27.05.2024

Die schwedische Nachtigall (1941) mit Ilse Werner und Joachim Gottschalk >> https://www.youtube.com/watch?v=XztdIoSK60U

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Ilse Werner + Erna Berger + Berger-Stele der Erna-Berger-Straße in Dresden-Cossebaude

Die wunderbaren deutschen Nachtigallen

Erna Berger (1900-1990) gehört neben Elisabeth Grümmer, Hilde Güden, Lotte Lehmann, Rita Streich (die von ihr entdeckt und gefördert wurde), Erika Köth, Gundula Janowitz, Elisabeth Rethberg, Erna Sack, Elisabeth Schwarzkopf und Maria Ivogün zu den großen, überragenden deutschen Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts.

Ihre bevorzugten Rollen waren u. a. die Königin der Nacht in Die Zauberflöte, die Violetta in La traviata, die Mimi in La Bohème, die Gilda in Rigoletto sowie die Konstanze in Die Entführung aus dem Serail. Mit letztgenannter Partie erwarb sie sich internationalen Ruf. Damit gastierte die Sängerin beispielsweise auch an der Londoner Covent Garden Opera. Der große Meisterdirigent und Komponist Gustav Heinrich Ernst Martin Wilhelm Furtwängler (1886-1954) hatte sie 1934 an die Berliner Staatsoper berufen.

Als Kind verbrachte Berger einige Jahre bei  Verwandten in Brasilien und Paraguay, wo sie später als Kontoristin und Klavierlehrerin tätig war. Sie kehrte nach Dresden zurück und nahm dort ein Gesangsstudium auf. Ihre Lehrerin war Melitta Hirzel. Mit 26 Jahren kam sie durch Fritz Busch als Opernsoubrette an die Dresdner Staatsoper und hatte ihren ersten Erfolg als „Hannele“ in der Premiere der Oper „Hanneles Himmelfahrt“ von Paul Graener.

Später wurde sie Mitglied der Wiener und der Berliner Staatsoper und der Städtischen Oper Charlottenburg und bereiste Japan, Nord- und Südamerika, Afrika und Australien mit Konzerten (besonders Lieder von Hugo Wolf), wobei der Pianist Sebastian Peschko ihr bevorzugter Begleiter war. Erna Berger gehörte 1934–1946 der Berliner Staatsoper an. Sie ist auf der Gottbegnadeten-Liste von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels als wichtige Künstlerin des NS-Staats verzeichnet.

Erna Berger, die auf allen großen nationalen und internationalen Opernbühnen (in München, Paris, Rom, Madrid, New York) sang, trat auch gelegentlich als Sängerin in Filmen auf und synchronisierte Schauspielerinnen mit ihrem Gesang (z. B. Ilse Werner, die die Sängerin Jenny Lind in dem Film „Die schwedische Nachtigall“ verkörperte).

Ferner arbeitete sie als Gesangspädagogin. Als solche entdeckte und förderte sie viele Gesangstalente, beispielsweise die Sopranistin Rita Streich. Mit 54 Jahren nahm Erna Berger Abschied von der Bühne (Zerlina in Don Giovanni, Salzburg 1954), gab aber noch weiterhin zahlreiche Liederabende (letzter Liederabend: 15. Februar 1968, Cuvilliéstheater München). 1959 wurde Erna Berger auf eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg berufen. Im Alter von 80 Jahren sang sie noch einmal im Rahmen eines Fernsehporträts des SWF ein Schubertlied. Die wunderbare Sängerin Erna Berger starb in Essen im 90. Lebensjahr an einer Herzschwäche. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 31B, Reihe 12, Nummer 7).

„Sie ist durch und durch Musik…“, sagte Wilhelm Furtwängler über Erna Berger. „Sie ist die Beste, die wir haben.“ Triumphe erlebte Erna Berger an der Berliner Staatsoper, an die Furtwängler sie 1934 berief. Hier sang sie mehr als 30 Partien, von der „Königin der Nacht“ bis zur „Sophie“ und „Zerbinetta“. Auch im italienischen Fach war sie erfolgreich, als „Traviata“, „Mimi“, „Butterfly“, vor allem als „Gilda“. 1923 begann sie in Dresden ihre Ausbildung, die schon zwei Jahre später zu ihrem ersten Engagement führte: Fritz Busch holte sie an die Dresdner Staatsoper. Sie hatte es am Anfang keineswegs leicht, nicht zuletzt, weil sie so zierlich war. Doch ihre Beharrlichkeit, die unbedingte Hingabe an die Musik und ihre Fähigkeit, sich in ein Ensemble einzufügen, führten schon bald zu großen Auftritten. Auch nach dem Krieg endete ihre Karriere nicht, sie wurde weitergeführt durch Gastspiele in London und an der „Met“. Viele Konzertreisen führten sie um die ganze Welt. Ihr leuchtender Sopran, der auch in höchsten Höhen zu lyrischem Legato fähig war, hatte keineswegs eine instrumentale Geläufigkeit. Ihr Gesang war beseelt, was allemal bei Liedaufnahmen deutlich wird. „Man muss in ein kleines Lied von drei Minuten Dauer genausoviel Intensität der Gestaltung legen wie in eine ganze Opernpartie von ebensoviel Stunden Dauer…“ (Erna Berger) Als sie anlässlich ihres 80. Geburtstages ein Fernsehinterview gab, sang sie Schuberts „Im Abendrot“, immer noch mit wunderbarer Intonierung und einer Phrasierung, die den tief empfindenden Menschen Erna Berger zeigte. Als Zuhörer dachte ich damals: „Von ihr können sie alle noch viel lernen“, meinte der Kenner Jürgen Speckmann.


Filmografie
• 1936: Schlussakkord
• 1939: Opernball (Gesangssynchronisation)
• 1941: Die schwedische Nachtigall (Gesangssynchronisation)
• 1942: Wen die Götter lieben
• 1943: Immensee (Gesangssynchronisation)
• 1949: Figaros Hochzeit (Gesangssynchronisation)

Ehrungen
• 1953 Verdienstkreuz der BRD
• 1954 Berliner Kunstpreis
• 1970 Johannes-Brahms-Medaille der Stadt Hamburg
• 1976 Großes Bundesverdienstkreuz der BRD
• 1985 Ehrenmitgliedschaft der Staatsoper Unter den Linden
• 1990 Erna-Berger-Straße in Cossebaude
• 1992 Umbenennung der Bästleinstraße in Dresden in Erna-Berger-Straße
• 2003 Erna-Berger-Straße im Berliner Bezirk Mitte, nahe dem Potsdamer- und Leipziger Platz.

 

SIRENENHAFTER KOLORATURGESANG - ERNA BERGER >> https://www.youtube.com/watch?v=tLLe088Z-lw

Erna Berger „Man nennt mich jetzt Mimi“ La Bohème >> https://www.youtube.com/watch?v=d2Y8Usc12QM