VERFLUCHTES LAND

Durch Judäas Wüstenöde
zieht die Karawane hin.
In dem Land, das dürr und spröde,
welkt ein frischer, freier Sinn.

Wenn die Sonne jäh erwacht
und mit Gier den Himmel küsst,
sie aufs neu des Feuers Macht
mit dem zarten Leben misst.

Armer Sand ist hier der Boden,
den der müde Fuß betritt -,
wirbelnd wird er aufgestoben,
tanzt noch eine Weile mit.

Glühend pocht es in der Stirn,
schwer nach Atem ringt die Kehle,
langsam nur gehorcht das Hirn,
Wasser -, einziger Wunsch der Seele.

In der heißen, trocknen Luft
hört man ein Gelächter klirren,
wie aus leerer Tempelgruft -,
doch die Sinne können irren.

Ferne, zwischen grünen Matten,
wartet wunderschön das Ziel,
klare Quellen, kühler Schatten -,
alles Glück betörend viel.

Doch Jehovas Feuergarten
lässt sein Opfer ungern zieh’n -,
und die schlanken Palmen warten -,
aber Sand weht nur dahin.

Wie ein feines Leichentuch
deckt der Sand die Hoffnung zu.
Dieses Land trägt Gottes Fluch -,
wieder hat die Wüste Ruh’.
Nur ein Mönch mit wirren Augen,
blinzelt aus der Felsenklause,
seinem Wahn mag Wüste taugen,
fühlt im Wüsten sich zuhause.
 
PS: Die Judäische Wüste oder Wüste Juda (Arabisch: صحراء يهودا Sahara Yahudan; Hebräisch: מִדְבַּר יְהוּדָה Midbar Yehuda) ist eine Halbwüste in Israel und dem Westjordanland. Sie liegt zwischen Jerusalem und dem Toten Meer und reicht bis zum nordöstlichen Negev. Bei der Lebensweise in Wüstennähe konnten sich die einsiedlerischen palästinensischen Mönche auf die ägyptische Tradition stützen; in Ägypten war diese christliche Lebensform zuerst entstanden. Hierbei lebte jeder Klostermönch im Alltag mehr oder weniger einsiedlerisch, aber gebunden an einen Gebetsort (eine Kapelle, in der sich die Einsiedler wöchentlich trafen), der zugleich auch zentral Versorgung und Dienste bereitstellte.