Die Muttersprache - Zeichnung von Fidus  / Hugo Höppener (1868-1948)
 
Die Philosophin von der Pfalz spricht über Fichtes „Reden an die deutsche Nation“
und von der Lebendigkeit der deutschen Sprache.
Im Vergleich dazu sind die anderen europäischen Sprachen „tote Sprachen“.
Für J.G. Fichte entsprangen aus dem deutschen Volk so viele Geistesgrößen,
weil die deutsche Sprache niemals durch eine fremde Sprache überformt wurde,
und somit lebendig geblieben ist.
 
 
 UNSERE DEUTSCHE SPRACHE
 
Du, meine heilige deutsche Sprache,
aus dem flutenden-ebbenden Urmeer der Zeit,
Du reines Gebilde, Du Wesen der Frühe,
wie machst Du die deutsche Seele mir weit.
 
Es wallt Dein Weistum aus Laut und Bild,
gleich dem breiten, tiefen, mächtigen Strom,
dessen Rauschen im Herzen uns widerklingt
und jauchzend aufbrandet im deutschen Dom.
 
Des alldeutschen Geistwesens Tempel-Bau
ist glänzend getürmt aus der Sprache Gewalt.  
Himmelhoch ragt in den Allraum hinauf,
des Sprachverstandes Riesen-Gestalt.
 
Unsere Muttersprache erklärt sich aus sich,
 in jedem Wort lebt noch der Ur-Deutung Sinn.
Sie blieb ur-lebendig, weil niemals gebrochen,
unverfremdet, sich selbst treu seit Anbeginn.
 
Daraus erwuchs unser sprachlicher Zauber,
nichts was Deutschem an Deutlichkeit gleicht,
wer könnte ihm folgen in Höhen und Tiefen,
was wäre so bleischwer und federleicht ?!
 
Werfet das Senkblei in Sprachflusses Grund,
lotet gründlich deutsches Wort, deutschen Satz,
und sie schenken Antwort, Trost, Religion -,
dann wisst Ihr die Sprache als größten Schatz.