08.02.2025
Im Jahr 1500 rückte ein großes dänisches Heer nach Dithmarschen vor, um dessen freie Bauernrepublik zu unterwerfen. Bei Hemmingstedt geriet es in einen Abwehrkampf am Tausendteufelswall und wurde vernichtet. Obwohl zahlenmäßig überlegen, konnten sich die dänischen Truppen auf dem durchnässten Boden nicht entfalten und wurden niedergemacht. Bildquelle: picture alliance / akg-images/akg-images
DITHMARSCHER FREIHEITSKAMPF
Der Wulf Isebrand im Seelöwen-Wams
erwartet am „Teufelswall“ den Tanz.
Die Hohenwörber Jungfrau, ihm zur Seit,
mit wehendem Haar und flatterndem Kleid.
Es zieht auf dem Damm das Grauen heran,
des Dänenkönigs vieltausend Mann.
Sie rufen: „Wahr di Bauer, die Garde kummt,
Dithmarscher Freiheit ist bald verstummt!“
Die „Schwarze Garde“ rückt auf Gäulen vor,
ein Söldnerhaufen der Gott verlor.
An seiner Spitze der Junker Slenz,
im glänzenden Harnisch, ein eitler Stenz.
Doch Dithmarscher Bauern sind ein Geschlecht.
da pulst das germanische Blut noch echt.
Das waren Kerle mit Muskeln und Mark,
ein jeglicher Bursche ist flink und stark.
Mit Spingstöcken springen sie an den Feind,
eh ein Ritter sich zu besinnen scheint,
fallen die Pferde nach Hieb und Stich
und die Reiter wälzen im Schlammloch sich.
Dann kommt eine Sturmflut über das Land,
im Morast versinken die Marschen gesamt.
Und der rüstige Reimer von Wimerstedt
stieß den Slenz ins schlammmige Sterbebett.
Die Wackenhusener sind wie Wölfe dabei,
sie schlagen die eisernen Ritter zu Brei.
Das Hohenwörber Fräulein ihr Fähnlein hält,
ohne zu wanken, so wie‘s allen gefällt.
Bis nach Meldorf treibt man die Angreifer fort,
dort heimsen die Bauern Depot und Hort,
gar den Brathühner-Wagen, mit Proviant,
da schmauste und lachte auch jüngster Fant.
Wulf Isebrand (um 1465-1480 in Dithmarschen; † 1506 wahrscheinlich ebenda) kämpfte 1500 in der Schlacht bei Hemmingstedt, am 17. Februar, wo die Dithmarscher ein dänisch-holsteinisches Heer besiegten. Während der Schlacht übernahm er die Führung einer Abteilung und hatte maßgeblichen Anteil am Dithmarscher Sieg. Bis heute ist er der Volksheld Dithmarschens.
Von den Dörfern eilten die mannhaften Kämpfer-Abordnungen zum Tausendteufelwall herbei. Den Männern von Hohen-Wörden schritt eine ehrsame, schlanke Jungfrau, mit einer Fahne voran. Es hatte lange gefroren und die Marschen lagen trocken. Über Nacht aber setzte der Wind um und es kam Tauwetter auf und brachte Regen, Hagel, mit Schneetreiben. Viele der dänischen Reiter und Fußsoldaten blieben in dem aufgeweichten Marschboden stecken und ermatteten, ehe sie vor der Schanze ankamen. Andere, welche die steile Böschung zu erklimmen suchten, taumelten vor den Hellebarden und Fäusten der Dithmarscher wieder in den Graben zurück. Noch weniger vermochten Reiter und Geschütze vorwärts zu kommen. Die Rosse versanken bis zu den Bäuchen im Moore und die Geschütze konnten nicht auffahren. Als die Männer von Wakenhusen die Verwirrung erkannten, machten sie einen Ausfall aus der Schanze, warfen die Kanonen in die Gräben und drangen unter dem Geschrei: „Schonet den Mann, schlagt die Pferde!“ auf die Reiter ein. Sie wussten nämlich, dass der gepanzerte Reiter ihnen im Fußkampf nicht gewachsen war.
Von Isebrand ist keine andere Nachricht bekannt, dass er ein echter Dithmarscher gewesen sei. Die in der Schlacht von Hemmingstedt mitbesiegten Schwarzen Garde, einer mörderischen Terrorbande, die für jeden kämpfte der dafür bezahlte, stand unter der Führung des baumlangen und bärenstarken Junker Slenz aus Köln. Den rannte der große Reimer von Wimerstedt an, stieß seinen Spieß mit solcher Gewalt in den Panzer der Ritters, dass die Spitze gekrümmt in der Rüstung stecken blieb und zog ihn vom Pferd herab. Ehe noch der Junker sich aufzurichten vermochte, führte der Reimer mit der Streitaxt einen wuchtigen Schlag auf sein Haupt, dass er nimmermehr aufstand. Mit dem Führer sank der Mut der Garde. Unter lautem Geschrei wandten sich alle zur Flucht nach dem hohen Damme gen Meldorf, dem einzigen Rettungswege vor den wachsenden Wogen und den erbittert nachdrängenden Bauern. Aber der Tross der Wagen und Schlitten sperrte die Straße und hemmte die Flucht; sie sahen nichts anderes mehr vor Augen als den unersättlichen Tod. Wer der dithmarscher Faust entrann, den fassten die Wogen. Noch einmal versuchten dir Reiter dem Fußvolke Bahn zu brechen, aber wieder warfen die wackeren Männer von Wakenhusen sich ihnen entgegen, jetzt unter dem Rufe: „Schlagt den Mann, schont die Pferde!“, denn sie sahen, dass der Sieg ihnen nicht mehr zu nehmen war, und dachten die Pferde noch im Pfluge zu gebrauchen.
Die genaue Herkunft Isebrands aus Dithmarschen ist nicht bekannt. Die erste bekannte Nennung ist aus dem Jahre 1499 im Otterndorfer Streit der Dithmarscher mit den Hamburgern: Dort ist er als Geschädigter im Heider Aufgebot genannt. Wahrscheinlich wurde er zwischen 1465 und 1480 geboren. Er starb 1506 laut der Chronik des Landes Dithmarschen, Neocorus (Band II, Seite 461 und 467, Dahlmann’sche Übersetzung aus dem Jahre 1827. Hier werden der Chronist Henning Swyn aus Lunden und der Chronist Hans Detleff tho Windtbergen zitiert. Letzterer nennt als Erster (um 1640) den Isebrand mit seinem Vornamen „Wulf“).