Flach ist der Winter-Sonnen-Bogen -,
schwächlich rollt die Feuerscheibe -,
ist müd’ zum Untergang gezogen,
zur sehr geheimen, nächtigen Bleibe,
der Barke auf den Nachtmeerwogen.
 
Zum Neubeginn erheischt sie Kräfte,
will sie den Jahrsanstieg meistern -;
dem dient des Sonnen-Warts Geschäfte,
zum Heil der himmelslichten Geister,
soll’n fließen Stierblut-Opfersäfte.
 
Im heiligen Feld, im Gottes-Acker,
Goz-acha -, Goseck heut’ genannt,
brannt’ vieler Orten Fest-Geflacker,
im Tempel selbst, der große Brand -,
umsäumt von Alten, ernst und wacker.
 
Aus Tausenden der stärksten Pfosten,
liegt kreis-umzäumt der Sonnen-Hof,
mit freier Sicht nach West und Osten -;
hier forschte manch’ ein Theosoph,
bis ihm die Lichtgedanken sprossten.
 
Dies’ Heiligtum der Sonnen-Bitte -,
ein Jahres-Uhr-Kalenderbau -,
maß einundsiebzig Männerschritte -;
er weist die Fest-Zeit haargenau,
noch für die heutige Weihnachts-Sitte.
 
Jul-Fest seit siebentausend Jahren,
lang' vor Ägypten, Indien, Babylon,
war es im alten Nordland zu erfahren,
da wussten es die Urzeit-Weisen schon,
und lehrten Sonnenkult -, den wahren.
 
 
Bild: Es handelt sich um eine montierte Zusammenfügung des Kultplatzes von Goseck und der Kalenderscheibe vom Mittelberg bei Wangen-Nebra. Beide Funde sprechen die gleiche Sprache der urdeutschen Kalenderwissenschaft. 
 
PS: Als Meilenstein in der archäologischen Forschung haben die beteiligten Wissenschaftler das weltweit (nach heutigem Erkenntnisstand) älteste Sonnenobservatoriums in Goseck (Lkr. Weißenfels/Sachsen-Anhalt) bezeichnet. Die 7.000 Jahre alte Anlage gibt Einblicke in die geistige und religiöse Welt der ersten Bauern Europas, sagte Landesarchäologe Harald Meller im August d.J. 2003 während der Vorstellung des Fundortes für die Presse. Allein in Sachsen-Anhalt sind bislang sechs solcher Kreisanlagen als Landschaftsverfärbungen auf Luftbildern gesichtet worden. Die einst etwa zwei Meter hohe doppelte Palisaden-Anlage, mit einem Durchmesser von 71 Metern, liegt nur rund 25 Kilometer vom Fundort der 3.600 Jahre alten „Himmelsscheibe von Nebra“ entfernt. Trotz des zeitlichen Abstands von rund 3.000 Jahren hänge die Nebra-Scheibe mit der Goseck-Stätte unverkennbar zusammen. „Man hat offenbar Jahrtausende lang Phänomene beobachtet, die man dann in der Himmelsscheibe bildlich umgesetzt hat“, betonte Landesarchäologe Meller. Die Anordnungen der beiden seitlichen goldenen Horizontbögen auf der Scheibe dienten, ebenso wie die Toranlagen im Goseck-Rondell, zur Erkennung der Winter- und Sommersonnenwenden.
 
Die Tore in den Palisadenringen von Goseck markieren exakt die Aufgangs- und Untergangspunkte zur damaligen Wintersonnwende am 21. Dezember; eine Toröffnung wies zum generellen Ausrichtungspunkt nach Norden. Unsere urdeutschen „stichbandkeramischen“ Vorfahren begingen also das Weihnachtfest mit religiösen Gemeinschaftsfeiern bereits vor über 7.000 Jahren. Wie aus den Funden hervorgeht, verbanden sich mit den Wintersonnwendfeiern Stieropfer-Riten. Aus vielen Funden unseres nordischen Kulturkreises ist ersichtlich, dass die Menschen glaubten, die Sonne würde nach ihrem Untergang im großen West-Meer von einer Barke aufgenommen, die sie wieder an ihren östlichen Aufgangsort zurück brächte. Die Sonnenbarke ist auf der Nebra-Scheibe abgebildet. 
Die Ortschaft Goseck wird im 9.Jh. des Hersfelder Zehntverzeichnis als „Gozacha civitas“ erwähnt, sie war Stammburg der Grafen von Goseck; Graf Dedi gilt z. B. als Stammvater der Wettiner. Das Wort Goseck lässt sich etymologisch erklären aus den beiden begrifflichen Bestandteilen „goz/gos“ und „acha/eck“, welche zusammengezogen als „Gottesacker“ zu deuten sind. Das ist eine weitere erschütternde Sensation, ein heiliger Bezirk, ein „Gottesacker“, der als solcher bereits in der Steinzeit genutzt wurde, trägt bis in unsere moderne Zeit hinein, seinen alten ehrwürdigen Namen.
 
Gozacha bzw. Gozzesburg aus Mitte 9. Jh. (später Gotza, Gozca, Gozacha, Gezeka) wäre als Gottes- bzw. Götzenacker (ahd. acchar Acker) deutbar, wenn die sprach­liche Schwankungs­möglichkeit zwischen „t“ und „z“ berück­sich­tigt wird. Der negativ verstan­dene Begriff Götze ist von Gott abzuleiten, wie es Vornamen belegen, beispiels­wei­se Götz, Gotti, Gotze, Gotzi, Gozzo, den Kurz- und Koseformen des Na­mens Gott­fried (ahd. got-fridu = Gott u. Friede, Schutz), auch Gozzan für Gottschald (siehe auch Ez­zo­/Ehr­en­­fried). Zwar verstand man mhd. Gôz, als das „gegossene Bildwerk“ -; seit dem 14. Jh. gelangte Götze zur allgemeinen Bedeu­tung „Bildwerk“ und wurde wohl erst seit M. Luther auf den Abgott bezogen. Ob die althoch­deutschen Vornamen Côzpreht, Gozbert, Gotz­hart, Goz­heri, Gozleib, Gozwin, Gozmund usw. auf Gott oder den Volksnamen der Goten zurückzuführen sind, die sprach­geschichtlich ohnehin aus gleicher Wurzel kom­men, muss offen bleiben. Im Mittelhoch­deutschen gibt es die Eigen­namen Götz, Goetz, Gôz und Wutegôz, Wüetelgôz -; mit mhd. Gôz/s Kerl bzw. Tölpel, ist der überalterte Namen ins Abschätzige gesunken, wie auch der Götze seit dem 15. Jh. mit der Bedeutung Dummkopf gebräuchlich war. Gozacha/Go­zzes­burg könnte also ebenso das Gottes-/Götzenfeld/-burg bedeuten, wie auch als Gründung im 8. Jh. eines Thürin­ger Grafen namens Gottfried/Gottschald Gozzo/Gozzan zu verstehen sein.