IM OCHSENTROTT
 
Sie wahren keinen Mythos,
sie glauben keinen Gott,
sie träumen keine Träume,
sie ziehn im Ochsentrott.
 
Sie wenden nicht die Köpfe,
sie beugen sich im Joch,
sie kennen nicht den Fuhrmann,
sie schleppen Lasten doch.
 
Sie fühlen seine Peitsche,
sie folgen seinem Schlag,
sie müh’n sich seine Wege,
sie schaffen seinen Tag.
 
Sie kennen keine Ziele,
sie wissen keinen Sinn,
sie lenkt ein fremder Wille
zum Schlachtaltare hin.
 
Ihr lieben deutschen Brüder,
ihr Schwestern allesamt,
kann keiner euch erretten
aus eures Henkers Hand ?
 
Ihr seid so selbstvergessen,
scheint ohne heil’gen Hort,
scheint ohne Wert und Ehre
und eignes Gotteswort.
 
Ihr wurdet nur betrogen,
wacht endlich, endlich auf,
zerreißt das Zuggeschirre,
ihr findet bessren Lauf !
 
Hebt euren Blick zu Sternen,
aus Staub und Straßenkot;
lasst euer Selbst bestimmen,
lasst eure Seele singen;
beendet eure Not !
 
Bild: Reliefteil eines Grabmals aus 2./3. Jh. n. 0 in Gemeinde Rotenbachtal (Schwäbisch Gmünd)