24.08.2022

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Die Lutherischen wurden zum Würfeln um Tod oder Leben gezwungen

„DAS WÜRFELSPIEL“

Sie mussten Würfeln, um Tod oder Leben,
Gewissensfreiheit sollt‘ es nicht gehen,
so befahl es der blutige Ferdinand,
ein katholischer Kaiser im deutschen Land.

Die Männer wollten nur lutherisch sein,
weg von des Papstes falschem Schein,
weg von der „Römischen Religion“,
möglichst befreit von der Bischöfe Fron.

Die Menschen hatten ihn leidlich satt,
den Zwang, was man zu glauben hat.
Und in der Messe die lateinische Litanei,
kein Deutscher ist im Lateinzwang frei.

Der Katholizismus kann es nicht leiden,
er will sich nicht in die Rolle bescheiden,
nur eine Option unter anderen zu sein,
er sonnt sich in seinem Heiligenschein.

Und er hat bis heute niemals begriffen,
was Spatzen schon von den Dächern pfiffen,
er ist die älteste, grausamste Mordanstalt,
mit ihrer von Gott legitimierten Gewalt.

Dass dieser Bibel-Götze der Katholiken,
wie wir ihn aufgrund der Texte erblicken,
ein Menschenverächter und Mörder war,
dass man ihn zumindest so sah ist klar.

Aus giftigem Dornbusch kann auf Erden
nimmer ein labender Fruchtbaum werden.
Aus dem argem katholischer Wut-Gefühl
erwuchs auch das tödliche Würfelspiel.

Das „Frankenburger Würfelspiel“ im Jahre 1625 war der Auftakt zum Oberösterreichischen Bauernkrieg und fand vor dem historischen Hintergrund der Gegenreformation bzw. der Rekatholisierung statt. Der böse Geist dieser Untaten war der Erzherzog von Österreich; ab 1590 nominell Regent der innerösterreichischen Länder, ab 1619 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Herrscher der Habsburgermonarchie bis zu seinem Tod 1637. Kaiser Ferdinand II. war ein kriegerischer und kompromissloser Regent. Als Landesfürst führte er zuerst in Innerösterreich mit aller Härte die Gegenreformation durch, „Reformationskommissionen“ zogen durch das Land. Inmitten der ständischen Rebellionen, die am Beginn des Dreißigjährigen Krieges standen, wurde Ferdinand zum Kaiser gewählt. Er konnte die Lage in Böhmen rasch zu seinen Gunsten lösen und setzte den Absolutismus durch. Der hier zu besprechende Schauplatz war das Haushamerfeld in Pfaffing, das damals zur Grafschaft Frankenburg gehörte. Die Würfel im örtlichen Wappen stehen symbolisch für diesen Vorgang. Oberösterreich wurde 1620, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, in Ermangelung eigener finanzieller Mittel für die Kriegskasse von den Habsburgern an den bayerischen Herzog Maximilian I. verpfändet. In der Folgezeit ließ Maximilian neben zahlreichen Steuerbeamten auch katholische Geistliche nach Oberösterreich entsenden, welche dort gemäß dem Rechtsprinzip „Cuius regio, eius religio“ (wessen Gebiet, dessen Religion) die Gegenreformation durchsetzen sollten. Als im Mai des Jahres 1625 in der protestantischen Pfarrei Frankenberg ein katholischer Pfarrer eingesetzt werden sollte, kam es zum bewaffneten Aufstand. Der Pfarrer wurde verjagt, der Pfleger der Grafschaft im Schloss Frankenburg ohne Gewaltaten und Blutvergießen belagert. Nachdem ihnen Gnade versprochen worden war, gaben die Aufständischen die Belagerung auf. Gnade versprach auch der bayerische Statthalter im Lande ob der Enns, Adam Graf von Herberstorff, als er am 15. Mai alle männlichen Bewohner der Grafschaft auf das zwischen Frankenburg und Vöcklamarkt gelegene Haushamerfeld zitierte, um über die Rebellen Gericht zu halten. Insgesamt wurden etwa 5.000 Männer dort zusammengetrieben, wobei die Mehrheit freiwillig erschien. Unter ihnen befanden sich die 36 mutmaßlichen Rädelsführer, die nichts anderes wünschten, als ihrer lutherischen Religion treu bleiben zu dürfen. Diese wurden von bayerischen Soldaten abgeschirmt und bekamen von Herberstorff ihre Verurteilung zum Tode mitgeteilt. Herberstorff ließ die Hälfte von ihnen auf schaurig-zynische Weise „begnadigen“, wozu er die 36 Betroffenen paarweise um ihr Leben würfeln ließ. 16 Verlierer des darauf folgenden Würfelspiels wurden gehängt, zwei weitere Verlierer wurden begnadigt. Ein Färbergehilfe, der wider übergriffige Soldaten eine Notzucht vereitelt hatte, wurde später gefangen und auch gehängt, so dass insgesamt 17 Männer gerichtet wurden. Es sollte, mit Rückendeckung von Ferdinand II. ein Exempel statuiert werden, also ein abschreckendes Urteil, um die lutherischen Protestanten, die im Land ober Enns die absolute Mehrheit bildeten, in ihrem Widerstandswillen zu brechen. Diese drastische Strafaktion hatte nicht die von Herberstorff erhoffte Wirkung, sondern wurde zum Auslöser eines sorgfältig geplanten Bauernaufstandes in Oberösterreich, der im Mai 1626 losbrach. Bis zu 40.000 Bauern bestürmten Ämter und Garnisonen der Bayern und überrannten mehrere Truppenkontingente. Erst einem kombinierten bayerisch-österreichischen Heer unter dem Bluthund Gottfried Heinrich zu Pappenheim gelang es im November, die Aufständischen in mehreren Schlachten zu schlagen. 12.000 Bauern sollen dabei erschlagen worden sein, die Anführer wurden gefoltert und hingerichtet.

Die belletristische Darstellung von Karl Itzinger, „Das Blutgericht am Haushamerfeld. Aus der Leidens- und Heldenzeit des Landes ob der Enns“, 1933. Der Autor Karl Itzinger war Redakteur und Zeitungsverleger in Wels. Er gab die „Bauern-Zeitung“, das „Innvierteler Volksblatt“ und das „Mühlvierteler Volksblatt“ heraus. Bekannt wurde Itzinger in den 1930er Jahren durch die Romantrilogie „Ein Volk steht auf“, welche von der katholischen austrofaschistischen Regierung von Kurt Schuschnigg verboten wurde. Nach Ende von Weltkrieg II. wurden Itzingers Schriften „Not und Kampf deutscher Bauern“ (1935), „Die Habsburger in der Geschichte der Deutschen“ (1936), „Nie wieder Habsburg!“ (1937), „Vom Verräter zum Heiligen?“ (1938) und „Tagebuch vom 10. Februar bis 14. März 1938, „Ein Überblick über die letzten Jahre des Kampfes und des ersten Tage des Sieges“ (1938) in der SBZ-DDR auf die Liste der verbotenen Literatur gesetzt. Itzinger wurde 1947 von Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem sog. „Verbotsgesetz“ angezeigt und es wurde seine Überstellung aus dem Internierungslager Glasenbach an das landesgerichtliche Gefängnis beantragt. Seine Witwe wandte sich brieflich an die von dem antideutschen Katholiken Josef Bick geleitete „Zentralkommission zur Bekämpfung von NS-Literatur“ mit der Bitte, die Werke ihres verstorbenen Gatten neu herausgeben lassen zu dürfen. Sie vertrat die nachvollziehbare Ansicht, die Bücher ihres Mannes könnten keine nationalsozialistische Gesinnung transportieren, denn das Thema der Bücher stamme „aus der Zeit 1625. Da kann man den Büchern wirklich keine gefährliche Tendenz unterschieben.“ Der volksverräterischen Kommission war Itzingers treudeutsche NS-Vergangenheit bekannt, weshalb sie den Antag der Frau ablehnte. Man fasst sich an den Kopf, „wegen der Vergangenheit eines Menschen“, dürfen seine Romane nicht mehr verlegt werden ?! Itzinger war Mitglied des Stabes der verbotenen „SA-Obergruppe“ Österreich und untadeliger Führer des „Freikorps Oberland“ gewesen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten machte der Bekenner zum Deutschtum ganz selbstverständlich Karriere. Er wurde SA-Obersturmbannführer, ehrenamtlicher Kreisschulungsleiter der NSDAP für Linz-Stadt von 1938 bis 1939 und Gauhauptstellenleiter für die bäuerliche Nachwuchserziehung und -schulung von 1942 bis 1944. Gegen Kriegsende war er in Lambach als Ausbilder und Leiter einer Volkssturmeinheit. Die hassvollen Angriffe und Schmähungen eines vorbildlichen deutschen Mannes können seiner Ehre keinen Abbruch tun, seine historischen Romane über die Leidenszeit in den Bauernkriegen verfehlen ihre Wirkung nicht, heute wie ehedem.